Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Grappa in der Schlangengrube

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Grafit Verlagerschienen am11.05.20181. Auflage
Sind Straftäter tatsächlich resozialisierbar? Die Beantwortung dieser Frage spaltet die Redaktion des Tageblattes, als Doppelmörder Mischa Ashley nach Verbüßung seiner Haftstrafe eine Anstellung im Verlagshaus bekommt. Die Sozialprognose seiner Therapeuten ist blendend. Polizeireporterin Maria Grappa wird seine Mentorin, was ihr gar nicht passt. Doch der charismatische Mann, der im Gefängnis ein hochgelobtes Buch über sein Leben geschrieben hat, begeistert die - vorwiegend weibliche - Kulturszene der Stadt. Grappa bleibt skeptisch und scheint recht zu behalten. Eine Sponsorin des Exknackis wird brutal ermordet, die Spuren führen zu Ashley. Für die Ermittler ist der Fall damit geklärt, doch einige Fakten wollen nicht zusammenpassen. Mithilfe des Kriminologen Friedemann Kleist und dessen Studentin Lara Sander lernt Grappa, dass Vorurteile nicht immer ein guter Ratgeber sind ...

Gabriella Wollenhaupt arbeitete viele Jahre als Fernsehredakteurin in Dortmund. Ihre freche Polizeireporterin Maria Grappa hatte 1993 ihren ersten Auftritt und entwickelte sich zu einer der beliebtesten Ermittlerinnen in deutschen Krimis. In Grappa in der Schlangengrube stellt sie zum achtundzwanzigsten Mal ihre Schlagfertigkeit unter Beweis. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Friedemann Grenz hat die Autorin weitere Romane geschrieben, zuletzt Schöner Schlaf.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSind Straftäter tatsächlich resozialisierbar? Die Beantwortung dieser Frage spaltet die Redaktion des Tageblattes, als Doppelmörder Mischa Ashley nach Verbüßung seiner Haftstrafe eine Anstellung im Verlagshaus bekommt. Die Sozialprognose seiner Therapeuten ist blendend. Polizeireporterin Maria Grappa wird seine Mentorin, was ihr gar nicht passt. Doch der charismatische Mann, der im Gefängnis ein hochgelobtes Buch über sein Leben geschrieben hat, begeistert die - vorwiegend weibliche - Kulturszene der Stadt. Grappa bleibt skeptisch und scheint recht zu behalten. Eine Sponsorin des Exknackis wird brutal ermordet, die Spuren führen zu Ashley. Für die Ermittler ist der Fall damit geklärt, doch einige Fakten wollen nicht zusammenpassen. Mithilfe des Kriminologen Friedemann Kleist und dessen Studentin Lara Sander lernt Grappa, dass Vorurteile nicht immer ein guter Ratgeber sind ...

Gabriella Wollenhaupt arbeitete viele Jahre als Fernsehredakteurin in Dortmund. Ihre freche Polizeireporterin Maria Grappa hatte 1993 ihren ersten Auftritt und entwickelte sich zu einer der beliebtesten Ermittlerinnen in deutschen Krimis. In Grappa in der Schlangengrube stellt sie zum achtundzwanzigsten Mal ihre Schlagfertigkeit unter Beweis. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Friedemann Grenz hat die Autorin weitere Romane geschrieben, zuletzt Schöner Schlaf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783894257378
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum11.05.2018
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse352 Kbytes
Artikel-Nr.3425731
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Tendenzschutz als Kündigungshilfe

Doch keine zweite Chance für Mischa Ashley? Neuer Verdacht gegen Doppelmörder

Er hat eine blendende Sozialprognose, prominente Fürsprecher und den Willen, sich ins bürgerliche Leben zu integrieren - beste Voraussetzungen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Mischa Ashley (42), wegen Doppelmordes rechtskräftig verurteilt, ist verdächtig, die 56-jährige Elvira-Maria Winterlake getötet zu haben. Er wurde vom Ehemann der Toten schwer belastet und vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen sind in vollem Gange. In der Redaktion dieser Zeitung, in der Ashley im Rahmen des Landesprojekts Die zweite Chance als Praktikant arbeitete, hat seine Festnahme Irritationen ausgelöst. Redaktionsleiterin Jutta Hold glaubt an die Unschuld ihres Mitarbeiters und an eine schnelle Aufklärung. »Herr Ashley hat sich immer korrekt benommen.«

Fest steht allerdings, dass der 42-Jährige das Opfer gekannt hat. Die Leiche von Frau Winterlake wurde in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag letzter Woche auf der Museumswiese gefunden. Sie ist mit einem Schal erdrosselt worden. Achtzigtausend Euro, die sie vor ihrer Reise nach Bierstadt abgehoben hat, sind verschwunden. Wir berichten weiter.

Sachlicher ging es kaum. In einen Infokasten setzte ich noch ein paar Fakten über Ashley, damit die Leser, die erst jetzt die Berichterstattung verfolgten, Bescheid wussten.

