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Die Schokoladenvilla

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
656 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am08.10.2018
Das Schicksal zweier Frauen. Das Erbe einer Familie. Die Geschichte einer Leidenschaft.
Stuttgart, 1903: Als Tochter eines Schokoladenfabrikanten führt Judith Rothmann ein privilegiertes Leben im Degerlocher Villenviertel. Doch die perfekte Fassade täuscht. Judiths Leidenschaft gehört der Herstellung von Schokolade, jede freie Minute verbringt sie in der Fabrik und entwickelt Ideen für neue Leckereien. Unbedingt möchte sie einmal das Unternehmen leiten. Doch ihr Vater hat andere Pläne und fädelt eine vorteilhafte Heirat für sie ein - noch dazu mit einem Mann, den sie niemals lieben könnte. Da kreuzt ihr Weg den des charismatischen Victor Rheinberger, der sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen will ...

Maria Nikolai liebt historische Stoffe und zarte Liebesgeschichten. Mit »Die Schokoladenvilla« schrieb sie sich in die Herzen der Leserinnen: Die opulente Saga rund um eine Stuttgarter Schokoladenfabrikantenfamilie stand monatelang auf der Bestsellerliste und verkaufte sich fast eine halbe Million Mal. Nun entführt Maria Nikolai ihre Fans mit ihrer sehnsüchtig erwarteten neuen historischen Trilogie an den schönen Bodensee zu Ende des Ersten Weltkriegs. Willkommen im Grandhotel Lindenhof!
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDas Schicksal zweier Frauen. Das Erbe einer Familie. Die Geschichte einer Leidenschaft.
Stuttgart, 1903: Als Tochter eines Schokoladenfabrikanten führt Judith Rothmann ein privilegiertes Leben im Degerlocher Villenviertel. Doch die perfekte Fassade täuscht. Judiths Leidenschaft gehört der Herstellung von Schokolade, jede freie Minute verbringt sie in der Fabrik und entwickelt Ideen für neue Leckereien. Unbedingt möchte sie einmal das Unternehmen leiten. Doch ihr Vater hat andere Pläne und fädelt eine vorteilhafte Heirat für sie ein - noch dazu mit einem Mann, den sie niemals lieben könnte. Da kreuzt ihr Weg den des charismatischen Victor Rheinberger, der sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen will ...

Maria Nikolai liebt historische Stoffe und zarte Liebesgeschichten. Mit »Die Schokoladenvilla« schrieb sie sich in die Herzen der Leserinnen: Die opulente Saga rund um eine Stuttgarter Schokoladenfabrikantenfamilie stand monatelang auf der Bestsellerliste und verkaufte sich fast eine halbe Million Mal. Nun entführt Maria Nikolai ihre Fans mit ihrer sehnsüchtig erwarteten neuen historischen Trilogie an den schönen Bodensee zu Ende des Ersten Weltkriegs. Willkommen im Grandhotel Lindenhof!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641235413
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum08.10.2018
Reihen-Nr.1
Seiten656 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2204 Kbytes
Artikel-Nr.3400284
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. KAPITEL

Die preußische Festung Ehrenbreitstein bei Coblenz, Ende Februar 1903

Aus einem dunstigen Morgenhimmel fiel fahles Licht, ohne die Erde wirklich zu berühren. Weder vertrieb es die Kälte der vergangenen Nacht noch ihre Schatten. In der nebligen, mit dem Rauch zahlreicher Schornsteine geschwängerten Luft verloren sich Farben und Stimmen, verschwammen die Umrisse der Zitadelle, schien selbst der große Strom verstummt, der seit Urzeiten am Fuße des steil aufragenden Felssporns mit den Wassern der Mosel zusammenfloss.

Das vertraute Zurückschnappen der Querriegel seiner Zellentür durchbrach die morgendliche Stille. Victor, der am vergitterten Fenster gestanden hatte, das den kargen Raum mit Tageslicht versorgte, wandte sich um und nickte dem eintretenden Aufseher zu.

Es war Zeit.

Ein letztes Mal flog sein Blick über die Stube mit ihrer schlichten Holzmöblierung und dem eisernen Bettgestell, dessen blau-weiß karierte Decke er sorgfältig zusammengelegt hatte. Dann schlüpfte er in seinen abgetragenen Mantel, hob seinen schäbigen Koffer auf, nahm seinen Hut und folgte dem Wärter aus der Landbastion hinaus in diesen abweisenden Morgen. Sie querten den Oberen Schlosshof und erreichten die Hohe Ostfront. Vor den vier Säulen des Portikus blieben sie einen Augenblick stehen und Victor ließ noch einmal die hellgelben Fassaden der Gebäude ringsherum auf sich wirken, deren klassizistische Architektur in einem geradezu spektakulären Gegensatz zur martialischen Erscheinung der übrigen Festung stand. Schließlich wurde er in das Dienstzimmer des Festungskommandanten im ersten Stock über der Hauptwache geführt.

