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Der Fluch der achten Fee

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.04.20181. Auflage
Im Feenwald liegt ein von einer Dornenhecke überwachsenes Schloß. Auf einem Jagdausflug entdeckt es Alonso, der Kronprinz des Landes. Er dringt ein und findet ein altes Gemäuer voller Skelette. Im Turm trifft er auf ein schlafendes Mädchen: die wunderschöne Saphira. Alonso nimmt sie mit nach Hause in den Palast, wo sie bei seinen Eltern, Ratgebern, Dienern und besonders der Geistlichkeit recht gemischte Gefühle hervorruft. Das Mädchen erklärt, eine Prinzessin zu sein, aber in keiner Chronik lassen sich die Namen ihrer Eltern und ihres Reiches finden ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

David Henry Wilson, 1937 in London geboren, studierte Germanistik und Romanistik am Pembroke College, Cambridge, und lehrte in Frankreich, Ghana und in der Bundesrepublik Deutschland. Als Bühnenautor ist Wilson mit ?Wir suchen Mary Pickford? sowie ?Shylocks Rache? und als Kinderbuchautor mit seiner erfolgreichen Jeremy-James-Reihe bekanntgeworden.
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Produkt

KlappentextIm Feenwald liegt ein von einer Dornenhecke überwachsenes Schloß. Auf einem Jagdausflug entdeckt es Alonso, der Kronprinz des Landes. Er dringt ein und findet ein altes Gemäuer voller Skelette. Im Turm trifft er auf ein schlafendes Mädchen: die wunderschöne Saphira. Alonso nimmt sie mit nach Hause in den Palast, wo sie bei seinen Eltern, Ratgebern, Dienern und besonders der Geistlichkeit recht gemischte Gefühle hervorruft. Das Mädchen erklärt, eine Prinzessin zu sein, aber in keiner Chronik lassen sich die Namen ihrer Eltern und ihres Reiches finden ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

David Henry Wilson, 1937 in London geboren, studierte Germanistik und Romanistik am Pembroke College, Cambridge, und lehrte in Frankreich, Ghana und in der Bundesrepublik Deutschland. Als Bühnenautor ist Wilson mit ?Wir suchen Mary Pickford? sowie ?Shylocks Rache? und als Kinderbuchautor mit seiner erfolgreichen Jeremy-James-Reihe bekanntgeworden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105620960
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum27.04.2018
Auflage1. Auflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3402841
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Das Mädchen war von erstaunlicher Schönheit. Das merkte Alonso freilich erst, als er sie aus dem runden Turm hinaus ins Sonnenlicht geführt hatte. Dann aber, als sie die lange Nacht aus den Augen blinzelte, sah er voller Bewunderung die Mähne ihres goldenen Haares, die saphirhellen Augen und den sanften Schwung ihrer Lippen.

»Was ist geschehen?« murmelte das Mädchen.

Er hörte die Worte nicht. Er hörte nur den sanften, flügelzarten Ton ihrer Stimme.

»Fühlt Ihr Euch wohl?« fragte er.

Sie gab keine Antwort, sondern blickte auf die Wildnis des Schlosses.

»Was ist geschehen?« fragte sie von neuem.

Er wußte nicht, was er antworten sollte.

»Ihr habt geschlafen«, sagte er und versuchte, Trost und Beruhigung in seine Stimme zu legen.

»Mein Vater! Meine Mutter!« rief sie jäh aus, und hätte er sie nicht am Arm festgehalten, wäre sie von ihm fortgestürzt.

»Wartet«, erklärte er sanft und fest.

»Ach, was ist nur geschehen?« wiederholte sie und sah ihm jetzt gerade ins Gesicht, die Augen voller Unruhe.

»Ich weiß es nicht«, erwiderte der Prinz. »Ich habe Euch hier nur gefunden - schlafend. Mehr weiß ich nicht.«

»Du hast mich mit einem Kuß geweckt«, bemerkte das Mädchen.

»Ja«, erwiderte er.

»Du hättest mich schlafen lassen sollen.«

Sie durfte die Halle nicht sehen. Die Leichname. Er mußte sie fortbringen, zurück in die Welt der Wirklichkeit. Was mochte es für eine Wirkung auf sie haben, wenn sie sah, was er gesehen hatte?

»Mein Vater? Meine Mutter?«

»Ich weiß nicht. Hier ist niemand«, antwortete er. »Ich habe Euch schlafend gefunden ...«

Sie hörte gar nicht zu, sondern schaute die Ruinen an, als lauschte sie Geschichten, die ihr die Steine erzählten. Gleich würde sie wieder versuchen, sich von ihm loszureißen. Alonso bückte sich und hob sie auf seine Arme. Sie war so leicht wie ein Vogel. Ihr weißes Gewand fiel über seine Arme wie ein gebrochener Flügel, und obwohl sie sich nicht widersetzte, sondern still, fast ergeben liegenblieb, ließ sie durch nichts erkennen, daß sie verstand, was er getan hatte. Und ihre Augen fuhren fort, die Geschichte der Steine zu suchen.