Zuletzt suchte ich ein Foto von Winterlake nebst Gatten im Netz und lud das Bild von Ashley in den Artikel. All das sendete ich an Hold zwecks Abnahme.

Es kam keine Resonanz. Ihre Sekretärin erklärte, dass die Chefin einen Termin beim Verleger habe, aber jeden Augenblick zurück sein müsse.

Ich ging ins Großraumbüro, um die Nachrichten im Regionalmagazin anzusehen. Die Festnahme des Untergrundautors war die Spitzenmeldung. Nach dem Nachrichtenfilm zeigte die Kamera die Moderatorin und eine Hand, die der Frau einen Zettel zusteckte.

»Wir erhalten gerade eine aktuelle Nachricht zu dem Mordfall.« Sie schaute auf das Papier. »Aus Insiderkreisen wird verlautet, dass der beschuldigte Mischa Ashley ein Alibi für die Tatzeit hat. Dies wird jetzt von den Ermittlungsbehörden überprüft.«

»Ich wusste es doch«, tönte Bärchen Biber. »Der Kerl hat sich was einfallen lassen. Der war mit irgendeiner Petra Pervers in der Kiste! Und die holt ihn jetzt aus der Scheiße.«

»Vielleicht heißt sie nicht Petra Pervers, sondern Jutta Hold«, raunte mir Wayne zu.

»Ich finde es auch gut, dass ihr euch für den Kollegen freut«, sagte ich. »Es geht doch nichts über eine gesunde Portion Empathie.«

»Nun tu nicht so heilig, Grappa«, empörte sich Bärchen. »Du brennst doch selbst darauf, ihm eins auf die Nuss zu geben.«

»Ich bin nur nicht blind gegenüber Fakten«, stellte ich klar.

»Danke, Frau Grappa.« Jutta Hold war unbemerkt in den Raum gekommen. »Wenigstens einer in dieser Runde, der sich anständig benimmt.«

Das Lob passte mir nicht und ich entgegnete: »Bisher hat Ashley behauptet, allein in seiner Wohnung gewesen zu sein und an einem Manuskript geschrieben zu haben. Warten wir es also ab.«

»Ja, warten wir es ab. Ich wollte Sie alle darüber informieren, dass der Kollege Simon Harras fristlos entlassen worden ist. Dieser bedauerliche Schritt ist mit der Verlagsleitung abgestimmt.«

»Das können Sie nicht machen«, rief Mäggi entsetzt aus.

»Und warum nicht?«, fragte Hold.

»Weil Sie erst den Betriebsrat fragen müssen.«

»Falsch, Frau Dr. Wurbel-Simonis.« Hold lächelte fies. »Für privatwirtschaftlich organisierte Zeitungen gilt Paragraf 118 des Betriebsverfassungsgesetzes, der sogenannte Tendenzschutz. Was das bedeutet, bekommen Sie bestimmt durch eine kleine Recherche heraus.«

Sie rauschte ab.

»Kennst du diesen Paragrafen, Grappa? Du interessierst dich doch für solche Sachen«, fragte Biber.

»Die Tendenz ist die Haltung einer Zeitung. Und das Tageblatt ist laut Verlegerrichtlinie eine - so heißt es - christliche bürgerliche Familienzeitung, die entschieden sozial ist.«

»Was ist denn an einer fristlosen Entlassung sozial?«, krähte Mäggi.

»Darum geht es nicht, sondern um Simons Angriff. Das Verhalten am Arbeitsplatz muss zur Tendenz der Zeitung passen«, erklärte ich. »Ist bei den Kirchen auch so. Wenn sich eine Kindergärtnerin in einem katholischen Kindergarten scheiden lässt, kann sie ohne Zustimmung des Betriebsrates gekündigt werden. Simon wird gegen die Entlassung vor dem Arbeitsgericht klagen müssen. Und das dauert, besonders, wenn die nächste Instanz angerufen wird.«

»Und was können wir tun?«, fragte Mäggi. »Wir könnten doch Unterschriften sammeln oder mit dem Verleger reden. Oder vielleicht eine Demo vor dem Verlagshaus?«

»Ich hab eine andere Idee«, hörte ich mich sagen.

Ein Film für Jutta Hold

Jutta Hold war noch im Haus. Ihre Sekretärin war bereits gegangen. Das passte.

»Darf ich?«, fragte ich.

Sie sah mich irritiert an. »Ja, aber ich habe gleich einen Termin. Was führt Sie zu mir?«

»Simons Entlassung. Machen Sie die bitte rückgängig.«

»Das geht nicht. Der Einschreibebrief an ihn ist raus. Außerdem gibt es keinen Grund, meine Entscheidung zu überdenken. Sonst noch was?«

»Ja.« Ich schnüffelte. »Ihr Parfüm gefällt mir.«

»Na, das freut mich aber.« Sie erhob sich. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden?«

»Nein. Ihr Parfüm heißt Sorrow und Herr Ashley hat es extra für Sie komponiert.«

»Ja«, strahlte sie. »Eine nette Geste, oder?«

»Eigentlich heißt der Duft aber Sissis Traum und ist die billigste Pampe, die man bei Parfüm-Discountern kaufen kann. Noch nicht mal dreißig Euro. Die ermordete Frau hat es auch benutzt.«

Hold behielt die Fassung, setzte sich aber wieder. Unter ihrem blonden Haaransatz bildeten sich Schweißperlen. »Und wenn schon«, sagte sie. »Ich hab viele Parfüms. Meinetwegen auch Sissis Traum. Was hat das denn jetzt mit der Kündigung von Harras zu tun?«

Ich musste deutlicher werden.

