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Klang des Feuers

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.11.20201
Das Schicksal nennt keine Gründe. Es schlägt einfach zu. Wiebke Meinert steht am Grab ihrer Schwester. Die Ermittlungen nach der Explosion von Saskias Wagen wurden eingestellt. Ein DNA-Test belegte eindeutig ihren Tod, die Akten sind seither unter Verschluss. Doch Wiebke spürt, dass ihre Zwillingsschwester lebt. Sie reist nach Hamburg und stellt inoffizielle Nachforschungen an, um die Schuldigen zu finden. Dabei stößt sie auf ein geheimes Netzwerk von Schmugglern, Politikern, Lobbyisten und Unternehmern. Alle haben eines gemeinsam: Sie wollen nicht, das Wiebke die Wahrheit erfährt, denn sie verdienen alle verdammt viel Geld mit Waffengeschäften ...

Mark Fahnert, Jahrgang 1973, ist seit 1990 bei der Polizei. Mehrere Jahre ermittelte er verdeckt als szenekundiger Beamter, bevor er bei der Autobahnpolizei im rasanten Einsatz seinen Dienst versah. Heute befasst er sich mit politisch und religiös motivierten Delikten. Durch seine lange und vielseitige Polizeilaufbahn ist er mit den Mechanismen der deutschen Sicherheitsbehörden bestens vertraut. Er lebt mit seiner Familie im Sauerland.
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Produkt

KlappentextDas Schicksal nennt keine Gründe. Es schlägt einfach zu. Wiebke Meinert steht am Grab ihrer Schwester. Die Ermittlungen nach der Explosion von Saskias Wagen wurden eingestellt. Ein DNA-Test belegte eindeutig ihren Tod, die Akten sind seither unter Verschluss. Doch Wiebke spürt, dass ihre Zwillingsschwester lebt. Sie reist nach Hamburg und stellt inoffizielle Nachforschungen an, um die Schuldigen zu finden. Dabei stößt sie auf ein geheimes Netzwerk von Schmugglern, Politikern, Lobbyisten und Unternehmern. Alle haben eines gemeinsam: Sie wollen nicht, das Wiebke die Wahrheit erfährt, denn sie verdienen alle verdammt viel Geld mit Waffengeschäften ...

Mark Fahnert, Jahrgang 1973, ist seit 1990 bei der Polizei. Mehrere Jahre ermittelte er verdeckt als szenekundiger Beamter, bevor er bei der Autobahnpolizei im rasanten Einsatz seinen Dienst versah. Heute befasst er sich mit politisch und religiös motivierten Delikten. Durch seine lange und vielseitige Polizeilaufbahn ist er mit den Mechanismen der deutschen Sicherheitsbehörden bestens vertraut. Er lebt mit seiner Familie im Sauerland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492996990
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum02.11.2020
Auflage1
Reihen-Nr.2
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6341 Kbytes
Artikel-Nr.5157616
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

Bonn, 07:13 Uhr MEZ

Auf dem Bildschirm waren die verwackelten Aufnahmen einer Kleinstadt zu sehen. Weiß getünchte Häuser mit bunten Türen, Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt worden war. Die Sonne stand tief am Horizont. Eine romantische Szene, die auf eine Postkarte gehörte. Wären da nicht die vielen Polizeifahrzeuge gewesen, die Rettungswagen, die schreienden Menschen. Das viele Blut.

Brigitta Wittlich löste den Blick vom Bildschirm und wandte sich zur Studiokamera. »Gestern wurde wieder einmal ein Paradies vom islamistischen Terrorismus getroffen. Ich begrüße Sie, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, zu unserer Sondersendung im WDR. Und ich möchte Professor Liebknecht hier im Studio willkommen heißen.«

Sie blickte ihrem Studiogast ins Gesicht. Wenn der Professor Emotionen hatte, so zeigte er sie nicht, aber als er Brigitta ansah, erkannte sie die Erschütterung tief in seinen Augen. Liebknechts Lippen waren so fest aufeinandergepresst, dass sie nicht mehr als ein dünner Strich waren. Er nickte der Journalistin zu.

»Professor Carl Liebknecht gehört unbestritten zu den renommiertesten Terrorismusexperten unserer Zeit. Danke, dass Sie so kurzfristig kommen konnten.«

Liebknecht faltete die Hände. »Ich danke Ihnen.«

Brigitta blickte wieder in die Kamera. »Monchique, eine portugiesische Kleinstadt in der Algarve mit gerade mal fünftausend Einwohnern, wurde gestern Abend grausam erschüttert, als ein vermummter und bewaffneter Mann eine friedliche Demonstration stürmte. Die Menschen lauschten den Worten der Rüstungsgegnerin Jara Van Dyk, als der Vermummte gnadenlos das Feuer eröffnete. Zeugen zufolge soll er dabei Allahu Akbar geschrien haben. Die Anzahl der zivilen Opfer ist bisher nicht bestätigt, aber es ist sicher, dass im Kugelhagel unschuldige Kinder starben, ebenso wie Jara Van Dyk. Nach bisherigen Informationen ist der Täter auf der Flucht. Was ist das für ein Monster, das eine solche Tat begeht, Herr Liebknecht?«

