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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
120 Seiten
Deutsch
Obelisk Verlagerschienen am30.03.20181. Auflage
Schlauer als die Angst umfasst neun spannende Krimi-Geschichten von insgesamt elf verschiedenen Autorinnen und Autoren. Darunter Krimispezialisten wie Erich Weidinger, Beate und Jeff Maxian, Elke Pistor, Mark Fahnert, Tatjana Kruse, Michael Gerwien, Oskar Feifar, Andreas Gruber und Theresa und Joseph Prammer. Es geht um gruselig-schaurigen Mordverdacht, um verrückte Professoren und Aliens mit gefährlichen Spritzen in der Hand bis hin zu Blut im Lehrerzimmer. Eine Sammlung, die für jeden Geschmack die passende Geschichte bereithält.

Fahnert, Mark (Autor) / Feifart, Oskar (Autor) / Gerwien, Michael (Autor) / Gruber, Andreas (Autor) / Kruse, Tatjana (Autor) / Maxian, Beate (Autor) / Maxian, Jeff (Autor) / Pistor, Elke (Autor) / Prammer, Theresa (Autor) / Prammer, Josef (Autor) / Weidinger, Erich (Autor) / Weidinger, Erich (Herausgegeber)
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Produkt

KlappentextSchlauer als die Angst umfasst neun spannende Krimi-Geschichten von insgesamt elf verschiedenen Autorinnen und Autoren. Darunter Krimispezialisten wie Erich Weidinger, Beate und Jeff Maxian, Elke Pistor, Mark Fahnert, Tatjana Kruse, Michael Gerwien, Oskar Feifar, Andreas Gruber und Theresa und Joseph Prammer. Es geht um gruselig-schaurigen Mordverdacht, um verrückte Professoren und Aliens mit gefährlichen Spritzen in der Hand bis hin zu Blut im Lehrerzimmer. Eine Sammlung, die für jeden Geschmack die passende Geschichte bereithält.

Fahnert, Mark (Autor) / Feifart, Oskar (Autor) / Gerwien, Michael (Autor) / Gruber, Andreas (Autor) / Kruse, Tatjana (Autor) / Maxian, Beate (Autor) / Maxian, Jeff (Autor) / Pistor, Elke (Autor) / Prammer, Theresa (Autor) / Prammer, Josef (Autor) / Weidinger, Erich (Autor) / Weidinger, Erich (Herausgegeber)
Details
Weitere ISBN/GTIN9783851978971
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum30.03.2018
Auflage1. Auflage
Seiten120 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1159 Kbytes
Artikel-Nr.3389151
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ANDREAS GRUBER
Zwei Tickets nach Sulina

Vor Wien schwoll die Donau zu einem mächtigen Fluss an, der sich ruhig und gelassen - fast schon majestätisch - durch die Stadt bewegte.

Die alte Frau mit den kleinen gewitzten Augen klemmte sich ihren Spazierstock unter den Arm und ging neben der Donaubrücke Stufe um Stufe zum Ufer hinunter, wo sie sich zwischen den Weiden auf eine Bank setzte. Der Fußmarsch vom Hotel bis zu dieser Stelle war weit gewesen; mittlerweile keuchte sie mit ihren sechsundsiebzig Jahren bei jeder Bewegung, und ihre müden Knochen ächzten. Doch dann saß sie endlich und betrachtete das blaue Wasser, in dem sich die aufgehende Sonne spiegelte. Eine Möwe flog kreischend über die kleinen, sich kräuselnden Wellen.

Die Frau hätte nicht gedacht, noch einmal nach Wien zu kommen. Diese Stadt zu sehen, in der sie als Mädchen aufgewachsen war, und die so viele schöne, aber auch traurige Erinnerungen in ihr wachrief.

Sie schloss die Augen, die Sonne wärmte ihr Gesicht, und sie erinnerte sich an ihre letzten Stunden in Wien. Damals, ja damals. Es war eine ereignisreiche Nacht in jenem Sommer 1953 gewesen ...

Didina zog sich die Decke über den Kopf, knipste die Taschenlampe an und faltete noch einmal den Brief auseinander, den sie vor zwei Tagen von Onkel Todor erhalten hatte. Dabei bewegte sie sich so leise wie möglich, um die anderen Kinder im Schlafsaal des Waisenhauses nicht zu wecken. Wurde es erst mal laut, kam auch schon die Aufseherin Frau Morwitzer - eine fürchterlich fette, hässliche und vor allem gemeine Frau, die einen Oberlippenbart wie ein Mann hatte -, und das bedeutete, dass Didina eine Woche lang nur altes Gemüse zum Abendessen bekommen würde.