Er wollte sie hinaustragen.

»Nein!« rief sie.

»Wir können nicht hierbleiben«, sagte der Prinz. »Hier gibt es weiter nichts als Ruinen.«

»Dort!« rief sie und deutete auf die große Halle. »Ich muß zu ihnen!«

»Dort sind nur Trümmer«, erklärte er beruhigend und tröstend, während er weiterging. »Ich war dort. Ihr würdet nichts finden.«

Durch Blöcke eingestürzten Mauerwerks suchte er sich einen Weg und hielt ihren Kopf abgewandt von dem Gerippe, das im Torbogen wachte.

»Hast du sie auch gerettet?« fragte sie.

»Nein.«

»Dann sind sie dort.«

»Es ist niemand sonst hier«, wiederholte er. »Nur Ihr allein. Wie ist Euer Name?«

»Saphira.«

Sie sah ihn nicht an.

»Das ist ein schöner Name. Ich heiße Alonso.«

»Ja.«

Noch immer schaute sie ihn nicht an, und so konnte er auch nicht sehen, daß sie weinte. Aber sie duldete es, daß er sie forttrug.

Der Prinz trat durch das Tor, das er in die Dornenhecke geschlagen hatte. Auf der anderen Seite wartete die Jagdgesellschaft, die vor Staunen nach Luft schnappte, als er heraustrat, die weißgekleidete Gestalt auf den Armen.

»Claudius, mein Pferd«, befahl er.

Sie hatte Angst. Er fühlte ihr Zittern.

»Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, Saphira«, sagte Alonso. »Es sind Freunde. Ich werde Euch zum Palast bringen, und wir werden feststellen, was hier geschehen ist. Habt keine Angst.«

»Ach bitte, laßt mich hierbleiben!« bat sie.

Claudius brachte das Pferd, einen schönen braunen Hengst.

»Hört zu, Saphira. Ich bin ein Prinz.«

»Ja.«

»Ich bringe Euch zum Palast. Man wird Sorge für Euch tragen.«

»Nein, laßt mich in Frieden sterben.«

»Ihr könnt nicht hierbleiben, und Ihr solltet nicht vom Tod reden. Ich verspreche Euch, daß Euch nichts Böses geschehen wird. Vertraut mir, ich bitte Euch.«

Die Jagdgesellschaft sah schweigend zu, wie Saphira sich von ihm in den Sattel heben ließ. Sie schenkte ihnen keinen Blick.

»Bitte, reitet ohne mich weiter«, sagte der Prinz zu seinen Gefährten. »Ich bringe dieses Fräulein zurück in den Palast. Claudius, Ihr begleitet uns. Und niemand geht durch diese Hecke, wenn ihm sein Leben lieb ist.«

Der Prinz stieg hinter dem Mädchen auf sein Pferd; zu ihren beiden Seiten hielt er die Zügel.

»Habt keine Angst«, wiederholte er.

Sie drehte sich um und sah ihn mit ihren blauen Augen vorwurfsvoll an.

»Du hättest mich schlafen lassen sollen«, sagte sie.

 

Eine gute Stunde ritten sie so durch den Wald, und Claudius folgte ihnen auf seinem Braunen. Die ganze Zeit sprachen sie kein Wort. Ihre Nähe und ihr Duft bezauberten Alonso, aber er wagte nicht, die Mauer aus Schweigen, die sie um sich errichtet hatte, zu durchbrechen.

Am Rande des. riesigen Forstes standen die königlichen Stallungen. Hier stieg der Prinz ab, denn er wollte mit dem Mädchen in einer Kutsche zum Palast fahren. Claudius sollte vorausreiten, damit Zimmer für den Gast vorbereitet werden konnten.

Der Prinz half dem Mädchen vom Pferd. Aber als die Kutsche vorfuhr, sah er wieder, daß sie zitterte.

»Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, Saphira«, versuchte er sie zu beruhigen, »ich werde Euch nichts Übles zufügen.«

»Nicht du bist es, den ich fürchte«, entgegnete sie.

»Wen dann?«

»Ich weiß es nicht.«

Ohne ein weiteres Wort stieg sie in die Kutsche und ließ zu, daß Alonso sich neben sie setzte, fast als erkenne sie an, daß dieser Platz ihm gehöre. Noch immer aber war sie in ihre Gedanken versunken, und ihr Blick kehrte erst in die Welt zurück, als sie über die kopfsteingepflasterten Straßen in die Stadt kamen. Da starrte sie auf einmal aus dem Fenster, aber weil ihr Gesicht von ihm abgewandt war, konnte Alonso nicht sagen, ob das, was sie sah, sie erfreute oder erschreckte. Sie machte keine Bewegung und gab keinen Laut von sich.