»Zwei Dinge, Frau Wittlich. Erstens ist bisher nicht offiziell bestätigt, dass es sich bei dem Angriff tatsächlich um einen terroristischen Akt handelt. Und zweitens â¦« Liebknecht räusperte sich. »Zweitens ist es ein Mensch, der das getan hat. Wir neigen immer dazu, Täter, die Grausames getan haben, als Monster oder Bestien zu bezeichnen. Warum tun wir das? Weil wir nicht begreifen, wozu unsere Spezies fähig ist, welche Grausamkeit in jedem von uns steckt. Bei dem einen bricht es aus, während der andere es im Zaum halten kann. Deswegen dehumanisieren wir die Täter und setzen sie mit wilden Tieren gleich.«

»Was wollen Sie mir damit sagen, Professor?«

»Dass der Täter menschlich war. Und dass mutmaßlich sein Glaube an eine höhere Macht ihn zu dieser Tat getrieben hat. Im Übrigen ist die Religion auch eine Erfindung der Menschheit.«

»Aber eine friedliche Demonstration gegen europäische Waffenexporte als Angriffsziel?«

»Was soll ich sagen? Wenn Sie die Internetpropaganda islamistischer Organisationen verfolgen, werden Sie feststellen, dass die Tat in Portugal die logische Konsequenz des entschlossenen Krieges gegen solche Organisationen ist.«

»Sie meinen, dass wir daran schuld sind?«

»Mitnichten. Ich befürworte schon lange ein noch entschlosseneres Vorgehen gegen Islamisten. Was ich damit sagen will, ist, dass Terrorismus Theater ist. Ein Heischen nach größtmöglicher Aufmerksamkeit, um das Ziel, Angst und Schrecken zu verbreiten, zu erreichen. Groß müssen die Anschläge sein. Spektakulär wie der 11. September. Aber das erfordert einen unermesslichen logistischen Aufwand. So etwas kann eine Terrororganisation nur leisten, wenn sie in der Blüte ihrer Macht steht. Geht ihr Stern unter, müssen andere Ideen her, wie man Terror verbreiten kann. Das kann man gut an der Propaganda des sogenannten Islamischen Staats erkennen. Zuerst protzig mit einem mehr oder minder bekannten Rapper, der Naschids in deutscher Sprache machte. Aber dann, immer kleiner werdend, wurden Lone-Wolf-Anschläge auf weiche Ziele propagiert.«

»Lone-Wolf-Anschläge? Weiche Ziele?« Brigitta runzelte die Stirn.

»Der Terrorist als einsamer Wolf. Radikalisiert im Internet. Ohne direkten Kontakt zu anderen Mitgliedern der Gruppe. Für Sicherheitsbehörden absolut nicht kontrollierbar. Es grenzt an ein Wunder, wenn diese Männer und Frauen vor ihrer Tat enttarnt werden können. Aufzuhalten sind sie nicht. Eine unglaublich simple, aber effektive Idee. Und solche Menschen greifen zivile Ziele an. Sie sind dort, wo es keine wirksamen Sicherheitsvorkehrungen gibt. Wo es für unser Verständnis auch keine geben sollte. Kindergärten oder Schulen, Volksfeste, Sportveranstaltungen oder Einkaufszentren. Überall dort, wo sich die Kuffar sicher fühlen. Mit dem Ziel, dass wir uns nirgends mehr sicher fühlen können.«

Brigitta wollte etwas sagen, aber die Regie gab Anweisung über ihren In-Ear-Kopfhörer. »Ich höre gerade, dass wir eine Liveschaltung haben.«

Sie blickte wieder zu dem kleinen Bildschirm vor sich. Auf diesem war Juan da Silva zu sehen, der ein betroffenes Gesicht machte. Zu betroffen, als dass es echt sein könnte, fand Brigitta. Außerdem kannte sie Juan. Ein arrogantes und karrieregeiles Arschloch, das für eine Story seine eigene Oma umbringen würde.

»Bin ich auf Sendung?« Juan blickte in die Kamera.

»Sie sind live im Studio. Können Sie uns etwas über die aktuelle Lage in Monchique sagen?«

»Das kann ich.« Juan nickte. »Unsere schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Vor wenigen Minuten erreichte ein Bekennervideo das portugiesische Innenministerium. Die Terrororganisation LFOS reklamiert den Anschlag für sich. Details sind nicht bekannt, aber es wird gemunkelt, dass die Terroristen Bezug auf das militärische Engagement der portugiesischen Regierung im Sudan nehmen. Es wird wohl auch mit weiteren Anschlägen in europäischen Ländern gedroht.«

»Die LFOS? Darunter kann ich mir nichts vorstellen.« Brigitta blickte Professor Liebknecht an.

