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Welcome to Reality

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.01.2019
500 Millionen Dollar für ein Leben
Die 15-jährige Jackie erfährt, dass ihr Vater einen Hirntumor hat. Fast noch schockierender: Um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern, hat er die Fernsehrechte am Rest seines Lebens verkauft. Ein TV-Team hält Einzug ins Haus, alles wird gefilmt und zu einer geschmacklosen Reality-Show geschnitten. Jackie beschließt, den Wahnsinn zu stoppen und ihrem Vater ein würdevolles Ende zu ermöglichen. Der TV-Sender sitzt am längeren Hebel, doch keiner hat mit Jackies Einfallsreichtum gerechnet ...

Nachdem Len Vlahos in den 80ern die Filmhochschule in New York abgebrochen hatte, spielte er zunächst in einer Punk-Pop-Band, wechselte dann in die Buchhandelsbranche und begann schließlich selbst zu schreiben. Er lebt mit seiner Frau und zwei kleinen Söhnen in Denver und ist dort Inhaber einer Buchhandlung.
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Produkt

Klappentext500 Millionen Dollar für ein Leben
Die 15-jährige Jackie erfährt, dass ihr Vater einen Hirntumor hat. Fast noch schockierender: Um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern, hat er die Fernsehrechte am Rest seines Lebens verkauft. Ein TV-Team hält Einzug ins Haus, alles wird gefilmt und zu einer geschmacklosen Reality-Show geschnitten. Jackie beschließt, den Wahnsinn zu stoppen und ihrem Vater ein würdevolles Ende zu ermöglichen. Der TV-Sender sitzt am längeren Hebel, doch keiner hat mit Jackies Einfallsreichtum gerechnet ...

Nachdem Len Vlahos in den 80ern die Filmhochschule in New York abgebrochen hatte, spielte er zunächst in einer Punk-Pop-Band, wechselte dann in die Buchhandelsbranche und begann schließlich selbst zu schreiben. Er lebt mit seiner Frau und zwei kleinen Söhnen in Denver und ist dort Inhaber einer Buchhandlung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641184872
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum14.01.2019
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6326 Kbytes
Artikel-Nr.3400131
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

9 T 9 Std 14 Min

Hazel Huck mochte Spiele. Sie mochte sie sehr.

Sie mochte Strategiespiele (Schach und Risiko) und Glücksspiele (Kniffel und Solitaire), aber am liebsten mochte sie Rollenspiele. Egal ob es um die Offlinewelten von Dungeons & Dragons ging oder die Onlineuniversen von EverQuest, Dark Age of Camelot und World of Warcraft. Hazel liebte nichts mehr, als in die Haut von jemand anderem zu schlüpfen und sich darin zu verlieren. Eine hochgewachsene Elfenkriegerin mit 150 Trefferpunkten zu sein bedeutete, unbesiegbar zu sein. Sie verbrachte jede freie Minute damit, sich in diesen Welten aufzuhalten. Es war ihr Weg, dem Alltagstrott zu entfliehen.

Hazel fühlte sich in ihrem eigenen Leben fehl am Platz. Sie stammte aus einer vermögenden Familie in Huntsville, Alabama, und hätte sich mit ihren siebzehn Jahren eigentlich auf ihren Debütantinnenball vorbereiten sollen. Ihre Mitschülerinnen von der Florence Nightingale School for Young Women sprachen von nichts anderem mehr als von dem Ball, auf dem sie offiziell in die Gesellschaft eingeführt werden würden. Ganz im Gegensatz zu Hazel. Sie fand diese Tradition völlig überholt und ziemlich peinlich. Ihre Eltern, die beide Anwälte waren und sich auf Schifffahrtsrecht spezialisiert hatten, bedauerten die Einstellung ihrer Tochter, respektierten aber, dass sie nun mal ihren eigenen Kopf hatte.

Mit Ausnahme der Schule und der familiären Verpflichtungen - im Haushalt mithelfen, Besuche bei Tanten und Onkeln, der obligatorische sonntägliche Kirchgang - lebte Hazel in einer virtuellen Welt. Ihre engsten Freunde waren Mitglieder ihrer Warcraft-Gilde. Und was sprach dagegen? Das waren interessante Leute. Sie war ihnen zwar nie persönlich begegnet, wusste aber mehr über sie als über irgendeines der Mädchen von der Schule. Da waren zum Beispiel eine Geschäftsfrau mittleren Alters aus New York, ein Mädchen aus Bolivien, das wie sie noch auf die Highschool ging, und jemand, der behauptete, Science-Fiction-Romane zu schreiben. Allerdings verriet er (sie?) nie die Titel seiner (ihrer?) Bücher, worum es darin konkret ging oder bei welchem Verlag sie erschienen. Es spielte keine Rolle. In dieser Welt konnte man sein, wer oder was man wollte, nicht nur durch die Avatare, die man sich aussuchte, sondern auch durch die Geschichten, die man erzählte.

