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So nah der Tod

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
396 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.03.20191. Aufl. 2019
'Bye Mama' formen die kleinen blutigen Handabdrücke auf der Tapete. Neben dem leeren Bettchen liegt ein Brief des Entführers mit einem Rätsel - wird dieses nicht rechtzeitig gelöst, stirbt Annikas Tochter! Panisch ruft Annika ihren besten Freund Sebastian zu Hilfe. Zur gleichen Zeit findet Hauptkommissar Eric Weinsheim unter einer grausam verstümmelten Frauenleiche Sebastians Bibliotheksausweis. Als Weinsheim erfährt, dass sein Tatverdächtiger gerade eine Kindesentführung gemeldet hat, ahnt er, dass die Fälle zusammenhängen ...


Thea Falken ist das Pseudonym der Autorin Astrid Freese, die 1969 in Sachsen geboren wurde. Nach Lehre, Studium der Betriebswirtschaft und Familienzuwachs arbeitete sie als Datenerfasserin und schrieb zahlreiche Geschichten für ihre Tochter. Die erste Veröffentlichung ließ nicht lange auf sich warten. Mittlerweile hat sie über ein Dutzend Romane veröffentlicht. So nah der Tod ist ihr erster Thriller.
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Produkt

Klappentext'Bye Mama' formen die kleinen blutigen Handabdrücke auf der Tapete. Neben dem leeren Bettchen liegt ein Brief des Entführers mit einem Rätsel - wird dieses nicht rechtzeitig gelöst, stirbt Annikas Tochter! Panisch ruft Annika ihren besten Freund Sebastian zu Hilfe. Zur gleichen Zeit findet Hauptkommissar Eric Weinsheim unter einer grausam verstümmelten Frauenleiche Sebastians Bibliotheksausweis. Als Weinsheim erfährt, dass sein Tatverdächtiger gerade eine Kindesentführung gemeldet hat, ahnt er, dass die Fälle zusammenhängen ...


Thea Falken ist das Pseudonym der Autorin Astrid Freese, die 1969 in Sachsen geboren wurde. Nach Lehre, Studium der Betriebswirtschaft und Familienzuwachs arbeitete sie als Datenerfasserin und schrieb zahlreiche Geschichten für ihre Tochter. Die erste Veröffentlichung ließ nicht lange auf sich warten. Mittlerweile hat sie über ein Dutzend Romane veröffentlicht. So nah der Tod ist ihr erster Thriller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732561513
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.03.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.1
Seiten396 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3426055
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel
Annika Ritter
10. August, 23:10 Uhr

»Komm, lass uns einfach von hier verschwinden«, flüsterte Stefan in mein Ohr. Er trat hinter mich, zog mich an seine Brust und schloss die Arme um mich. »Jetzt gleich.«

»Das geht doch nicht«, widersprach ich halbherzig. »Wir haben das Haus voller Gäste.«

»Die super ohne uns klarkommen. Frank, Hendrik und Jonas haben vor zwei Stunden unsere Vorratskammer im Keller entdeckt. Glaub mir, es ist besser, wir tauchen unter und kommen erst in einem Monat zurück. Dann finden wir zwar nur noch leere Regale vor, aber die sind mir lieber als meine Verwandtschaft.«

Ich wusste, dass er das nicht so meinte, zumal Frank und Jonas unsere Nachbarn waren, ohne die wir wohl erst in zehn Jahren in unser Haus gezogen wären.

Die drei grinsten mir zu, als sie mir mit einer im Keller gefundenen Flasche Woodford Reserve Classic Malt zuprosteten.

Stefan stöhnte entsetzt, als sich unsere Nachbarn und Franks Schwager Hendrik den letzten Rest des knapp hundert Euro teuren Whiskys direkt aus der Flasche teilten. Brüderlich, obwohl sie nicht verschiedener hätten sein können.

Stefan hatte Frank den Spitznamen Teddybär verliehen, als sie sich das erste Mal begegneten. Denn über Franks Schmerbauch spannte sich sein weißes Oberhemd wie ein Segel bei Windstärke acht. Seine gutmütigen braunen Augen verschwanden beinah hinter einer dicken Hornbrille, und sein Doppelkinn zierte ein dunkler Kinnbart. Hendrik und Jonas hingegen wirkten, als wären sie als Sportler geboren worden. Groß, schlank, drahtig. Allerdings bestand der einzige Sport, den Jonas betrieb, darin, den Rasenmäher übers Grundstück zu schieben, wenn er Urlaub hatte. Hendrik hingegen hatte als Amateurboxer im Mittelgewicht bereits ein paar Pokale nach Hause geholt. Worauf er ebenso stolz war wie auf sein volles blondes Haar, weshalb er Jonas, dem vor drei Jahren die Hälfte seiner Haare ausgefallen war, wegen seines rasierten Glatzkopfes immer aufzog.

