Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die unvergleichliche Miss Kopp und ihre Schwestern

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
523 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am11.02.2019Deutsche Erstausgabe
»Ich bekam einen Revolver, um uns zu verteidigen«, sagte Constance, »und ich machte bald davon Gebrauch.«

New Jersey 1914: Die Schwestern Constance, Norma und Fleurette führen ein zurückgezogenes Leben auf ihrer kleinen Farm unweit von New York - bis ein Unfall ihr Leben auf den Kopf stellt und ein reicher Fabrikant ihnen übel mitspielt.

Doch der hat nicht mit Constance gerechnet. Die junge Frau, die fast jeden Mann um Haupteslänge überragt, nimmt unerschrocken den Kampf um ihr Recht auf. Selbst Schlägertrupps, die die Farm der Schwestern heimsuchen, können sie nicht einschüchtern. Mit allen Mitteln verteidigt sie ihr Leben und das ihrer Schwestern und zeigt den Halunken, wo es lang geht. Das hat das kleine Städtchen noch nicht gesehen - und ernennt Constance zum ersten weiblichen Sheriff ...

Ein turbulenter und höchst unterhaltsamer Roman der New-York-Times-Bestseller-Autorin Amy Stewart über den ersten weiblichen Sheriff - »mit den unvergesslichsten und mitreißendsten Frauenfiguren, die mir seit langem begegnet sind. Ich habe jede Seite geliebt ... eine Geschichte, die zu gut ist, um wahr zu sein (aber meistens wahr!)«. Elizabeth Gilbert



Amy Stewart lebt in Eureka, Kalifornien, wo sie mit ihrem Ehemann eine Buchhandlung betreibt. Sie ist preisgekrönte Autorin mehrerer Bücher über Gartenkultur.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

Klappentext»Ich bekam einen Revolver, um uns zu verteidigen«, sagte Constance, »und ich machte bald davon Gebrauch.«

New Jersey 1914: Die Schwestern Constance, Norma und Fleurette führen ein zurückgezogenes Leben auf ihrer kleinen Farm unweit von New York - bis ein Unfall ihr Leben auf den Kopf stellt und ein reicher Fabrikant ihnen übel mitspielt.

Doch der hat nicht mit Constance gerechnet. Die junge Frau, die fast jeden Mann um Haupteslänge überragt, nimmt unerschrocken den Kampf um ihr Recht auf. Selbst Schlägertrupps, die die Farm der Schwestern heimsuchen, können sie nicht einschüchtern. Mit allen Mitteln verteidigt sie ihr Leben und das ihrer Schwestern und zeigt den Halunken, wo es lang geht. Das hat das kleine Städtchen noch nicht gesehen - und ernennt Constance zum ersten weiblichen Sheriff ...

Ein turbulenter und höchst unterhaltsamer Roman der New-York-Times-Bestseller-Autorin Amy Stewart über den ersten weiblichen Sheriff - »mit den unvergesslichsten und mitreißendsten Frauenfiguren, die mir seit langem begegnet sind. Ich habe jede Seite geliebt ... eine Geschichte, die zu gut ist, um wahr zu sein (aber meistens wahr!)«. Elizabeth Gilbert



Amy Stewart lebt in Eureka, Kalifornien, wo sie mit ihrem Ehemann eine Buchhandlung betreibt. Sie ist preisgekrönte Autorin mehrerer Bücher über Gartenkultur.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458760252
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.02.2019
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.1
Seiten523 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3410888
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Der ganze Schlamassel begann im Sommer 1914, in dem Jahr, als ich fünfunddreißig wurde. Erst vor kurzem war Österreichs Erzherzog ermordet worden, und in Mexiko brach schon wieder Bürgerkrieg aus, nur bei uns zu Hause war rein gar nichts los. Das erklärt, wieso wir gleich alle drei mit unserem Pferdewagen, einem Buggy, nach Paterson fuhren, um Besorgungen zu machen. Noch nie dürfte sich ein größeres Komitee zusammengefunden haben, um über den Kauf von Senfpulver und einem neuen Klauenhammer zu befinden, nachdem der Stiel des alten infolge unsachgemäßer Nutzung gesplittert war.

Wider besseres Wissen erlaubte ich Fleurette, zu kutschieren. Norma las wie immer aus der Zeitung vor.

»Männerhose verursacht tödlichen Unfall«, informierte sie uns mit erhobener Stimme.

