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Der Bulle von der Schlei

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.10.2016
Dramatische Dreharbeiten: In Kappeln hängt ein Schauspieler tot an der Rahe eines Segelschiffs. Eine harte Nuss für die Flensburger Kommissare Paul Beck und Nick Harder, die sich nicht nur mit den skurrilen Marotten der Filmschaffenden herumschlagen müssen, sondern auch mit der 'Ermittlungshilfe' des TV-'Bullen' Arndt Pfeiffer. Da kommen die romantischen Gefühle, die Beck und Harder für ihre attraktiven dänischen Kolleginnen Lotta Lundkvist und Theresa Vestergaard entwickeln, nicht besonders gelegen.

Bengt Thomas Jörnsson, geboren 1969 in Bremerhaven, ist Pädagoge, Germanist und promovierter Psychologe. Bevor er sich ganz dem Schreiben widmete, war er einige Jahre in der Wissenschaft tätig. Jörnsson ist verheiratet und lebt und arbeitet in Kiel.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDramatische Dreharbeiten: In Kappeln hängt ein Schauspieler tot an der Rahe eines Segelschiffs. Eine harte Nuss für die Flensburger Kommissare Paul Beck und Nick Harder, die sich nicht nur mit den skurrilen Marotten der Filmschaffenden herumschlagen müssen, sondern auch mit der 'Ermittlungshilfe' des TV-'Bullen' Arndt Pfeiffer. Da kommen die romantischen Gefühle, die Beck und Harder für ihre attraktiven dänischen Kolleginnen Lotta Lundkvist und Theresa Vestergaard entwickeln, nicht besonders gelegen.

Bengt Thomas Jörnsson, geboren 1969 in Bremerhaven, ist Pädagoge, Germanist und promovierter Psychologe. Bevor er sich ganz dem Schreiben widmete, war er einige Jahre in der Wissenschaft tätig. Jörnsson ist verheiratet und lebt und arbeitet in Kiel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960411079
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum19.10.2016
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3754 Kbytes
Artikel-Nr.3260227
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Der Streifenwagen hielt mit quietschenden Bremsen auf der Mole.

Cornelius Christensen löste seinen Blick von der reglosen Gestalt an der Rahe und blickte zu dem uniformierten Beamten, der aus dem Wagen sprang. Im Laufen stülpte er sich seine Dienstmütze über die vollen, gewellten Haare, die einen seltsamen Farbton hatten, ein unnatürlich gelb wirkendes Blond. Er war nicht mehr der Jüngste und schien ein wenig außer Form. Die Uniformjacke spannte über seinem Bauch, und die Haut im Gesicht und am Hals war gerötet. Schon nach den ersten Schritten begann er zu keuchen. Christensen verzog unwillkürlich den Mund.

Der Polizist hielt kurz inne, als müsse er sich versichern, dass er das richtige Schiff gefunden hatte. Dann eilte er über die Gangway an Bord der »Pippilotta«, die Augen suchend auf den Schonermast gerichtet. Deshalb sah er auch nicht das nachlässig aufgerollte Kabel, das direkt vor ihm auf dem Schiffsdeck lag.

Er stolperte und geriet ins Straucheln. Um nicht zu fallen, klammerte er sich an die Kameraassistentin, die ein Puschelmikrofon an einer Stange über seinem Kopf hielt.

»Aus!«, brüllte Dominik Voigt und funkelte die junge Frau an. »Kannst du nicht aufpassen, wo das verdammte Kabel herumliegt? Jetzt können wir die ganze Einstellung noch mal neu machen.«

Cornelius Christensen, der einen der beiden Matrosen spielte, biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen. Sein Partner Tegtmeier, der zweite Matrose, hatte sich nicht so gut im Griff. Er kicherte albern, was ihm einen wütenden Blick von Regisseur Voigt eintrug. Tegtmeier riss sich zusammen.

Der uniformierte Beamte richtete sich wieder auf. Voigt winkte seinem Kameramann.

»Wir machen die Einstellung noch mal«, erklärte er barsch und signalisierte seinen Darstellern, sich bereitzuhalten.

Christensen und Tegtmeier, deren Aufgabe darin bestand, mit entsetzter Miene zur Mastspitze aufzusehen, tauschten einen genervten Blick. Szenen zu drehen, in denen die eigene Rolle nur dekorativen Charakter hatte, während die Hauptakteure eine Klappe nach der anderen vermasselten, war der Teil seines Jobs, den Christensen am meisten hasste. Womit er vermutlich nicht allein war. Wer ließ sich schon gern zum Statisten degradieren?

