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The Mayfly - Die Chemie des Bösen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am04.03.2019
Der Tod bringt Erlösung. Doch der Weg dorthin ist grausam ...
In einer Hütte im Wald, irgendwo im walisischen Niemandsland, findet die Polizei eine schrecklich zugerichtete Leiche. Es scheint, als hätte der Tote sich selbst so zugerichtet. Wenig später wird der Anwalt Charlie Priest in seiner Londoner Wohnung von einem Mann angegriffen, der auf der Suche nach einer rätselhaften Liste ist. Nur Stunden später liegt der Angreifer tot in einer Lagerhalle und Priest ist unter den Verdächtigen. Er muss herausfinden, was es mit der Liste auf sich hat - und stößt auf einen skrupellosen Club und eine grausame Wahrheit aus den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs, die alles für ihn Vorstellbare übersteigt ...

James Hazel war als Anwalt im Bereich Unternehmens- und Arbeitsrecht tätig, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Er interessiert sich für Kriminologie, liebt Krimis und Thriller, Indiemusik und alles, was retro ist. James Hazel lebt mit seiner Frau und ihren drei Kindern in Lincolnshire, England.
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Produkt

KlappentextDer Tod bringt Erlösung. Doch der Weg dorthin ist grausam ...
In einer Hütte im Wald, irgendwo im walisischen Niemandsland, findet die Polizei eine schrecklich zugerichtete Leiche. Es scheint, als hätte der Tote sich selbst so zugerichtet. Wenig später wird der Anwalt Charlie Priest in seiner Londoner Wohnung von einem Mann angegriffen, der auf der Suche nach einer rätselhaften Liste ist. Nur Stunden später liegt der Angreifer tot in einer Lagerhalle und Priest ist unter den Verdächtigen. Er muss herausfinden, was es mit der Liste auf sich hat - und stößt auf einen skrupellosen Club und eine grausame Wahrheit aus den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs, die alles für ihn Vorstellbare übersteigt ...

James Hazel war als Anwalt im Bereich Unternehmens- und Arbeitsrecht tätig, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Er interessiert sich für Kriminologie, liebt Krimis und Thriller, Indiemusik und alles, was retro ist. James Hazel lebt mit seiner Frau und ihren drei Kindern in Lincolnshire, England.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641220983
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum04.03.2019
Reihen-Nr.1
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1498 Kbytes
Artikel-Nr.3400329
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

6. April 1945

Konzentrationslager Buchenwald, Deutschland

Captain Ainsworth stand vor dem Haupttor, eine Zigarette im Mundwinkel. In der letzten Stunde hatte der Regen etwas nachgelassen, zögerlich durchbrachen die ersten Sonnenstrahlen die Wolken.

Die 89th Infantry Division war vor zwei Tagen eingetroffen. Man hatte mit Widerstand gerechnet, doch stattdessen war das Lager bereits in der Gewalt der Insassen gewesen. Offenbar hatte die Nachricht von den anrückenden britischen und amerikanischen Truppen das Lager schon vor mehreren Tagen erreicht, und die Deutschen hatten sich eilig zurückgezogen. Nachdem die Hierarchie zusammengebrochen war und die Wachen entweder Selbstmord begangen oder die Flucht ergriffen hatten, waren die Wachtürme von den Häftlingen gestürmt worden. Die tapferen Gefangenen - hauptsächlich Kommunisten - hatten die Waffen, die sie oft jahrelang versteckt gehalten hatten, endlich zum Einsatz bringen können. Dabei hatten sie ihren Peinigern gegenüber sogar Gnade walten lassen und Gefangene genommen.

Ainsworths Männer waren auf das, was sie in Buchenwald erwartete, nicht vorbereitet gewesen, obwohl sie von den Lagern und auch von Gerüchten über Massentötungen mit Giftgas gehört hatten. Ein polnisch-jüdischer Anwalt namens Lemkin hatte sogar ein neues Wort dafür geprägt: Genozid. Doch Wörter waren die eine Sache. Der Anblick eines Mannes, der aus Dankbarkeit für die Befreiung aus der Hölle auf Erden zu deinen Füßen tot zusammenbricht, war eine andere. Nichts hätte Ainsworth darauf vorbereiten können.

Zuerst waren sie auf die Tschechen gestoßen. Tausende, gedrängt auf einem Raum, der höchstens für ein paar hundert Menschen Platz bot. Nackt bis auf um die Hüften gewickelte Fetzen. Frierend. Sterbend. Ihre Körper waren durch die Mangelernährung so dürr geworden, dass sie kaum noch als menschlich zu erkennen waren. Lebende Tote mit gelblich-weißer Haut, die so schnell riss wie Papier und sich so fest über die Knochen spannte, dass Ainsworth jede Rippe zählen konnte.

Mit letzter Kraft hatten die Gefangenen die 89th Division wie Helden begrüßt. Obwohl sie kaum gehen konnten, hatten sie es irgendwie geschafft, mehrere Infanteristen auf die Schultern zu heben und im Triumphzug durchs Lager zu tragen. So peinlich es den Soldaten auch war, sie hatten die Gefangenen gewähren lassen, obwohl mehrere vor Anstrengung dabei zusammenbrachen.

Die Insassen stammten aus aller Herren Länder: Tschechen, Polen, Sowjetbürger, Franzosen und Kroaten. Auch Frauen waren darunter, von denen man viele zur Prostitution im Lagerbordell gezwungen hatte. Eine besondere Genugtuung für Ainsworth war die Befreiung mehrerer Landsleute: amerikanische und auch ein paar britische Piloten, die über Frankreich abgeschossen worden waren. Die falschen Papiere, die man ihnen mitgegeben hatte, damit sie leichter aus feindlichem Territorium entkommen konnten, hatten die Nazis erst recht misstrauisch gemacht. Die Piloten waren als Spione verhaftet und zusammen mit den Juden nach Buchenwald gebracht worden.

Die Juden. Ein ganzes Volk, von den Nazis als »nutzlose Esser« gebrandmarkt.

Ein höfliches Hüsteln riss Ainsworth aus seinen Gedanken. Er hatte Henderson, der hinter ihm stand, gar nicht bemerkt. Der Corporal war ein guter Soldat und für einen Infanteristen nicht auf den Kopf gefallen, wirkte aber nun genau wie die anderen jungen Männer der Truppe bleich und niedergeschlagen.

»Der erste Teil des Insassenverzeichnisses, Sir«, sagte Henderson.

Ainsworth nahm das Papier entgegen, ohne es zu lesen. Stattdessen starrte er über die Tore hinweg zum Horizont. »Sir, wir haben nicht genug Medikamente für alle«, sagte Henderson nach einer Weile. »Wir können das Sterben nicht aufhalten.«

Ainsworth nickte grimmig. »Kein Grund, es nicht trotzdem zu versuchen.« Sein Magen gurgelte. Er vertrug die Chlortabletten nicht, mit denen das Trinkwasser versetzt war. »Das ergibt doch keinen Sinn, oder?«

»Sir?«

»Hitler wusste schon vor Monaten, dass sich das Blatt gewendet hat. Der Angriff auf Russland war ein Desaster. Obwohl er alle Ressourcen brauchte, hatten die Züge, die die Juden in die Vernichtungslager brachten, Vorrang vor den Militärkonvois. Vor Panzern, Soldaten, Waffen, Munition und anderen kriegsentscheidenden Dingen. Das ergibt überhaupt keinen Sinn.«

»Angeblich hat er seinen nordischen Göttern Opfer dargebracht, Sir.«

»Sind Sie ebenfalls dieser Meinung, Henderson?«

Der Soldat zögerte. »Vielleicht, Sir.«

»Haben Sie auf dem Weg hierher die Dora gesehen?«

»Die hat wohl niemand verpasst, Sir.«

Auch wenn die Deutschen die Dora bereits aufgegeben hatten, war die 89th mit aller gebotenen Vorsicht vorgerückt, um das gewaltige Eisenbahngeschütz zu sichern. Sein gigantisches, 1350 Tonnen schweres Kanonenrohr war in der Lage, fünfundvierzig Kilometer weit zu schießen und konnte nur auf Gleisen von einem Ort zum anderen gebracht werden. Die Pioniere hatten allerdings bezweifelt, dass es noch einsatzfähig war.

»Sind Sie wirklich der Meinung, dass ein Volk, das eine derart fortschrittliche Waffe herstellt, daran glaubt, tote Götter durch Menschenopfer wieder zum Leben erwecken zu können?«

Henderson antwortete nicht. Er hatte sich umgedreht, da in der Ferne ein Motorengeräusch zu hören war. Es gehörte zu einem Wagen, der sich in einer Staubwolke auf sie zubewegte. Ainsworth sah Henderson an, der erneut herumfuhr und den in der Nähe stehenden Soldaten Befehle zurief. Sie verteilten sich um das Tor herum, gingen so gut wie möglich in Deckung und brachten ihre Gewehre in Anschlag.

Ainsworth blieb reglos stehen und ließ den Revolver locker an der Hüfte baumeln. Er bezweifelte stark, dass die Nazis zurückkamen, und wenn doch, dann bestimmt nicht in einem Rolls-Royce.

Der Wagen hielt direkt vor Ainsworth. Bis auf die unvermeidlichen Dreckspritzer war das Auto hervorragend gepflegt - auf keinen Fall ein Zivilfahrzeug. Ainsworth hob die Hand und gab damit Henderson und den anderen Soldaten Entwarnung. Sie ließen die Waffen sinken.