»Hoffentlich finden sie nicht die zweite Flasche«, ächzte Stefan.

Lachend hob ich den Kopf und sah über meine Schulter in seine grünen Augen, die vor Humor und Überschwang leuchteten. Was wohl an dem Sekt lag, den er getrunken hatte. Stefan trank kaum Alkohol, doch heute kam er nicht dazu, das Glas abzustellen. Bei mehr als fünfzig Leuten, die gratulieren wollten, erwies sich das als ebenso unmöglich, wie während der Rushhour in der Berliner U-Bahn einen Sitzplatz zu ergattern.

Irgendein Witzbold unter unseren Gästen hatte den DJ überredet, Ballermann-Musik aufzulegen. Jürgen Drews´ Stimme hallte zusammen mit hämmernden Bässen über den Rasen und brachte vermutlich noch meine Gläser in der Anbauwand zum Klirren. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich unsere Terrasse in ein Meer aus lachenden Menschen, die ihre Hüften kreisen ließen. Meinem besten Freund Bastian gelang es mit einer galanten Verbeugung, unsere betagte Nachbarin auf die Tanzfläche zu führen. Ursula Leipolds Gehstöcke standen einsam und verwaist neben ihrem Stuhl, während ihre silbergrauen Locken im Takt der Musik auf und ab wippten. Ihr Gesicht, das sonst Ähnlichkeit mit einer Walnuss hatte, glättete sich, die Andeutung eines Lächelns schlich sich in ihre Mundwinkel und ließ sie zwanzig Jahre jünger aussehen.

Der DJ spielte am Lautstärkeregler. Die Bässe schwollen an und setzten sich wummernd durch den Boden fort. Nicht zum ersten Mal am heutigen Tag war ich froh, all unsere Nachbarn eingeladen zu haben. Wir wohnten in einer ruhigen kleinen Straße, wo man noch die Bürgersteige hochklappte (wenn wir denn welche hätten), sobald sich Fuchs und Elster gute Nacht wünschten.

Ich hatte eigentlich auf all das Weiß verzichten wollen. Die unschuldige Farbe, in die sich viele Bräute kleideten, ließ mich ebenso farblos und durchsichtig erscheinen wie eine Fensterscheibe. Weshalb mein Kleid genauso rot war wie Schneewittchens Wangen.

»Nur gut, dass ich auf dich gehört habe«, sinnierte ich mit Blick zu den Lichterketten, die sich um den Zaun, die Koniferen und die Äste unserer Kugel-Trompetenbäume wanden. Was zusammen mit den weißen Gerbera, den roten Rosen plus weißen Schleifen gar nicht übel aussah. »Meine geplanten Feuerschalen wären bei dieser hämmernden Musik bald eine nach der anderen umgekippt und hätten den Garten in ein Inferno verwandelt.«

Stefan lachte, und ich fragte mich nicht zum ersten Mal, wieso ausgerechnet ich diesen Jackpot gewonnen hatte. Diesen besten aller Haupttreffer, für den ich keinen einzigen Lottoschein ausgefüllt hatte. Schon in der ersten Minute, als wir uns im Institut für Bauingenieurwesen der TU Berlin, wo Bastian und Stefan Architektur studierten, kennenlernten, kreuzte ich in Gedanken Zahlen an, gab den Lottoschein jedoch nie ab. Weil es manchmal besser war, das Glück nicht herauszufordern.

»Das Inferno hätte bestimmt toll ausgesehen«, scherzte Stefan.

Ich stöhnte, musste mir dabei allerdings ein Grinsen verkneifen. »Die Feuerwehr hätte vermutlich nach dem ersten Brand gleich hierbleiben können.«

»Kein Problem. Satt wären sie allemal geworden, und zu trinken ist auch reichlich da.« Stefan drehte mich zu sich und legte meine Arme um seinen Nacken. Ich ließ die Finger in sein nachtschwarzes Haar gleiten, das er mir zuliebe etwas länger hatte wachsen lassen. Er war wohl die Ausnahme von der Regel - oder ich. Ein normaler Bräutigam ging vor der Hochzeit zum Friseur. Stefan hatte den Salon um die Ecke vor drei Wochen das letzte Mal betreten.

Meine Freundin Nadine fand seine schulterlangen Locken höchst peinlich und total unpassend für einen renommierten Architekten, der sich eins der hochkarätigsten Bauvorhaben Berlins unter den Nagel gerissen hatte. All das hatte sie mir mit einem Knurren ins Ohr geflüstert, während sie mir am Morgen den Schleier im Haar feststeckte. Sie war meine beste Freundin, meine Arbeitskollegin in der Schule, meine Trauzeugin und, wie Bastian, meine Familie. Weshalb ich auf jeglichen Kommentar verzichtet hatte. Ich grinste nur und dachte an den Augenblick, in dem ich Stefan endlich in unserem Haus die Treppe hinauf ins Schlafzimmer ziehen würde.

