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Kielholen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am29.06.2017
Tödlicher Sommer in Schleswig-Holstein. Marie hört Streichquartette, und Marie malt. Die Hauptkommissarin des LKA hat einen Sinn für das Schöne. Einerseits. Andererseits schreckt sie auch vor einer Blutgrätsche nicht zurück. Nicht auf dem Fußballplatz und nicht im Job. Aus dem Ruhrgebiet in ihre norddeutsche Heimat zurückgekehrt, bekommt sie es mit einem pikanten Fall zu tun: Bauer und Bordellbetreiber Helge Meermann wird tot in einer Grube auf seinem Acker gefunden. Und Marie stößt auf ein Motiv, so alt wie die Menschheit: Gier ...

Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebiets am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Teilzeitheimat zwischen Schlei und Ostsee.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextTödlicher Sommer in Schleswig-Holstein. Marie hört Streichquartette, und Marie malt. Die Hauptkommissarin des LKA hat einen Sinn für das Schöne. Einerseits. Andererseits schreckt sie auch vor einer Blutgrätsche nicht zurück. Nicht auf dem Fußballplatz und nicht im Job. Aus dem Ruhrgebiet in ihre norddeutsche Heimat zurückgekehrt, bekommt sie es mit einem pikanten Fall zu tun: Bauer und Bordellbetreiber Helge Meermann wird tot in einer Grube auf seinem Acker gefunden. Und Marie stößt auf ein Motiv, so alt wie die Menschheit: Gier ...

Arnd Rüskamp ist am südlichen Rand des Ruhrgebiets am Baldeneysee geboren. Er hat Publizistik studiert, war Reporter und Moderator, Soldat und Biker, Autor und Verleger. Er lebt im Ruhrgebiet und in seiner Teilzeitheimat zwischen Schlei und Ostsee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960412410
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum29.06.2017
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3584 Kbytes
Artikel-Nr.3313629
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Wer andern eine Grube gräbt

Wie Dr. Holm gesagt hatte, wartete auf dem Bankett des Schwansenwegs ein Streifenwagen. Der Kollege deutlich jenseits der fünfzig stand an der geöffneten Fahrertür, die linke Hand in den Rücken gestützt.

»Bauchmuskeln«, murmelte Marie, »starke Bauchmuskeln, dann gehen die Rückenschmerzen weg.« Sie bog rechts ab, umrundete die kleine Verkehrsinsel und hielt hinter dem Streifenwagen. Der Kollege kam ihr entgegen.

»Moin. Frau Geisler?«

Marie nickte. »Jo.«

Der Polizeihauptmeister nickte seinerseits und ging zurück zum Auto.

Beide fädelten sich in den Wochenendverkehr auf der B 76 Richtung Schleswig ein. Rechts glitzerten die kurzen Wellen auf der Schlei. Der Wind hatte aufgefrischt. Kitesurfer auf der Großen Breite. Das Allegro unterstrich die Dynamik, mit der sich die Segel am Himmel bewegten. Wenige hundert Meter weiter bremste der Streifenwagen und bog links in den Mühlenweg ab.

Nur einen Steinwurf jenseits der Bundesstraße sah Marie Flatterband, einen weißen Transporter. Die Kriminaltechniker waren also schon eingetroffen. Sie nutzte eine unbefestigte Einbuchtung auf der linken Straßenseite und parkte das EMO. Sie angelte nach ihrer Jacke, verstaute das Handy, kontrollierte, ob sie ihre Siebensachen dabeihatte, und stieg aus.

Der Polizeihauptmeister, der seinen Passat direkt vor dem Flatterband abgestellt hatte, näherte sich ihr. Sein linkes Bein beugte er kaum. Lendenwirbel blockiert, tippte Marie. Muskulatur verspannt. Als er sie ansah, versuchte er ein freundliches Lächeln. Zuvor war das Gesicht schmerzverzerrt gewesen.

»Rücken?«, fragte sie.

Er zuckte resigniert mit den Schultern.

»Physiotherapie. Dann Training der Rumpfmuskulatur. Regelmäßig.«

Er brummte und deutete Richtung Wiese.

Links des Mühlenwegs erstreckte sich eine weitläufige, flache Feuchtwiese. Eine Senke nahe der Schlei. Binsen, Sumpfdotterblumen, Wiesenschaumkraut, soweit Marie das erkennen konnte. Vereinzelte Bäume weiter hinten, wo das Gelände leicht nach Osten hin anstieg. Giersch säumte weiß blühend die Straße.

Sie gingen nebeneinander. Er links, sie rechts.

»Marie Geisler«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.