Meine Nachtschicht - meine Regeln - dein Pech, hieß es dann.

Eigentlich kannte Didina den Brief schon längst auswendig, aber sie wollte ihn noch einmal lesen, denn für sie bedeutete er ihre einzige Hoffnung, von hier zu verschwinden.

Liebe Didina, lieber Manole,

ich war fassungslos, als ich vom Tod eurer Mutter gehört habe. Der Unfall tut mir so leid. Ich hoffe, dieser Brief erreicht euch irgendwie. Falls ja, kommt zu mir nach Sulina. Leider kann ich euch kein Geld für die Reise schicken. Ich weiß auch nicht, wie ihr es anstellt, Didina, aber ich glaube an dich, du bist ein schlaues Mädchen, dir fällt ein Weg ein.

Euer Onkel Todor, Mai 1953

Es folgten Onkel Todors Adresse und seine Unterschrift. Der Poststempel auf dem Kuvert war zwei Monate alt, so lange war der Brief bereits unterwegs gewesen, bis er sie endlich in dem Heim am Wiener Stadtrand erreicht hatte. Didinas Vater war vor neun Jahren im Krieg gefallen und ihre Mutter kürzlich bei einem Unfall in der Fabrik ums Leben gekommen, den sie angeblich selbst verursacht hatte, was Didina sich aber nicht vorstellen konnte. Aber das ändert nichts. Es ist, wie es ist! Auch wenn sie die ersten Wochen jeden Abend geweint hatte.

Jedenfalls war Onkel Todor, der Bruder ihrer Mutter, dadurch zu ihrem letzten lebenden erwachsenen Verwandten geworden. Und Didina wusste, er würde sie erwarten, und so suchte sie bereits seit zwei Tagen nach einer Lösung ihres Problems.

Gestern Nachmittag hatte Didina sich in der Bibliothek eine Landkarte angesehen. Sulina lag an der Küste des Schwarzen Meers in Rumänien, ihrem Heimatland. Von Wien bis Sulina waren es aber knapp 1500 Kilometer. Eine schier unmöglich zu bewältigende Strecke, wenn man erst vierzehn Jahre alt war und kein Geld besaß, so wie sie.

Außerdem war da noch ihr kleiner Bruder Manole. Er war erst neun. Zwar war sie selbst viel schlauer als andere gleichaltrige Mädchen, doch was nützte das? Wie sollten sie ohne Geld von Wien nach Rumänien reisen? Dennoch hatte sie die Tortur in diesem Waisenhaus satt. Frau Morwitzers eiserne Strenge, und Ottos gemeine Wetten, mit denen der Portier die Kinder schikanierte. Sie musste weg! Und zwar mit ihrem Bruder. Und endlich hatte sie einen Plan geschmiedet.

Aber dazu musste sie sich erst einmal in den Jungentrakt schleichen, um Manole zu wecken. Außerdem war es von dort leichter abzuhauen, denn ihr Schlafraum hatte vergitterte Fenster, aber das Zimmer, in dem die kleinen Jungs schliefen, war ohne Gitter. Versuche immer, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, hatte ihre Mutter ihr beigebracht. Genau das würde sie tun.

Didina knipste die Taschenlampe aus, faltete den Brief zusammen, steckte ihn ins Kuvert und ließ es in ihrer grauen Anstaltshose verschwinden, wo auch ihr Ausweis steckte. Sie hatte noch immer ihre ausgetretenen Schuhe mit den abgerissenen Schnürsenkeln an und bereits die Weste angezogen. Mehr besaß sie nicht - nur das, was sie am Leib trug, denn alles, was ihr die größeren Kinder im Heim nicht geklaut hatten, hatte Frau Morwitzer ihr weggenommen.

Langsam zog Didina sich die Decke vom Kopf und schnappte nach Luft. Es war garantiert schon weit nach Mitternacht. Sie lauschte. Kein Laut. Alle schlafen. Perfekt!

