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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
328 Seiten
Deutsch
Ueberreuter Verlagerschienen am19.01.2017
Der Sturm tobt über Midgard und die Wölfe schleichen heulend um das einsame Haus. Staunend und ungläubig hört der Knabe Lif zu, als die alte Skalla die Legende vom Fimbulwinter erzählt, der das Ende der Menschheit einleiten soll. Nicht die Götter, weder Asen noch Wanen, sind ausersehen, das Menschengeschlecht zu retten. Dem Knaben Lif ist es bestimmt, zu entscheiden, ob dem Fimbulwinter ein neuer Frühling folgen wird oder die ewige Nacht!

Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste er 1982 den Fantasy-Roman 'Märchenmond', der den Fantasy-Wettbewerb des Verlags Carl Ueberreuter gewann. Das Buch verkaufte sich bislang weltweit 4,5 Millionen Mal und beflügelte seinen Aufstieg zum erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor. Wolfgang Hohlbein lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDer Sturm tobt über Midgard und die Wölfe schleichen heulend um das einsame Haus. Staunend und ungläubig hört der Knabe Lif zu, als die alte Skalla die Legende vom Fimbulwinter erzählt, der das Ende der Menschheit einleiten soll. Nicht die Götter, weder Asen noch Wanen, sind ausersehen, das Menschengeschlecht zu retten. Dem Knaben Lif ist es bestimmt, zu entscheiden, ob dem Fimbulwinter ein neuer Frühling folgen wird oder die ewige Nacht!

Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste er 1982 den Fantasy-Roman 'Märchenmond', der den Fantasy-Wettbewerb des Verlags Carl Ueberreuter gewann. Das Buch verkaufte sich bislang weltweit 4,5 Millionen Mal und beflügelte seinen Aufstieg zum erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor. Wolfgang Hohlbein lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783764191672
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum19.01.2017
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2456 Kbytes
Artikel-Nr.3296893
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
DAS SCHWARZE SCHIFF

Es war der erste Tag des Fimbulwinters, der langen, letzten Dämmerung der Zeiten, der kein Frühling und kein Sommer mehr folgen würde. Aber das wusste niemand, und hätte man es jemandem gesagt, so hätte er es nicht geglaubt. Denn es war ein ganz besonders schöner Morgen: Winter zwar, der, wie immer hier oben im Norden Midgards, sehr früh gekommen war und erst spät wieder gehen würde, aber doch ein Morgen voll goldenem Licht und mit einer Luft, die von jener seltenen Klarheit war, wie man sie selbst hier nur an ganz wenigen Tagen im Jahr fand.

Lif war früh aufgestanden, noch vor den Hühnern, die ihn sonst allmorgendlich mit ihrem misstönenden Gackern aus dem viel zu kurzen Schlaf rissen, und hier herunter an die Küste gegangen, um das Erwachen der Sonne zu erleben. Er liebte Tage wie diese. Ihre Stille und der Frieden, die mit der Dämmerung gekommen waren und verschwinden würden, sobald sich oben auf dem Hof das erste Leben regte, entschädigten ihn für vieles. Lifs Leben war hart, aber das war nichts Besonderes; nichts, was ihn von irgendeinem anderen Knaben seines Alters unterschieden hätte, der auf einem der Höfe lebte, die entlang der Küste des Kalten Ozeans verstreut lagen. Aber sein Leben war auch einsam und das war etwas, was es sehr wohl von anderen unterschied, denn so rau und kalt dieses Land war, so freundlich und warmherzig waren seine Menschen. Und es lag auch nicht an ihnen, dass er einsam war, so wenig wie es an ihm selbst lag. Lif war eben ... anders. Niemand hatte es ihm je gesagt und alle, die ihn kannten, gaben sich Mühe, es ihn nicht spüren zu lassen, aber es war so, und er hatte es stets gewusst, schon als ganz kleines Kind. Oft, wenn die anderen Kinder seines Alters im Schnee tollten oder sich in den kurzen Sommermonaten auf den jäh aufblühenden Wiesen balgten, saß er allein an der Küste, hoch über der zahllose Klafter tief abfallenden Steilwand, blickte auf das Meer hinaus und träumte. Von etwas freilich, das er nicht hätte beschreiben können, hätte man ihn danach gefragt, denn es waren Dinge, die er nie gesehen, Worte, die er nie gelernt, und Länder, von denen er nie gehört hatte, in denen seine Fantasie wandelte, während er dasaß und auf das Meer schaute. Er wusste, dass keines der anderen Kinder dies tat, und er wusste auch, dass sie über ihn redeten und ihn deshalb mit - freilich gutmütigem - Spott betrachteten. Aber das war ihm gleich. Lif hatte es längst aufgegeben, darüber nachzudenken, warum er so war, wie er war. Daran war eben nichts zu ändern.