Als sie in den Palasthof hineinfuhren und die Kutsche endlich hielt, öffnete ein Diener den Schlag, und der Prinz half Saphira hinaus. Nicht das winzigste Licht in ihrem Gesicht ließ aufleuchten, was sie dachte, aber als er ihren Arm nahm, um sie in den Palast zu führen, blieb sie stehen und sah ihm gerade in die Augen. Da lief es ihm kalt über den Rücken, denn im Blau ihres Blickes erkannte er etwas, das unzweifelhaft ein Ausdruck von Hoffnung war; und die Frage, die diesen Ausdruck begleitete, lautete:

»Bin ich tot?«

»Aber nein«, erwiderte er, »aber nein! Ihr seid ganz und gar lebendig.«

König und Königin befanden sich auf einem Staatsbesuch, aber der Oberkämmerer, der alte und grimmige, graubärtige Graf Corambis, war erschienen, um den Neuankömmling zu begrüßen oder vielmehr, ihn scharf zu mustern. Claudius hatte ihn über das Geschehene unterrichten müssen, da das Mädchen Räume im Palast erhalten sollte - und es gab nichts, das dort offiziellen Eingang finden konnte, ohne zuvor Graf Corambis´ Musterung passiert zu haben.

»Willkommen, edle Dame«, sagte er im Ton stärksten Zweifels. »Wir haben die junge Dame im blauen Gemach untergebracht, Königliche Hoheit. Darf ich mich erkundigen, wie lange die junge Dame zu bleiben gedenkt?«

»Wir wissen es noch nicht genau, Corambis, jedoch gewiß einige Zeit.«

Graf Corambis zog beide Mundwinkel zusammen, als bedeute diese Feststellung eine grobe Unziemlichkeit.

»Darf ich fragen, ob Ihre Majestäten von dieser Visite wissen?«

»Nein, Ihre Majestäten wissen nichts von dieser Visite, weil Ihre Majestäten verreist sind und die Visite erst vor wenigen Stunden geplant wurde.«

»Ich sehe schon«, meinte der Oberkämmerer.

»Was siehst du?« fragte Saphira, und der Graf hob vor Erstaunen über die Direktheit der Frage ruckartig den Kopf. Er sah das Mädchen an, dann den Prinzen, dann wieder das Mädchen und wußte sichtlich nicht, was er antworten sollte.

»Siehst du deines Herren Gast oder deines Dieners Dienerin?« fragte sie.

Der Oberkämmerer machte den Mund auf und wieder zu, hob und senkte die Hände, brachte aber kein Wort heraus. Auch der Prinz war erstaunt, nicht allein über ihre Worte, sondern auch darüber, daß Tränen in ihren Augen standen.

»In meines Vaters Haus«, fuhr sie fort, »hießen wir Fremde willkommen.«

Sie sagte dies ohne jeden Zorn, ihre Stimme klang nur bekümmert.

Nicht ohne eine gewisse Erleichterung beeilte sich Graf Corambis, dem Wunsch des Prinzen zu folgen und eine Mahlzeit für das junge Paar anzuordnen. Alonso wollte das Mädchen selbst in das blaue Gemach begleiten. Er hatte auch darauf bestanden, daß Frau Sarah, die Gattin seines eigenen Haushofmeisters Claudius, Saphira aufwarten sollte. Der Oberkämmerer hatte zwar gebrummt, dies sei »nicht der Etikette entsprechend«, aber dann mit einem Seitenblick auf das Mädchen eingewilligt.

Alonso kannte Claudius und Sarah von Kindertagen an, und die beiden kannten ihn. Selbst kinderlos, waren sie, ohne je die Grenzen ihrer Stellung zu überschreiten, seine engsten Freunde im königlichen Haushalt. Empfing er junge Damen in seinen Gemächern - was bereits mehr als einmal vorgekommen war -, so konnte er auf Claudius´ völlige Diskretion rechnen, und wenn er Hilfe brauchte, um zu begreifen, was in weiblichen Köpfen und Herzen vorging, wandte er sich stets an Sarah.

Aber selbst Sarah hätte nur schwer verstanden, was sich in Saphira abspielte. Sie war wieder in völliges...
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Autor

David Henry Wilson, 1937 in London geboren, studierte Germanistik und Romanistik am Pembroke College, Cambridge, und lehrte in Frankreich, Ghana und in der Bundesrepublik Deutschland. Als Bühnenautor ist Wilson mit >Wir suchen Mary PickfordShylocks RacheBibliothek der Phantastischen Abenteuer
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