»Gregor Sachse«, sagte er und führte zwei Finger an seine Dienstmütze. Ihre Hand hatte er nicht gesehen, konzentrierte sich auf Unebenheiten.

»Ich kann Ihnen einen Physiotherapeuten empfehlen«, versuchte sie es noch einmal.

Wieder brummte er nur.

Marie streifte Handschuhe über.

»Gleich hier hinter dem Knick«, knurrte Sachse.

Sie stapften durch die Wiese, gelangten an die Ecke des L-förmigen Knicks, der an zwei Seiten das kleine Gehöft umschloss, und dann sah Marie vier Gestalten in blauen Overalls, die über einer Grube einen Pavillon errichtet hatten. Marie blieb stehen. Gregor Sachse machte noch einen gequälten Schritt und blickte sie irritiert an.

»Wolln wir nicht?«

»Ich schaue.«

»Sie schaut«, sagte Sachse zu sich selbst und ging weiter.

Marie sah, wie ein Mitarbeiter der Kriminaltechnik fotografierte, die Kamera auf einem Stativ. Es blitzte in kurzen Abständen. Er musste Dutzende, wenn nicht Hunderte von Fotos aufgenommen haben. Eine Kollegin war damit beschäftigt, Fußspuren auszugießen. Das schadete ja nie. Ein dritter Kollege sicherte eine Leiter, die man als Brücke in die Grube bugsiert hatte.

Die Grube war nicht ganz zwei Meter tief, schätzte Marie, die nun näher gekommen war. Vielleicht zwei Meter lang und ebenso breit. So groß wie ihr Ehebett. Über die Assoziation wunderte sie sich selbst. Sie nahm Blickkontakt mit der Fußspuren sichernden Kollegin auf.

»Moin. Hier außen um mich rum, bitte. Wir haben Spuren, die über den Acker führen, Straßenschuhe Größe 44. Also ungefähr. Und kleinere Abdrücke, sehr kleine Abdrücke. Vielleicht Schuhgröße 36. Dürfte eine Frau sein. Ich tippe auf Sneaker. Und Gummistiefel oder Galoschen. Die Abdrücke scheinen aber deutlich älter zu sein. Etwa Größe 41 bis 44. Ich kann nicht sagen, ob Mann oder Frau. Die Schuhe des Toten, die Straßenschuhe, die habe ich noch nicht mit den Spuren abgeglichen. Könnte passen. Die Rechtsmedizinerin ist noch in der Grube. Da konnte ich bisher nicht rein. Also, das wäre zu eng.«

Marie hob beschwichtigend die Hand. »Holen Sie mal Luft. Wo LKA draufsteht, ist ja nicht immer TNT drin. Machen Sie Ihren Job, und gut. Den Bericht bekomme ich ja dann.«

Sie ging hinter dem Rücken der Kollegin vorbei, trat an die Grube heran und zog ihre Kladde aus der Jackentasche. »Schleibook« hatte sie ihre erste Kladde vor sieben Jahren getauft und dieses Wort auf den Umschlag jeder neuen Kladde gekritzelt.

»Herr Sachse, was wissen Sie?«

Gregor Sachse richtete sich auf, ächzte kaum hörbar und schob die Dienstmütze ein paarmal vor und zurück. Dann sprach er Richtung Grube.

»Helge Meermann, siebenundfünfzig, unverheiratet, kinderlos, früher mal Landwirt, dann hat er ein Bordell in der Nähe von Flensburg eröffnet, das Land hier hinter seinem Haus ist verpachtet, arm ist der nicht, war der nicht. Seine Mutter lebt noch. Pflegeheim in Stexwig.«

Marie lächelte Sachse an. Der hatte die Grube fest im Blick. »Herr Sachse?«

»Gefunden hat ihn eine Nachbarin, als sie mit dem Hund hier längs ging. Vor anderthalb Stunden hat sie uns angerufen.«

»Wo ist die Frau, wie heißt sie?«

Sachse blätterte seinen Block um. »Mechtild Schäffler, Mühlenweg 24. Sie musste weg. Dialyse. Um achtzehn Uhr ist sie wieder da.«

»Kannten Sie Helge Meermann?«

»Den kannte jeder. Bauer Böse , haben die Kinder gesagt. Dem weint keiner eine Träne nach.«

»Warum nicht?«

Gregor Sachse nahm die Mütze ab, bewegte den Oberkörper um die eigene Achse, holte mehrfach Luft, sagte aber nichts.

