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Wildnis ist ein weibliches Wort

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am04.10.2018
Von einer, die auszog, die Wildnis kennenzulernen Erin ist 19 und Feministin. Sie liebt Geschichten von furchtlosen Aussteigern, die alles hinter sich lassen, um ein Leben in der Natur, fernab der Zivilisation zu wagen. Warum eigentlich, denkt sie, sollen diese Abenteuer immer nur Männern vorbehalten sein? Und macht sich auf: mit dem Schiff nach Island, über Grönland und am Polarkreis entlang nach Kanada und schließlich Alaska. Sie ist zu Fuß unterwegs, per Anhalter, mit dem Hundeschlitten und Fischerbooten. Ihre Erfahrungen inmitten der gottverlassenen Wildnis bringen sie an ihre Grenzen, beflügeln sie und lassen sie für immer verändert zurück. »Ein Buch wie dieses haben Sie noch nie gelesen, so verführerisch, so mutig, so amüsant.« The Guardian

Abi Andrews wurde 1991 in den Midlands geboren und lebt und arbeitet heute in London. Sie hat Englische Literatur und Kreatives Schreiben studiert. Ihre Stories wurden in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht. Wildnis ist ein weibliches Wort ist ihr erster Roman.
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Produkt

KlappentextVon einer, die auszog, die Wildnis kennenzulernen Erin ist 19 und Feministin. Sie liebt Geschichten von furchtlosen Aussteigern, die alles hinter sich lassen, um ein Leben in der Natur, fernab der Zivilisation zu wagen. Warum eigentlich, denkt sie, sollen diese Abenteuer immer nur Männern vorbehalten sein? Und macht sich auf: mit dem Schiff nach Island, über Grönland und am Polarkreis entlang nach Kanada und schließlich Alaska. Sie ist zu Fuß unterwegs, per Anhalter, mit dem Hundeschlitten und Fischerbooten. Ihre Erfahrungen inmitten der gottverlassenen Wildnis bringen sie an ihre Grenzen, beflügeln sie und lassen sie für immer verändert zurück. »Ein Buch wie dieses haben Sie noch nie gelesen, so verführerisch, so mutig, so amüsant.« The Guardian

Abi Andrews wurde 1991 in den Midlands geboren und lebt und arbeitet heute in London. Sie hat Englische Literatur und Kreatives Schreiben studiert. Ihre Stories wurden in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht. Wildnis ist ein weibliches Wort ist ihr erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455004199
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum04.10.2018
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3425589
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteWidmungJENSEITS DER HELIOPAUSEVERFOLGT VON GEDANKEN AN EIN ANDERSWOLAND DER EISKÖNIGINNENINTERNATIONALE WEIBLICHE TERRORVERSCHWÖRUNG AUS DER HÖLLEWIE MAN IN EINER POSTFEMINISTISCHEN GESELLSCHAFT ERWACHSEN WIRDSYMBIOSE AUS ALGEN UND TIERENAUF IN DEN WESTEN, JUNGER MANNGIFTE REGNEN VOM HIMMELICH KOMMUNIZIERE ÜBER SCHALLWELLENDAS DACH IM HIMMELDIE BEMANNTE RAUMFAHRT IST DAS TROPHÄENWEIB DES SUPERPHALLUSNICHT JUPITER, DER ERHABENSTE DER ERHABENEN, ÜBERSTRAHLTE DEN WEISSEN WALBESUCH VON DER ROTEN ARMEELAUF, QUIMMIG, LAUF, LAUFDIE GROSSE WEISSE STILLEKLARER VORTEIL FÜR MEIN GESCHLECHTRACHEL CARSONS WIEDERAUFERSTEHUNGERSTE SPUREN IM FRISCHEN SCHNEELEUCHTENDE TEILE DES GANZENDER ULTIMATIVE GUIDE ZUM ÜBERLEBEN UNTER DEN ALLERHÄRTESTEN UMSTÄNDENWIE MAN UNSICHTBAREN TOD SICHTBAR MACHTDER SCHWINDENDE HORIZONTIN DIE WILDNISMEIN BERG MEIN MONDABSCHIED NEHMENDANKSAGUNGBiographieImpressummehr
Leseprobe
JENSEITS DER HELIOPAUSE