Aber an all das dachte er nicht, als er an diesem Morgen dem Sonnenaufgang zusah, eng in seinen wärmenden Fellumhang gehüllt und mit angezogenen Knien in den Schutz der umgestürzten Esche gekuschelt, die wie ein gefällter Riese auf der Klippe lag und den eisigen Biss des Windes brach. Er war es einfach zufrieden, dazusitzen, dem goldenen Licht und den gleichmäßig heranrollenden Wellen des Kalten Ozeans zuzusehen und er verschwendete nicht einen Gedanken an die Vergangenheit oder gar an die Zukunft; ja nicht einmal an den anbrechenden Tag, der in wenigen Augenblicken mit dem Krähen des Hahnes beginnen und viele Stunden voll harter Arbeit bringen würde. Vielleicht war es das, was ihn am allermeisten von den anderen unterschied: Oft hatte er das Gefühl, dass etwas Großes, Gewaltiges auf ihn wartete, und manchmal, wenn er hier saß und auf das Meer hinabsah, wurde dieses Gefühl zur unerschütterlichen Gewissheit. Aber genauso sicher wusste er auch, dass - was immer es war - es nichts mit seinem Leben hier auf dem Hof zu tun haben, sondern etwas bisher Unbekanntes und Überwältigendes sein würde. Es lohnte nicht, auch nur einen Gedanken an das Hüten der Herden oder überhaupt an die Arbeit auf dem Hof zu verschwenden. Lif war nicht etwa faul - im Gegenteil. Osrun, sein Ziehvater, lobte ihn oft wegen seines Fleißes und seiner Umsicht, und er erledigte alle Arbeiten, die ihm aufgetragen wurden, ohne zu widersprechen. Aber der Gedanke, dass sein Leben nur darin bestehen sollte, jeden Morgen das halbe Dutzend Rinder auf die Weiden zu treiben, im nahen Wald Holz zu schlagen, die Ställe auszumisten, Netze zu flicken und was der Arbeiten auf einem Fischerhof sonst noch waren, dieser Gedanke erschien ihm einfach lächerlich. Das Leben konnte nicht nur darin bestehen, da war er ganz sicher.

Nun war Lif mit seinen vierzehn Sommern natürlich gerade in dem Alter, in dem wohl alle Knaben von Abenteuern und fernen Ländern träumen, aber zumindest in diesem Punkt hatte er - jedenfalls glaubte er das - das Recht, ein bisschen mehr vom Leben zu erwarten als die anderen, denn ihn umgab ein Geheimnis.

»Lif« bedeutete in der Sprache Midgards etwa so viel wie Leben, und es war kein Zufall, dass man ihm diesen Namen gegeben hatte. Er war nicht auf dem Fischerhof geboren und Osrun und Fjella waren nicht seine Eltern, obwohl sie ihn behandelten wie ein leibliches Kind. Osrun hatte ihn eines Morgens - es war zu Beginn des Winters gewesen, aber sehr viel kälter - in einem kleinen, kunstvoll aus Holz und ziseliertem Goldblech gefertigten Nachen gefunden, den das Meer an die Küste gespült hatte, nur in ein dünnes leinenes Tuch gewickelt und mit einem Goldkettchen um den Hals, an dem eine fremdartige Münze hing. Eigentlich hätte er tot sein müssen, denn der Kalte Ozean gab selten etwas wieder heraus, dessen er einmal habhaft geworden war, und er hatte seinen Namen nicht von ungefähr. Selbst während der Sommermonate war sein Wasser so kalt, dass niemand je auf die Idee kam, darin zu baden. Zudem hatte während der ganzen vorangegangenen Woche der schlimmste Sturm gewütet, an den sich die Menschen hier an der Küste erinnern konnten. Aber das Kind lebte, und es hatte nicht einmal einen Schnupfen gehabt, als Osrun es auf den Hof brachte, und so hatten sie ihm den Namen Lif gegeben. Auch später war Lif niemals krank geworden und die kleinen Wunden und Verletzungen, die man sich bei der Arbeit auf einem Hof unweigerlich zuzieht, schienen bei ihm immer viel rascher zu verheilen als bei anderen.