Bei ihrem ersten Ausflug in die Welt der Onlinespiele war Hazel noch ziemlich nervös gewesen, was ihre eigene Geschichte anging - oder genauer gesagt, ihr Gefühl, keine eigene Geschichte zu haben -, weshalb sie kurzerhand eine erfand. Sie behauptete, Englische Literatur an einer Universität »irgendwo in Europa« zu studieren. Die anderen Gamer wirkten beeindruckt, und ehe sie sich versah, gab es kein Entkommen mehr aus ihrer Lüge. Damit ihre Onlinepersona glaubhaft war, recherchierte sie ausführlich über die wichtigsten Doktorandenprogramme für Englische Literatur in Großbritannien und Frankreich und hatte immer genügend aktuelle Informationen in petto, um ihr Märchen aufrechtzuerhalten. Mit der Zeit glaubte sie schließlich selbst, dass diese Person - die sie Tess nannte - tatsächlich existierte. Es war zu spät, damit herauszurücken, dass sie noch auf der Highschool war - erst in der Neunten, als sie angefangen hatte, dieses besondere Seemannsgarn zu spinnen, mittlerweile in der Zwölften - und in Alabama lebte. Sie machte sich die erfundene Geschichte zu eigen und hielt die Lüge am Leben.

Hazel war gerade dabei, einen Heilzauber zu wirken, als eine Chat-Nachricht von einem Warcraft-Freund auf dem Bildschirm aufploppte. Die Nachricht lautete Ist das nicht voll krass? ROTFL! und enthielt einen Link zu Jareds eBay-Anzeige.

Aber Hazel wälzte sich nicht vor Lachen auf dem Boden.

***

Ethan Overbee mochte seine Sekretärin Monique. Er mochte sie sehr.

Er mochte ihre Fähigkeit, es vorauszuahnen, wenn er ein Meeting verlegen wollte. Er mochte es, dass sie genau wusste, wen von seinen Untergebenen sie an welchen Tagen zu ihm durchlassen durfte und wie lange sie in seinem Vorzimmer zu warten hatten. Und er mochte es, dass es ihr immer gelang, Anrufe von seiner Freundin, seiner Mutter und seiner Schwester abzuwehren. Aber am meisten mochte er die Dinge, die Monique für ihn tat, wenn er die Tür zu seinem Büro in Santa Monica schloss.

Es wäre Ethan nie in den Sinn gekommen, dass er Monique das Gefühl gab, eine sehr gut verdienende Prostituierte zu sein, worunter ihr Selbstwertgefühl so sehr litt, dass sie noch nicht einmal mehr in den Spiegel schauen konnte, ohne dass ihr schlecht wurde. Es kam ihm nie in den Sinn, weil es ihm erst gar nicht in den Sinn kommen konnte. Im Gegensatz zu Jared Stone war Ethan Overbee ein Mann ohne jedes Mitgefühl.

In einer wissenschaftlichen Studie wurde festgestellt, dass auf Chromosom 15q ein Markergen existiert, das für Mitgefühl verantwortlich ist. Offenbar ist dieses Markergen bei erfolgreichen Staatsoberhäuptern, Vorstandsvorsitzenden und passionierten Hobbyradfahrern sehr viel seltener nachzuweisen als beim restlichen Teil der Bevölkerung. Wie sich zeigen sollte, konnte man Ethan zu dieser Gruppe zählen.

So war es dann auch nicht weiter überraschend, dass Ethan nicht nur ein leidenschaftlicher Radfahrer, sondern mit seinen zweiunddreißig Jahren auch der jüngste stellvertretende Programmchef in der Geschichte von American Television Network war. ATN war das Kronjuwel eines Medienimperiums aus Fernseh- und Radiosendern und Zeitungshäusern auf der ganzen Welt und dafür bekannt, mit seiner Berichterstattung schon so gut wie jeden vor den Kopf gestoßen zu haben, was jedoch nichts daran änderte, dass das Unternehmen Jahr für Jahr die allerhöchsten Absatzzahlen und Einschaltquoten erzielte. In einer Kolumne der New York Times wurde ATN als Spiegel bezeichnet, »der die dunkelsten Winkel der amerikanischen Seele wiedergibt«. Wenn Ethan sich die Mühe gemacht hätte, darüber nachzudenken (was er nicht tat), hätte seine pragmatische Seite diesem Urteil zugestimmt.