Die Weltraumsonde Voyager 1 hat unseren Planeten im Jahr 1977 verlassen. Jetzt dauert es nur noch Monate, Tage, Minuten, Sekunden, bis sie in den interstellaren Raum vordringt. Damit wird sie das am weitesten von der Erde entfernte menschengemachte Objekt sein und das erste, das die Heliosphäre verlassen hat. Einer der bedeutendsten Momente der Wissenschaftsgeschichte - und wir werden nie erfahren, wann genau er stattgefunden hat. Drei Indizien sprechen dafür, dass Voyager 1 die Grenze der Heliopause bereits überschritten hat: ein Anstieg der kosmischen galaktischen Strahlung, ein Richtungswechsel des Magnetfelds und ein Temperaturabfall der elektrisch geladenen Teilchen. Voyager-1-Berichte verzeichnen einen monatlichen Anstieg kosmischer Strahlung um fünfundzwanzig Prozent. Doch die Signale der Raumsonde brauchen siebzehn Stunden, um mit Lichtgeschwindigkeit zurück zur Erde zu reisen.

Wann hat meine Reise begonnen? Als ich anfing, sie zu planen? Als ich mein Elternhaus in einem mit Möbeln beladenen Lieferwagen verließ und mit einem Freund meines Dads Richtung Norden fuhr? Meine Eltern standen mit unserem Hund vor dem Haus und winkten mir nach; ich filmte, meine Mutter weinte. Das fühlte sich wie ein Anfang an. Oder war es in dem Moment, in dem der Frachter an einem grauen Märztag im putzwasserfarbenen Hafenbecken von Immingham in See stach?

So war die Idee dazu entstanden: Ich hatte einen Film über einen Aussteiger namens Chris McCandless gesehen, der sein Eliteuni-Treuhandkonto-Leben über Bord wirft und quer durch Amerika nach Alaska reist, um den Jack-London-Traum zu leben, dort aber giftige Wildkartoffeln isst und stirbt. Das war 1992, ein Jahr vor meiner Geburt. Ich weinte und beschloss, ein Sparkonto für eine Reise nach Alaska anzulegen, wo ich ebenfalls in der Wildnis und in vollkommener Abgeschiedenheit leben würde. Dann sah ich mir den Film noch einmal Abschnitt für Abschnitt an und dachte darüber nach, welche Unterschiede es gegeben hätte, wenn der junge Mann eine junge Frau gewesen wäre.

Tatsächlich wäre es ein komplett anderer Film gewesen. Nicht nur, weil darin Situationen vorkamen, die für eine Frau vermutlich anders ausgegangen wären (als McCandless beispielsweise von einem Schaffner verprügelt wird, der ihn als blinden Passagier in seinem Güterzug erwischt), sondern auf grundlegenderer Ebene, weil ein Mädchen, das der modernen Gesellschaft den Rücken kehrt und mir nichts, dir nichts in die Wildnis verschwindet, um dort von selbst erlegten kleinen Tieren und Wildpflanzen zu überleben, bloß als verstörend wahrgenommen würde.

Der holzhackende Mystiker Henry David Thoreau ist dafür mitverantwortlich. Er sagte Dinge wie »Keuschheit ist des Menschen Blüte, und was man Genius, Heroismus, Heiligkeit usw. nennt, sind nur die verschiedenen Früchte, die durch sie gezeitigt werden.« Als würde Mann sich seinen Transzendentalismus ruinieren, indem er Sex mit einer Frau hat. Mit »Menschen« meinte Thoreau die männlichen Vertreter unserer Spezies. Wenn »Mensch« den Kampf gegen die Elemente aufnimmt, sie bezwingt, ist die Natur meistens weiblich.

