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Mitten im Dschungel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am30.11.2018Auflage
Mitten im Dschungel stürzt die kleine Propellermaschine ab und plötzlich sind Fred, Con, Lila und ihr kleiner Bruder Max auf sich allein gestellt. Wo sollen sie einen Unterschlupf und etwas zu essen finden. Und wie kommen sie aus diesem Urwald überhaupt wieder heraus? Immerhin ist ein Fluss in der Nähe und wilde Früchte, und Fred hat genug Abenteuerbücher gelesen, um ein Floß zu bauen. Aber ob das zum Überleben in der Wildnis reicht?

Katherine Rundell, geboren 1987, wuchs in London, Simbabwe und Brüssel auf. Sie ist Fellow am All Souls College, Oxford. »Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer« ist schon ihr fünftes Buch bei Carlsen und wurde in England bereits vielfach ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR7,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextMitten im Dschungel stürzt die kleine Propellermaschine ab und plötzlich sind Fred, Con, Lila und ihr kleiner Bruder Max auf sich allein gestellt. Wo sollen sie einen Unterschlupf und etwas zu essen finden. Und wie kommen sie aus diesem Urwald überhaupt wieder heraus? Immerhin ist ein Fluss in der Nähe und wilde Früchte, und Fred hat genug Abenteuerbücher gelesen, um ein Floß zu bauen. Aber ob das zum Überleben in der Wildnis reicht?

Katherine Rundell, geboren 1987, wuchs in London, Simbabwe und Brüssel auf. Sie ist Fellow am All Souls College, Oxford. »Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer« ist schon ihr fünftes Buch bei Carlsen und wurde in England bereits vielfach ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646928648
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum30.11.2018
AuflageAuflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2678 Kbytes
Artikel-Nr.3410914
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



DAS GRÜNE DUNKEL

Fred fragte sich beim Laufen, ob er tot war. Aber, dachte er, wenn man tot ist, kann es nicht so laut sein. Das Prasseln der Flammen dröhnte in seinen Ohren, dazu sein eigenes Blut, er konnte es bis in die Hände und Füße spüren.

Eine stockdunkle Nacht. Er rang beim Laufen verzweifelt um Atem, weil er um Hilfe rufen wollte, aber sein Hals war zu rau und zu trocken. Er legte einen Finger hinten auf seine Zunge für mehr Spucke. »Ist da jemand? Hilfe! Feuer!«, rief er.

Ein Baum direkt hinter ihm schickte eine Flammenfontäne in den Himmel, das war die Antwort des Feuers auf sein Rufen. Ein Donnergrollen.

Ein brennender Ast zersprang krachend, ergoss rote Glut und stürzte mit einer Funkenkaskade in die Tiefe. Fred wich mit einem Sprung aus, stolperte in das Dunkel und knallte mit dem Kopf gegen etwas Hartes. Der Ast landete genau dort, wo er gerade gestanden hatte. Fred schluckte die Galle hinunter, die in seiner Kehle aufstieg, und rannte weiter, noch schneller, noch panischer.

Irgendetwas klatschte gegen sein Kinn. Er schlug danach und duckte sich gleichzeitig, aber es war nur ein Regentropfen.

Der Regen fiel ebenso plötzlich wie heftig. Er verwandelte Ruß und Schweiß, die Freds Hände bedeckten, in eine Art Teer, dämmte aber auch die Flammen ein. Fred verlangsamte sein Tempo zu einem Traben, dann blieb er stehen. Er drehte sich keuchend und japsend um und hielt Ausschau nach der Stelle, von der aus er losgelaufen war.

Das kleine Flugzeug lag qualmend zwischen den Bäumen und sandte weißgraue Wolken in den Nachthimmel.

Er sah sich benommen und verzweifelt um, konnte aber keinen einzigen Menschen hören oder sehen. Nur knöchelhohe, wie Farne aussehende Pflanzen und himmelhohe Bäume, dazu panisch kreischende und flatternde Vögel. Er schüttelte heftig den Kopf, denn er hatte noch den Lärm des Flugzeugabsturzes in den Ohren.

Die Haare auf seinen Armen waren versengt und rochen nach faulen Eiern. Er legte sich eine Hand auf die Stirn: Eine seiner Augenbrauen war verbrannt und löste sich teilweise ab, als er danach griff. Er rieb seine Finger an einem Ärmel ab.

Fred schaute an sich hinunter. Ein Hosenbein war bis zur Tasche aufgerissen, aber er schien sich nichts gebrochen zu haben. Rücken und Nacken taten ihm höllisch weh, was zur Folge hatte, dass sich seine Arme und Beine fremd und weit weg anfühlten.

Da ertönte eine Stimme in der Dunkelheit. »Wer ist da? Bleib weg von uns!«

Fred fuhr herum. In seinen Ohren dröhnte es immer noch, als er einen Stein vom Boden aufhob und in Richtung der Stimme warf. Er ging hinter einem Baum in Deckung und hockte sich hin, bereit jederzeit aufzuspringen und wegzulaufen.

Sein Herz lärmte wie eine Ein-Mann-Band. Er versuchte den Atem anzuhalten.

Die Stimme sagte: »Hör auf mit Steinen zu werfen, um Himmels willen.«

Es war die Stimme eines Mädchens.

Fred lugte um den Baum. Der Mondschein wurde vom Laub zu einem dunklen Grün gefiltert und warf langfingerige Schatten auf die Baumstämme und den Urwaldboden. Fred konnte nur zwei Büsche sehen. In beiden war ein Rascheln zu hören.

»Wer da? Wer bist du?« Die Stimme ertönte im rechten Busch.

Fred spähte aus zusammengekniffenen Augen ins Dunkel und spürte, wie sich die nicht versengten Haare auf seinen Armen aufstellten.

»Bitte tu uns nicht weh«, sagte der Busch. Es war eindeutig eine Kinderstimme, keine erwachsene, und der Akzent war zu weich, um britisch zu sein. »Hast du uns etwa mit Kacke beworfen?«

Fred senkte den Blick auf den Boden. Er schien nach dem alten, steinharten Dung eines Tieres gegriffen zu haben.

»Oh«, sagte er. »Ja.« Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, und er konnte im grüngrauen Zwielicht zwei Augen erkennen, die ihn aus dem Busch anstarrten. »Habt ihr auch im Flugzeug gesessen? Seid ihr verletzt?«

»Klar sind wir verletzt! Wir sind vom Himmel gefallen!«, sagte ein Busch, während der andere meinte: »Nein, nur angekratzt.«

»Ihr könnt rauskommen«, sagte Fred. »Ich bin allein.«

Einer der Büsche teilte sich. Fred erschrak heftig, denn sowohl das Mädchen als auch ihr Bruder hatten Verbrennungen und Schürfwunden und waren mit Asche bedeckt, die auf ihren Gesichtern durch Schweiß und Regen zu einer Paste geronnen war. Aber sie waren am Leben. Er war also nicht allein. »Ihr habt überlebt!«, sagte er.

»Ja, scheint so«, sagte der andere Busch. »Sonst würden wir wohl nicht so viel quasseln, oder?« Das blonde Mädchen trat in den Regen. Sie sah Fred und die beiden anderen mürrisch an. »Ich bin Con«, sagte sie. »Das ist die Abkürzung von Constantia, aber wehe, ihr nennt mich so.«

Fred schaute sie an. Sie lächelte nervös und zuckte mit den Schultern. »Gut«, sagte er, »wie du willst. Ich bin Fred.«

»Ich heiße Lila«, sagte das zweite Mädchen. Sie hatte ihren Bruder auf eine Hüfte gesetzt. »Und das ist Max.«

»Hallo.« Fred wollte lächeln, aber das brannte, weil sich die Schnitte auf seinen Wangen dehnten. Also ließ er es sein und grinste nur mit einer Gesichtshälfte.

Max hatte stumm geweint und klammerte sich so fest an seine Schwester, dass seine Finger Druckstellen auf ihrer Haut hinterließen. Sie neigte sich zur anderen Seite, um ihn tragen zu können, und zitterte vor Anstrengung. Sie klammerten sich aneinander und sahen aus wie ein Geschöpf mit zwei Köpfen, fand Fred.

»Ist dein Bruder schwer verletzt?«, fragte er.

Lila patschte ihrem Bruder verzweifelt auf den Rücken. »Keine Ahnung. Er spricht nicht - er heult nur.«

Con drehte sich zum Feuer um und erschauderte. Die Flammen erhellten ihr Gesicht. Ihre ursprünglich blonden Haare waren grau von Ruß und braun von Blut und auf einer Schulter klaffte eine Schnittwunde.

»Geht es dir gut?«, fragte Fred und wischte sich Regen aus den Augen. »Die Schnittwunde sieht übel aus.«

»Nein, geht es nicht«, fauchte Con. »Wir sind in den Amazonas-Urwald gestürzt und haben keine Ahnung, wo wir sind. Sehr wahrscheinlich werden wir alle sterben.«

»Schon klar.« Fred mochte an diese Tatsache nicht erinnert werden. »Ich meinte ja nur ...«

»Die Antwort lautet also nein.« Cons Stimme klang jetzt schrill und hoch. »Man kann wohl festhalten, dass es keinem von uns gut geht. Nicht mal ansatzweise. Kein bisschen!«

Die Büsche raschelten. Der Regen prasselte in Freds Gesicht.