»Also«, murmelte er mit Blick auf unsere Terrasse, die durch all die darauf tanzenden Menschen so bunt wie ein Kindermalbuch aussah. »Die Gelegenheit ist günstig. Keiner wird bemerken, wenn wir uns ins Auto setzen und unsere Flitterwochen ein paar Minuten früher als geplant beginnen.«

»Wir können noch nicht gehen«, protestierte ich, jedoch mit einem lang anhaltenden Seufzen. »Wenn wir uns vor Mitternacht aus dem Staub machen, werden wir dafür büßen müssen.«

Stefan senkte seine Lippen auf meine Halsbeuge. »Jeder der anwesenden Männer wird es verstehen, dass ich nicht mehr bis Mitternacht warten will, um meine Frau für mich allein zu haben.«

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, was auf dem Rasen und mit meinen Pfennigabsätzen schwerer als erwartet war. Dass ich von seinem Kompliment rot wurde, konnte ich nicht verhindern. Eigentlich hätte ich mich in den vergangenen fünf Jahren daran gewöhnt haben müssen, dass Stefan nichts unversucht ließ, meinem ansonsten recht blassen Teint etwas Farbe zu verleihen. Mit meinen langen blonden Haaren und den blassblauen Augen war ich das Gegenteil von ihm. Er entsprach dem brillanten Farbbild, das mit einer hochauflösenden Nikon geschossen wurde. Ich dagegen war die Schwarz-Weiß-Aufnahme, die ein Hobbyfotograf mit einer Sechzigerjahre-Kamera knipste.

»Um die Männer mache ich mir auch keine Sorgen«, erwiderte ich. »Eher um die Frauen. Angeführt von Nadine, würde mich jede, die sich nach einem goldenen Ring am Finger sehnt, lynchen, wenn ich meinen Brautstrauß nicht werfe.«

»Hat das schon mal jemand nachge...«

Von irgendwo drang ein leises Weinen an meine Ohren. Ein Geräusch, das nicht in diese Nacht gehörte und nicht zu dem Lachen unserer Gäste passte, das sicher noch zwei Straßen weiter zu hören war.

Blinzelnd öffnete ich die Lider, die so schwer waren, als hätte ich noch keine zwei Stunden geschlafen. Ich wollte den Traum festhalten, der zu verwehen begann wie Papierschnipsel, die von einer Windböe durch die Luft getragen wurden. Ich schloss die Augen wieder und konzentrierte mich auf den Fetzen, der mit Stefans Lachen davonflog. Immer weiter und weiter entfernte er sich von mir. Wurde ausgelöscht, als würde ein überdimensionaler Radiergummi die Bilder aus meinem Kopf tilgen.

»Stefan?«, murmelte ich und tastete über das Bett. Noch immer hallte Jürgen Drews´ Stimme in meinen Ohren nach, dazwischen klirrten Gläser. Der DJ rief etwas, was ich nicht verstehen konnte, weil er scheinbar in einen gigantischen Staubsauger gesaugt wurde, der die letzten übrig gebliebenen Traumschnipsel aus meiner Erinnerung löschte.

Ich stöhnte, weil ich nicht aufwachen wollte. Nicht jetzt. Nicht in diesem schönen Augenblick. Dort war mein Leben. Nicht in der Realität, die sich ungewollt, aber beharrlich in mein Bewusstsein drängte.

Unter meinen Fingern spürte ich weder Satin noch ein Baumwolllaken. Ich musste auf der Tagesdecke eingeschlafen sein. Oder auf dem Sofa. Ich hob meine Lider und sah vor mir die cremeweißen Gardinen meines Schlafzimmers. Fahles Mondlicht vereinte sich mit dem Licht der Straßenlaterne gegenüber und tauchte den Raum in ein mystisches Kaleidoskop aus silber-goldenen Flecken und Schatten.

»Stefan?«, murmelte ich verschlafen und stützte mich auf den Ellbogen. Ordentlich bedeckte die salbeigrüne Tagesdecke, auf der ich lag, sein...

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Thea Falken ist das Pseudonym der Autorin Astrid Freese, die 1969 in Sachsen geboren wurde. Nach Lehre, Studium der Betriebswirtschaft und Familienzuwachs arbeitete sie als Datenerfasserin und schrieb zahlreiche Geschichten für ihre Tochter. Die erste Veröffentlichung ließ nicht lange auf sich warten. Mittlerweile hat sie über ein Dutzend Romane veröffentlicht. So nah der Tod ist ihr erster Thriller.
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