Wildheit bedeutet bei Frauen nicht Autonomie und Freiheit; ihre Wildheit ist ein irrationales Fieber. Gleichzeitig sind wir, was den Überlebenskampf angeht, das schwache Geschlecht und können individuell, außerhalb der Gesellschaft oder ohne den Schutz eines Mannes, nicht gedeihen. Frauen werden zugleich von der Natur ausgeschlossen und dorthin verbannt.

Selbst in den Dokumentarsendungen über ganze Familien, die sich in der Wildnis ansiedeln, ist die Frau immer Mountain Mans Anhängsel und garantiert nie Mountain Woman, bloß schmückendes Beiwerk, so wie sein Bart, seine Pfeife und sein Gewehr. John McPhee beschreibt in Coming into the Country: Travels in Alaska detailverliebt eine Vielzahl von Mountain Men und erwähnt nur flüchtig eine Handvoll Mountain Women. Ein Mann berichtete John McPhee, er habe absolut und vollkommen allein leben wollen, abgeschieden im tiefsten Innern des Landes, bloß mit drei Töchtern und einer Frau, seinem »Frauenvolk«, wie er sie nannte.

Natürlich gibt es Ausnahmen von diesem Unsichtbarkeitsbann. Calamity Jane etwa, das Cowgirl. Nellie Bly, die in zweiundsiebzig Tagen um die Welt reiste. Die Autorin Freya Stark, die über ihre Reisen in den Nahen Osten berichtete. Die Forschungsreisende Mary Kingsley. Und die alte Dame, die sich in einem Holzfass die Niagarafälle hinabstürzte. Aber das Problem besteht eben darin, dass sie Ausnahmen sind. Es scheint, als gäbe es in der Wildnis etwas Bedeutendes zu lernen, das aber ausschließlich Männern zugänglich ist. In der Wildnis bilden Männer ihr individuelles und männliches Selbst heraus - als stünde Frauen kein individuelles und authentisches Selbst zu. Auch wenn die Geschichte genau die gleiche Handlung hat, bedeutet »eine Frau allein in der Wildnis« das genaue Gegenteil. Also kam mir die Idee, nach Alaska zu reisen.

Mag sein, dass ich zu viele heroische Fantasy-Romane à la Der Herr der Ringe gelesen habe, aber ich kann die Vorstellung nicht abschütteln, dass man sich einem wirklich weit entfernten Ziel würdig erweisen muss, indem man eine Expedition dorthin unternimmt, so wie Menschen aus Gottesfurcht eine Pilgerreise machen. Das andere Element meines Reiseethos entstammte einer Aversion gegen Flugzeuge, einer Kombination aus CO2-Bilanz-Bedenken und Misstrauen gegenüber dem Paradox, innerhalb weniger Stunden mehrere Zeitzonen zu durchqueren, um sich schlagartig und gleichgültig an einem Ort wiederzufinden, an den man von Natur aus nicht gehört. Ich wollte nicht bloß irgendwohin fliegen und mich dort mit anderen zusammenscharen, wie bei einer Charterreise.

Meine Familie hat immer im Ausland Urlaub gemacht - außer während der Jahre, in denen mein Dad arbeitslos war. Als ich von zu Hause auszog, war ich in neun verschiedenen Ländern gewesen. Wenn mich jemand aufgefordert hätte, diese Länder zu beschreiben, hätte ich berichten können, dass die Strände in Spanien voller sind als die in Griechenland, dass man in der Karibik nur an Strände gehen soll, die zum eigenen Hotel gehören und sicher abgeschirmt sind, und dass Disneyworld zu weit von der Küste entfernt ist, um an den Strand zu gehen, man sich aber an künstlich angelegte Strände innerhalb des Vergnügungsparks legen kann. An einem davon gibt es sogar einen Pool mit Unterwasserrutsche durchs Delphinbecken.

