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Die Villa am Elbstrand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.11.20181. Auflage
1912 rettet die Bauerstochter Sofie Brix die reiche Reederei-Erbin Anna Nieland aus einem brennenden Hotel. Zwei Jahre später darf Sofie als Gesellschafterin in die Hamburger Familienvilla ziehen. Obwohl sie nicht bei allen Familienmitgliedern und Angestellten willkommen ist, erfüllt sich für Sofie ein Traum - insbesondere, da der attraktive Bruder Annas ein Auge auf sie geworfen hat. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs wird Sofies Leben jedoch ein weiteres Mal auf den Kopf gestellt: Als Krankenschwester muss sie auf einem Lazarettschiff über sich hinauswachsen und für ihre Träume kämpfen.

Charlotte Jacobi ist das Spiegel-Bestseller-Pseudonym der Autoren Eva-Maria Bast und Jørn Precht. Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin zahlreicher Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Die Autorin lebt am Bodensee. Jørn Precht ist Professor an der Stuttgarter Hochschule der Medien und mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen. Er hat Sachbücher sowie historische Romane verfasst und 2018 den Literaturpreis Bronzener Homer gewonnen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext1912 rettet die Bauerstochter Sofie Brix die reiche Reederei-Erbin Anna Nieland aus einem brennenden Hotel. Zwei Jahre später darf Sofie als Gesellschafterin in die Hamburger Familienvilla ziehen. Obwohl sie nicht bei allen Familienmitgliedern und Angestellten willkommen ist, erfüllt sich für Sofie ein Traum - insbesondere, da der attraktive Bruder Annas ein Auge auf sie geworfen hat. Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs wird Sofies Leben jedoch ein weiteres Mal auf den Kopf gestellt: Als Krankenschwester muss sie auf einem Lazarettschiff über sich hinauswachsen und für ihre Träume kämpfen.

Charlotte Jacobi ist das Spiegel-Bestseller-Pseudonym der Autoren Eva-Maria Bast und Jørn Precht. Eva-Maria Bast ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin zahlreicher Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Sie erhielt diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Die Autorin lebt am Bodensee. Jørn Precht ist Professor an der Stuttgarter Hochschule der Medien und mehrfach preisgekrönter Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen. Er hat Sachbücher sowie historische Romane verfasst und 2018 den Literaturpreis Bronzener Homer gewonnen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492991520
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum02.11.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1627 Kbytes
Artikel-Nr.3411137
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 - Bisher war es ...

Bisher war es ein sorgloser Sommer gewesen, voller müßiger Stunden am Ostseestrand, voller Kinderlachen und Wärme. Doch während die Kleinen vor Vergnügen quietschend in die Wellen rannten, während man sich auf der Sonnenterrasse des Glücksburger Strandhotels noch kühles Bier und heißen Tee servieren ließ, hatte das Ende der entspannten Stunden bereits begonnen.

Sofie Brix bemerkte die Rauchwolken, die aus dem Dachgeschoss des Südflügels drangen, zunächst nicht. Die milde Brise spielte mit den blonden Locken des sechzehnjährigen Mädchens, als es von der Hotelküche in Richtung der Sonnenterrasse schlenderte.

An diesem Dienstag, den 20. August 1912, hatte der Großbauer Sofie einmal mehr beauftragt, mit ihrem Fahrrad eine zusätzliche Lieferung Wurst, Fleisch, Obst und Eier ins Hotel zu bringen - alles für das Abendessen der fast drei Dutzend fein gekleideten Sommerfrischler, die dort abgestiegen waren. Viele der weit gereisten Damen und Herren, die ihr wie Abenteurer von fernen Gestaden vorkamen, genossen auf der Terrasse des Hotels noch den malerischen Blick auf den Flensburger Ostseefjord in der Abendsonne. Wie gern hätte Sofie selbst die ganze Welt bereist, wie gern die Auslagen in den Geschäften der Alsterarkaden in Hamburg bewundert, wäre über die Champs-Élysées geschlendert oder hätte gar die Freiheitsstatue in New York bestiegen. Doch über die Förderegion war die Melkerstochter bisher noch nicht hinausgekommen.

Am vorletzten Sonntag war das Luftschiff Hansa über Flensburg gekreist, und wie viele andere Schaulustige hatte auch Sofie zusammen mit ihrem ein Jahr älteren Bruder Willy und dessen bestem Freund Kalle bestaunen können, welche Wunder in diesen modernen Zeiten möglich waren. Normalerweise bekamen sie hier, in ihrer verschlafenen Gegend im äußersten Norden des Reiches, natürlich kaum etwas zu Gesicht davon. So blieben ihr nur die Abenteuer aus zweiter Hand. Und genau deshalb verbrachte sie gern ein wenig Zeit in der Nähe der Terrasse, um den für sie fremden Dialekten und Sprachen der Menschen zu lauschen, die über ferne Orte und merkwürdige Zeitgenossen plauderten. Teils heitere, teils ernstere und bisweilen sogar tragische Geschichten waren das, die man sich hier erzählte, doch ein Thema beherrschte die Gespräche nach wie vor besonders häufig: der riesige britische Dampfer, der im April auf der Fahrt nach Amerika im Eismeer gesunken war. Tausende Passagiere waren ertrunken, das wusste Sofie nicht nur durch die Erzählungen der Gäste, sondern auch aus dem Artikel in den Flensburger Nachrichten, den sie ihren Eltern im Frühjahr vorgelesen hatte.

»Ich kenne die Schwester dieser Engländerin sehr gut. Ihre Tochter war nach der Katastrophe verschwunden. Sie hatte gehofft, dass das Kind es in ein anderes Rettungsboot geschafft hat«, erzählte eine Dame, die das »R« rollte, wie es im Frankenland üblich war. »Aber das arme Mädchen muss wohl ertrunken sein.«

Sofie reckte den Hals, um die Frau besser ausmachen zu können. Es war eine braunhaarige Matrone, auf deren Kopf ein lächerlich wirkendes blaues Hütchen saß.

»Die Ärmste!«, rief ihre Gesprächspartnerin, eine dünne Blonde mit verkniffenem Mund und hessischem Dialekt. »Das eigene Kind zu überleben ist ja schlimm genug, aber zu wissen, dass es da unten treibt, im eisigen Grab â¦«

Sofie erschauderte. Jedes Mal, wenn sie von den schrecklichen Geschichten über die Titanic hörte, bekam ihre sonst so große Abenteuerlust einen Dämpfer.

Schließlich schlug die Kirchturmuhr in Glücksburg und riss sie aus ihren Gedanken. Es war schon sieben Uhr, höchste Zeit also für den Heimweg. Sofie ging zu ihrem Fahrrad, das sie gegen einen der sorgfältig getrimmten Ginsterbüsche neben der Einfahrt gelehnt hatte. Als sie sich jedoch noch ein letztes Mal zum Strandhotel umblickte, erstarrte sie: Flammen schlugen aus dem Dachstuhl! Schnell rannte sie zurück in die Küche, um das Personal zu informieren.

»Feuer! Das Dach! Es brennt!«

»Ohauehaueha!«, rief die Köchin aufgebracht im Dialekt der hiesigen Region und eilte mit Sofie im Schlepptau hinaus, um sich vom Wahrheitsgehalt der Warnung zu überzeugen.

Auch einige der Gäste auf der Sonnenterrasse hatten bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sie erhoben sich von ihren Stühlen und blickten besorgt zum Dach des Hauses hinauf.

Die Köchin wandte sich an einen der Portiers: »Schnell! Ruft die Feuerwehr!« Und mit den Worten »Ich muss die anderen warnen« eilte sie zurück in Richtung Küche.

Sofie wollte ihr gerade folgen, da wurde sie angerempelt. Sie drehte sich um und stand einem schlanken, nobel gekleideten Herrn mit gepflegtem Schnauzbart gegenüber. Doch statt der erwarteten Entschuldigung stieß er nur nervös hervor: »Ich suche meine Tochter. Haben Sie eine junge Frau mit dunklen Haaren gesehen? Etwa in Ihrem Alter?«

Sofie schüttelte hastig den Kopf. Sie wunderte sich, dass der Mann sie siezte. Aber ihr Körper hatte in den letzten Monaten tatsächlich einen großen Entwicklungssprung getan. Beim Blick in den Spiegel war sie oft selbst noch erstaunt, wie fraulich sie geworden war.

»Anna! Anna! Wo bist du?« Die verzweifelten Rufe des Mannes gingen im Aufheulen des Alarmhorns und dem Lärm der anderen Gäste unter.

Ein Koch rannte mit einem großen Topf zum Meer, um Wasser zu holen. Sofie dachte bei sich, dass diese Maßnahme zwar gut gemeint, aber sinnlos war, denn das Feuer breitete sich in dem Holzbau offensichtlich viel zu schnell aus.

Ein Fenster im Dachgeschoss wurde aufgerissen, und ein dunkel gelocktes Mädchen streckte den Kopf heraus. Es schrie aus Leibeskräften um Hilfe.

Der Mann, der noch immer dicht neben Sofie stand, erstarrte. »Anna!«, rief er entsetzt.

Bestürzt blickte Sofie hinauf zu der angsterfüllten jungen Frau und überlegte fieberhaft, was sie tun konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie den Hotelbesitzer herbeieilen.

»Herr Nieland!«, rief der Direktor und hielt den hochgestellten Herrn am Ärmel fest, da dieser Anstalten machte, in das brennende Gebäude zu rennen. »Bitte beruhigen Sie sich. Meine Mitarbeiter sind schon dabei, den Gästen zu helfen. Sie selbst sollten hierbleiben und nichts riskieren.«

Doch der Mann hörte ihm nicht zu, sondern riss sich los und stürzte ins Haus.

Nieland? Sofie fragte sich, ob es sich hierbei um die bekannte Reederfamilie aus Hamburg handelte, über die häufiger in der Zeitung berichtet wurde.

Plötzlich war aus dem Hotel ein lautes Poltern zu hören, gefolgt von einem spitzen Schrei. Starr vor Schreck, beobachtete Sofie, wie Teile des Dachs einstürzten. Sie schlug entsetzt die Hände vors Gesicht - auch weil sie das Gebäude, in dem sie vergangenen Sommer als Zimmermädchen ausgeholfen hatte, gut genug kannte, um zu wissen, dass der Fluchtweg des Mädchens nun endgültig abgeschnitten war.

Ein Portier trug den benommenen Herrn Nieland aus dem Haus. Er sei von einem herabfallenden Balken getroffen worden, hieß es. Währenddessen diskutierten zwei weitere Hotelmitarbeiter aufgebracht, was man tun könne, um die Reederstochter zu retten. Denn die Feuerwehr war immer noch nicht eingetroffen, und es gab auch keine Leiter, die bis in den dritten Stock reichte.

Das eigene Kind zu überleben ist ja schlimm genug â¦ Der traurige Satz der hessischen Dame von der Terrasse kam Sofie unvermittelt wieder in den Sinn. Nein, dieses Schicksal sollte der arme Herr Nieland nicht erleiden müssen! Es durfte einfach nicht sein, dass seine Tochter dort oben starb! Sofie kam eine Idee: der Wäscheschacht! Der im Nordflügel des Gebäudes befindliche gemauerte Schacht war einst als zweites Kaminrohr angelegt worden, aber nie als solches zum Einsatz gekommen. Stattdessen hatte das Personal ihn benutzt, um schmutzige Tischdecken, Bettlaken, Bezüge und Handtücher bequem zu den Waschzubern in den Keller zu befördern.

Sofie rannte um das Gebäude herum und öffnete mit zitternden Händen die Kellertür. Sie wollte gerade hineingehen, als jemand sie an der Schulter packte. Erschrocken fuhr sie herum und blickte in das Gesicht des Pagen, der ihr wegen seines hübschen Äußeren schon mehrfach aufgefallen war.

»Franz!«

»Was willst du denn da drin, Sofie? Bist du lebensmüde?« Er starrte sie ängstlich an. »Der ganze Südflügel steht schon in Flammen!«

»Eben! Das Süd-Treppenhaus ist eingestürzt. Das Mädchen verbrennt da oben, ich will durch den Schacht rauf - und dann zu ihr rüberlaufen, um sie zu retten.«

»Kommt nicht infrage«, erklärte Franz. »Ich gehe selbst.«

»Du passt nicht durch, ich aber schon.«

Der Page stellte sich ihr in den Weg. »Ich lasse dich nicht da rein. Das kann ich nicht.«

»Gut.« Sofie blickte ihm entschlossen in die Augen. »Aber dann bist du für den Tod der jungen Frau verantwortlich.« Sie bemerkte sein Zögern und setzte nach. »Ich weiß, was ich tue, Franz. Ich bin diesen Schacht schon zigmal hochgeklettert, wenn sich Wäschestücke darin verhakt haben.«

Widerwillig trat der Page zur Seite. »Bitte pass auf dich auf«, bat er. »Dein Vater kommt bestimmt gleich mit der freiwilligen Feuerwehr. Der lyncht mich, wenn â¦«

Aber Sofie hörte ihn nicht mehr, sie war schon durch die Kellertür geschlüpft und eilte in die Waschküche. Mit einem Ruck öffnete sie die große Eisenklappe zum Schacht und spähte hinauf. Deutlich nahm sie den Rauchgeruch wahr, der durch alle Ritzen drang.

Ich muss es zumindest versuchen, dachte sie und...

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Autor

Charlotte Jacobi ist das Pseudonym der Autoren Eva-Maria Bast und Jørn Precht.Eva-Maria Bast, geboren 1978, ist Journalistin, Leiterin der Bast Medien GmbH und Autorin mehrerer Sachbücher, Krimis und zeitgeschichtlicher Romane. Für ihre Arbeiten erhielt sie diverse Auszeichnungen, darunter den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Die Autorin lebt am Bodensee.Jørn Precht, geboren 1967, studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg. Seither ist er als Drehbuchautor für Kino- und Fernsehproduktionen tätig und lehrt an verschiedenen Hochschulen. Sein Historiendrama "The Man Who Invented Europe" wurde für den deutschen Drehbuchpreis vorgeschlagen. Er hat mehrere Sachbücher und einen historischen Roman verfasst.