Später, als der Winter vorüber war und die Wege wieder begangen werden konnten, hatte Osrun damit begonnen, nach der Herkunft des Jungen zu forschen, zuerst entlang der Küste, später ließ er auch in den weiter entfernt liegenden Ansiedlungen durch Reisende und Kaufleute, die des Weges kamen, Erkundigungen einziehen. Aber niemand hatte sich gemeldet und so war Lif wie selbstverständlich in Osruns Familie aufgenommen worden. Der kleine Nachen, in dem er angespült worden war, stand heute wohl verborgen unter Decken und Fellen auf dem Dachboden von Osruns Hof, denn sein Gold mochte Diebesgesindel anlocken. Die durchbohrte Münze trug Lif noch immer um den Hals, wenngleich die Kette längst zerrissen und durch ein festes ledernes Band ersetzt worden war.

Manchmal fragte er sich, ob dies vielleicht der Grund war, aus dem er so gerne hier saß und auf das Meer hinausblickte. Niemand wusste, wo seine geheimnisvolle Reise begonnen hatte, aber er war sicher, dass sein Geburtsort nicht diese Küste war; vielleicht nicht einmal Midgard, sondern eines der geheimnisvollen Länder jenseits des Kalten Ozeans, die nie eines Menschen Auge gesehen hatte.

Das krächzende Kikeriki des Hahnes drang in seine Gedanken und Lif fuhr mit einer schuldbewussten Bewegung aus seinen Träumereien hoch und sah zum Hof zurück. Die drei kleinen, mit Torfsoden gedeckten Gebäude lagen noch still unter ihrer weißen Decke da, aber er wusste, dass schon in wenigen Augenblicken die Ruhe dem lautstarken Hantieren und Lärmen aus dem Hause weichen und das makellose Weiß des frisch gefallenen Schnees schon bald von den dunklen Spuren von Mensch und Tier durchzogen sein würde. Er musste zurück. Osrun hatte ihn noch nie gescholten, wenn er hier saß und dem Sonnenaufgang zusah, aber er mochte es auch nicht besonders.

Lif stand auf, klopfte sich den Schnee aus dem Umhang und rieb die Hände aneinander, denn sie waren vor Kälte steif geworden, ohne dass er es gemerkt hatte.

Als er sich umdrehte und zum Hof zurückgehen wollte, sah er das Schiff.

Es war nicht mehr als ein Schatten, der plötzlich am Horizont erschienen war und im rotgoldenen Licht der Morgensonne auf und ab zu hüpfen schien. Und es bewegte sich viel schneller, als Lif es jemals bei einem Schiff gesehen hatte.

Verwirrt drehte er sich wieder der Küste zu, stieg über den Stamm der Esche hinweg und trat so dicht an das Kliff heran, wie er konnte. Der Wind biss in sein Gesicht, als er aus dem Schutz des umgestürzten Baumes heraus war, aber das spürte er kaum, so sehr schlug ihn der Anblick des Schiffes in seinen Bann.

Es kam rasch näher, und schon nach wenigen Augenblicken erkannte Lif ein mächtiges, prall geblähtes Segel und eine gewaltige Bugwelle, die dem Schiff vorausrollte. Rumpf und Segel waren schwarz, ein Schwarz von einer Tiefe, wie es Lif noch nie zuvor gesehen hatte, und zugleich von einem sonderbar weichen, seidigen Glanz, als bestünden sie nicht aus Holz und Segeltuch, sondern aus finsterem Perlmutt.

Und diese Farbe war nicht das einzig Unheimliche an...
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Wolfgang Hohlbein wurde 1953 in Weimar geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste er 1982 den Fantasy-Roman "Märchenmond", der den Fantasy-Wettbewerb des Verlags Carl Ueberreuter gewann. Das Buch verkaufte sich bislang weltweit 4,5 Millionen Mal und beflügelte seinen Aufstieg zum erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor. Wolfgang Hohlbein lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.

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