Als er eine halbe Stunde später wieder ins Freie trat, bat er den Aufseher um einen kurzen Moment für sich. Dieser nickte und blieb stehen, während Victor an einer Gruppe exerzierender Soldaten vorbei über den weitläufigen Hof ging und an die halbhohe Außenmauer trat. Ruhig setzte er sein Gepäck ab und beugte sich über die massive Begrenzung.

Nur andeutungsweise ließ sich der grandiose Ausblick erahnen, der sich an klaren Tagen von hier oben auf Coblenz und die beiden Flüsse bot, die sich an dieser Stelle in einer lang gezogenen Schleife auf ihre gemeinsame Reise gen Norden begaben. Lediglich Schemen von Häusern, Wiesen und Feldern deuteten sich an. Von den fernen Gipfeln der Vulkaneifel mit ihren stillen Seen und den dunklen Wäldern war überhaupt nichts zu sehen.

Victor seufzte.

Diesen ersten Augenblick nach seiner Haftentlassung hatte er sich anders vorgestellt. Unzählige Male hatte er in Gedanken an dieser Mauer gestanden, wie ein Vogel, der seine Flügel ausspannt. Er hatte diese schiere Weite in sich aufnehmen wollen, die Welt von einer höheren Warte aus betrachten, bevor er sie neu in Besitz nahm - und sie ihn.

Die neblige Unbill des feuchten Februartages minderte den Genuss dieses Moments, aber er wollte nicht hadern. Nach den bitteren Lektionen der letzten Jahre musste ein fehlender Ausblick zu verschmerzen sein. Es war vorbei und das war alles, was zählte. Brüsk drehte er sich weg, nahm seinen Koffer und ließ sich die letzten Meter eskortieren.

Der Weg in die Freiheit führte durch die Felsentorwache zum vorgelagerten Fort Helfenstein, und von dort aus abwärts, an etlichen Wachposten und weiteren Toren vorbei bis in den Ort Ehrenbreitstein.

Mit jedem Schritt entlang des schroffen, bewachsenen Felsgesteins schaffte Victor Abstand zwischen sich und der weitläufigen, als uneinnehmbar geltenden Festung über ihm. Auf dem matschigen Untergrund verloren seine dünnen Sohlen mehr als einmal den Halt. Dass es ihm jedes Mal gelang, sich abzufangen, erfüllte ihn mit übertriebenem Stolz. Vereinzelte Windböen wehten kalte Feuchte in seinen Nacken und ließen ihn frösteln. Als er endlich in der Residenzstadt ankam, zitterten ihm vor Anstrengung die Knie.

An der Schiffbrücke musste er warten, bis sich die ausgefahrenen Joche hinter einem kleinen Dampfer wieder geschlossen hatten, dann überquerte er den Rhein, entrichtete die zwei Pfennige Brückengeld und erreichte schließlich die Coblenzer Rheinanlagen.

Die Wolkendecke hatte sich gelichtet.

Victor zögerte.

Dann blickte er ein letztes Mal zurück auf das trutzige Monument hoch oben auf der Felsnase, dessen grobe, unverputzte Mauern im heraufziehenden Tag allmählich Konturen annahmen.

Zwei Jahre lang war der Ehrenbreitstein sein Gefängnis gewesen; dieses kantige Zeugnis preußischer Macht im Westen des Reichs, mit seinem weitläufigen Gewirr aus Gängen, Brücken und Versorgungswegen, den Soldatenstuben, Wohnquartieren, Arbeitsstätten und Geschützkasematten, den meterdicken Mauern, Gräben und Toren. Dort hatte er gebüßt für ein Duell, welches er gerne vermieden hätte, und dessen unglücklicher Ausgang ihn überdies in den Rang eines verurteilten Straftäters katapultiert hatte. Wenigstens war er in den Vorzug einer Ehrenhaft auf der Festungs-Stubengefangenen-Anstalt bei Coblenz gekommen, weit weg von Berlin und den erdrückenden Erinnerungen, die Victor mit dieser seiner Heimatstadt verband.

Er vernahm Rufe und Lachen, ein Schiffshorn, das Bellen eines Hundes. Die Welt hatte ihre Sprache wiedergefunden und selbst die winterlich trübe Luft empfand er als belebend.

Er schritt kräftig aus. Immer schneller schienen ihn seine Beine zu tragen, und ein jähes Glücksgefühl durchströmte Kopf und Glieder. Doch bei aller aufkeimenden Euphorie war ihm sehr wohl bewusst, dass seiner neu gewonnenen Freiheit nicht nur unendliche Möglichkeiten, sondern auch eine vage Gefahr innewohnte. Und mit demselben Willen, mit dem er seine Zukunft beginnen wollte, würde er mit seiner Vergangenheit Frieden schließen müssen.

Er erreichte das zweigeschossige, massive Steingebäude des Coblenzer Bahnhofs. Beim Laufen war ihm warm geworden, auch wenn jeder Atemzug eine neblige Wolke bildete, kaum dass er die Lippen verlassen hatte. Victor kaufte ein Billett und setzte sich auf eine Bank im Wartesaal. Bis sein Zug kam, dauerte es noch gut eine Stunde.