Vorsichtig rutschte sie vom Bett und ging zur Tür. Otto, der Nachtportier, hatte um diese Zeit seine Runde bereits beendet und würde erst wieder in einer Stunde in diesem Trakt vorbeikommen. Behutsam drückte Didina die Klinke hinunter und öffnete die Tür. Durch den Spalt fiel Licht vom Gang herein. Didina schlüpfte hinaus und schloss leise die Tür hinter sich. Dann schlich sie auf Zehenspitzen den Gang entlang.

Das alte Waisenhaus hatte hohe Räume mit vielen Säulen, breiten Treppen und gekachelten Böden. Auch die kleinste Bewegung verursachte Geräusche, die gespenstisch durch das Gebäude hallten. Hinter irgendeiner Tür hustete ein Kind im Schlaf.

Didina schlich weiter. Je näher sie dem Trakt kam, in dem sich die Quartiere der Jungs befanden, umso schneller wurde sie. Schließlich lief sie bereits. Eine Abzweigung noch. Sie bog um die Ecke und prallte gegen eine massige Gestalt.

Otto!

Verdammter Mist. Was tat der hier?

Sie wollte bereits kehrtmachen und davon laufen, doch Otto packte sie am Arm.

Wen haben wir denn da? , brummte er, während er an etwas kaute und sich mit dem Handrücken den Saft aus dem Mundwinkel wischte.

Er roch nach Lakritze. Didina kannte Ottos Vorliebe für dieses schwarze, klebrige Süßzeug, das er immer naschte, wenn er seine nächtlichen Runden durchs Haus machte. Sie selbst ekelte sich davor.

Didinas Herz raste. Ich wollte nur aufs Klo , log sie.

Aufs Klo? Tatsächlich? Otto grinste und leckte sich genüsslich über die Lippen. Da hast du dich aber hübsch verlaufen. Ich fürchte, das muss ich Frau Morwitzer melden.

Bitte nicht , flehte Didina.

Hm. Otto dachte nach. Sag mir einfach die Wahrheit, was du hier wolltest, dann lass ich dich vielleicht wieder zurück in dein Zimmer.

Didina atmete tief durch. Die Wahrheit. Na klar! Gute Idee! Sie überlegte. Mein Bruder hat doch immer solche Angst, und ich wollte mich nur zu ihm ins Bett legen und ...

Hast du das etwa schon öfter gemacht?

Didina schluckte. Mist! Nein, ich ...

Otto grinste - und Didina kannte dieses Grinsen nur zu gut. Er heckte wieder eine Gemeinheit aus. Ich mach dir einen Vorschlag, kleines Fräulein. Du bist doch angeblich so schlau. Er zog die Tüte mit seinen Lakritz-Bonbons aus der Tasche und hielt sie Didina vor die Nase. Darin befinden sich nur noch zwei Lakritztaler, ein weißer und ein schwarzer.

Didina blickte auf die Verpackung. Was für ein mieser Trick wird das denn? Jeder wusste, dass es in dieser Verpackung keine weißen Lakritztaler gab - aber sie schwieg und wollte sich erst einmal anhören, worauf Otto hinauswollte.

Du darfst in die Tüte greifen , fuhr Otto fort. Wenn du die weiße Lakritze erwischt, darfst du deinen Bruder besuchen. Aber wenn du die schwarze erwischt, gehst du zurück in dein Zimmer. Und das kostet dich zehn Schilling.

Didina atmete tief durch. So ein Mistkerl! Außerdem hatte sie nicht einmal halb so viel Geld.

Deine Chancen stehen fünfzig zu fünfzig , fügte Otto grinsend hinzu.

Ja klar! Meine Chancen stehen scheiße!

Nimmst du die Wette an? , fragte er.

Da hatte Didina plötzlich eine Idee. Sie kniff die Augen zusammen und fixierte Otto. Gut, ich nehme die Wette an.

Otto zog überrascht die Augenbrauen hoch.

Damit hast du wohl nicht gerechnet!

Er hielt ihr die Tüte hin. Didina griff hinein, umschloss einen Lakritztaler,...
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Autor

Fahnert, Mark (Autor) / Feifart, Oskar (Autor) / Gerwien, Michael (Autor) / Gruber, Andreas (Autor) / Kruse, Tatjana (Autor) / Maxian, Beate (Autor) / Maxian, Jeff (Autor) / Pistor, Elke (Autor) / Prammer, Theresa (Autor) / Prammer, Josef (Autor) / Weidinger, Erich (Autor) / Weidinger, Erich (Herausgegeber)