Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Così fan tutti

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
285 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am16.11.20151. Auflage
Polizeikommissar Aurelio Zen lebt im Chaos: Man hat ihn nach Neapel strafversetzt, seine Frau will sich scheiden lassen, und seine Geliebte erwartet ein Kind von ihm. Zu allem Überfluss findet in der Stadt am Vesuv gerade eine politische Säuberungsaktion statt. Zunächst verschwinden dubiose Geschäftsmänner, korrupte Politiker und stadtbekannte Mafiosi spurlos. Und als der Kommissar sich auf die Suche nach den Drahtziehern begibt, gerät er selbst in höchste Lebensgefahr.

Michael Dibdin, geboren 1947 in Wolverhampton, studierte englische Literatur in England und Kanada. Vier Jahre lehrte er an der Universität von Perugia. Bekannt wurde er durch seine Figur Aurelio Zen, einen in Italien ermittelnden Polizeikommissar. Elf Bände dieser Krimiserie sind erschienen. Michael Dibdin wurde mit dem CWA Gold Dagger und dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und von der BBC als TV-Serie verfilmt. Er starb 2007 in Seattle.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextPolizeikommissar Aurelio Zen lebt im Chaos: Man hat ihn nach Neapel strafversetzt, seine Frau will sich scheiden lassen, und seine Geliebte erwartet ein Kind von ihm. Zu allem Überfluss findet in der Stadt am Vesuv gerade eine politische Säuberungsaktion statt. Zunächst verschwinden dubiose Geschäftsmänner, korrupte Politiker und stadtbekannte Mafiosi spurlos. Und als der Kommissar sich auf die Suche nach den Drahtziehern begibt, gerät er selbst in höchste Lebensgefahr.

Michael Dibdin, geboren 1947 in Wolverhampton, studierte englische Literatur in England und Kanada. Vier Jahre lehrte er an der Universität von Perugia. Bekannt wurde er durch seine Figur Aurelio Zen, einen in Italien ermittelnden Polizeikommissar. Elf Bände dieser Krimiserie sind erschienen. Michael Dibdin wurde mit dem CWA Gold Dagger und dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und von der BBC als TV-Serie verfilmt. Er starb 2007 in Seattle.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293308848
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum16.11.2015
Auflage1. Auflage
Seiten285 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2724 Kbytes
Artikel-Nr.3421155
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Der Schauplatz ist angeblich Neapel


Wäre an dem betreffenden Morgen jemand in der Via Greco aufgewesen, dann hätte er folgendes beobachtet.

Die Sonne hatte gerade den Dachrand der fünfstöckigen Häuser in der Via Martucci erfasst und das nun scharfkantige Licht veränderte in wenigen Sekunden die ganze Szene, so wie Theaterbeleuchtung plötzlich das Bühnenbild zur Geltung bringt. Jedes Ding, gleich wie profan, wurde von dem sanften, aber intensiven Leuchten umschmeichelt und mit einer besonderen Bedeutung versehen.

Die Zuschauer, wären denn welche dagewesen, hätten zweifellos jedes auf diese Weise ins Rampenlicht gerückte Ding genau betrachtet und sich gefragt, welche Rolle es wohl in dem Stück, das gleich beginnen würde, einnehmen mochte. Zum Beispiel jener Baum an der Straßenecke, der einen klar umrissenen Schatten auf die genarbten schwarzen Pflastersteine wirft - ist er reine Dekoration, nur ein Teil des Bühnenbilds, oder wird er eine wichtige Rolle in dem Drama spielen, gar zu einer Art Figur werden, vielleicht als Schauplatz des berühmten Duetts der Verführung und Hingabe im zweiten Akt, das wohl jedem Musikliebhaber bekannt ist?

Ebenso die Gebäude, die so intensiv und zugleich liebevoll von dem immer heller werdenden Lieht hervorgehoben werden - tragen sie nur zum Lokalkolorit bei oder wird jedes von ihnen, wenn der Vorhang schließlich fällt, dem Zuschauer als Stätte der Bedrohung oder Zuflucht vertraut geworden sein? Die Eingänge sehen ganz echt aus, doch die Fassaden könnten genauso gut gemalte Kulisse sein, die ihre Zweidimensionalität durch übertriebene Liebe zum Detail auszugleichen versucht.

Andere Teile des Bühnenbilds scheinen weniger problematisch. So sind beispielsweise die zahlreichen Mülltonnen sicher programmatisch für die angeblich »radikal« neue Inszenierung. Ebenso wie die Autos, die in Zweier- und Dreierreihen entlang der Via Greco geparkt sind und aus ihr quasi einen Parkplatz machen, mit nur einer schmalen freien Spur in der Mitte für den Verkehr, und eindeutig die Absicht des Regisseurs dokumentieren, dass dies das heutige Neapel sein soll, ein Netzwerk von politischen, sozialen und ökonomischen Gegebenheiten, das sich stark von dem malerischen, eher universellen Schauplatz unterscheidet, der dem Komponisten und seinem Librettisten vorschwebte, und damit einen erfrischend modernen Seitenhieb auf das offen gesagt ziemlich banale ursprüngliche Konzept abgibt - obwohl die Musik natürlich göttlich ist.

Doch trotz all dieser cleveren Einfälle kann eine leere Bühne nur begrenzt das Interesse fesseln. Es bedarf menschlicher Akteure, um Dramatik zu erzeugen. Und da, nach einer perfekt bemessenen Verzögerung, kommen sie auch schon.

Es wird jedoch sofort klar, dass es sich nur um Statisten handelt, quasi um eine mobile Erweiterung des Bühnenbilds, die sich der Regisseur als Einlage ausgedacht hat, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Entsprechend dem harschen Realismus, der das Ganze prägt, tragen sie die Kluft von Müllarbeitern - blaue Overalls, dicke Handschuhe und Stiefel. Hinter einem großen orangen Wagen mit der Aufschrift »Commune di Napoli« bewegen sie sich zielstrebig die Via Strozzi entlang, entleeren die zahlreichen Mülltonnen und Plastiksäcke, bevor sie nach rechts in eine kleinere Seitenstraße abbiegen.

Und jetzt tritt auch endlich einer der Hauptdarsteller auf, nicht durch einen der Hauseingänge, sondern über eine Rampe, die geschickt zwischen zwei Bahnen des Bühnenhintergrundes versteckt ist, die ein modernes Wohnhaus auf der linken Seite der Via Greco darstellen, das ein Stück die Anhöhe hinauf gegenüber der hohen Tuffwand liegt, hinter der sich weiter oben die Gärten einer imposanten Villa erheben.

Obwohl er offensichtlich einer der Stars ist, wirkt er unscheinbar. Trotz der selbst um diese frühe Stunde bereits milden Luft ist er in einen teuer aussehenden Mantel gehüllt, dazu trägt er Lederhandschuhe und einen karierten Schal. In einer Hand hält er einen Diplomatenkoffer, in der anderen ein Schlüsselmäppchen. Mit großen Schritten geht er auf die parkenden Autos zu und betätigt eine elektronische Fernbedienung, die an seinem Schlüsselbund hängt. Eines der Fahrzeuge - ein silbergrauer Alfa Romeo - reagiert mit mehrfachem Aufleuchten der Blinklichter und begeistertem Hupen.

Und jetzt geschieht etwas Merkwürdiges, etwas, das genauso unheimlich wie mühelos scheint wie der Wechsel in eine andere Tonart. Um zu seinem Auto zu kommen, muss der Mann an dem orangen Fahrzeug vorbei, das gerade auf die Müllcontainer neben dem Wohnhaus zusteuert, aus dem er herausgekommen ist. Doch da stellen sich ihm plötzlich zwei der Arbeiter in den Weg, die neben dem Müllwagen durch die schmale Spur laufen, die die parkenden Autos freigelassen haben.

Statt in eine der Lücken zwischen den Autos zu treten, geht der Mann unbeirrt weiter geradeaus und zwingt die beiden Arbeiter im blauen Overall, ihm Platz zu machen. Das tun sie auch, als ob sie die Aura von Macht, die den Mann umgibt, spüren würden, die Aura, die ihn zu jemandem macht, dem man sich beugen muss und nicht entgegenstellen darf. Einer von ihnen tritt zur Seite zwischen den silbergrauen Alfa und das Auto dahinter, einen ramponierten Fiat Uno. Der andere bleibt stehen und wartet anscheinend darauf, dass der Müllwagen an ihm vorbeifährt, damit er hinter ihm hergehen kann und nicht mehr im Weg ist.

Da passiert das Merkwürdige. Denn als der männliche Hauptdarsteller an dem ersten Statisten im blauen Overall vorbeigeht, dreht dieser sich um und hält plötzlich etwas in der Hand, das in einer der vielen Taschen seines Overalls versteckt gewesen sein muss. Es sieht aus wie eine zusammengerollte Zeitung, zweifellos L´Unità oder Il Manifesto oder sonst ein Blatt, das sich den Kämpfen und Zielen des Proletariats verschrieben hat und damit wunderbar zur platten Neuinterpretation des Regisseurs passt. Mit merkwürdig eleganten Gesten schwingt der Arbeiter die Zeitung hinter dem Mann im Mantel, als ob er nach einer Fliege schlagen wolle, die diesem um den Kopf schwirrt. Im selben Augenblick, wenn auch ohne erkennbare kausale Verknüpfung, gerät der Mann ins Taumeln, als ob er über die vorstehende Kante eines der schwarzen Pflastersteine gestolpert sei, die immer eine Gefahr darstellen, selbst in diesem relativ wohlhabenden Stadtviertel.

