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Der große Gatsby

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Reclam Verlagerschienen am19.01.20181. Auflage
F. Scott Fitzgeralds Meisterwerk von 1925 ist eine der großen Liebesgeschichten der Weltliteratur. Jay Gatsby, durch dubiose Geschäfte zum Millionär geworden, gibt in seiner Villa auf Long Island glanzvolle Partys für die New Yorker Gesellschaft. Er selber aber träumt davon, die Vergangenheit wiederzubeleben und seine große Liebe zurückzugewinnen. Doch die Suche nach der verlorenen Zeit endet tragisch.mehr
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Produkt

KlappentextF. Scott Fitzgeralds Meisterwerk von 1925 ist eine der großen Liebesgeschichten der Weltliteratur. Jay Gatsby, durch dubiose Geschäfte zum Millionär geworden, gibt in seiner Villa auf Long Island glanzvolle Partys für die New Yorker Gesellschaft. Er selber aber träumt davon, die Vergangenheit wiederzubeleben und seine große Liebe zurückzugewinnen. Doch die Suche nach der verlorenen Zeit endet tragisch.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783159613437
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum19.01.2018
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1307 Kbytes
Artikel-Nr.3370788
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Der große Gatsby

Anmerkungen
Nachwort
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Leseprobe

Erstes Kapitel


In meinen jüngeren und verletzlicheren Jahren hat mir mein Vater einen Rat erteilt, den ich seitdem immer wieder in meinem Herzen bewege.

»Wann immer dir danach ist, jemanden zu kritisieren«, sagte er mir, »bedenke, dass nicht alle Menschen auf dieser Welt dieselben Vorteile genossen haben wie du.«

Mehr sagte er nicht, aber auf unsere zurückhaltende Art hatten wir uns schon immer außerordentlich gut verstanden, und ich begriff, dass er erheblich mehr damit sagen wollte. Infolgedessen neige ich dazu, mich jeden Urteils zu enthalten, eine Gewohnheit, die mir viele eigenartige Naturen erschlossen hat, die mich aber auch zum Opfer nicht weniger altgedienter Langweiler werden ließ. Zeigt sich diese Eigenschaft in einem durchschnittlichen Menschen, spüren ungewöhnliche Geister sie rasch auf und halten sich daran fest, und so kam es, dass man mich auf dem College zu Unrecht beschuldigte, ein kluger Taktierer zu sein, da ich in den geheimen Kummer unbekannter ausschweifender Männer eingeweiht war. Die meisten dieser vertraulichen Bemerkungen fielen unaufgefordert - oft täuschte ich Schlaf, Fahrigkeit oder ablehnende Ungezwungenheit vor, sobald ich einem untrüglichen Zeichen entnahm, dass mir eine intime Enthüllung bevorstand; denn die intimen Enthüllungen junger Männer oder zumindest die Worte, mit denen sie diese zum Ausdruck bringen, sind gewöhnlich nur nachgeahmt und durch offensichtliche Verdrängung entstellt. Sich jeden Urteils zu enthalten ist eine Sache unendlicher Hoffnung. Ich fürchte noch immer, etwas zu übersehen, wenn ich mir nicht vor Augen führe, dass das Gespür für die Grundregeln des Anstands, wie mein Vater einst überheblich behauptete und wie ich es hier überheblich wiederhole, von Geburt an ungleich verteilt ist.

Und nachdem ich mich so mit meiner Toleranz gebrüstet habe, erfolgt nunmehr das Geständnis, dass diese Toleranz auch ihre Grenzen hat. Das Betragen eines Menschen mag auf hartem Felsen gebaut sein oder auf feuchten Sümpfen, doch von einem gewissen Punkt an ist es mir gleichgültig, worauf es gebaut ist. Als ich letzten Herbst von der Ostküste zurückkam, hätte ich die Welt am liebsten für immer in Uniform und in einer Art moralischer Hab-achtstellung gesehen; ich wollte keine turbulenten Streifzüge mehr, die mir vertrauliche Einblicke in das menschliche Herz verschaffen. Einzig und allein Gatsby, dem dieses Buch seinen Namen verdankt, blieb von meiner Reaktion verschont - Gatsby, der für alles stand, was ich aus tiefster Seele verachte. Wenn die Persönlichkeit eine ununterbrochene Folge geglückter Gesten ist, dann hatte er etwas Blendendes, eine erhöhte Empfindsamkeit für die Verheißungen, die das Leben bereithält, so als sei er mit einer jener komplizierten Apparaturen verwandt, die ein Erdbeben auf zehntausend Meilen registrieren. Diese Sensibilität hatte nichts mit der passiven Empfänglichkeit zu tun, die man mit der Bezeichnung »schöpferisches Temperament« adelt - es war ein außergewöhnliches Talent zur Hoffnung, eine Bereitschaft zur Romantik, wie ich sie noch bei keinem anderen Menschen gefunden habe und wohl auch nie wieder finden werde. Nein - letztendlich war Gatsby in Ordnung; was mein Interesse an den kümmerlichen Sorgen und kurzlebigen Freuden der Menschen vorübergehend lähmte, waren die Nachstellungen, denen er sich ausgesetzt sah, die schmutzige Staubwolke, die seine Träume aufwirbelten.

Meine Familie - bedeutende, wohlhabende Leute - lebt seit drei Generationen in dieser Stadt im Mittleren Westen. Die Carraways sind eine Art Clan, und es gibt da eine Überlieferung, der zufolge wir von den Herzogen von Buccleuch abstammen, doch eigentlicher Begründer meiner Linie war der Bruder meines Großvaters, der im Jahre einundfünfzig hierherkam, einen Stellvertreter in den Bürgerkrieg entsandte und den Eisenwarengroßhandel aufbaute, den mein Vater noch heute fortführt.

Ich habe diesen Großonkel nie kennengelernt, doch man sagt, ich sähe ihm ähnlich - mit besonderem Verweis auf das recht nüchterne Gemälde, das in Vaters Kontor hängt. 1915, nur ein Vierteljahrhundert nach meinem Vater, schloss ich mein Studium in New Haven ab, und bald darauf nahm ich an jener verspäteten germanischen Völkerwanderung teil, die als der »Große Krieg« bekannt ist. Ich genoss den Gegenschlag so gründlich, dass ich als ruheloser Mensch zurückkehrte. Der Mittlere Westen, statt wärmender Mittelpunkt der Welt zu sein, erschien mir jetzt wie der zerklüftete Rand des Universums - also beschloss ich, an die Ostküste zu gehen und den Wertpapierhandel zu erlernen. Jeder, den ich kannte, war im Wertpapierhandel tätig, deshalb nahm ich an, dass dieser auch noch einen weiteren alleinstehenden Mann ernähren könne. Alle meine Tanten und Onkel erörterten die Angelegenheit, als ginge es darum, eine Privatschule zur Vorbereitung meiner höheren Bildung auszuwählen, und sagten schließlich mit sehr ernster, zögerlicher Miene: »Nun ja - äh.« Vater erklärte sich bereit, mich ein Jahr lang zu unterstützen, und nach mehrfachem Aufschub kam ich im Frühjahr zweiundzwanzig an der Ostküste an - wie ich glaubte, für immer.

Zweckmäßig wäre es gewesen, mir eine Wohnung in der Stadt zu nehmen, aber es war warm für die Jahreszeit, und ich hatte eben erst eine ländliche Gegend mit ausgedehnten Rasenflächen und freundlichen Bäumen zurückgelassen; als mir daher ein junger Mann im Büro vorschlug, gemeinsam ein Haus in einem Außenbezirk zu mieten, hörte sich das wie eine großartige Idee an. Er fand auch das Haus, einen verwitterten, windschiefen Bungalow für achtzig Dollar im Monat, doch in letzter Minute beorderte die Firma ihn nach Washington, und ich zog allein aufs Land. Ich besaß einen Hund - wenigstens besaß ich ihn für ein paar Tage, ehe er mir davonlief -, einen alten Dodge und eine finnische Haushälterin, die mein Bett machte, mir das Frühstück zubereitete und am Elektroherd finnische Spruchweisheiten vor sich hin murmelte.

Ein, zwei Tage lang war es einsam, bis mich eines Morgens ein Mann auf der Straße anhielt, der noch später eingetroffen war als ich.

»Wie kommt man nach West Egg?«, fragte er hilflos.

Ich gab ihm Auskunft. Und als ich weiterging, war ich schon nicht mehr einsam. Ich war Fremdenführer, Pfadfinder, erster Siedler. Denn ganz nebenbei hatte er mir das Bürgerrecht unseres Viertels verliehen.

Und so überkam mich angesichts des Sonnenscheins und der Blätter, die wie im Zeitraffer aus den Bäumen hervorbrachen, das vertraute Gefühl, mit diesem Sommer beginne das Leben noch einmal von vorn.

Zum einen gab es so viel zu lesen und so viel frische Gesundheit, die man mit der jungen, atemspendenden Luft einsaugen konnte. Ich kaufte mir ein Dutzend Bücher zum Bank- und Kreditwesen sowie zu Anlagepapieren; gleichsam frisch gemünzt standen sie in Rot und Gold auf meinem Regal und versprachen, mir jene strahlenden Geheimnisse zu enthüllen, von denen nur ein Midas, ein Morgan und ein Maecenas wussten. Und ich hegte die feste Absicht, außer diesen auch noch viele andere Bücher zu lesen. Schon auf dem College hatte ich mich schriftstellerisch betätigt - ein Jahr lang schrieb ich für die Yale News schwülstige und einfallslose Leitartikel -, und jetzt würde ich all diesen Dingen mehr Platz in meinem Leben einräumen und wieder der beschränkteste aller Spezialisten werden: ein »vielseitig gebildeter Mann«. Dies ist mehr als nur ein Epigramm - von einem einzigen Fenster aus lässt sich das Leben schließlich sehr viel erfolgreicher betrachten.

Es war reiner Zufall, dass ich mich in einer der seltsamsten Gemeinden Nordamerikas eingemietet hatte. Das Haus lag auf jener schmalen, turbulenten Insel, die sich von New York genau nach Osten erstreckt und neben anderen natürlichen Kuriositäten zwei ungewöhnliche Landformationen aufweist. Zwanzig Meilen vor der Stadt ragen, aus Anstand von einer Bucht getrennt, zwei riesige eiförmige Gebilde von gleichem Umriss in die gezähmtesten Salzgewässer der westlichen Hemisphäre, den großen nassen Scheunenhof des Long-Island-Sunds. Sie sind nicht vollkommen oval, sondern wie das Ei des Kolumbus unten flachgedrückt, doch für die Möwen, die über sie hinweggleiten, dürfte ihre äußere Ähnlichkeit eine Quelle ständiger Verwunderung sein. Für ungeflügelte Wesen ist ein anderes Phänomen interessanter: dass sie sich, von Form und Größe einmal abgesehen, in jeder Hinsicht unterscheiden.

Ich wohnte in West Egg, dem - nun ja, weniger eleganten der beiden, obwohl der bizarre und geradezu unheimliche Kontrast zwischen ihnen damit nur oberflächlich bezeichnet ist. Mein Haus lag genau auf der Spitze des Eies, nur fünfzig Meter vom Sund entfernt, eingezwängt zwischen zwei imposanten Villen, die für zwölf- oder fünfzehntausend Dollar pro Saison vermietet wurden. Die zu meiner Rechten war in jeder Beziehung eine kolossale Anlegenheit - der exakte Nachbau eines Hôtel de Ville in der Normandie, mit einem funkelnagelneuen Turm auf einer Seite, an dem ein dünner Bart aus frischem Efeu spross, einem marmornen Swimmingpool und einer mehr als vierzig Morgen großen Gartenanlage. Das war Gatsbys Villa. Oder besser gesagt, da ich Mr. Gatsby ja noch nicht kannte, eine Villa, die von einem Gentleman dieses Namens bewohnt wurde. Mein eigenes Haus war ein Schandfleck, aber ein kleiner Schandfleck, der übersehen worden war, so dass ich mich der Aussicht aufs Wasser, eines Teilblicks auf den Rasen meines Nachbarn und der tröstlichen Nähe von Millionären erfreuen konnte - und all das für achtzig Dollar...
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