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Der Kommissar mit Sonnenbrand

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am23.11.2017
Mord im Urlaubsparadies Der Mord an einem deutschen Auswanderer und einem spanischen Pizzaboten schockiert die Bewohner des Bergdorfs Fataga auf Gran Canaria. Die von der kanarischen Polizei als Rechtshilfe angeforderten Kommissare Rohde und Schilling treffen auf eine illustre Schar an Verdächtigen. Doch was zunächst beinahe wie Urlaub aussieht, erweist sich als komplizierter und zum Schluss gar lebensgefährlicher Fall ...

Nach seiner Ausbildung bei einem schwäbischen Lokalradio arbeitet Tim Frühling jetzt seit über 20 Jahren beim Hessischen Rundfunk. Er moderiert bei der Radiowelle hr1 und präsentiert die Wettervorhersage im hr-Fernsehen und in der ARD. Geboren in Niedersachsen, aufgewachsen in Stuttgart, lebt er seit 1997 in Frankfurt und ist mittlerweile im Herzen Hesse.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMord im Urlaubsparadies Der Mord an einem deutschen Auswanderer und einem spanischen Pizzaboten schockiert die Bewohner des Bergdorfs Fataga auf Gran Canaria. Die von der kanarischen Polizei als Rechtshilfe angeforderten Kommissare Rohde und Schilling treffen auf eine illustre Schar an Verdächtigen. Doch was zunächst beinahe wie Urlaub aussieht, erweist sich als komplizierter und zum Schluss gar lebensgefährlicher Fall ...

Nach seiner Ausbildung bei einem schwäbischen Lokalradio arbeitet Tim Frühling jetzt seit über 20 Jahren beim Hessischen Rundfunk. Er moderiert bei der Radiowelle hr1 und präsentiert die Wettervorhersage im hr-Fernsehen und in der ARD. Geboren in Niedersachsen, aufgewachsen in Stuttgart, lebt er seit 1997 in Frankfurt und ist mittlerweile im Herzen Hesse.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960412946
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum23.11.2017
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3881 Kbytes
Artikel-Nr.3313653
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Elena hatte Angst. Und das Wissen um das Auto mit den zwei Polizisten vor ihrem Haus vergrößerte ihre Sorge noch. Man würde ja schließlich den Beamten nicht zumuten, die Nacht in diesem Dorf zu verbringen, wenn keinerlei Gefahr bestünde. Sie hatte den Wagen gesehen und geprüft, welche Eingänge zu ihrem Haus aus dieser Position observiert werden konnten. Um die Hintertür und den Eingang zu ihrem Laden machte sich die Bäckerin keine Sorgen, aber hinten zum Garten heraus gab es einige Fenster, die von dem Auto aus nicht einsehbar waren.

Oft hatte sich Elena darüber geärgert, dass sie ihr Gärtchen nur erreichte, wenn sie ihr Haus über die Hintertür verließ, kurz auf die Straße ging und ein paar Meter weiter das Portal zu ihrer kleinen Grünfläche aufschloss. Ihre Vorfahren, die das Haus erbaut hatten, sahen den Garten eher als Nutzfläche denn als Erholungsort, deswegen war ihnen ein direkter Zugang vom Haus nicht wichtig gewesen.

Die Fenster zu dieser Seite hatte Elena gewissenhaft verriegelt. Allerdings waren die Rahmen alt und morsch, sie machte sich keine Illusionen: Wenn jemand über diesen Weg in ihr Haus eindringen wollte, würde er es auch schaffen.

Noch nie hatte sie sich über den Sicherheitsaspekt ihres Hauses Gedanken gemacht. Na klar, unten an der Küste wurde alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest war, auch eingeworfene Fensterscheiben an Mietwagen gehörten auf Gran Canaria leider zum Alltag. Aber von Einbrüchen in die Häuser von Fataga hatte Elena noch nie etwas gehört.

Sie saß mit einem Glas Wein vor dem Fernseher. Aufs Programm konnte sie sich nicht konzentrieren. Ein Nachbar hatte ihr erzählt, dass wiederum ein anderer Nachbar beobachtet hatte, wie die Polizei Gonzalo geschnappt hatte. Sein Geschäft war am Nachmittag geschlossen geblieben. Elena vermutete, dass es dabei um das Brechmittel in ihren Backwaren ging. Denn wenn Gonzalo für die beiden Morde tatverdächtig und jetzt in Polizeigewahrsam war, müssten ja draußen keine Bewacher stationiert werden.

Elena stand auf. Sie wollte sich zur Beruhigung ihrer Nerven etwas Süßes aus der Küche holen. Auf einmal fuhr sie herum. Was war das gerade für ein Geräusch? So ein seltsames Knarren. Waren das die Bodendielen aus dem Obergeschoss?

Elena atmete flach. Der verdammte Fernseher plärrte mit irgendeinem Mist vor sich hin. Sie schlich zur Fernbedienung. Jetzt schwieg der Kasten, und Elena lauschte konzentriert, ob sich das Geräusch wiederholte.

Sekunden vergingen. Die Bäckerin starrte angstvoll zur Decke. Es war ganz leise in ihrem Haus. Wenn sich da oben irgendjemand bewegte, müsste das doch zu hören sein.

Sie fühlte ihr Herz laut pochen, traute sich nicht von der Stelle, denn jeder Laut ihrer Bewegung konnte einen anderen im Haus übertönen.

Draußen bellte ein Hund, im Haus regte sich nichts.

Elena fragte sich, ob sie sich das Knarren nur eingebildet hatte. Oder vielleicht kam das Geräusch ja auch aus dem Fernseher?

Auf Zehenspitzen schlich sie zur Küche. Vorsichtig zog sie eine Schublade auf, in der sie Naschereien für schwache Momente hortete. Sie zog eine Tafel Schokolade heraus und bewegte sich leise ins Wohnzimmer zurück.

Als sie wieder auf ihrer Couch saß, entspannte sie sich etwas. Wieso sollte jemand gerade im Obergeschoss sein? Um dort hinzukommen, hätte man eine Leiter gebraucht, und es wäre den Polizisten mit Sicherheit aufgefallen, wenn jemand damit ums Haus geschlichen wäre.

Elena brach sich ein großzügiges Stück Schokolade ab. Vielleicht hätte sie sich doch einen Hund zulegen sollen. Fast alle hier im Dorf hatten irgendwelche Köter, weit verbreitet war auf den Inseln der podenco canario, ein rötlicher Jagdhund mit kurzem Fell, der Elena immer wie ein hochgeschossener, schlanker Fuchs vorkam. Aber wer allein eine Bäckerei schmeißt, hat nicht auch noch die Zeit, sich um ein Haustier zu kümmern.

Kurz dachte Elena darüber nach, ob sie die Nächte nicht doch besser bei Dieter hätte verbringen sollen. Mit einem Mann an der Seite hätte sie sich bedeutend sicherer gefühlt. Aber irgendeine innere Stimme sagte ihr, dass sie sich vor Dieter lieber in Acht nehmen sollte. In den vergangenen Jahren hatten ein paar weinselige Abende mit ihm im Bett geendet. Für Elena war dieses Arrangement der gelegentlichen nachbarschaftlichen Lustbefriedigung absolut in Ordnung, aber vielleicht wollte Dieter ja auch mehr? Er hatte zwar nie darüber gesprochen, aber möglicherweise war Wolfgangs Einzug bei ihr eine Kränkung für ihn gewesen. Andererseits: Wäre die Kränkung so gravierend, dass er Wolfgang gleich um die Ecke brachte? Und Diego?

Elena erinnerte sich, dass ihr Sohn manchmal abfällig über den selbst ernannten Geistheiler im Nachbarhaus gesprochen hatte. Deswegen hatte sie ihre Affäre für sich behalten.

Und wenn das der Grund für den Mord an Diego gewesen war? Wolfgang musste aus Eifersucht sterben, Diego wegen seiner kleinen Lästereien? So gesehen müsste Dieter dann halb Fataga um die Ecke bringen, wenn es darum ging, Leute aus dem Weg zu schaffen, die sein schamanisches Treiben argwöhnisch beäugten.

Du siehst ja schon Gespenster, sagte sich Elena in Gedanken und schenkte ein weiteres Glas Wein ein. Tatsächlich war ein mittelschwerer Schwips im Moment die einzige Möglichkeit für sie, halbwegs schlafen zu können.

***

Auch Daniel hatte schon leicht einen sitzen, als er mit Jesús und Nicolás in die Ortsmitte von Firgas lief. Es war mittlerweile kurz vor neun, in Deutschland würde bei einem Dorffest wahrscheinlich demnächst die letzte Runde geordert werden, die Spanier drehten zu dieser Zeit erst richtig auf.

Jesús hatte am Honigrum nur genippt und dann aufgehört zu trinken, weil er seinem Gast versprochen hatte, ihn nach der Feier noch ins Hotel zurückzufahren. Daniel war es unangenehm, dass der kanarische Kollege seinetwegen noch mal fast zwei Stunden über die Insel gondeln wollte, aber Nicolás hatte glaubhaft versichert, dass seinen Vater so was nicht störe.