»Das steht da nicht.« Fleurette prustete und drehte den Kopf, um einen Blick auf die Zeitung zu werfen. Dabei glitten ihr die Zügel aus der Hand.

»Doch«, sagte Norma. »Da steht, dass ein Fuhrmann die Angewohnheit hatte, seine Hosen nachts über die Thermolampe zu hängen, aber aufgrund seines alkoholisierten Zustands nicht merkte, dass die Hose die Gasflamme erstickte.«

»Dann ist er an Gasvergiftung gestorben, nicht an der Hose.«

»Jedenfalls war die Hose -«

Das schauderbare Muhen einer Hupe unterbrach Normas Erläuterung. Ich drehte mich um und sah ein schwarzes Automobil mit Karacho die Hamilton Street entlangsausen, ja sogar noch beschleunigen, als es über die Kreuzung direkt auf uns zuschoss. Fleurette sprang auf die Fußstütze, um den Fahrer vorbeizuwinken.

»Runter mit dir!«, rief ich, aber es war schon zu spät.

Das Automobil erwischte unseren Buggy voll auf der Längsseite. Der Aufprall hallte wie ein Feuerwerkskörper in unseren Ohren nach. Unsere Stute Dolley taumelte und kippte mitsamt dem Buggy um. Sie stieß einen gellenden Schrei aus, wie ich ihn noch nie von einem Pferd gehört hatte. Um uns herum war zersplittertes Holz und verbogenes Metall.

Etwas Schweres drückte gegen meine Schulter. Ich griff danach und erkannte, dass es Normas Fuß war.

»Du stehst auf mir drauf!«

»Ach was. Ich kann dich nicht mal sehen«, ließ sich Norma vernehmen.

Unser Buggy schwankte hin und her, als das Automobil den Rückwärtsgang einlegte und sich von dem Trümmerhaufen freimachte. Ich steckte unter dem umgekippten Hintersitz fest. Es war dunkel wie in einem Sarg, aber unterhalb von mir konnte ich die Umrisse von etwas ausmachen, das ich für Fleurette hielt. Ich wagte nicht, mich zu rühren, aus Furcht, ich könnte sie einquetschen.

Aus dem Tumult um uns herum schloss ich, dass jemand versuchte, den Wagen durch Schaukelbewegungen wieder aufzurichten. »Stopp!«, brüllte ich. »Meine Schwester ist unter dem Rad.« Wenn es sich zu drehen begann, würde sie eingeklemmt werden!

Ein Paar Arme, die so dick wie Äste waren, langten in die Trümmer und packten Norma. »Nehmen Sie Ihre Hände weg!«, schrie sie.

»Er will dich doch bloß rausholen«, rief ich. Murrend ließ sie sich schließlich helfen. Norma konnte es nicht ausstehen, wenn ihr jemand auf die Pelle rückte.

Sobald sie befreit war, kletterte ich hinter ihr hinaus. Der Mann, der an diesen enormen Armen dranhing, trug eine blutgetränkte Schürze. Einen grässlichen Moment lang dachte ich, es sei unseres, bis mir klar wurde, dass er der Metzger vom Stand gegenüber war.

Er war nicht der Einzige, der nach dem Zusammenstoß angelaufen kam. Wir waren umringt von Ladengehilfen, Schlossern, Krämern, Laufburschen, Passanten - tatsächlich waren die meisten Geschäfte jetzt verlassen, da alle das Schauspiel verfolgen wollten, das wir boten. Die meisten sahen vom Bürgersteig aus zu, aber ein beachtliches Aufgebot scharte sich um das Automobil und hielt es so von der Flucht ab.

Der Metzger und ein paar Männer aus der Druckerei, die Hände voll Druckerschwärze, halfen uns, den Wagen so weit aufzurichten, dass Fleurette unterm Rad wegrutschen konnte. Als wir die zerbrochene Türfüllung von ihr weghoben, starrte Fleurette uns mit funkelnden dunklen Augen an. Sie trug ein Futteralkleid aus rosafarbenem Taft. Auf der staubbedeckten Straße sah sie aus wie ein zertrampeltes Rosenbeet.

»Rühr dich nicht«, flüsterte ich, während ich mich über sie beugte, aber sie schob sich die Arme in den Rücken und richtete sich auf.

»Nein, nein, nein«, sagte einer der Drucker. »Wir lassen einen Arzt kommen.«

Ich sah zu den Männern hoch, die einen Kreis um uns bildeten. Einige zeigten allzu große Bereitschaft, an der Untersuchung von Fleurettes Bein mitzuwirken.

»Sie kommt schon zurecht«, sagte ich. »Keine Sorge.«

Die Männer schlurften davon und halfen zwei Droschkenfahrern, die von ihren Wagen abgestiegen waren, um sich unserer Stute anzunehmen. Sie befreiten Dolley von ihrem Geschirr. Das arme Tier stöhnte, warf den Kopf herum und mühte sich, aufzustehen. Die Männer fütterten sie mit kleinen Leckerbissen aus ihren Taschen, was sie zu beruhigen schien.

Ich drückte kurz auf Fleurettes Wade. Sie jaulte auf und zog das Bein mit einem Ruck weg.

»Ist es gebrochen?«, fragte sie.

Ich hatte keine Ahnung. »Versuch, es zu bewegen.«

Sie verknautschte das Gesicht, hielt die Luft an und beugte vorsichtig erst ein Bein, dann das andere. Dann stieß sie die Luft aus und sah mich an, noch immer kurzatmig.

»Gut so«, sagte ich. »Jetzt beweg die Knöchel und die Zehen.«

Wir sahen beide auf ihre Füße hinunter. Sie trug höchst alberne, weiße Kalbslederstiefel mit rosafarbenen Bändern als Schnürsenkel.

»Sind sie heil geblieben?«, fragte Fleurette.

Ich legte ihr eine Hand auf den Rücken, um sie zu beruhigen. »Versuch einfach, sie zu bewegen. Zuerst den Knöchel.«

»Ich meine die Stiefel.«

Und da wusste ich, dass Fleurette den Unfall überstehen würde. Ich band ihr die Stiefel auf und versprach, gut auf sie achtzugeben. Mittlerweile hatten sich noch mehr Zuschauer eingefunden, und Fleurette wackelte mit hell bestrumpften Zehen ihrem neuen Publikum zu.

»Morgen sind Sie bestimmt grün und blau, Miss«, sagte eine Dame hinter uns.

Der Sitz, unter dem ich noch vor wenigen Momenten festgesteckt hatte, lag auf dem Boden. Ich half Fleurette, sich darauf niederzulassen, und sah mir weiter ihre Beine an. Die Strümpfe waren zerrissen, sie selbst war voller Schrammen, aber nicht in lauter Stücke zerbrochen, wie ich es mir in meiner Panik ausgemalt hatte. Ich nahm mein Taschentuch und drückte es auf eine lange, oberflächliche Schnittwunde an ihrem Knöchel, aber sie hatte bereits das Interesse an den eigenen Verletzungen verloren.

»Guck dir bloß Norma an«, flüsterte sie mit maliziösem Lächeln. Meine Schwester hatte sich dem Automobil in den Weg gestellt, um es am Wegfahren zu hindern. Und sie bot tatsächlich einen komischen Anblick: eine kleine, aber stämmige Gestalt in geschlitztem Reitkleid aus graubrauner Baumwolle. Norma hatte das breite slawische Gesicht und die Knollennase unseres Vaters sowie das sauertöpfische Wesen unserer Mutter. Ihr verkniffener Mund verlieh ihr eine permanent mürrische Miene, und sie betrachtete alle Welt voller Misstrauen. Jetzt starrte sie den Fahrer des Automobils mit dem Ausdruck eiserner Entschlossenheit an, den sie in Krisenzeiten automatisch beherrschte.

Der Automobilist war ein kleiner, kräftig gebauter junger Mann, ein bisschen zu wohlgenährt, was auf ein privilegiertes Leben hindeutete. Man hätte ihn als gutaussehend bezeichnen können, wären da nicht etwas Träges, Verwöhntes in seinem Blick gewesen und der harte Zug um seinen Mund, der signalisierte, dass er es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen. Sein Gesicht war verquollen und gerötet, sicherlich von der Hitze, womöglich aber auch von der Angewohnheit, zum Frühstück einen Humpen Bier und zum Abendessen eine Flasche Wein zu leeren. Er war ausnehmend gut gekleidet: gestreifte Leinenhosen, eine seidene Weste mit glänzenden Messingknöpfen und eine Krawatte, die so rot war wie das Blut, das durch Fleurettes Strümpfe sickerte.

Nun kletterten auch die anderen Insassen aus dem Wagen und stellten sich wie Wachposten um ihn auf. Sie trugen die einfachen baumwollenen Anzüge von Arbeitern und...

mehr