»Sie haben eine sexuelle Beziehung zu Ashley und sind deshalb nicht neutral«, sagte ich. »Das wird dem Verleger nicht passen und die Öffentlichkeit wird ebenfalls ihre Schlüsse daraus ziehen.«

»Sie sind nicht ganz bei Trost!«, brüllte Hold. »Wenn Sie so weitermachen, sind Sie die Nächste, die hier rausfliegt.«

»Ja, ich weiß«, lächelte ich. »Sie haben Ashley meinen Job versprochen. Ich stand vor der Tür und habe es gehört.«

»Verlassen Sie sofort mein Büro«, tobte sie. »Sonst hole ich den Sicherheitsdienst.«

Sie wollte es nicht anders. Ich holte mein Tablet aus der Tasche, startete den Film und hielt ihr das Gerät unter die Nase. »Ich kann den Ton noch etwas höher ziehen. Soll ich?«

Sie sagte nichts, sondern starrte nur auf die Bilder. Als ihr Kopf in Ashleys Schritt verschwand, schrie sie: »Aufhören!« Dann wurde sie leise: »Woher haben Sie das?«

»Das spielt keine Rolle.« Ich steckte das Tablet wieder ein.

»Haben Sie etwa eine Kamera im Volontärsraum angebracht?«

»Nein. Das war wohl Ihr Liebhaber.«

»Warum sollte er das tun?«

»Damit Sie ihn nicht fallen lassen?«, antwortete ich. »Vielleicht gehört er aber auch zu den Narzissten, die sich gern beim Sex filmen. Suchen Sie sich einfach was aus, Frau Hold!«

»Was wollen Sie?« Endlich hatte sie begriffen.

»Machen Sie die Kündigung von Harras rückgängig und niemand sieht diesen Film.«

»Und wenn nicht?«

»Dann lade ich ihn bei YouTube und bei Facebook hoch.«

»Das trauen Sie sich nicht!«

»Lassen Sie es lieber nicht drauf ankommen«, lächelte ich.

»Und was soll ich dem Verleger sagen?«

»Harras wird sich bei Ashley entschuldigen«, kündigte ich an. »Und Ihr weiches Herz gegenüber Kollegen ist ja allgemein bekannt.«

Rauer Charme

»Das war mindestens Nötigung, wenn nicht sogar Erpressung«, stellte Kleist am Abend fest.

»Ach was«, wehrte ich ab. »Nun sei mal nicht so kleinlich.«

»Hat Lara Sander dir die Kopie gegeben?«

»Kann sein.«

»Was ist das denn für eine Antwort?«, erregte er sich.

»Informantenschutz«, behauptete ich.

»Liebe Maria!« Er kam näher. »Ich gebe dir Informationen, an die du sonst nicht herankommst. Ich habe Vertrauen zu dir. Zeig doch mal, dass du auch Vertrauen zu mir hast. Also: Woher hast du den Film?«

»Er war auf Laras Laptop. Ich hab ihn an mein Handy geschickt. Die Gelegenheit war günstig. Sie weiß davon nichts.«

»Du weißt, dass die Aufnahme illegal ist?«

»Natürlich. Aber das ist das Problem desjenigen, der die Kamera im Volo-Raum verbotenerweise installiert hat. Und das war nicht ich.«

»Hold weiß jetzt, dass es diese Kamera gibt, und wird sie entfernen.«

»Das ist doch okay. Dafür behält Simon seinen Job. Der Zweck heiligt die Mittel.« Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

»Deine kriminelle Energie ist bewundernswert.«

»Du meinst meinen Charme.«

Hold lernt dazu

Am nächsten Morgen ging ich zuerst in den Volo-Raum. Jutta Hold hatte Fakten geschaffen, die Bücher im Regal waren neu sortiert und die Kamera war verschwunden.

Prompt begegnete sie mir auf dem Flur.

»Haben Sie sich entschieden, Frau Hold?«

»Herr Harras erhält einen schriftlichen Verweis, der nicht in die Personalakte...
mehr

Autor

Gabriella Wollenhaupt arbeitete viele Jahre als Fernsehredakteurin in Dortmund. Ihre freche Polizeireporterin Maria Grappa hatte 1993 ihren ersten Auftritt und entwickelte sich zu einer der beliebtesten Ermittlerinnen in deutschen Krimis. In Grappa in der Schlangengrube stellt sie zum achtundzwanzigsten Mal ihre Schlagfertigkeit unter Beweis.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Friedemann Grenz hat die Autorin weitere Romane geschrieben, zuletzt Schöner Schlaf.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt