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Selias Geheimnis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am08.10.2018
Bevor ihn alle Menschen als den Tätowierten Mann fürchteten und später als Erlöser feierten, war er einfach nur Arlen aus Tibbets Bach. Eine von denen, die ihn aufwachsen sahen, war Selia, die als Dorfsprecherin in Tibbets Bach für Ordnung sorgte und sich für Arlen einsetzte. Dass der oft widerwillige Respekt, der ihr von allen entgegengebracht wurde, sowie der abfällige Beiname »die Unfruchtbare« auf ein lange gehütetes Geheimnis der alten Frau zurückgingen, das ahnte niemand. Doch nun haben sich Seelendämonen den Geburtsort von Arlen ausgesucht, um als nächstes anzugreifen. Und in den Kämpfen um die Zukunft von Tibbets Bach brechen alte Wunden auf - heimliche Wunden, die Selia lange verborgen hielt. Als einige Dörfler sich plötzlich offen gegen sie stellen, beschließt Selia, sich nicht länger zu verstecken und ihr Geheimnis bloßzulegen. Das Geheimnis ihrer Liebe zu einer Frau ...
Die Novelle Selias Geheimnis spielt nach den Ereignissen von Das Leuchten der Magie und Die Stimmen des Abgrunds. Das Buch enthält außerdem ein Grimoire der Siegelzeichen.

Peter V. Brett, 1973 geboren, studierte Englische Literatur und Kunstgeschichte in Buffalo und entdeckte Rollenspiele, Comics und das Schreiben für sich. Danach arbeitete er zehn Jahre als Lektor für medizinische Fachliteratur, bevor er sich ganz dem Schreiben von fantastischer Literatur widmete. Mit seinen Romanen und Erzählungen aus der Welt von »Das Lied der Dunkelheit« hat er die internationalen Bestsellerlisten gestürmt. Peter V. Brett lebt in Brooklyn, New York.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBevor ihn alle Menschen als den Tätowierten Mann fürchteten und später als Erlöser feierten, war er einfach nur Arlen aus Tibbets Bach. Eine von denen, die ihn aufwachsen sahen, war Selia, die als Dorfsprecherin in Tibbets Bach für Ordnung sorgte und sich für Arlen einsetzte. Dass der oft widerwillige Respekt, der ihr von allen entgegengebracht wurde, sowie der abfällige Beiname »die Unfruchtbare« auf ein lange gehütetes Geheimnis der alten Frau zurückgingen, das ahnte niemand. Doch nun haben sich Seelendämonen den Geburtsort von Arlen ausgesucht, um als nächstes anzugreifen. Und in den Kämpfen um die Zukunft von Tibbets Bach brechen alte Wunden auf - heimliche Wunden, die Selia lange verborgen hielt. Als einige Dörfler sich plötzlich offen gegen sie stellen, beschließt Selia, sich nicht länger zu verstecken und ihr Geheimnis bloßzulegen. Das Geheimnis ihrer Liebe zu einer Frau ...
Die Novelle Selias Geheimnis spielt nach den Ereignissen von Das Leuchten der Magie und Die Stimmen des Abgrunds. Das Buch enthält außerdem ein Grimoire der Siegelzeichen.

Peter V. Brett, 1973 geboren, studierte Englische Literatur und Kunstgeschichte in Buffalo und entdeckte Rollenspiele, Comics und das Schreiben für sich. Danach arbeitete er zehn Jahre als Lektor für medizinische Fachliteratur, bevor er sich ganz dem Schreiben von fantastischer Literatur widmete. Mit seinen Romanen und Erzählungen aus der Welt von »Das Lied der Dunkelheit« hat er die internationalen Bestsellerlisten gestürmt. Peter V. Brett lebt in Brooklyn, New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641232016
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum08.10.2018
Reihen-Nr.3
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2699 Kbytes
Artikel-Nr.3400194
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Das Großsiegel

334 NR

Selia regte sich und schlang die Arme fester um den Körper, der neben ihr lag. Glatte Haut über harten Muskeln, warm wie ein Krug voller frisch gebackener Kekse. Sie steckte ihre Nase in den dicken, geflochtenen Zopf und atmete tief ein. Der Duft war betörend.

Erschrocken riss Selia die Augen auf.

»Bei der Nacht, Mädchen!« Sie rüttelte Lesa, um sie zu wecken. »Du bist schon wieder eingeschlafen!«

Selia blickte zum Fenster, wo ein matter Lichtschein durch die Blendläden fiel. »Gleich geht die Sonne auf! Du musst ...!«

»Schhhhh.« Lesa schob eine Hand nach hinten und strich über Selias Gesicht, bis ihre schwieligen Finger sich sanft auf deren Lippen legten. »Mam und Dad sind zu Jeph Strohballens Hof gefahren, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Sie können gar nicht wissen, dass ich nicht zu Hause übernachtet habe.«

Lesa kuschelte sich wieder in das weiche Federkissen und fiel erneut in Schlaf. Selia holte tief Luft, schmiegte sich an sie und versuchte ebenfalls einzuschlafen. Lesa hatte recht.

Aber Selia hatte noch nie schlafen können, wenn Sorgen sie plagten. Lesas Eltern mochten nicht daheim sein, aber sie wohnte immer noch unter ihrem Dach. Die junge Frau zählte kaum zwanzig Sommer, während Selia auf achtundsechzig Winter zurückblicken konnte. Eine Liebschaft zwischen zwei Frauen reichte schon aus, um in der Gemeinde schief angesehen zu werden. Sich eine Frau ins Bett zu holen, die so viel jünger war als sie, konnte sie das Amt der Sprecherin kosten - wenn man sie nicht einfach der ungeschützten Nacht aussetzte, um sie ein für alle Mal loszuwerden.

Selbst wenn Selia die Augen fest zukniff, sah sie in Gedanken immer noch Renna Gerber vor sich, wie sie auf dem Stadtplatz an einen Pfahl gebunden darauf wartete, dass die Dämonen sie zerfleischten.

Nein. Bei uns wird so etwas nie wieder passieren.

Aber Selia erinnerte sich daran, wie schnell Jeorje die Gemeinde gegen Renna aufgehetzt hatte, und er hatte weit mehr Grund, Selia in den Horc zu wünschen, als irgendein dummes Bauernmädchen.

Selias Arm, den sie unter Lesa geschoben hatte, wurde taub. Die Hitze, die die junge Frau verströmte, ließ sie beide schwitzen, und nackte Haut klebte an nackter Haut. Selia war es zu unbequem, um noch einmal einschlafen zu können, deshalb zog sie vorsichtig ihren Arm zurück, ganz langsam, um ihre Freundin nicht zu wecken.

Sie verplante bereits den Tag. Lesas Eltern waren nicht die Einzigen, die sich heute zu Jeph Strohballens Hof begaben. Es war Neumond, und Jeph hatte den Stadtrat aufgefordert, sich in dieser Nacht auf seinem Besitz einzufinden.

Es war ungewöhnlich, ein Treffen der Ratsmitglieder außerhalb von Stadtplatz anzuberaumen - zumal bei Nacht. Aber es kursierten Gerüchte über das, was Jeph auf seinem Land baute, und alle wollten wissen, was genau es damit auf sich hatte.

Selia brauchte keine Mutmaßungen anzustellen. Letzten Monat hatte Arlen seinen Vater besucht. Das wusste sie, weil in derselben Nacht Renna Gerber in Selias Hof aufgetaucht war und sie und Lesa beim Knutschen erwischt hatte.

Arlen und Renna, die beide Tibbets Bach den Rücken gekehrt hatten, brachten Hinweise auf nie dagewesene, drohende Gefahren. Sie warnten vor gewitzten Dämonen. Gestaltwandlern. Horclingen, die im Verbund vorgingen und Siegel zerstörten, wie Holzfäller im Wald eine Lichtung schlugen. Für Tibbets Bach war es schon schwer genug, sich gegen die üblichen Dämonen zu wehren. Die Kampfsiegel verbreiteten sich, aber nur wenige Leute hatten sich in der ungeschützten Nacht behauptet. Auf das, was sie erwartete, waren die Menschen nicht vorbereitet.

Selia stand vom Bett auf und tappte leise zur Waschschüssel. Lesas Duft hing noch an ihr, der Beweis für ihre Sünde. Renna hatte sich versteckt, bis Selia Lesa fortgeschickt hatte, und später, bei Tee und Keksen, hatte sie das, was sie beobachtet hatte, mit keinem Wort verurteilt. Aber Selia hatte sich selbst dafür verwünscht, wie leichtsinnig sie geworden waren.

Die Leute nannten dich immer Selia die Unfruchtbare, hatte Renna bemerkt. Aber nach dem, was ich gesehen habe ... Vielleicht bist du doch nicht so unfruchtbar.

Wenn Selia und Lesa so weitermachten, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Stadt alles über sie herausfand. Zweifelsohne erinnerten sich die älteren Bewohner an die Gerüchte aus vergangenen Tagen und stellten Vermutungen an.

Selia wusch sich das Gesicht. Das kalte Wasser ließ sie endgültig wach werden. Sie blickte in den versilberten Spiegel, in dem sie sich fast siebzig Jahre lang betrachtet hatte, doch das Gesicht, das ihr entgegenstarrte, kam ihr nur vage vertraut vor - eine verblasste Erinnerung, die plötzlich wieder auflebte.

Die tiefen Furchen in ihrem Gesicht waren verschwunden. Ihr einstmals graues Haar wuchs an den Wurzeln blond nach. Diese Haarfarbe war selten in Tibbets Bach, ein Erbe ihres Vaters Edwar, eines Milneser Kuriers, der sich entschlossen hatte, in der Gemeinde sesshaft zu werden.

Selia sah auf ihre Hände. Die früher durchscheinende Haut war nun glatt und elastisch, die Altersflecken wurden von der Sonnenbräune überdeckt.

Sie richtete sich aus der halb gebückten Stellung auf, ohne dass ihr Rücken schmerzte. Schultern und Knie taten nicht mehr weh. Ihre Fingergelenke ließen sich frei bewegen.

In der Nähe der Waschschüssel stand griffbereit der Speer, den Arlen ihr geschenkt hatte. Mit den Fingerspitzen strich sie über die zierlichen, in den Schaft eingeschnitzten Siegel und erschauerte, als sie sich an den Strom von Magie erinnerte, der durch das Holz in ihren Arm geschossen war, als sie ihren ersten Dämon erlegte. Es war eine ungezügelte, berauschende Macht. Unter ihrem Einfluss bewegte sie sich mit einer regelrecht ... übermenschlichen Kraft und Geschwindigkeit und kämpfte wie ein rasendes Tier.

Nach dem Kampf hielt das Gefühl der Unbesiegbarkeit nicht lange vor, doch ein wenig Energie blieb erhalten. Als sie am folgenden Tag aufwachte, fühlte sie sich so erfrischt wie seit Jahren nicht mehr.

Seitdem hatte Selia viele Dämonen getötet und die Bürgerwehr von Stadtplatz von einem Sieg zum nächsten geführt. Allmählich säuberte man jeden Hof und jedes Feld in Tibbets Bach von Horclingen.

Der Rausch der Magie machte süchtig, wie viele Leute am eigenen Leib erfuhren. Auch Selia war ihm erlegen. Er stärkte nicht nur den Körper, er steigerte auch die Leidenschaft.

Ihre Hand zuckte von der Waffe zurück als wäre sie plötzlich glühend heiß geworden. Dann warf sie einen Blick auf Lesa, die zufrieden schnarchte.

Jeder Narr, der einmal eine Jongleursvorstellung gesehen hatte, wusste, dass Magie ihren Preis hatte.

»Raus aus dem Bett, du faules Mädchen.« Selia versetzte Lesa einen Schubs. »Der Tee ist heiß, und zum Horc mit dir, wenn du ihn kalt werden lässt.«

Lesa schlug die Decke zurück und stand vom Bett auf. Ohne sich ihrer Nacktheit zu schämen, bückte sie sich, um ihre Hose vom Boden aufzuheben. Sie lächelte, als sie hochblickte und sah, wie Selia sie anstarrte.

Selia riss die Bluse vom Bettpfosten und warf sie dem Mädchen zu. Aber auch sie lächelte. »Zieh dich an. Ich hol schon mal die Butterkekse aus dem Ofen.«

Bald darauf betrat Lesa die Küche. Obwohl Selia ihr den Rücken zukehrte, merkte sie, dass die junge Frau nach dem mit Teig verschmierten Löffel in der Rührschüssel griff. Ohne hinzuschauen schnappte sie sich den Löffel und schlug damit auf Lesas Handrücken.

»Au!« Lesas Hand zuckte zurück.

»Den Löffel abzulecken ist eine Belohnung, kein Vorrecht.« Selia stellte einen Teller voll Kekse zum Abkühlen auf das Fenstersims. »Deck den Tisch und schenk Tee ein. Die Kekse von gestern sind in der Steingutschüssel.«

Lesa hob eine Faust und drehte sie, um die Teigspritzer zu zeigen, die am Handrücken klebten. Dann leckte sie den Teig genüsslich ab.

Selia drohte ihr mit dem Rührlöffel, und Lesa lachte, ehe sie sich auf die Schüssel mit den Keksen stürzte. »Manchmal vergesse ich, dass du immer noch die alte Lady Unfruchtbar bist.«

Selia zog fragend eine Braue hoch. »Nennen die Kinder mich jetzt so?«

Lesa errötete. »Ich wollte dich nicht ...«

Selia winkte ab. »Schon gut. Aber was werden die anderen jungen Leute sagen, wenn sie erfahren, dass du mit der alten Lady Unfruchtbar schläfst?«

Lesa zwinkerte ihr zu. »Wenn wir zusammen im Bett sind, kommen wir ja kaum zum Schlafen.«

»Du weißt, was ich meine«, sagte Selia.

»Bei dir klingt das so, als würde es auf jeden Fall herauskommen«, sagte Lesa.

»Wenn du erst mal eine alte Dame bist, weißt du, dass letzten Endes alles herauskommt.«

Lesa riss gereizt die Hände hoch. »Und wenn schon. Du bist die Sprecherin der Gemeinde...

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Autor

Peter V. Brett, 1973 geboren, studierte Englische Literatur und Kunstgeschichte in Buffalo und entdeckte Rollenspiele, Comics und das Schreiben für sich. Danach arbeitete er zehn Jahre als Lektor für medizinische Fachliteratur, bevor er sich ganz dem Schreiben von fantastischer Literatur widmete. Mit seinen Romanen und Erzählungen aus der Welt von »Das Lied der Dunkelheit« hat er die internationalen Bestsellerlisten gestürmt. Peter V. Brett lebt in Brooklyn, New York.