In einer Ecke des großen Gebäudes entdeckte er einen Automaten, an dem zwei Kinder, vermutlich Bruder und Schwester, hantierten. Eine Gouvernante saß gelangweilt daneben, die Nase in ein Buch vergraben. Derweil schienen die Geschwister einen regelrechten Kampf um den Inhalt des Automaten auszufechten, wobei das Mädchen ihrem Bruder in nichts nachstand. Schließlich hielt sie triumphierend ein kleines Täfelchen in der Hand. Schokolade, wie Victor amüsiert feststellte. Mit ihrem Schatz in der Hand lief sie dem Jungen davon, der erst ein langes Gesicht zog, dann aber entschlossen die Verfolgung aufnahm.

Victor konnte seine Neugierde nicht zügeln. Automaten hatten ihn schon immer fasziniert und dieser hier war ziemlich neu. Er stand auf und besah sich unauffällig das Gerät. Stollwerck. Das Kölner Unternehmen war seit Jahren sehr erfinderisch beim Vertrieb seiner Schokoladen und lieferte inzwischen selbst entwickelte Automaten in alle Welt. Diese boten unter anderem Seife an, aber auch Fahrkarten an den Bahnhöfen.

Der Apparat aus graublau bemaltem Gusseisen mit aufwendigen goldenen Verzierungen reichte ihm etwa bis zum Kinn. Hinter einem arkadenartig eingefassten Fenster befanden sich, gut sichtbar, mehrere Warenschächte mit Schokoladentafeln. Darüber gab es einen Schlitz für den Münzeinwurf, und auf einem emaillierten Schild wurde der Mechanismus erklärt. Zehn Pfennig kostete eine Tafel. Rasch überschlug Victor den Wert der darin befindlichen Schokoladentäfelchen und stellte fest, dass es sich hier um ein lohnendes Geschäft für Stollwerck handelte. Zwar verzichtete er darauf, sich eine Schokolade zu ziehen, aber sein Erfindergeist war geweckt. Während er an seinen Platz zurückkehrte, feilte er imaginär bereits an einer ähnlichen Konstruktion.

Sobald er sich in seiner neuen Heimat etabliert und eine Bleibe gefunden hatte, würde er sich an einem Entwurf versuchen. Bei diesem Gedanken zog er einen zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche, auf dem eine Adresse stand: Edgar Nold, Silberburgstraße, Stuttgart.

Victor wäre es nicht in den Sinn gekommen, nach seiner Haftentlassung ausgerechnet in Stuttgart sein Glück zu versuchen, aber als ein Mithäftling die süddeutsche Residenzstadt ernsthaft empfohlen hatte, war sie ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Stuttgart schien aufstrebend zu sein, bot deshalb vermutlich gute Arbeitsmöglichkeiten und war weit genug entfernt von Berlin, um einen unbelasteten Anfang zu ermöglichen. Jedenfalls würde ihn dort wohl keiner vermuten.

Vor wenigen Tagen hatte ihm der Mitgefangene schließlich noch die Anschrift eines entfernten Verwandten gegeben, eben jenes Edgar Nold, bei dem er sich nach seiner Ankunft melden könne. So sollte es ihm leichter fallen, in der fremden Umgebung Fuß zu fassen.

Schließlich fuhr laut pfeifend Victors Zug ein und kam mit kreischenden Bremsen zum Stehen; ein stählerner Koloss, umgeben von Dampf und Rauchschwaden. Reisende entstiegen den Coupés der ersten Klasse. Sie waren eingehüllt in wärmendes Tuch oder lange Mäntel, die Herren zogen ihre Hüte tief ins Gesicht. Einige Damen trugen wertvollen Pelz und hatten ihre Hände in fellbesetzten Muffs vergraben, während Bedienstete sich um ihr Gepäck kümmerten und eilig Schirme aufspannten, um ihre Herrschaft vor der ungemütlichen Witterung zu schützen. Aus den restlichen Waggons stiegen die weniger Begüterten, die ihre Taschen und Koffer mit klammen Fingern selbst schleppten. Eilig strebten sie dem Ausgang zu.

Victor verließ das Bahnhofsgebäude und betrat den Bahnsteig. Er wartete geduldig, bis sich die Traube der...

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Maria Nikolai liebt historische Stoffe und zarte Liebesgeschichten. Mit »Die Schokoladenvilla« schrieb sie sich in die Herzen der Leserinnen: Die opulente Saga rund um eine Stuttgarter Schokoladenfabrikantenfamilie stand monatelang auf der Bestsellerliste und verkaufte sich fast eine halbe Million Mal. Nun entführt Maria Nikolai ihre Fans mit ihrer sehnsüchtig erwarteten neuen historischen Trilogie an den schönen Bodensee zu Ende des Ersten Weltkriegs. Willkommen im Grandhotel Lindenhof!