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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
204 Seiten
Deutsch
Schöffling & Co.erschienen am08.08.2017
'Der Millionär Johann von Sothen ist eine schillernde Persönlichkeit - er spendet, erhält Orden, errichtet eine Kapelle, bezieht das Schloss 'Am Himmel'. Bewundert wird der einstige Losverkäufer anfangs von den Armen, hofiert immer mehr von den höheren Kreisen und der Kirche. Von Betrügereien will niemand etwas wissen.Auf seinem Gut leiden die Arbeiter unter seinem Geiz. Auch der Jäger Hüttler, der mit seinen vier Kindern und deren Mutter in armseligen Verhältnissen neben dem Schloss lebt. Das uneheliche Verhältnis des Jägers wird von Sothen und dessen Frau benutzt, um Hüttler, aber ebenso die Gutsarbeiter zu drangsalieren und alle gegeneinander auszuspielen. Denn solange sie untereinander streiten, hat er nichts zu befürchten. In dieses Geflecht von Unterdrückung, Abhängigkeit und Aufbegehren trifft ein Schuss.In einer dramatischen Rekonstruktion der Ereignisse schildert Anna-Elisabeth Mayer den Aufstieg eines Mannes, der durch seine Habgier zu Fall gebracht wird, und entlarvt eine Gesellschaft, die alles dem falschen Schein von Geld und Macht unterwirft.'

Anna-Elisabeth Mayer, geboren in Salzburg, studierte Philosophie und Kunstgeschichte und wohnt in Wien. Für ihren Roman Fliegengewicht wurde sie 2011 mit dem Literaturpreis Alpha ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman Die Hunde von Montpellier, im Jahr darauf erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis. 2017 erschien ihr Roman Am Himmel über einen wahren Wiener Kriminalfall.
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Produkt

Klappentext'Der Millionär Johann von Sothen ist eine schillernde Persönlichkeit - er spendet, erhält Orden, errichtet eine Kapelle, bezieht das Schloss 'Am Himmel'. Bewundert wird der einstige Losverkäufer anfangs von den Armen, hofiert immer mehr von den höheren Kreisen und der Kirche. Von Betrügereien will niemand etwas wissen.Auf seinem Gut leiden die Arbeiter unter seinem Geiz. Auch der Jäger Hüttler, der mit seinen vier Kindern und deren Mutter in armseligen Verhältnissen neben dem Schloss lebt. Das uneheliche Verhältnis des Jägers wird von Sothen und dessen Frau benutzt, um Hüttler, aber ebenso die Gutsarbeiter zu drangsalieren und alle gegeneinander auszuspielen. Denn solange sie untereinander streiten, hat er nichts zu befürchten. In dieses Geflecht von Unterdrückung, Abhängigkeit und Aufbegehren trifft ein Schuss.In einer dramatischen Rekonstruktion der Ereignisse schildert Anna-Elisabeth Mayer den Aufstieg eines Mannes, der durch seine Habgier zu Fall gebracht wird, und entlarvt eine Gesellschaft, die alles dem falschen Schein von Geld und Macht unterwirft.'

Anna-Elisabeth Mayer, geboren in Salzburg, studierte Philosophie und Kunstgeschichte und wohnt in Wien. Für ihren Roman Fliegengewicht wurde sie 2011 mit dem Literaturpreis Alpha ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman Die Hunde von Montpellier, im Jahr darauf erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis. 2017 erschien ihr Roman Am Himmel über einen wahren Wiener Kriminalfall.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783731761297
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum08.08.2017
Seiten204 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2547 Kbytes
Artikel-Nr.3316249
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Was will denn der Hüttler da!«, rief Sothen durch das offene Fenster, »Was will der Hüttler da!« Eduard am Vorplatz. Sothen wandte sich wieder der Prüfung von Rechnungen zu. »Wie krieg ich den nur los«, versuchte er nicht aufzublicken. Eduard verharrte, starrte. »Sitzt da, als wär nichts«, dachte er, die eine Hand am Riemen. »Alles ist besprochen!«, reichte es Sothen. »Als wär nichts«, dachte Eduard. Sothen sprang auf, schritt Richtung Vorzimmer. Es zuckte in Eduards Gesicht. Sothen riss die Tür auf. Eduard nahm das Gewehr von der Schulter. »Aber Hüttler, du wirst doch nicht!« Sothen stolperte in die Kanzlei zurück. Eduard folgte mit dem Gewehr. Sothen stürzte durch das Vorzimmer, sein Herz schlug wie wild. »Ins Büro, ins Büro«, er warf die Tür zu, es schepperte. Durch die Milchglasscheibe Sothens Umriss. Eduard drückte ab. Dann ging er in den Hof, lehnte sich an die Mauer beim Türeingang, sein Herz wie wild.