Ein großer Mann mit blondem, lockigem Haar stieg aus dem Fond. Er setzte sich einen Hut auf und zog einen Trenchcoat über den Nadelstreifenanzug. Für jemanden, der sich durch feindliches Gebiet chauffieren ließ, sah er noch ziemlich jung aus.

»Captain Ainsworth, nehme ich an?«

Ainsworth hob eine Augenbraue, bevor er die Hand des Neuankömmlings schüttelte. Was zum Teufel wollte dieser Brite hier draußen? Ainsworth bemerkte den festen Händedruck. Also weder Reporter noch Politiker.

»Willkommen in Buchenwald«, knurrte Ainsworth. »Mr. ...«

»Ruck. Colonel Ruck.«

Der Mann reichte ihm mehrere Papiere, die Ainsworth diesmal sehr aufmerksam las. Sobald er fertig war, sah er seinen Besucher skeptisch an. »Britischer Geheimdienst?«

»In der Tat. Militärischer Nachrichtendienst, Sektion fünf.« Ruck lächelte freundlich, wobei sich das Menjou-Bärtchen über seiner Oberlippe hob wie ein zweiter Mund. Seine Stimme war so geschmeidig wie sein Auftreten.

»Wie kann ich Ihnen helfen, Colonel Ruck?«

»Lassen Sie mich Ihnen zunächst zu dieser gelungenen Operation gratulieren, Captain.«

»Tja. Wenn wir ein paar Jahre früher dran gewesen wären, hätten wir tatsächlich noch was bewirken können.«

»Bitte, Captain, keine falsche Bescheidenheit. Allein Ihre Anwesenheit hat die Jerrys in die Flucht geschlagen, oder? Ein höchst zufriedenstellender Sieg, kann ich mir vorstellen.«

Ainsworth widerstand der Versuchung, »Kommen Sie zur Sache« zu sagen. Der Mann war ein Bürokrat. Ein Sesselpupser, der auf dem Schlachtfeld nicht lange überlebt hätte.

»Als Sieg würde ich das nicht bezeichnen. Mit Verlaub, Colonel Ruck, aber was verschafft mir die Ehre?«

Ruck bedeutete Ainsworth mit einer Geste, sich die Papiere noch einmal anzusehen. »Ganz hinten ist ein Brief, der alles erklären sollte.«

Ainsworth las auch den Brief sorgfältig durch.

»Diese Leute sind mir völlig unbekannt«, sagte er.

»Vielleicht wären Sie so freundlich, diesbezüglich Nachforschungen anzustellen?«

Ainsworth sah Henderson an, der mit ausdrucksloser Miene zurückstarrte. Der Brief war von Flottenadmiral Leahy unterzeichnet - Roosevelts Stabschef. Das Siegel wirkte echt, die Unterschrift ebenfalls. Ainsworth warf einen Blick hinter Ruck. Die beiden Yankee-Soldaten, die neben der auf Hochglanz polierten Motorhaube des Rolls standen, trugen rote Pfeile als Schulterabzeichen: Black Devils. Ein von Elitesoldaten eskortierter Offizier des britischen Geheimdiensts, der einen Brief vom höchstrangigen Militär nach dem Präsidenten bei sich hatte, befahl Ainsworth, ihm mehrere Personen zu überstellen - falls sie noch lebend in Buchenwald zu finden waren.

Ainsworth zögerte. »Wir haben noch kein vollständiges Verzeichnis der Gefangenen, Sir«, erklärte er und gab Ruck den Brief zurück. »Es könnte Tage dauern, diese Personen aufzustöbern.«

Ruck lächelte höflich. »Lesen Sie den Brief noch mal genauer, Captain. Wir sind nicht hinter Juden her, sondern hinter Nazis. Ärzten, um genauer zu sein.«

»Ärzte?« Ainsworth konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. »Hier gibt es keine Ärzte, Colonel Ruck. Dieser Ort war nicht dazu gedacht, Leben zu verlängern. Das hier ist - war - ein Vernichtungslager. Hinter diesen Mauern wurden Zehntausende unter schlimmeren Bedingungen gehalten als Geflügel. Wer nicht gestorben ist, steht kurz davor. Hier gibt es keine Ärzte.«

Ruck zuckte mit den Schultern, nahm eine schmale Zigarettenpackung aus dem Mantel und zündete sich eine...

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James Hazel war als Anwalt im Bereich Unternehmens- und Arbeitsrecht tätig, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Er interessiert sich für Kriminologie, liebt Krimis und Thriller, Indiemusik und alles, was retro ist. James Hazel lebt mit seiner Frau und ihren drei Kindern in Lincolnshire, England.