»Die Liberation Fighters of Sudan. Im internationalen Kontext bisher eine eher unbedeutende Terrororganisation, deren Ziel die Errichtung eines islamischen Staats im Sudan ist.« Liebknecht wischte sich über die Stirn.

»Also eine eher territorial ausgerichtete Organisation. Dann stellt sich die Frage, warum sie einen Anschlag in Europa verübt hat.«

»Schauen Sie sich die politische Lage im Sudan an. Vor fast einem Jahr wurde Präsident Yayah al-Salhi durch seine eigenen Militärs gestürzt. Eine Folge der anhaltenden Bürgerproteste in der Hauptstadt Khartum. Aber dadurch änderte sich für die Menschen nichts. Der aktuelle Machthaber, General Salim Nasir, ist ein noch schlimmerer Despot. Er führt die Politik der letzten dreißig Jahre mit eiserner Hand fort. Rufe nach einer zivilen Regierung werden mit Waffengewalt zum Schweigen gebracht. Und was machen die Vereinten Nationen? Sie schicken Blauhelme und humanitäre Hilfe. Ich will das nicht kleinreden, aber das sind nur Tropfen, die verdampfen, bevor sie überhaupt auf dem heißen Stein ankommen.«

»Und Sie glauben, islamistische Organisationen nutzen die Zeit der Schwäche aus, um an die Macht zu kommen?«

So etwas wie ein Lächeln huschte über Liebknechts Lippen. »Würden Sie das nicht tun? Ich würde, wenn ich könnte. Das ist die Chance, die politische Landschaft eines Landes zu meinen Gunsten zu ändern. Ich muss nur unliebsame Mitspieler ausschalten. Solche Terrorakte, wie wir sie gestern Abend in Portugal erleben mussten, sind sehr gut dazu geeignet.«

»Erklären Sie mir das bitte.«

»Der Sudan ist weit weg. Europa kämpft mit sich selbst. Wir haben genug eigene Probleme. Der Brexit war nur der Anfang. Wir haben einen erstarkenden Rechtspopulismus. Politiker, die bereit sind, für den eigenen Profit ihr Land zu verraten, um es dann regieren zu können. Denken Sie an die Ibiza-Affäre. Russland und China erstarken weiter auf dem wirtschaftlichen Sektor. Die USA werden von einem Narzissten regiert, der Anfang des letzten Jahrhunderts gut zu den Diktatoren aus Deutschland, Italien oder Russland gepasst hätte. Diese Probleme sind es, die uns Europäer umtreiben. Was interessiert uns eine humanitäre Krise im Sudan? Wir wollen, dass unsere Geldbeutel voll sind, genauso wie unsere Kühlschränke. Und jetzt sterben Kinder für einen sich anbahnenden Bürgerkrieg, der uns nicht interessiert. Was glauben Sie, wie wird sich jetzt die öffentliche Meinung in Bezug auf ein Engagement im Sudan verändern?«

»Aber es kann doch niemandem egal sein, wenn ein neues Kalifat entsteht. Der Sudan ist reich an Bodenschätzen, von denen auch wir Europäer profitieren.«

»Tun wir das wirklich? Und selbst wenn, die meisten Menschen haben heutzutage eine Aufmerksamkeitsspanne, die kaum die Länge eines YouTube-Videoclips hat. Schauen Sie mal rein. Da gibt es Menschen, die ihre Einkäufe filmisch festhalten. Solche Beiträge werden tausendfach angeklickt. Was erwarten Sie denn von dieser Generation, in der YouTuber und Influencer die Berufswünsche junger Menschen sind? Dass sich diese Jugendlichen mit geopolitischen Zusammenhängen auseinandersetzen? Dass sie verstehen, dass ein neuerliches Kalifat, wie immer es auch benannt wird oder welche Islamisten es führen, eine akute Bedrohung für unsere Demokratie ist?«

»Ich habe mal gelesen, dass in der islamischen Vorstellung die Welt in drei Bereiche unterteilt ist. Ist das richtig?«

Liebknecht nickte. »Grundsätzlich ja, aber der Salafismus zum Beispiel lehnt diese Dreiteilung ab, denn im Frühislam, auf den sich der Salafismus per Definition stützt, gab es nur zwei sogenannte Häuser: das Dar al-Islam, das...
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Mark Fahnert, Jahrgang 1973, ist seit 1990 bei der Polizei. Mehrere Jahre ermittelte er verdeckt als szenekundiger Beamter, bevor er bei der Autobahnpolizei im rasanten Einsatz seinen Dienst versah. Heute befasst er sich mit politisch und religiös motivierten Delikten. Durch seine lange und vielseitige Polizeilaufbahn ist er mit den Mechanismen der deutschen Sicherheitsbehörden bestens vertraut. Er lebt mit seiner Familie im Sauerland.