Sothen krümmte sich, es fröstelte ihn, »Hilfe!«, er versuchte sich aufzurichten, er fiel ins Vorzimmer, schleppte sich zur nächsten Tür, Schweißperlen waren auf der Stirn, »Hilfe!«, er schaffte es, sich ein weiteres Mal aufzurichten, »Wasser!«, trat hinaus in den Hof, schwankte einige Schritte auf die Wirtschaftsküche schräg gegenüber zu. Eduard lehnte noch immer an der Wand, der Lederriemen hing in den Staub. Er sah Sothen zu, sah Blutstropfen in den Staub fallen, »als wär nichts«. Er atmete ein und aus, nach Hause hatte er gehen wollen. Sothen brach in den Armen einer Kuhmagd, die unter der Tür herausgekommen war, zusammen. Eduard sah Marie den schweren Körper kaum halten können, er atmete ein und aus - und schoss Sothen in den Rücken. Sothen sackte zusammen, sank der Kuhmagd aus den Armen auf den Boden. Sie hob fassungslos den Kopf, erkannte Eduard an der Wand, die Augen kreuzten sich, er ging.

Aus der Küche und den übrigen Meiereigebäuden kamen Dienstleute gelaufen. »Einen Arzt!«, schrie Marie, »einen Arzt für den Sothen!« Radda, der Ziegeldecker, stieg schon auf ein Pferd. Man bückte sich nach Sothen. »Der Hüttler«, schüttelte Marie ungläubig den Kopf, »Vielleicht zwölf Schritte von hier hat er auf ihn gefeuert!« »Sie völlig unverletzt«, die Wäscherin zur Scheuermagd. Bald hatte sich das gesamte Gesinde um Sothen und Marie versammelt, nur Berta bewegte sich nicht vom Fleck, starrte im Taubenschlag mit einer Handvoll Körner in den Hof. »Die Frau Sothen müsst auf dem Weg zurück sein von der Stadt -«, hörte sie, und Zeisel, der Tischler, saß bereits im Sattel und drückte die Sporen in den Pferdeleib. Die Nachricht, die er überbringen musste, konnte er selbst noch nicht fassen.

Jetzt rannte Eduard. Er rannte Richtung Wald, seinen Wald, stolperte, rappelte sich wieder auf, rannte weiter, stolperte über die nächste Wurzel, riss sich die Hose auf, er kam erneut auf die Beine, er lief schneller, bei einer Quelle sank er Atem ringend ins Moos. Er hob das klare Wasser in überkreuzten Händen an den Mund. Er starrte auf die Hand, die abgedrückt hatte. Eduard trank schnell, sprang auf, lief weiter durch das Unterholz, den Ästen ausweichend. Zwei eingedrückte Moosstellen blieben zurück. An einem Dornengestrüpp schürfte sich Eduard den Handrücken auf. Ein Tier da hinten. Weiter, weiter. Eduard war im eigenen Revier der Gejagte. Im Wald hing die Dämmerung. Die Baumwipfel ragten über ihn in den Himmel. Eduard lief und lief. Vor ihm tauchte die Lichtung auf. Ein Hase hob im Zwielicht den Kopf, um ihn herum das junigrüne Gras, fast bläulich. Ein weiterer in der Nähe der Baumstämme, die Eduard noch letzte Woche gefällt hatte. Auch seine Löffel aufgestellt, die Nase in den Wind gehalten. Eduard am Rand der Lichtung. Die Hasen suchten schon mit schnellen Sprüngen Deckung, ihre Blumen verschwanden. Eduard lief an seinem alten Leben vorbei, verschwand wie es im Dickicht. Die Hasen drückten sich in ihre Sasse, legten die Ohren an. »Was will denn der Hüttler da!«, hörte Eduard. Es wurde immer dunkler. Eduard schlug einen Haken. Ein Ast traf ihn im Gesicht, Blutstropfen traten aus dem Striemen, leuchteten wie die Tieraugen im Unterholz auf der Wange. Er rannte weiter. Er musste, musste ans Licht.

Fanni hatte sich den Nachmittag über in der Vorstadt aufgehalten und war schon in der Kutsche auf dem Weg zurück von der Holzstätte, als sie den Tischler Zeisel vom Gut auf sich zureiten sah. Fanni schaute am Kutschbock vorbei, runzelte die Stirn. Die Hufen wirbelten Staub auf, die Haltung des Tischlers - jetzt erkannte sie den Ausdruck auf seinem Gesicht, es durchfuhr sie: Furchtbares war geschehen. Sie spürte ein Zittern. »Auf Herrn Sothen ist gefeuert worden«, hörte Fanni schon Zeisel rufen, und da änderte das Zittern seine Art, es blockierte ihre Atemwege. »Der Hüttler«, hörte sie. Der Kutscher schnalzte mit seiner Zunge, die Peitschenhiebe gingen auf den Pferderücken nieder, der Tischler ritt vor, Fanni nach Atem ringend, das Zittern selbst war stumm.

Schneller, schneller - sie fuhren die Himmelstraße hinauf, das satte Grün des Juniwaldes, das sie noch am Nachmittag bei ihrer Fahrt hinunter zur Holzstätte als kühlend genossen hatte, hatte plötzlich etwas Ausschließendes. Obwohl es ihr Grund war. Als würde sie jetzt, im Dämmerlicht, genau sehen, was sie schon immer verfolgt hatte: wie sehr sich Hüttler breitgemacht hatte. Fanni hielt ein Taschentuch in der zitternden Hand. Sie war mittendrin, und gleichzeitig ausgesperrt. Der Meierhof kam in Sichtweite. Der Kutscher zog an den Zügeln, der Hals des Pferdes wurde leicht zurückgebogen. Fanni, die schon aufgestanden war, hätte fast das Gleichgewicht verloren. Sie stieg dabei auf ihr Taschentuch, das vom Schoß gerutscht war. »Brr!« - Dort lag er, mit seinem Gesicht zur Seite. Als Fanni vom Trittbrett des Ausstieges seinen Körper hilflos auf dem Boden liegen sah, kam auch in ihr etwas zum Stürzen. Für einen Moment Mann und Frau im Staub. Schnell eilte die Wirtschafterin Elisabeth zu Fanni, tätschelte ihre Wangen, brachte Wasser, nach dem gerade noch Sothen gerufen hatte. Der Kutscher kühlte unterdessen den Pferdekörper ab. Die Wirtschafterin Elisabeth befeuchtete Fannis Stirn, redete auf sie ein. Tropfen hingen in der schwarzen Mähne, landeten auf den Nüstern. Das Pferd war erfrischt. Fanni öffnete ihre Augen, blickte in die der Wirtschafterin, raffte sich auf, wankte einen Schritt - und bemerkte die Blutlache. Im erneuten Wegsinken sah sie den Schweif des Pferdes zucken. Die Fliegen saßen auf Sothen. Sie war mittendrin, und gleichzeitig ausgesperrt.

