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Viel näher als zu nah

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Dressler Verlagerschienen am25.09.2017
Am Anfang war der Knall. Es ist dieser Abend, diese Party, die alles verändert im Leben von Fey und Lucas. Fey und ihre Freundin wollen eigentlich nur nach Hause und geraten mitten rein in das Motorradrennen von Lucas und Ben, mitten rein in den Unfall. Mitten rein in ein neues Leben. Und dann treffen Fey und Lucas sich wieder. Und obwohl sie sich hassen sollten, sprüht es Funken, und nicht nur vor Wut! Modern, eindringlich und ungeschminkt: Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, erzählt aus zwei Perspektiven.

Angela Kirchner, geb. 1982, liebt Bücher, seit sie denken kann - und hat diese Leidenschaft als Buchhändlerin nach dem Abitur zum Beruf gemacht. Auch geschrieben hat sie schon immer und absolviert seit Mai 2014 ein Fernstudium an der Schule des Schreibens. Mit ihrem Mann, ihrem kleinen Sohn und einem Hund lebt sie in der Nähe von Würzburg.
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Produkt

KlappentextAm Anfang war der Knall. Es ist dieser Abend, diese Party, die alles verändert im Leben von Fey und Lucas. Fey und ihre Freundin wollen eigentlich nur nach Hause und geraten mitten rein in das Motorradrennen von Lucas und Ben, mitten rein in den Unfall. Mitten rein in ein neues Leben. Und dann treffen Fey und Lucas sich wieder. Und obwohl sie sich hassen sollten, sprüht es Funken, und nicht nur vor Wut! Modern, eindringlich und ungeschminkt: Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, erzählt aus zwei Perspektiven.

Angela Kirchner, geb. 1982, liebt Bücher, seit sie denken kann - und hat diese Leidenschaft als Buchhändlerin nach dem Abitur zum Beruf gemacht. Auch geschrieben hat sie schon immer und absolviert seit Mai 2014 ein Fernstudium an der Schule des Schreibens. Mit ihrem Mann, ihrem kleinen Sohn und einem Hund lebt sie in der Nähe von Würzburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862720545
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum25.09.2017
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3311396
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

»Also, wenn das mal nicht nach einem perfekten Abend riecht, Captain!«

Ben bleibt mitten in der Tür stehen, atmet tief durch und verzieht den Mund zu einem schiefen Grinsen. Dann breitet er die Arme aus. Er schließt die Augen, wackelt mit den Fingern. Als würde er versuchen, auf diese Weise herauszufinden, wer sich alles auf der Party tummelt. Elender Schauspieler. Er blockiert die Tür.

Ich dränge mich an ihm vorbei, zerre ein paar Sweatjacken von der Garderobe und lasse sie auf den Boden fallen, um Platz für meine Motorradjacke zu schaffen. Gerade als ich mich umdrehen will, taucht eine winzige Blondine unter meinem Arm hindurch und hebt die Klamotten wieder auf. Ich grinse, während sie mich von unten herauf anfunkelt und mir eine giftige Bemerkung um die Ohren knallt. Ich kann sie nicht verstehen, denn Ben brüllt im selben Augenblick »Keine Panik, Ladies and Gentlemen, alles in bester Ordnung! Die Wingmen sind gelandet!« durch den Flur. Hatte ich erwähnt, dass er ein elender Schauspieler ist? Aber das Publikum steht drauf. Einige von den ganz aufgeweckten Holzköpfen jubeln sogar.

Nur die winzige Blondine motzt weiter rum. Wahrscheinlich wohnt sie hier und fragt sich gerade, ob es eine gute Idee war, uns einzuladen. Damit sie nicht noch wütender wird, schlinge ich einen Arm um ihre dürren Schultern und ziehe sie eng an mich heran. Leichtes Spiel. Sobald du über einen Meter achtzig groß bist, ein bisschen Sport treibst und weißt, wie man Deo benutzt, hast du bei den meisten Mädels eigentlich schon gepunktet. Sofort wird die Kleine weich wie Butter und lässt sich gegen meine Brust sinken. Einmal durch ihre pingelig frisierten Haare gewuschelt, einen Kuss auf die Wange - und sie kichert. Na also, geht doch. Wie hat Ben so schön gesagt? Alles in bester Ordnung.