Seinen Mangel an Mitgefühl machte Ethan dadurch wett, dass er die Menschen, die es gut mit ihm meinten, mit Luxusgeschenken überhäufte. Er fand, dass Monique es gerade besonders gut mit ihm gemeint hatte, weshalb er sich bei eBay auf die Suche nach dem perfekten Geschenk für sie machte.

Er wusste, dass Monique den Schauspieler Heath Ledger vergötterte. Normalerweise hätte er einfach ein paar Anrufe getätigt und Ledger wäre in seinem Büro aufgetaucht und hätte Monique zum Mittagessen ausgeführt. Aber weil der Typ an einer Medikamentenüberdosis gestorben war, musste Ethan sich mit herkömmlichem Shopping begnügen. Künstler, dachte er kopfschüttelnd. Es ist doch immer dasselbe mit ihnen.

Es gab an die zweitausend Artikel bei eBay, die mit Ledger zu tun hatten, aber nichts davon schien zu passen. Ethan war der Meinung, dass ein signiertes Foto oder ein Kleidungsstück, das Ledger in einem seiner Filme getragen hatte, zu banal waren. Ihm kam ein Gedanke - vielleicht gab es ja irgendein Erinnerungsstück, das in direktem Zusammenhang zu Ledgers Tod stand. Er fragte sich kurz, ob das womöglich zu geschmacklos war, sah aber keinen Grund dafür.

Die Presse hatte Ledgers Tod als Unfall dargestellt, aber Ethan glaubte nicht daran; er gab »Selbstmord Ledger« in die Suchmaske ein. Als er die makabren Artikel durchging, die ihm angezeigt wurden, sah er den Link »Kunden, die sich diesen Artikel angeschaut haben, interessierten sich auch für ...«. Einer der angebotenen Artikel hatte den seltsamen Titel »Menschenleben zu verkaufen«. Er klickte ihn an.

Und so kam es, dass Ethan Overbee Jareds Anzeige las.

***

Schwester Benedict Joan mochte das Internet. Sie mochte es sehr.

Sie mochte es, weil es ihr die Möglichkeit bot, mithilfe ihres Blogs christus-kadetten.blogspot.com Gottes Wort zu verbreiten. Sie mochte, dass sie durch das Internet mit all den anderen Kämpfern in Christus´ Armee auf der ganzen Welt in Kontakt bleiben konnte. Und vor allem mochte sie, dass das Internet es ihr ermöglichte, gegen die unaufhörliche Flut von Pornografie, Pietätlosigkeit und Blasphemie zu kämpfen, die drohte, die gesellschaftlichen Vorstellungen von Anstand und Moral zu zerstören. Eine weniger zuversichtliche Frau wäre von den Abartigkeiten und der Gewalt, die den Puls des World Wide Web antrieben, überwältigt gewesen. Nicht so Schwester Benedict; ihr gab es eine Aufgabe.

Als Vorsteherin des Ordens »Schwestern der ewigen Anbetung« empfand sie es als ihre ganz persönliche Verantwortung, die ihr anvertrauten Nonnen und Novizinnen zu beschützen. Das bedeutete sehr viel mehr, als für regelmäßige Mahlzeiten und eine Unterkunft zu sorgen; es bedeutete, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, so gering diese Macht auch war, eine Welt zu gestalten, die von den Lehren und der Liebe Jesus Christus wusste und durchtränkt war. Man könnte sagen, dass es nur eine einzige Sache gab, die Schwester Benedict Joan mehr mochte als das Internet, und das war Jesus Christus selbst.

Die Schwester war eine Nonne alter Schule. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil behielten die meisten Nonnen ihren Taufnamen und wurden zu Schwester Ella oder Schwester Casey oder Schwester Jordyn. Angela Marie Taggart wäre es wie eine schwere Sünde am wahren Katholizismus vorgekommen, ihren eigenen Namen zu behalten. Die Nonnen, die sie als kleines Mädchen ihrer Frömmigkeit, ihres Gehorsams und ihrer fast martialischen Schönheit wegen anbetete, hatten die Namen männlicher Heiliger angenommen, eine Tradition, der sie sich, zumindest teilweise, verbunden fühlte und die sie aufrechterhalten wollte. Sie war davon überzeugt, dass ihr Name sowohl eine autoritäre als auch beruhigende...

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Nachdem Len Vlahos in den 80ern die Filmhochschule in New York abgebrochen hatte, spielte er zunächst in einer Punk-Pop-Band, wechselte dann in die Buchhandelsbranche und begann schließlich selbst zu schreiben. Er lebt mit seiner Frau und zwei kleinen Söhnen in Denver und ist dort Inhaber einer Buchhandlung.