»Ich melde, dass ich soeben den Baron Sothen erschossen habe.« Der Polizeibeamte hob den Kopf. »Ich melde, dass ich soeben den Baron Sothen erschossen habe«, sagte Eduard, sagte es ins Licht. Der Polizist sah auf die aufgeschürfte Hand, die gestikulierte, auf die andere, die zu einer Faust geschlossen war, blickte in das gerötete Gesicht mit dem Striemen und dann auf die Jägerhose, die am Knie eingerissen war. »Ich mache ergebenst die Anzeige«, sagte Eduard, nannte seinen vollen Namen, seinen Beruf. Doch der Polizist glaubte ein Schwanken zu bemerken: »Herr Hüttler, setzen Sie sich«, erwiderte er also ruhig. Eduard sah ihn mit glasigen Augen an. »Haben Sie getrunken?«, fragte der Polizist die Stirn runzelnd. »Ich melde, dass ich soeben den Baron Sothen erschossen habe«, wiederholte Eduard. Der Polizist blickte wieder auf die Faust, die eingerissene Hose, den Striemen. Er konnte daraus schnell eine Geschichte knüpfen, die kein Mord war. Aber es war das erhitzte Gesicht - gefroren war etwas darin. Der Mann, der vor ihm stand, hatte Blut gesehen, wusste der Polizist plötzlich. Blut, das er als Jäger normalerweise nicht sah. Und als hätte Eduard im Blick seines Gegenübers bemerkt, dass er ihm jetzt das Schreckliche zutraute, öffnete sich sein Mund und er sagte: »Ich hab mir nicht anders zu helfen gewusst.« Und nach einer kurzen Pause wieder: »Ich hab mir nicht anders zu helfen gewusst«, als ob das das Schreckliche wäre. »Ist der Baron tot?«, fragte der Polizist. Eduard sah den Polizisten an, ohne zu antworten. Der Polizist wiederholte seine Frage. Eduard sagte nur: »Beim Greißler, dort ist mein Gewehr, der Greißler, gehen Sie dorthin«, und es wirkte wie ein Zuschaufeln der Frage des Polizisten. Der Polizist stand auf. »Meine Kinder«, sagte da Eduard und das Gefrorene schmolz jetzt, »meine Kinder, in der Jagdtasche, die beim Greißler, hab ich was für sie gesammelt -« »Herr Hüttler«, unterbrach ihn der Polizist, »wir müssen Sie auf das Kommissariat nach Döbling bringen.« »Das wollt ich den Kindern am Abend hinlegen, einen besonders schönen -«, sagte Eduard, dann brach er ab, starrte auf den Bauch des fülligen Polizisten, der aufgestanden war, als könnte er dort sehen, wie er jetzt in die Hütte kam, einen besonders schönen Tannenzapfen in der Hand. Der Polizist war um den Tisch herumgekommen. Willenlos streckte Eduard die Arme entgegen, öffnete auch die Faust. Dabei hörte er einen Zapfen auf den Boden fallen. Den Zapfen, der in der Jagdtasche beim Greißler lag.

Während Fanni wieder zu sich kam, wurde der bewusstlose Sothen auf die Kutsche gehoben. Unter ihm Fannis Taschentuch, das niemand beachtet hatte. Fanni wurde in die Kutsche geholfen, sie kniete sich neben Sothen hin. Vorsichtig brachte man ihn ins Schloss. Obwohl es nicht mehr als hundert Schritte von der Meierei entfernt war, schien es Fanni unerreichbar, sie hielt sich an seiner Hand fest, als ob sie es wäre, die auf dem Weg verloren gehen könnte. »Schaffen das«, flüsterte sie, blickte auf die blutdurchtränkte Kleidung, drückte die Hand ihres Mannes fester. »Wir haben alles geschafft.« Berta raus aus dem Taubenschlag,...

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Autor

Anna-Elisabeth Mayer, geboren 1977 in Salzburg, lebt in Wien. Studium der Philosophie und Kunstgeschichte. Für ihren Roman FLIEGENGEWICHT wurde sie mit dem Literaturpreis Alpha 2011 ausgezeichnet. 2015 erhielt sie den Reinhard-Priessnitz-Preis.

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