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Der Rabbi schoss am Donnerstag

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am06.11.20151. Auflage
Der alte Jordan ist ungeheuer reich - und ein ungeheures Ekel. So wundert es eigentlich niemanden, dass er eines Tages erschossen wird. Die Liste der Verdächtigen ist lang und Polizeichef Lanigan muss feststellen, dass gute Alibis in der Stadt Mangelware sind. Rabbi David Small versagt unterdessen kläglich an einer Schießbude - und beweist damit, dass er bei den unmöglichsten Gelegenheiten die besten Ideen hat. Der siebte Fall für den klugen Rabbi und leidenschaftlichen Amateurdetektiv David Small.

Harry Kemelman, geboren 1908 in Boston, wuchs als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in den USA auf. Er lehrte englische Literatur am Boston State College. Großen Erfolg feierte er mit seinen Romanen um den Rabbi und Amateurdetektiv David Small und erhielt unter anderem den Edgar Allan Poe Award. Er starb 1996 in Marblehead, Massachussets.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDer alte Jordan ist ungeheuer reich - und ein ungeheures Ekel. So wundert es eigentlich niemanden, dass er eines Tages erschossen wird. Die Liste der Verdächtigen ist lang und Polizeichef Lanigan muss feststellen, dass gute Alibis in der Stadt Mangelware sind. Rabbi David Small versagt unterdessen kläglich an einer Schießbude - und beweist damit, dass er bei den unmöglichsten Gelegenheiten die besten Ideen hat. Der siebte Fall für den klugen Rabbi und leidenschaftlichen Amateurdetektiv David Small.

Harry Kemelman, geboren 1908 in Boston, wuchs als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in den USA auf. Er lehrte englische Literatur am Boston State College. Großen Erfolg feierte er mit seinen Romanen um den Rabbi und Amateurdetektiv David Small und erhielt unter anderem den Edgar Allan Poe Award. Er starb 1996 in Marblehead, Massachussets.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293309142
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum06.11.2015
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3096 Kbytes
Artikel-Nr.3421084
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe






Wenn ihr Mann eine Predigt vorbereitete, war Miriam stets sorgsam bedacht, ihm nicht über den Weg zu laufen - nicht weil sie fürchtete, ihn in seinen Gedankengängen zu stören, sondern weil sie ihm keinen Vorwand für die Unterbrechung seiner Arbeit liefern wollte. Denn für David Small, den Rabbi der konservativen Synagoge von Barnard´s Crossing, war weder die Vorbereitung noch das Halten einer Predigt ein besonderes Vergnügen. Er hatte wie üblich damit begonnen, sich Papier zurechtzulegen, Bleistifte zu spitzen, die Lampe näher zu rücken - alles, um das Ringen um den Anfang hinauszuzögern. Er war mager und bleich, und wie er da an seinem Schreibtisch saß, hielt er die Schultern gebeugt, wie es für Gelehrte typisch ist. Sein schütteres Haar, das an den Schläfen bereits ergraute, machte ihn nur älter, nicht distinguierter. Er schrieb ein paar Worte, dann betrachtete er sie kurzsichtig durch seine dicke Brille. Er strich sie aus, klopfte mit dem Bleistift auf die Schreibtischplatte und begann zu stricheln, bis er die Predigt vergaß und sich ganz und gar darauf konzentrierte, ein kompliziertes Muster aus geraden und geschwungenen Linien, von Kreisen und Quadraten, verbunden durch eine Querschraffierung, auszuarbeiten. Als es an der Haustür klingelte, war es für ihn eine Erleichterung. »Ich mache auf!«, rief er aus seinem Studierzimmer.

Miriam, die aus der Küche kam, entgegnete: »Lass nur. Das ist wahrscheinlich nur der Junge, der das Zeitungsgeld kassieren will.« Doch als sie öffnete, sah sie das freundliche, frische Gesicht von Hugh Lanigan, dem Polizeichef von Barnard´s Crossing, vor sich.

Der Rabbi, hinter ihr, begrüßte ihn freudig. »Nur herein! Nur herein, Chief! Miriam wollte gerade Kaffee machen. Nicht wahr, Liebes?«

Pflichtgetreu erwiderte Miriam: »Ja, ich habe das Wasser schon aufgesetzt. Bitte, kommen Sie herein.« Aber sie konnte es sich nicht verkneifen und setzte hinzu: »David arbeitet an einer Predigt, und ich weiß, dass er nach einem Grund zum Aufhören sucht.«

Lanigan lächelte. »Was ist los, David? Haben Sie Schwierigkeiten damit?«

»David hat mit all seinen Predigten Schwierigkeiten«, behauptete Miriam spitz. Sie war klein und hätte in ihrem Pullover, dem Rock und den Mokassins wie ein Teenager ausgesehen, hätten die Gesichtszüge mit dem spitzen Kinn nicht Reife und Entschlossenheit verraten. Ihr dichtes blondes Haar, auf dem Kopf aufgetürmt, als wolle sie es lediglich aus dem Weg haben, schien fast zu schwer für die kleine, schlanke Figur.

»Ach, wirklich? Ich hätte gedacht, so was macht Ihnen Spaß«, sagte Lanigan. »Sie können die Leute runterputzen, und die dürfen nicht antworten. Zuhörer, die wahrhaft gefesselt sind.«

Der Rabbi grinste. »Es liegt mir nicht sehr, die Leute runterzuputzen, vor allem nicht, da ich mir meiner eigenen Unzulänglichkeit nur allzu bewusst bin. Außerdem würde es nichts bringen. Die Predigt ist nichts weiter als eine Art Unterhaltung, die der Rabbi liefert, damit der langweilige Gottesdienst schneller vorbeigeht. Sie gehört im Grunde sogar überhaupt nicht zur Tradition. Früher haben die Rabbis nie gepredigt.« 

»Sie meinen, wenn eine Synagoge einen Rabbi engagierte, erwartete man nicht von ihm, dass er predigte?«

Der Rabbi schüttelte den Kopf. »Nicht die Synagoge engagierte den Rabbi, sondern die Stadt oder Gemeinde. Und sie engagierten ihn ausschließlich als Schiedsrichter, der Rechtsfragen löste, die eventuell auftauchten. Ansonsten erwartete man von ihm, dass er sich seinen Studien widmete.«

»Er wurde bezahlt, damit er studierte?«

»Warum denn nicht? Die Universitäten subventionieren doch auch Wissenschaftler. Warum also nicht eine Gemeinde?«

»Nun ja, vermutlich. Und er brauchte überhaupt nicht zu predigen?«

»Sein Vertrag schrieb ihm zwei Predigten pro Jahr vor, am Sabbat vor dem Pessachfest und am Sabbat vor dem Versöhnungstag. Aber das waren keine Predigten in Ihrem Sinn. Es waren gelehrte Vorträge wie die Vorlesungen eines Juraprofessors. Er hat die Gemeinde nicht ermahnt. Die Predigten, wie Sie sie gewöhnt sind, die gegen die Sünde, die wurden gewöhnlich von einem Wanderprediger gehalten, einem megid. Heutzutage erwartet man natürlich, dass der Rabbi, genau wie der Pastor und der Pfarrer, jede Woche eine Predigt hält. Manche Rabbis tun das gern. Wahrscheinlich, weil es ihnen besonders liegt. Der ärmste Student meines Jahrgangs im Seminar hat aufgrund dessen jetzt eines der angesehensten Rabbinate im Bezirk New York. Er besitzt eine wunderschöne Baritonstimme, und wenn er nur das Alphabet aufsagt, kommen den meisten Leuten schon die Tränen. Wir nannten ihn immer die Stimme .«

»Reuben Levy?«, erkundigte sich Miriam. »Der mit den Gleichnissen?«

Der Rabbi lachte vergnügt. »Genau der.« An Lanigan gewandt, erklärte er: »Einmal haben wir, ein paar Seminaristen mit ihren Frauen, uns über das Predigen unterhalten, weil wir damals zum Sabbat in kleinere Gemeinden geschickt wurden. Levy erklärte, bei der Ausarbeitung einer Predigt suche er nicht etwa nach Beispielen und Gleichnissen, um etwas zu verdeutlichen, sondern mache es umgekehrt. Wenn er eine gute Story höre, merke er sie sich und baue dann eine Predigt drumherum.«

»Ach so! Wie der Bursche, der als Scharfschütze galt, weil er zuerst schoss und dann eine Zielscheibe um das Einschussloch malte?«, fragte Lanigan.

»Genau!«, antwortete der Rabbi.

Als Miriam in die Küche ging, um den Kaffee zu holen, fuhr der Rabbi fort: »Meine eigenen Predigten sind auch immer eher wissenschaftliche Vorträge. Wissen Sie, dreimal die Woche lesen wir Teile aus dem Pentateuch, also verbinde ich meine Predigten mit den jeweiligen Zitaten.«

»Dann leiden Sie ja nie Mangel an Themen«, meinte Lanigan. »Also dürfte es Ihnen nicht schwerfallen.«

»Gewiss, aber nach so vielen Jahren befürchte ich, dass ich mich möglicherweise wiederhole.«

»Ach was!«, sagte Lanigan, der von Miriam seine Kaffeetasse entgegennahm. »Ist Ihnen je der Gedanke gekommen, dass Ihre Gemeinde Ihnen gar nicht zuhört?«

Der Rabbi lächelte säuerlich. »Vielen Dank.«

»Nein, aber im Ernst: Wie lange sind Sie jetzt hier - zehn Jahre?«

»Zwölf.«

»Wenn Sie also jetzt einige von Ihren alten Predigten wiederholten, von denen, die Sie ganz am Anfang gehalten haben - wer würde das schon bemerken?«

»Ich«, sagte der Rabbi.

»Aber hören Sie mal, Sie sagen, Ihre Predigten ähneln den Vorlesungen von Professoren. Also, die halten jahraus, jahrein dieselben Vorlesungen, nicht wahr? Ich meine, es kommt immer wieder ein neuer Jahrgang, und mit dem muss er doch jedes Mal dasselbe durchkauen. Also, ich wette, dass in den zwölf Jahren, die Sie jetzt hier sind, ein ziemlich großer Teil Ihrer ursprünglichen Gemeinde ausgeschieden ist - gestorben, weggezogen, nach Florida gegangen, um sich zur Ruhe zu setzen. Dafür sind viele neue Leute hergekommen. Wenn das, was Sie Ihrer damaligen Gemeinde gesagt haben, für die Leute wichtig war, dann wäre es doch sicher genauso wichtig für die neuen, nicht wahr?«

Der Rabbi nickte. »Das stimmt. Es geschieht ganz allmählich, sodass man es kaum bemerkt, aber es stimmt. Von den ursprünglichen Mitgliedern sind nicht mehr viele übrig.«

»Und sehr viel mehr neue Leute sind hierhergezogen«, ergänzte Lanigan.

»Wir haben jetzt fast dreihundert Familien«, sagte Miriam.

»Dreihundert?« Lanigan war erstaunt. »Ich dachte, es wären weit mehr hier in der Stadt.«

»O ja, in der Stadt schon«, bestätigte der Rabbi. »Ungefähr noch weitere zweihundert, aber die sind keine Gemeindemitglieder.« Er lächelte. »Wenn es nach Henry Maltzman, unserem Vorsitzenden, ginge, dann würden alle der Gemeinde beitreten. Er ist sehr dafür, die Mitgliederzahl zu erhöhen.« Er lachte. »Ewig redet er davon, man müsste nur den richtigen Trick anwenden.«

»Ja, aber warum sind sie keine Mitglieder? Wenn von unserer Kirche jemand hier zuzieht, wird er sofort vom Pfarrer oder von einem seiner Kaplane aufgesucht. Und wenn er nicht in die Kirche kommt, versuchen sies weiter. Ich möchte wetten, dass es hier in der Stadt kaum ein Dutzend Katholiken gibt, die nicht so oder so mit der Kirche in Verbindung stehen.«

»Ihre Religion ist kirchenorientiert«, wandte der Rabbi ein. »Sie dreht sich um Messen, Kommunion und Beichte, und dazu gehört ein Priester in der Kirche. Unsere Religion wird hauptsächlich zu Hause ausgeübt. Der Sabbat wird zu Hause gefeiert. Das Pessachfest findet zu Hause statt. Außerdem ist auch die Finanzstruktur anders. Die unsere stützt sich auf die Mitgliedschaft, und die jährlichen Beiträge belaufen sich auf mehrere Hundert Dollar pro Jahr. Das ist viel für ein junges Ehepaar, und das sind die meisten neu Zugezogenen. Die nur gekommen sind, weil sie Jobs in den Forschungslabors und den vollautomatisierten Fabriken an der Route 128 ergattert haben.«

»Und viele davon reduzieren jetzt«, warf Miriam ein, »und einige schließen vielleicht ganz.«

»Meinen Sie die Rohrbough Corporation?«, erkundigte sich Lanigan.

»Es wurde davon gesprochen«, bestätigte Miriam. »Einige Frauen machen sich Sorgen.«

»Ich habe einen Artikel in...


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Autor

Harry Kemelman, geboren 1908 in Boston, wuchs als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer in den USA auf. Er lehrte englische Literatur am Boston State College. Großen Erfolg feierte er mit seinen Romanen um den Rabbi und Amateurdetektiv David Small und erhielt unter anderem den Edgar Allan Poe Award. Er starb 1996 in Marblehead, Massachussets.

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