»Herr Sachse.«

»Meermann war ein Arschloch. Ein Arschloch in feinem Zwirn. Nachbarn anscheißen, Kinder verjagen und Frauen ausbeuten.« Er wischte sich Schweiß von der Stirn. »Ich sag da lieber nichts weiter zu. Fragen Sie sich mal durch, dann wissen Sie Bescheid.«

»Bonbon?«, fragte Marie und hielt Sachse eine Tüte mit Himbeerbonbons aus Hinrichs Bonbonkocherei in Eckernförde hin. Er nahm sich eins aus der Cellophantüte.

»Noch jemand ein Bonbon? Die sind echt lecker.«

Höflich ablehnendes Gemurmel der Kollegen.

»Wozu diese Grube? Dahinten habe ich noch eine gesehen.«

»Bodenexploration«, sagte Sachse.

»Kanal?«

Gregor Sachse nickte.

»Kanal?«, fragte die Rechtsmedizinerin auf der Leiterbrücke und drehte den Kopf nach links oben.

»Schlei-Förde-Kanal«, antwortete Marie. »Das müssen Sie doch gehört haben.«

»Ich bin aussem Sauerland und erst seit drei Wochen in Kiel.«

»Marie Geisler«, sagte Marie und hob die Hand.

»Ele Korthaus«, stellte sich die Rechtsmedizinerin vor. »Wozu denn ein Kanal? Wasser habt ihr hier doch wirklich genug.«

Marie hockte sich neben die Grube. »Tourismus. Ist ne große Sache. Sechs Kilometer Kanal zwischen Fleckeby und dem Windebyer Noor. Da können Wassersportler dann eine Runde drehen. Durch den Kanal, durchs Noor, raus in die Eckernförder Bucht und bei Maasholm wieder rein in die Schlei. Oder andersrum. Achtzig Kilometer. Ferienhäuser und Gastronomie am Kanal. Da geht s um Arbeitsplätze, Investitionen, Steuereinnahmen. Abermillionen.«

Sachse war neben sie getreten. »Und Helge Meermann wollte sein Land nicht verkaufen. Vierhundert Meter fehlen den Planern. Meermann hat gepokert.«

Marie stand wieder auf. »Sie kennen sich aus, Herr Sachse.«

»Ich wohne hier.«

»Wo?«

»Anderthalb Kilometer Richtung Schleswig. Hinter der Apotheke.«

»Wir setzen uns morgen mal auf einen Kaffee zusammen. Wie haben Sie Dienst?«

»Früh.«

»Neun Uhr? Schleswig oder Busdorf?«

»Busdorf.«

»Frau Korthaus, sind Sie so weit? Ich würde mir den Toten jetzt gern mal ansehen.«

Ele Korthaus, die immer noch auf der Leiterbrücke lag, nur dreißig Zentimeter über dem Toten, drehte sich auf die Seite. »Fertig nicht, aber ich kann hier nicht mehr liegen. Die Sprossen schneiden vielleicht ein.«

Sie kam umständlich ins Sitzen, stellte einen Fuß auf die Leiter und reichte die Hand dem Kollegen, der sie hochzog. Lehm bröckelte vom Rand und rutschte in die Grube, Wasser spritzte, einige Tropfen landeten in Helge Meermanns Gesicht, in seinem geöffneten Mund.

Ele Korthaus stand jetzt neben Marie und zog den Mundschutz runter. Ihr Gesicht war gerötet, die Haut glänzte vor Schweiß. Sie streckte die Arme, dehnte den Nacken und setzte sich dann auf eine der beiden Alukisten, in denen die Ausrüstung der Kriminaltechniker verstaut war.

»Haben Sie denn nix dabei? Die anderen Kollegen kommen meist mit Tablet oder Notebook.«

»Hab ich nicht. Ich habe das hier.« Marie hielt ihre Kladde hoch. »Die tut es auch. Nein, die tut es besser. Ich nehme wahr, ich denke, kombiniere und ziehe Schlüsse. Da arbeiten alle Sinne auf Hochtouren. Mir scheint es nicht klug, sich dabei von einer Maschine ablenken zu lassen. Digitale Dummheiten. Ich habe, was ich brauche. Meine Siebensachen habe ich immer am Mann.« Sie schlug auf die Taschen ihrer Jacke.

»Siebensachen?« Ele Korthaus klang interessiert.

»Kladde, Bleistift, Leatherman, Lupe, Handschuhe, Plastikbeutel.«

»Das sind sechs.«

»Zwei Handschuhe. Das macht sieben.« Marie lächelte. Ele Korthaus lächelte zurück.

»Ich hätte jetzt gern eine Viertelstunde Ruhe.« Marie stellte sich Helge Meermann zu Füßen, schlug ihre Kladde auf, zog einen Bleistift...
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