Bevor die kleine Blonde es sich anders überlegen und dadurch alles wieder versauen kann, packe ich Ben am Kragen und schiebe ihn ins Wohnzimmer. Der Raum quillt beinahe über, gefühlt hundert Leute halten sich dort auf. Die meisten von ihnen stehen in kleinen Gruppen zusammen, klammern sich an ihre Bierflaschen oder bunten Plastikbecher voll mit was weiß ich und nicken uns zu, als wir an ihnen vorbeigehen. Sogar die kleine Emo-Fraktion aus der Mittelstufe ist da. Sie drücken sich in einer Ecke zusammen und beäugen misstrauisch den Haufen johlender Jungs, die sich um einen gigantischen Couchtisch versammelt haben und irgendein Saufspiel veranstalten. Die ersten Opfer stapeln sich bereits auf der Ledercouch dahinter.

»Wer war die kleine Blonde?«, fragt Ben über seine Schulter hinweg, sobald wir den größten Pulk hinter uns gelassen haben. »Wohnt die hier?«

»Absolut keine Ahnung, Mann.« Ich zucke mit den Schultern. »Du hast doch vorgeschlagen, auf die Party zu gehen. Ich dachte, du weißt, wer hier wohnt.«

»Glaub mir, wenn ich wüsste, wem der Palast gehört, hätte ich schon vor Monaten in die Familie eingeheiratet!« Er lacht. »Colin hat mir die Adresse gegeben und gesagt, wir können kommen.«

Es ist laut hier und warm, und aus einer Handvoll Lautsprecher dröhnt Musik, die bösartig an meinem Trommelfell kratzt. Links von uns hockt ein Typ im Anzug - im Anzug! - an einem hohen Tisch und starrt angestrengt auf das Laptop-Display vor seinem Gesicht. Ich kenne ihn aus der Disco, ein Möchtegern-DJ, der von Dance über Indie Rock und Metal wahllos alles auflegt, was man haben will. Mister Whatever-you-want nennt er sich. Ekelhaft. Ich drücke Ben nach rechts, ins Esszimmer und danach weiter in den nächsten Raum. Wenn ich schlecht zusammengestellte Musik hören will, lasse ich meine Mum am Autoradio rumspielen.

»Da ist Colin«, ruft Ben nach hinten. Er geht rüber und begrüßt seinen Cousin, während ich mich umsehe. Das hier ist wohl die Bibliothek oder das Arbeitszimmer, denn außer drei Wänden voller Bücherregale, einem gewaltigen, antik aussehenden Schreibtisch und einem Ohrensessel ist der Raum leer. Na ja, abgesehen von der Gruppe Nerds, die vor einem der Regale kauern und wild diskutieren. Ich fahre mit den Fingern über die Buchrücken, bis ich bei Colin und Ben angekommen bin, dann ziehe ich wahllos eins der Bücher heraus. Kants Kritik der reinen Vernunft. Auf dem Schreibtisch neben mir steht ein Stiftehalter, der mich auffordernd anlacht. Ich fische einen Füller heraus, öffne das Buch und schreibe auf die erste Seite: »Vernünftig ist die kleine Schwester von tot.«

»Schreibst du deinen Namen rein?«, fragt Colin und grinst mich schräg an.

»Sehe ich so bescheuert aus?«, erwidere ich kopfschüttelnd. Dann schlage ich das Buch zu, stelle es zurück und greife nach dem nächsten.

Ben schaut mir über die Schulter, als ich »Lieber schizophren als ganz allein« in Orwells 1984 kritzele. Er lacht lauthals auf, nimmt mir den Stift aus der Hand und schreibt »Ich bin gut zu Vögeln« in die Fauna von Deutschland, während Colin plötzlich wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer hetzt. Umso besser, der Kerl ist mir ohnehin suspekt.

Eine Weile vertreiben wir uns noch die Zeit mit blödsinnigen Schmierereien, ehe uns langweilig wird und wir den Rest des Hauses erkunden. Wir finden allein im Erdgeschoss zwei Badezimmer, ein Gästezimmer - das von mehr als einer Handvoll knutschender Pärchen belegt ist - und endlich auch die Küche. Selbst die platzt aus allen Nähten. Überall stehen Teller, Becher und Flaschen rum, Chips und angegessene Pizzastücke liegen auf den irre teuer aussehenden Granitfliesen. Gleichgültig steige ich darüber hinweg, um den Kühlschrank zu erreichen. Saft- und Wasserflaschen türmen sich in den Fächern. Cola, haben die denn hier keine Cola? Jemand reicht mir einen Becher mit zusammengepanschtem Zeugs, das aussieht, als würde es im Dunkeln leuchten. Ich schütte es ins Spülbecken und will gerade anfangen, die Schränke zu durchwühlen, als sich eine Hand auf meinen Unterarm legt. Blau lackierte Fingernägel.

»Ich hab schon gedacht, du kommst nicht mehr.«

Ah. Das ist Musik in meinen Ohren. Ich lasse den Schrankgriff los und drehe mich um. Suzie. Sie hat ihre schwarzen Haare zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr über die Schultern bis fast zur Brust reichen, und trägt etwas, was verdammt nach einer Schuluniform aussieht. Kurzer Rock, hellblaue Bluse, Strümpfe bis zu den Knien. Hinter ihr stöhnt Ben genervt auf. Ich ignoriere das und starre Suzie einfach nur an.

»Was ist das, eine Schuluniform?«, frage ich, als ich mich wieder halbwegs unter Kontrolle habe.

Suzie grinst anzüglich. Sie ist die unangefochtene Königin im Anzüglich-Grinsen. Ihre grellrot geschminkten Lippen ziehen sich dabei ganz langsam über die blendend weißen Zähne zurück, bis man sich auf nichts mehr konzentrieren kann als auf ihren Mund. Ihr Vater ist Zahnarzt.

»Ganz genau«, erwidert sie. »Und du bist der Erste, der sie anfassen darf, Captain.«

»Hey, Lucas!«, ruft mir jemand im Vorbeigehen zu.

»Hey«, murmele ich, ohne meinen Blick von Suzie zu nehmen. Ich habe Angst, dass sie verschwindet, wenn ich bloß blinzele. Seit Wochen schleichen wir nun schon auf Partys umeinander herum, ich werde den Teufel tun und sie so kurz vor dem Ziel aus den Augen lassen.

Ben verschränkt die Finger ineinander, als würde er beten, und sieht uns flehend an. »Leute, wir sind gerade erst angekommen«, nörgelt er. »Ich hab Hunger und Durst und die Musik ist scheiße. Könnt ihr nicht wenigstens noch zehn Minuten â¦«

Ich hebe abwehrend die Hand. »Weißt du, Ben, Essen und Trinken wird überbewertet. Aber mach du ruhig, ich hab nämlich das Gefühl, Suzie muss mir dringend was erzählen.«

»Und ob ich das muss.« Sie packt mich am Ellbogen und im nächsten Moment sind wir auf der Treppe nach oben. Leute kommen uns entgegen, begrüßen mich. Ich nicke, lächle, sage: »Hi. Wie geht s?«, und höre die Antworten nicht. Könnte an Suzies Mund an meinem Ohr liegen oder daran, dass ihre Finger auf Wanderschaft gehen, noch bevor wir die letzte Stufe erreicht haben. Da hat es wohl jemand verflucht eilig.

Oben angekommen, drücke ich sie mit meinem ganzen Körper gegen die Wand und lasse meinen Blick über ihr Gesicht schweifen. Sie riecht nach Alkohol.

»Deine Augen sind ja grau«, sagt sie, als würde sie das überraschen. »Ich dachte immer, blau.«

»Falsch gedacht.« Ich knabbere an ihrem Ohrläppchen, streife mit meinen Lippen ihren Kiefer entlang hin zu ihrem Mund - und komme nie an. Kurz vorher krallt mir irgendeine Furie die Fingernägel in den Oberarm und zerrt mich zurück.

»Tut mir ja fast leid für euch, aber das muss warten.« Eine Freundin von Suzie, deren Namen ich immer wieder vergesse, schiebt sich zwischen uns. »Hi, Lucas.« Sie schenkt mir ein betont gelassenes Lächeln, tätschelt meine Wange und wendet sich dann Suzie zu. »Süße, Colin hat eben mit Bina Schluss gemacht. Sie droht damit, sich aus dem Fenster zu stürzen, falls du nicht in zehn Sekunden bei ihr bist und Händchen hältst.«

Colin. So nützlich wie Brechdurchfall, dieser Idiot.

Suzie beißt sich auf die Unterlippe und macht damit alles noch viel schlimmer, denn genau das hatte ich als Nächstes vor. In mir brodelt es, trotzdem weiche ich einen Schritt zurück.

»Schon okay«, sage ich, aber das ist verdammt noch mal nicht okay. Suzie heute hier zu treffen, war einer der Gründe, warum ich mich von Ben dazu habe überreden lassen, mitzukommen. Beim letzten Mal ist sie mit einem anderen Kerl abgehauen, ehe wir uns über den Weg gelaufen sind. »Mein Motorrad steht vor der...
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Angela Kirchner, geb. 1982, liebt Bücher, seit sie denken kann - und hat diese Leidenschaft als Buchhändlerin nach dem Abitur zum Beruf gemacht. Auch geschrieben hat sie schon immer und absolviert seit Mai 2014 ein Fernstudium an der Schule des Schreibens. Mit ihrem Mann, ihrem kleinen Sohn und einem Hund lebt sie in der Nähe von Würzburg.