Schon von Weitem schwebte die Musik durch die Dunkelheit. Daniel hatte erwartet, dass spanische Volksmusik ein bisschen nach Flamenco klingen würde und mit der entsprechenden Prise Schwermut gewürzt war. Aber was er hörte, war rhythmisch, melodisch und immer wieder von lustvollem Jauchzen unterbrochen.

Jesús erklärte, was auf dem Fest in diesem Moment passierte - und danach noch anstand. Nicolás übersetzte für Daniel. »Also, gerade tritt eine Trachtengruppe aus Moya auf. Das ist unser Nachbardorf, mein Vater hält die Leute von dort für Bauern. Du musst wissen: Dahinten im Barranco de la Montaña ist eine Quelle, die die gesamten Kanaren mit Mineralwasser versorgt. Deswegen sieht er Firgas als eine bedeutende Stadt an, während alle drum herum nur in Bauerndörfern wohnen. Nun ja. Jedenfalls gehört zu Moya ein Stück Lorbeerwald, den es früher auf der Insel sehr häufig gab und von dem heute nicht mehr viel übrig geblieben ist. Die Gruppe aus dem Nachbarort nennt sich Las hojas de laurel , also die Lorbeerblätter. Aus Sicht meines Vaters natürlich bäuerliches Gehopse, was die aufführen. Danach ist er mit seiner Gruppe dran, und dann â¦«

»Eh, Nicolás, du redest viel mehr, als ich gesagt habe«, mischte sich Jesús ein und zog die Eins-zu-eins-Übersetzung seines Sohnes in Zweifel.

»Ich muss Daniel doch ein bisschen erklären, was es mit unseren beiden Dörfern auf sich hat. Er kennt sich nicht aus.«

»Aber du hast ihm nicht gesagt, dass alle aus Moya jämmerliche Bauern sind? Er soll nichts Schlechtes über unsere Insel denken.«

»Natürlich nicht, Vater.«

Die drei Männer hatten den Dorfplatz erreicht. Es schien auf einmal, als sei der ganze Ort auf den Beinen. Über die Straßen und die Plaza hatte man Schnüre mit bunten Glühbirnen gehängt, ein Scheinwerfer leuchtete den schlanken Kirchturm aus schwarzem Vulkanstein an. Von kleinen Kindern bis zu zahnlosen Greisen war alles hierhergekommen, wo die Musik spielte. Daniel war zwar noch nie in Südamerika gewesen, aber so stellte er es sich dort vor.

Jesús verabschiedete sich von Sohn und Gast, weil er zu seiner Gruppe musste. Nicolás grüßte nahezu jeden und zog Daniel in eine kleine Straße. »Schau, das ist unsere größte Sehenswürdigkeit. Schön, oder?«

In die Mitte der abschüssigen Straße hatte man einen künstlichen Wasserlauf gebaut, der über mehrere Kaskaden herunterrauschte. Die einzelnen Becken waren mit Blumen eingefasst, am Rand der Straße standen gemauerte Bänke, die mit knallbunt bemalten Kacheln verziert waren.

»Das soll unseren Wasserreichtum symbolisieren«, erklärte Nicolás. »Und dass wir natürlich keine Bauern sind.« Er grinste.

Daniel musste zugeben, dass ihn dieser Ort mit den vielen fröhlichen Menschen, die über Generationengrenzen hinweg miteinander feierten, sehr faszinierte. So etwas hätte es in seiner osthessischen Heimat nicht gegeben.

»Das ist alles wunderschön hier«, sagte er. Mehr fiel ihm nicht ein.

»Na ja«, relativierte der Spanier, »bei Tageslicht sieht es schon wieder anders aus. Jede Menge Arbeitslose, aufgegebene Geschäfte und ziemlich viel Armut. Aber ich verspreche dir: Daran denkt hier heute Abend niemand. Wenn der Spanier Fiesta macht, dann macht er Fiesta. Das sind wir dem Klischee schuldig.« Nicolás schloss den Satz mit einem scherzhaften Zwinkern ab. »Was trinkst du? Ich hole die erste Runde.«

Rund um einen kleinen Getränkewagen standen überwiegend junge Menschen, darunter auffallend viele hübsche Frauen. Daniel konnte sich kaum auf das Sortiment konzentrieren. Die meisten hatten etwas Rotes in einem großen Glas und rührten mit ihren Strohhalmen darin herum. Das...
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