»Hey, Olli«, rief er nach oben. »Kannst du noch?«

Von dem Mann, der an der Rahe baumelte, kam keine Antwort.

»Wahrscheinlich ist er eingeschlafen«, mutmaßte Gerhard Tegtmeier und strich sein blau-weiß gestreiftes Matrosenhemd glatt.

Christensen seufzte, weil ihm wieder einfiel, dass er in dieser Karikatur eines Seefahreroutfits beinahe noch alberner aussah als sein Kollege.

»Ja«, sagte er bitter. »Das ist das Beste, was er tun kann. So, wie ich den Laden hier kenne, dauert das noch den halben Tag.«

***

Lars Unger schob seine Kamera näher an die Gangway heran. Der uniformierte Beamte lief von der Mole aufs Schiff. Dieses Mal erreichte er die beiden entsetzten Matrosen unfallfrei.

Cornelius Christensen, der gar nicht damit gerechnet hatte, dass die Szene gleich beim zweiten Versuch klappen würde, legte - seiner Rolle gemäß - eilig sein Klettergeschirr ab und reichte es Arndt Pfeiffer, der den Polizisten spielte.

»Und: Cut«, rief Regisseur Voigt. Christensen wusste, warum. Die Übergabe der Sicherungsausrüstung sollte auf den Film, die Umständlichkeit, mit der Arndt Pfeiffer hineinstieg, dagegen nicht. Das sah zwar lustig aus, aber Pfeiffer spielte eine Identifikationsfigur. Und die durfte man nicht zu sehr beschädigen.

Christensen übernahm die Sicherungsleine, und Pfeiffer zurrte den Gurt fest. Die Schnalle spannte über seinem dicken Bauch. Der Filmpolizist grunzte unwillig.

»Gibt s die Dinger nicht auch eine Nummer größer?«, erkundigte er sich.

Dominik Voigt, ein dünner Mann mit gewollt zerzausten dunklen Haaren, kniff die Augen zusammen. Seinem Image als visionärem Regisseur entsprechend trug er Hose und Rollkragenpullover in Schwarz, dazu eine schwarz umrandete Hornbrille.

»Das ist die größte Größe, Arndt«, versetzte er. »Du solltest mehr auf deine Figur achten.«

»Papperlapapp.« Arndt Pfeiffer winkte ab. Er hakte den Karabiner der Sicherungsleine in das Klettergeschirr ein und begann, den Fockmast hinaufzuklettern. Nach drei Metern hielt er inne und schaute nach unten.

»Scheiße, ist das hoch«, fluchte er.

»Halt die Klappe!«, rief der Regisseur und machte Kameramann Unger ein Zeichen. »Wir fangen an zu drehen. Ich will deine Kommentare nicht auf dem Film haben.«

»Ja, ja.« Pfeiffer enterte die Wanten und erreichte die Füße des Mannes, der oben an der Rahe hing. Er klopfte ihm leicht gegen das Bein.

»Kompliment«, sagte er. »Du hast echt Durchhaltevermögen.«

Der Darsteller der Leiche blieb konsequent und rührte sich nicht.

»Und: Action!«, brüllte Dominik Voigt von unten.

Der Filmpolizist kletterte weiter, bis er sich mit dem angeblichen Toten auf Augenhöhe befand. Im nächsten Moment ließ er die Wanten los und rauschte an der Sicherungsleine in die Tiefe.

Cornelius Christensen schrie unwillkürlich auf. Das raue Seil, das plötzlich rasend schnell zwischen seinen Händen hindurchglitt, ließ seine Handflächen wie Feuer brennen. Eilig verstärkte er seinen Griff, nur um in der nächsten Sekunde das Gefühl zu haben, als würde ihm Pfeiffers Gewicht die Arme abreißen. Hätte Gerhard Tegtmeier nicht geistesgegenwärtig zugegriffen, Pfeiffer wäre vermutlich bäuchlings auf den Schiffsplanken gelandet. So wurde er im letzten Moment gestoppt und kam federnd mit den Füßen auf.

»Das war knapp«, bemerkte Tegtmeier, und Christensen atmete tief durch. Er wartete auf einen Dank von Pfeiffer, doch der hatte keine Augen für ihn. Er nestelte an seinem Klettergeschirr, während sein Blick an dem Mann an der Rahe klebte.

