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Die Bedrohung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.11.2018
Unsere Welt, einige Jahre weiter. In den westlichen Gesellschaften hat es eine Rückbesinnung auf das Analoge gegeben, alles Digitale wird als Bedrohung empfunden. Green Valley, eine in sich geschlossene Kleinstadt und gleichzeitig Versuchsfeld der IT-Firma Zeroth, ist eine Ausnahme. Die Bewohner leben in einer perfektionierten virtuellen Realität. Doch dahinter verbirgt sich ein schreckliches Geheimnis ...

Louis Greenberg, geboren in Johannesburg, studierte Englisch und Geschichte. Seine Abschlussarbeit schrieb er über Sex und Familie im modernen Vampirroman und begann eine Karriere als Autor. Neben Short Stories und Gedichten verfasste er mehrere Romane. Als Teil des Bestseller-Autorenduos S. L. Grey setzt er seine Vorliebe für zeitgemäße Horrorstoffe um. Greenberg lebt in England.
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Produkt

KlappentextUnsere Welt, einige Jahre weiter. In den westlichen Gesellschaften hat es eine Rückbesinnung auf das Analoge gegeben, alles Digitale wird als Bedrohung empfunden. Green Valley, eine in sich geschlossene Kleinstadt und gleichzeitig Versuchsfeld der IT-Firma Zeroth, ist eine Ausnahme. Die Bewohner leben in einer perfektionierten virtuellen Realität. Doch dahinter verbirgt sich ein schreckliches Geheimnis ...

Louis Greenberg, geboren in Johannesburg, studierte Englisch und Geschichte. Seine Abschlussarbeit schrieb er über Sex und Familie im modernen Vampirroman und begann eine Karriere als Autor. Neben Short Stories und Gedichten verfasste er mehrere Romane. Als Teil des Bestseller-Autorenduos S. L. Grey setzt er seine Vorliebe für zeitgemäße Horrorstoffe um. Greenberg lebt in England.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641224066
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum12.11.2018
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2248 Kbytes
Artikel-Nr.3399909
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Davids Stimme war nichts weiter als ein merkwürdiges, gedämpftes Echo, das einer leisen, undeutlichen Simulation glich. Ich wickelte mir das straff gespannte Telefonkabel um den Finger und lauschte nach einer unterschwelligen Sprachmelodie, um mich zu vergewissern, dass es tatsächlich David und keine Zeroth-Simulation war.

»Was, wenn es zu spät ist?«, fragte er. »Ich meine, was, wenn sie inzwischen tot ist? Wenn ein Kind verschwindet, und es ... na ja, innerhalb der ersten Stunden nicht gefunden wird ...«

Diese verrauschte Abfolge ängstlicher, unsicherer Worte klang so gar nicht nach dem Mann, den ich mal dermaßen angehimmelt hatte, dass ich ihn heiratete. »So was darfst du nicht denken«, sagte ich. »Dazu gibt es keinen Anlass.« Ich hatte seit acht Jahren nichts mehr von David gehört und in dieser Zeit kaum an ihn gedacht. Die Nachricht, dass Kira vermisst wurde, kam mir seltsam unwirklich vor. Ich begriff einfach nicht, was dieser Umstand zu bedeuten hatte. »Wann hast du sie das letzte Mal gesehen? Ich meine, in der Wirklichkeit?«

»Äh ...« David zögerte. »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, gestern Abend. Aber was spielt das für eine Rolle - ob in der wirklichen Welt oder woanders?«

Fabian trat in den Türrahmen des Arbeitszimmers und warf mir einen besorgten Blick zu. Ich hob die Hand und formte mit den Lippen die Worte Alles in Ordnung, dann rollte ich mit dem Stuhl zur Tür und stieß sie mit dem Zeh ein Stück zu. Dabei spannte sich das Hörerkabel, sodass der Apparat hinter mir klirrend und polternd über den Schreibtisch rutschte.

»Vielleicht auch gestern Morgen«, fuhr David fort. »Ich bin mir sicher, dass ich gesehen habe, wie sie etwas gegessen und sich dann auf den Weg zum Mathecamp gemacht hat. Aber ich kann auch in den Protokollen nachschauen.«

Was David als Nächstes sagte, ging in dem heftigen Rauschen unter, und ich drückte den Hörer fester ans Ohr. Eigentlich hätte man meinen können, dass die Zeroth Corporation - oder was von ihr noch existierte - wenigstens in der Lage war, eine anständige Telefonverbindung zustande zu bringen. Das Rauschen wurde schwächer, und am anderen Ende der Leitung stöhnte David: »Oje. Meine kleine Zara. Was soll ich jetzt bloß tun?«

»Zara? Sie heißt Kira. Es ist doch Kira, die verschwunden ist, oder?« Vielleicht war das Ganze nur eine Verwechslung - und überhaupt nicht mein Problem.

»Ja, richtig«, erwiderte er, begleitet von erneutem Rauschen. »Zara ist eine von den anderen. Es ist nicht leicht ... nicht leicht, den Überblick zu behalten, was -«

»Ja?«, fragte ich. »Du wurdest unterbrochen.«

»Manchmal ist es schwer zu sagen, was real ist.«

»Du musst dich erinnern, David. Es ist wichtig, dass du dich an jede Einzelheit erinnerst, damit ich dir helfen kann.«

»Ich werd´s versuchen.«

Ich drehte mich um und warf durch den Türspalt einen Blick in den Flur, wo ich Fabians Schatten sehen konnte, der eine beschützende Haltung eingenommen hatte. »Kannst du mich reinholen?«, murmelte ich in die Sprechmuschel. »Jetzt sofort?«

»Nach Green Valley?« Er machte eine Pause. »Das geht nicht. Das weißt du doch, Lucie«, fuhr er dann in einem bedächtigen Tonfall fort, als würde er einem kleinen Kind irgendetwas erklären, als wäre ich diejenige, die den Verstand verloren hatte. »Green Valley ist eine abgeschlossene Enklave. Da kommt niemand rein oder raus.«

»Das stimmt nicht, David«, sagte ich eindringlich. Vielleicht wollte ich auf diese Weise bloß meine Sorge um Kira verdrängen. Aber das Einzige, was mir spontan durch den Kopf schoss, war: Was für eine Chance sich Sentinel hier bot. Ich durfte mir diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen. »Ihr werdet mit Vorräten versorgt. Seit Green Valley von der Außenwelt abgeriegelt wurde, gehen dort Lieferanten ein und aus. Ich weiß, dass du eine Möglichkeit finden kannst. Jemand von außerhalb sollte versuchen, die Sache zu klären.« Inzwischen hatte sich Fabian in die Küche zurückgezogen. Ich konnte hören, wie er eine Flasche aus dem Kühlschrank nahm - trotzdem sprach ich immer noch mit gedämpfter Stimme. »Du brauchst mich. Kira braucht mich.«

»Okay«, sagte David schließlich. »Ich kann dafür sorgen, dass man dich reinlässt.« Dann fügte er hinzu, als wollte er sich selbst davon überzeugen: »Ich bin hier eine wichtige Persönlichkeit. Also komm ins Verbindungsbüro. Ich sag dort Bescheid.«

»Jetzt sofort? Kann ich heute noch vorbeischauen?«

»Ich werde alles Nötige veranlassen.«

»Geh nicht dorthin, Lucie.« Fabian trat aus der Küche auf mich zu, als ich das Arbeitszimmer verließ. »Du weißt, was Green Valley ist.«

»Nein. Nicht wirklich«, sagte ich.

»Aber du weißt, was es nicht ist«, sagte er. »Es ist nicht real.«

Realität, Wahrhaftigkeit, Essenz. Nach der Wende waren das nur noch leere Schlagworte, die genauso bedeutungslos waren wie die Schlagworte, die sie ersetzt hatten. Inzwischen waren zwölf Jahre vergangen, seit die Bürger der Industriestaaten die Regierungen und Unternehmen entmachtet und in einer analogen Revolution die Auswüchse und Übergriffe der digitalen Tyrannei zurückgeschlagen hatten. Überall auf der Welt hatten neue technikfeindliche Parteien wie Omega das Ruder übernommen und die digitale Wirtschaft zerschlagen. Das führte hier in Stanton schließlich dazu, dass sich die Überreste der Zeroth Corporation vier Jahre später in Green Valley vor der Außenwelt abschottete.

»Ich muss da rein. Man braucht meine Hilfe.«

»David braucht deine Hilfe.« Fabian folgte mir in unser Schlafzimmer und warf einen Blick hinaus auf den Himmel, über den dunkle Wolken jagten.

Während ich mir andere Sachen anzog, ging ich im Geist eine Liste mit den Punkten durch, die für meinen Besuch wichtig waren - die Schwachstellen im Überwachungssystem der Enklave, ihr Stromnetz, die Lieferwege und Abfallentsorgung und der Aufbau ihres Kommunikationssystems; außerdem fragte ich mich, welche Sachen ich mit hineinnehmen und was ich möglicherweise herausschmuggeln konnte. Nach unseren jahrelangen unentwegten Bemühungen standen wir kurz davor, als Gegenmaßnahme unser eigenes Überwachungssystem in Betrieb zu nehmen. Ursprünglich hatte Sentinel einen riskanten Einbruch in Green Valley geplant, um das dafür erforderliche Bauteil aufzutreiben, aber jetzt konnte ich direkt durch den Vordereingang dort hineinmarschieren. Mein Ausflug nach Green Valley konnte mir einen Karriereschub verschaffen. Als ich Fabian nicht antwortete, bohrte er nach.

»Ja - David. Dein Exmann, der dich verlassen hat, um sich in dieser massenüberwachten Echokammer mit Gleichgesinnten den sektenartigen Freuden von Green Valleys virtueller Realität hinzugeben.«

Ich drehte mich zu ihm um. Vor der stilvollen Eleganz der Wohnung, eingerahmt von schicken weißen Regalen voller revolutionärer Schriften, zeichnete sich die Silhouette von Fabians fein geschnittenem Profil ab; sein Blick war von einem unerschütterlichen Selbstvertrauen erfüllt, und ich fühlte mich in seiner Gegenwart so sicher wie bei unserer ersten Begegnung. Fabian war der zweite wichtige Mann in meinem Leben. Er hatte mir geholfen, meine dunkle Vergangenheit hinter mir zu lassen. David war der erste gewesen, und ich wusste, dass ich keine dritte Chance bekommen würde. Ich wollte mich nicht mit Fabian streiten, also versuchte ich, ihn zu beschwichtigen.

»Ich weiß, dass du dir meinetwegen Sorgen machst, und ich nehme an, du bist ... verunsichert? ... beunruhigt? ... weil ich mich nach all den Jahren jetzt mit David treffe. Vertrau mir, Fabe, wegen David musst du dir wirklich keine Sorgen machen.«

»Seinetwegen mache ich mir auch keine Sorgen, sondern deinetwegen. Du weißt nicht, was für Zustände dort herrschen.«

»Aber du, ja?«, sagte ich.

»Nein, natürlich nicht, bloß -«

»Na also. Bist du denn gar nicht neugierig? All die Jahre hast du das, wofür Green Valley und Zeroth stehen, bekämpft, und jetzt willst du nicht mal wissen, was daraus geworden ist?«

»Ich glaube, dass sie immer noch das sind, was sie schon immer waren: ein heimtückisches Virus, das die Gesellschaft infiziert.« Er strich sich wütend die Haare aus der Stirn, sodass das Armband seiner schweren Uhr klimperte. »Während der Wende haben Zeroth und all die anderen ihr wahres Gesicht gezeigt. Ich weiß nicht, warum wir überhaupt zulassen, dass sie dort bleiben ...«

In diesem Punkt waren wir völlig unterschiedlicher Meinung - offensichtlich blieben selbst die besten Beziehungen von so etwas nicht verschont. Fabian hasste Green Valley, die Beweggründe dahinter und das, wofür es stand: digitale Überwachung, Missbrauch von Persönlichkeitsrechten, kriminelle Machenschaften und Verschwörung. Offiziell war Fabian Tadic Kunstkurator, doch in Wirklichkeit war er noch sehr viel mehr - er war einer der größten Geldgeber und Unterstützer von Omega und einer der führenden Köpfe ihrer Denkfabrik. Die Omega-Partei und die neue politische Elite hatten sich ganz dem Kampf gegen die Überreste von Green Valleys gefährlichem Zukunftsentwurf verschrieben. Wenn Fabian gewusst hätte, womit ich in Wirklichkeit meine Zeit verbrachte - dass ich mit illegalen Computerprogrammen andere Menschen ausspionierte ... Er hätte mich, genau wie die Leute in Green Valley, als Feind betrachtet.

Nicht alles, was ich Fabian über meine Arbeit erzählt hatte, war gelogen, tröstete ich mich. Zum Großteil war er darüber im Bilde. Er wusste, dass ich für die...

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Autor

Louis Greenberg, geboren in Johannesburg, studierte Englisch und Geschichte. Seine Abschlussarbeit schrieb er über Sex und Familie im modernen Vampirroman und begann eine Karriere als Autor. Neben Short Stories und Gedichten verfasste er mehrere Romane. Als Teil des Bestseller-Autorenduos S. L. Grey setzt er seine Vorliebe für zeitgemäße Horrorstoffe um. Greenberg lebt in England.