»Wir müssen einen Unterschlupf finden«, sagte er. »Einen großen Baum oder eine Höhle, irgendetwas, das uns ...«

»Nein!«, kreischte Max verängstigt.

Fred wich zurück und hob die Hände. »Nicht weinen! Ich dachte ja nur ...« Dann sah er zu der Stelle, auf die Max zeigte.

Da war eine Schlange, nur zehn Zentimeter von seinem Schuh entfernt.

Sie war braun und schwarz gefleckt, eine gute Tarnung auf dem Urwaldboden, und ihr Kopf war faustgroß. Allen stockte der Atem. Der Urwald wartete. Dann stieß Max noch einen Schrei aus, der weit in die Nacht hallte, und alle vier fuhren herum und rannten davon.

Der Boden war aufgeweicht, und als sie Hals über Kopf flohen, flog ihnen Matsch in die Augen und mit den Ellbogen streiften sie die Bäume. Fred rannte, als würde sein Körper nicht ihm selbst gehören, er rannte so schnell wie noch nie, die Hände nach vorn gereckt. Er stolperte über eine Wurzel, schlug unfreiwillig einen Purzelbaum, kam wieder auf die Beine und spuckte Erde aus. Dann rannte er weiter. Der Regen nahm ihm die Sicht, in der Dunkelheit flogen Schatten an ihm vorbei.

Hinter ihm ertönte ein Schrei.

»Bitte, Max!«, sagte Lila.

Fred wandte sich um und schlitterte durch den Matsch.

»Er will nicht laufen!« Lila beugte sich über ihren Bruder. »Und ich kann ihn nicht mehr tragen!«

Der kleine Junge lag auf dem Rücken und sah weinend zum Himmel auf, sein Körper bebte im strömenden Regen.

»Komm schon!« Fred hob Max hoch und warf ihn über seine Schulter. Er war schwerer als erwartet, aber Fred hielt ihn an den Beinen fest und lief weiter. Sein ganzer Körper schrie vor Schmerz. Direkt hinter sich hörte er die klatschenden Schritte von Lila.

Freds Seitenstiche waren unerträglich, aber dann öffneten sich die Bäume zu einer Lichtung. Er blieb abrupt stehen. Max schrie auf, als sein Kopf gegen Freds Rückgrat knallte. Er versuchte wütend Fred in die Schulter zu beißen.

»Lass das«, sagte Fred, ohne dem über seinen Rücken baumelnden Jungen viel Beachtung zu schenken. Er stand da und starrte wie gebannt geradeaus.

Vor ihnen erstreckte sich eine weite, runde Lichtung, bedeckt von einem Teppich aus Moos und Gräsern. Es hatte aufgehört zu regnen. Am Himmel leuchtete der kugelrunde Mond, und die funkelnden Sterne waren so dicht gesät, dass sie die Nacht beinahe in den Tag verwandelten. Fred setzte Max ab und bückte sich keuchend, die Hände auf den Oberschenkeln.

»Hat uns die Schlange verfolgt?«, fragte Max.

»Nein«, japste Con.

»Wie willst du das wissen?«, jaulte Max.

Lila sank auf die Knie, presste eine Hand gegen ihre Seite. »Das tun Schlangen nicht, Maxi. Das weißt du doch auch. Ich wurde einfach ...«

»Panisch«, meinte Con verdrossen. »So war das. Siehst du? Keine Schlangen. Idiotisch, dass wir weggerannt sind. Jetzt wissen wir erst recht nicht mehr, wo wir sind.«

Die Lichtung fiel sanft zu einer großen Pfütze ab. Fred ging...


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Autor

Katherine Rundell, geboren 1987, wuchs in London, Simbabwe und Brüssel auf. Sie ist Fellow am All Souls College, Oxford. »Ein unvorstellbar unsinniges Abenteuer« ist schon ihr fünftes Buch bei Carlsen und wurde in England bereits vielfach ausgezeichnet.Henning Ahrens, geb. 1964 in Peine, studierte Anglistik, Geschichte und Kunstgeschichte in Göttingen, London und Kiel. Neben seiner Übersetzertätigkeit hat er eigene Romane und diverse Gedichtbände veröffentlicht und wurde bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Henning Ahrens lebt in Frankfurt.