Christensen schaute auf seine aufgeschürften Handflächen und fluchte. Tegtmeier klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. So war das eben. Als Nebenfigur fasste einen niemand mit Samthandschuhen an. Und Allüren durfte man sich höchstens als Star erlauben. Oder auch nicht, wenn der Regisseur Dominik Voigt hieß.

Der trat genervt auf Pfeiffer zu.

»Was ist denn jetzt schon wieder?«, erkundigte er sich.

Der Schauspieler deutete nach oben. Er atmete hektisch, und sein Kopf hatte eine bedenklich rote Farbe angenommen.

»Der Olli â¦«, stieß er hervor. »Der tut nicht nur so. Der ist wirklich tot.«

Dominik Voigt tippte sich an die Stirn.

»Quatsch«, sagte er und musterte seinen Hauptdarsteller. »Hast du schon wieder zu tief ins Glas geschaut?«

Arndt Pfeiffer fuchtelte vor Voigts Augen herum.

»Ich hab nix getrunken. Der Olli ist wirklich hinüber. Sein Gesicht ist leichenblass. Und die Zunge hängt ihm aus dem Mund.«

Der Regisseur schob Pfeiffers Hand beiseite.

»Das war die Neue von der Maske«, entgegnete er gelassen. »Die ist top. Und bei ihm hat sie sich natürlich besondere Mühe gegeben. Sie ist immerhin seine Freundin.« Er schaute zur Breitfock hinauf.

»Hey, Olli«, rief er. »Gib mal ein Lebenszeichen von dir. Der Arndt meint, du hättest den Löffel abgegeben.«

Von oben kam keine Reaktion. Auf Dominik Voigts Stirn erschien eine steile Falte.

»Olli, lass den Scheiß! Das ist nicht komisch!«

Noch immer war aus dem Mast keine Regung zu vernehmen. Nur die Füße des Leichendarstellers baumelten im Wind.

Das Gesicht des Regisseurs wurde blass.

»Verdammte Scheiße!«, fluchte er und wandte sich an Christensen. »Cornelius. Schau nach, was da los ist. Schnell.«

Cornelius Christensen nahm dem Polizistendarsteller das Klettergeschirr wieder ab und schlüpfte selbst hinein. Er war ein asketischer Mann Mitte vierzig, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. Sein Kollege Tegtmeier, der die Figur des zweiten Matrosen spielte, hielt die Sicherungsleine, und Christensen erklomm, so rasch er konnte, die Wanten.

Er schluckte, als er die dicke Henkerschlinge und den nach vorn gesackten Kopf von Oliver Kaufmann erblickte. Von Kaufmanns Augen und Nase liefen eingetrocknete weißliche Spuren über die Lippen zum Kinn.

Das sah so verdammt echt aus. Konnte das wirklich nur Schminke sein?

Christensen tippte dem Darsteller der Leiche auf die Schulter.

»Olli? Komm, hör auf. Du hast uns einen Mordsschrecken eingejagt. Aber so langsam ist es nicht mehr witzig.«

Er starrte in die hellblauen Augen von Oliver Kaufmann, über denen ein milchiger Schleier lag. Kein Muskel im Gesicht des Kollegen zuckte. Nur sein Körper pendelte sacht im Wind.

Christensen spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er legte dem Leichendarsteller die Finger unterhalb des Seils an die Halsschlagader, um nach seinem Puls zu tasten, und zog sie sofort wieder zurück. Kaufmanns Haut fühlte sich schlaff und kühl an.

Cornelius Christensen würgte. Ein kalter Schauer rieselte ihm über den Rücken. Er atmete tief durch und streckte noch einmal die Hand nach dem Hals seines Kollegen aus. Doch da war nichts.

Christensen hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Fast hätte er die Wanten losgelassen und wäre in die Sicherungsleine gefallen. Aber dann fanden seine Finger doch noch Halt.

»Cornelius?«, brüllte Dominik Voigt von unten. »Was ist denn nun?«

Christensen musste sich räuspern, ehe ihm seine Stimme wieder gehorchte.

»Holt ihn da runter!«, rief er, während er zitternd zurück aufs Schiffsdeck kletterte. »Wir brauchen einen Notarzt! Den Olli â¦ den hat tatsächlich einer aufgehängt.«

***

Gerhard...
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