In einem technologischen Zeitalter zu leben bedeutet, dass das andere Ende der Welt theoretisch betrachtet nur wenige Mausklicks entfernt ist. Jeder Winkel der Erde ist erforscht und in einer Enzyklopädie verzeichnet worden. Und das Internet hat all diese Enzyklopädien zusammengeführt und sie zu einem chaotischen, aber zweckmäßigen Nachschlagewerk angeordnet. Es gibt keine Mysterien mehr. Und das Reisen ist deutlich weniger elitär geworden. Ich kann das Internet nutzen, ein Mann aus früheren Zeiten brauchte ein mit Federkiel verfasstes Empfehlungsschreiben, das ihm die Überfahrt auf dem Tabakfrachter eines Freundes seines Vaters ermöglichte.

Heutzutage bekommt man leicht das Gefühl, dass die Menschheit alles durchdrungen hat, dass wir die Welt erobert haben. Wenn man sich die Erde im Zeitraffer ansähe, von ihrer Entstehung bis zum heutigen Tag, würde für sehr, sehr lange Zeit erst einmal wenig passieren. Die Kontinentalplatten verschieben sich nach und nach, ab und zu schlägt ein Asteroid ein, und mit etwas Glück bekäme man den Ausbruch eines Supervulkans zu sehen, dem winzige Rauchpilze entströmen. Die Erde bleibt eine relativ ruhige Murmel, deren schimmernde Atmosphäre wirbelt und wabert. Dann, im achtzehnten Jahrhundert, beginnt die Metamorphose: Städte breiten sich aus wie Blutergüsse, fruchtbarer Boden verwandelt sich in Wüste, Weltraumschrott sammelt sich zu einem tristen metallischen Sternbild an.

Heute kreisen Satelliten am Himmel, die uns lange überleben werden, groß wie Fußballfelder schweben sie im geostationären Orbit, rund 35786 Kilometer über dem Meeresspiegel, in einer Entfernung, die ihnen ermöglicht, sich synchron zur Erde zu bewegen. Weil sie kaum atmosphärischen Widerstand erfahren, können sie nicht von der Erde angezogen werden. Vermutlich werden sie erst dann nicht mehr existieren, wenn alles in der Nähe der Erde von unserer sich ausdehnenden Sonne verschluckt wird. Bis dahin werden sie zu den Artefakten der Menschheit zählen, die am längsten überdauert haben, und das Vermächtnis des einundzwanzigsten Jahrhunderts sein. Unsere Zivilisation wird sich in diesen grauen Exoskeletten verewigen statt in den Kulturen der Ägypter, der Maya und der Maori.

Die Erde ist rund viereinhalb Milliarden Jahre alt. In sechs Milliarden Jahren, wenn die Sonne stirbt, wird alles Leben auf unserem Planeten verdampfen und so weit von uns entfernt sein wie wir von den kleinen Fischen, die vor Ewigkeiten aus dem Meer gehüpft sind. Doch wir sind kurzsichtig. Im Gesamtkontext ist der Zeitraum der Veränderung über die letzten hundert Jahre bloß ein Blinzeln für das Universum, und trotzdem habe ich so scheißlang gebraucht, um neunzehn Jahre alt zu werden. Meine Reise soll mich daran erinnern, dass ich klein bin und noch kleiner werde. (Ich stehe auf einem Ballon auf einem Punkt, alle Punkte haben den gleichen Abstand voneinander, und während sich der Ballon ausdehnt, entfernen sich die anderen Punkte von meinem.)

Alaska ist der Ort, um das zu spüren. In der kollektiven Psyche ist Alaska als das Land der Mountain Men verankert, als die Letzte Große Wildnis. Es...
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Autor

Abi Andrews wurde 1991 in den Midlands geboren und lebt und arbeitet heute in London. Sie hat Englische Literatur und Kreatives Schreiben studiert. Ihre Stories wurden in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht. Wildnis ist ein weibliches Wort ist ihr erster Roman.