Zum Glück kommt der andere Arbeiter, der jetzt auf einer Höhe mit dem Heck des immer noch fahrenden Müllwagens ist, gerade rechtzeitig hinzu, um den stürzenden Mann aufzufangen und damit zu verhindern, dass er sich ernsthaft verletzt. Die Geste scheint zunächst auf einen Kompromiss in der bisherigen Intention des Regisseurs hinzudeuten, als ob er sagen wolle, dass die Menschen trotz aller ideologischen Klüfte, die sie anscheinend trennen, im Grunde gut sind - ein Kompromiss, der, wie die eine Hälfte der Zuschauer fürchtet und die andere insgeheim hofft, auf etwas hinauslaufen wird, das letztere als menschliche Wärme begrüßen und erstere als schwach und sentimental kritisieren wird.

Wie um diese Hypothese zu stärken, wirft der erste Arbeiter nun seine Zeitung beiseite, wo sie mit einem lauten metallischen Klirren auf die Pflastersteine fällt, und beugt sich hinunter, um das Opfer bei den Füßen zu fassen. Ohne ein Wort zu sprechen, heben die beiden den Mann hoch und lassen ihn einen Augenblick an Schultern und Waden gepackt schlaff in der Luft hängen. In diesem Moment ist der unaufhaltsam weiterfahrende Müllwagen an ihnen vorbei. Mit einem einzigen knappen Schwung schmeißen sie den reglosen Körper über die Ladekante, wo er verschwindet.

Während der erste Arbeiter den Schraubenschlüssel aufhebt, der in der Zeitung steckte, drückt sein Kollege einen grünen Knopf an einem Kästchen, das am Heck des Wagens angebracht ist. Mit lautem Getöse beginnt sich der massive Schieber zu senken. Der obere Teil und die Seiten sind total verdreckt, doch die gewölbte untere Kante hat durch die ständige Abnutzung einen wunderbar silbrigen Glanz erhalten. Unaufhaltsam bewegt sich der Schieber in den Bauch des Wagens. Der Lärm der kraftvollen Maschinerie übertönt alle Geräusche, die man sonst vielleicht hören könnte.

An dieser Stelle gibt es eine willkommene komödiantische Einlage, weil nämlich die Füße des Mannes über der Ladekante des Müllwagens auftauchen. Mit ihren auf Hochglanz polierten geschnürten Halbschuhen und den rot-schwarz-karierten Socken, über denen ein kleines Stück nacktes weißes Bein zu sehen ist, beginnen sie ein wildes Tänzchen zu vollführen, immer hin und her wie Puppen im Kasperletheater - möglicherweise eine spitzfindige Anspielung auf die Commedia dell´arte, die bekanntlich ihren Ursprung in dieser Stadt hat.

Der Schieber ist mittlerweile unter heftigem Rütteln, das den ganzen Wagen erschüttert, zum Stillstand gekommen. Einer der Arbeiter läuft hinüber, drückt einen weiteren Knopf an dem Schaltkästchen, so dass der Schieber wieder ein Stück hoch geht, während sein Kollege die vorwitzigen Gliedmaßen nach unten drückt und so zum Verschwinden bringt. Dann senkt sich der Schieber wieder nach unten und vollendet diesmal seine Arbeit. Er packt allen Müll, der im Wagen gelandet ist, und presst ihn zu einer kompakten Masse, in der die einzelnen Teile kaum voneinander zu unterscheiden sind.

Die Arbeiter in den blauen Overalls klettern auf die Plattform am Heck des orangen Wagens und geben dem Fahrer ein Zeichen. Dieser fährt...


mehr

Autor

Michael Dibdin, geboren 1947 in Wolverhampton, studierte englische Literatur in England und Kanada. Vier Jahre lehrte er an der Universität von Perugia. Bekannt wurde er durch seine Figur Aurelio Zen, einen in Italien ermittelnden Polizeikommissar. Elf Bände dieser Krimiserie sind erschienen.Michael Dibdin wurde mit dem CWA Gold Dagger und dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und von der BBC als TV-Serie verfilmt. Er starb 2007 in Seattle.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt