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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
220 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.07.20182023
Dieser »mörderische Wanderführer« macht neugierig auf die vielfältigen Möglichkeiten, die vor der eigenen Haustür liegen, will man dem heiligen Jakobus entgegenwandern. Sämtliche der hier versammelten Krimis spielen auf Pilgerwegen, die ohne große Vorbereitung erlaufen werden können. Am besten im gemächlichen Tempo, denn entlang der Mosel, der Lahn und des Rheins warten viele Sehenswürdigkeiten und Abenteuer. Pilgern Sie mit durch Hessen, die Pfalz und Niedersachsen bis hinein ins Elsass!

Wandern, Schreiben, (Vor-)Lesen: Diese drei Gemeinsamkeiten brachten Leila Emami, Claudia Schmid und Fenna Williams zusammen und auf die Idee, daraus ein Buch zu machen, das diese Leidenschaften vereint. Leila Emami pilgerte un(h)eilig auf Wegen im Rhein-Main-Mosel-Gebiet, Claudia Schmid erschrieb und erwanderte sich die un- und heilvollen Pfälzer Jakobswege und Fenna Williams legte von Göttingen bis Wissembourg laufend, links und rechts des Weges jede Menge Leichen ab. Laufen Sie schneller - damit diese drei Krimiautorinnen Sie nicht ... ... es sei denn, Sie haben dieses Buch als Reiseführer dabei. Dann sind Sie auf der sicheren Seite. Leila Emami: www-leila-e.de, Claudia Schmid: www.ClaudiaSchmid.de, Fenna Williams: www.fenna-williams.com
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDieser »mörderische Wanderführer« macht neugierig auf die vielfältigen Möglichkeiten, die vor der eigenen Haustür liegen, will man dem heiligen Jakobus entgegenwandern. Sämtliche der hier versammelten Krimis spielen auf Pilgerwegen, die ohne große Vorbereitung erlaufen werden können. Am besten im gemächlichen Tempo, denn entlang der Mosel, der Lahn und des Rheins warten viele Sehenswürdigkeiten und Abenteuer. Pilgern Sie mit durch Hessen, die Pfalz und Niedersachsen bis hinein ins Elsass!

Wandern, Schreiben, (Vor-)Lesen: Diese drei Gemeinsamkeiten brachten Leila Emami, Claudia Schmid und Fenna Williams zusammen und auf die Idee, daraus ein Buch zu machen, das diese Leidenschaften vereint. Leila Emami pilgerte un(h)eilig auf Wegen im Rhein-Main-Mosel-Gebiet, Claudia Schmid erschrieb und erwanderte sich die un- und heilvollen Pfälzer Jakobswege und Fenna Williams legte von Göttingen bis Wissembourg laufend, links und rechts des Weges jede Menge Leichen ab. Laufen Sie schneller - damit diese drei Krimiautorinnen Sie nicht ... ... es sei denn, Sie haben dieses Buch als Reiseführer dabei. Dann sind Sie auf der sicheren Seite. Leila Emami: www-leila-e.de, Claudia Schmid: www.ClaudiaSchmid.de, Fenna Williams: www.fenna-williams.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839258149
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum04.07.2018
Auflage2023
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3429292
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Der Wolf im Pilgerdress
von Leila Emami

Auf dem Jakobsweg entlang der Via Regia von Fulda nach Frankfurt

Alles läuft nach Plan, dachte Mohsen und betrat eine Bäckerei in diesem schmucken Ort mit dem unaussprechlichen Namen. Natürlich wurde er sofort neugierig beäugt in seinem Outfit. Er lächelte den drei älteren Kundinnen fromm zu, um nicht aus der Rolle zu fallen. Das hatte er gut drauf. Sein einziges Problem war sein persischer Akzent. Den hatte er in seinen zwei Deutschkursen in der Heimat nicht wegbekommen. So wollte seine Aussprache gar nicht zu seiner Verkleidung eines christlichen Pilgers passen. Aber auch dafür hatten sie sich eine Ausrede zurechtgelegt. Er würde behaupten, ein Flüchtling zu sein, der zum Christentum konvertiert sei und nun als Pilger seinen neuen Glauben erwandere. Das war ganz einfach. Die Sätze dafür hatte er mit seinem Schwager stundenlang eingeübt.

»Was darf s bei Ihnen sein?«, zwitscherte die rehäugige Verkäuferin hinter dem Tresen voller Backwerk, als er an der Reihe war.

»Darf ich telefonieren, bitte?«, fragte er und stützte sich auf seinen Wanderstab, als sei er alt und gebrechlich wie Meister Yoda.

Die Verkäuferin reichte ihm einen Telefonhörer über den Tresen und sah ihn dabei an, als stünde vor ihr tatsächlich Meister Yoda.

Die Handynummer seines Schwagers wusste er auswendig wie so viele andere Zahlen auch: Wechselkurse, Kontostände, Flugnummern - was auch immer eine Kombination zwischen 0 und 9 zuließ, blieb in seinem Gehirn kleben. Dafür konnte er sich keine Namen oder Liedtexte merken.

*

»Ich bin traurig, dass heute unser letzter Tag ist«, seufzte Maike.

»Ich nicht«, antwortete Betty, »wir pilgern schon seit sechs Tagen ununterbrochen. Mir tun alle Knochen weh und ich kann diese Wanderschuhe nicht mehr ertragen.«

»Wir haben auch Unglaubliches geleistet: von Fulda bis hierher nach Bruchköbel  1  wahnsinnige 115 Kilometer! Hundertfünfzehn!!! Jetzt fehlen uns nur noch die letzten 25 Kilometer bis Frankfurt, dann sind wir den Jakobsweg von der Fulda bis zum Main  2  komplett gelaufen.«

»Na, dann mal los, bevor ich meine Motivation ganz verliere. Aber ich brauche danach ein paar Tage Pause, bevor ich darüber bloggen kann. Ich bin einfach zu müde zum Schreiben und muss mich erst sortieren.«

»Kein Problem, Betty! Ich habe ja fleißig vorgearbeitet und jeden Abend meine Eindrücke in mein Notebook gehackt, außerdem habe ich auch schon die Fotos in die Mediathek unseres Blogs hochgeladen. Ich fange einfach mit den ersten Blog-Artikeln an und du schiebst deine Texte nach, sobald du dich erholt hast.«

Betty nickte stumm. Eigentlich konnte sie ja froh sein, dass Maike so auf Zack war. Aber in Wahrheit wurmte es sie, denn Maike spielte sich stets in den Vordergrund, so bekam sie natürlich mehr Likes und Kommentare. Dazu sah sie auch noch makellos aus und trumpfte mit ihren Selfies auf. Verdammt! Auch das Pilgern auf diesem Jakobsweg war Maikes Idee gewesen. Sicher hatte sie sich schon im Vorfeld tausend Storys dazu ausgedacht. Wohingegen Betty sich von Maike ins kalte Wasser gestoßen fühlte und über das Pilgern bislang nichts sagen konnte, außer dass es anstrengend war. Aber irgendetwas Originelles musste ihr unbedingt einfallen.

»Guck mal, wie schnuckelig diese Fachwerkhäuser ausschauen. Als wäre man in die Zeit der Brüder Grimm gefallen«, schwärmte Maike und zeigte mit einer ausladenden Geste über den Platz vor der Jakobuskirche  3  in Bruchköbel. War ja klar, dass Maike wieder irgendeinen interessanten Zusammenhang herstellte. Die Brüder Grimm hatte Betty gar nicht auf dem Schirm gehabt.

»Die Brüder Grimm lebten ja in der Nachbargemeinde Hanau«, klärte Maike sie auf. »Ich wette, mir fällt zu dem letzten Teilabschnitt unserer Wanderschaft ein schön erdichtetes Märchen ein, außerdem â¦«, doch Betty hörte nicht mehr hin, auch bewunderte sie nicht die sorgfältig herausgeputzten Häuser dieser Stadt, an denen sie gerade vorbeigingen, sondern hatte alle ihre Sinne auf den Mann gerichtet, der eben aus einer Bäckerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite getreten war und ihnen nun vorausging. Sie blickte zu Maike. Sollte sie ihn wirklich vor Maike entdeckt haben? Tatsächlich! Madame Vorreiterin las beim Gehen konzentriert in ihrem Pilgerführer und achtete nicht auf das Sahnestückchen.

*

Mohsen war zufrieden. Es lief wie am Schnürchen. Sein Schwager erwartete ihn heute Abend in Frankfurt am Dom. Er sei nicht zu verfehlen, und darin würde sie keiner vermuten. Sein Schwager hatte den Coup perfekt organisiert und Mohsen ihn nach Plan ausgeführt. Und wenn weiterhin alles so gut lief, dann waren sie morgen reiche Männer, nein, superreiche Männer! Sein Schwager war Deutscher und wollte mit Mohsens Schwester in Frankfurt bleiben. Mohsen aber, der zurzeit bei ihnen Urlaub machte, wollte nach Kanada auswandern, vielleicht auch nach Neuseeland. Als Flüchtling erster Klasse, konnte er sich seine neue Heimat ja aussuchen. Die Menge der Steine, die der indische Diamantenhändler bei sich getragen hatte, übertrafen die Einschätzung seines Schwagers bei Weitem, deshalb hatte Mohsen fünf Rohdiamanten aus der Masse beiseitegeschafft. Ganz für sich allein, als Lohn dafür, dass er in Hanau dem Inder zu seiner Wiedergeburt hatte verhelfen müssen. So war der ja nicht wirklich tot, sondern wurde irgendwo anders wieder in die Welt gesetzt, nur ohne Diamanten. Eigentlich ein cooler Glaube.

*

Betty ging ein Kribbeln durch den Körper. Der Typ hatte was Außergewöhnliches an sich. Nichts an ihm stimmte. Pilger waren in ihrer Vorstellung stets ältere Herren mit Bart, aber dieses Exemplar war ein rassiger schlanker Bursche mit Pilgerstab und abgetragenen Schuhen. Sicher kam er von weit her. Zu Fuß aus dem Morgenland? Dann dieser Umhang, der seinen Rucksack so bedeckte, dass es aussah, als hätte er einen Buckel. Er Quasimodo, sie Esmeralda. Sie kicherte in sich hinein. Er marschierte mit großen, kräftigen Schritten die Straße entlang aus der Stadt hinaus und schaute dabei für den Bruchteil einer Sekunde zu ihr herüber. Er hatte so feurige Augen, dass sie aus dem Schatten der Krempe seines Seppelhuts zu ihr herüber funkelten. Wahnsinn!

*

So frei hatte Mohsen sich noch nie gefühlt. Die Steinchen zu seinem Glück lagen in seinem Rucksack, seine fünf Extra-Steine im Saum seines Umhangs. Nun musste er nur noch diesen Fußmarsch bewältigen. Aber das war ja das Einfachste. Gerade jetzt, wo er Gesellschaft bekommen hatte. Zwei deutsche Mädels. Die Drahtige, Hübsche gehörte zu der Sorte Frau, die ihn nicht interessierte. Sie belehrten ihr Gegenüber sehr gerne, taten immer unnahbar und geschäftig und trieben ständig Sport. Aber die Schlaksigere der beiden mit den treuen, traurigen Augen wartete nur darauf, wachgeküsst zu werden. Er zwinkerte ihr zu.

*

Betty konnte es kaum fassen, was sie auf dem Weg - immer der blauen Muschel nach - von diesem Ali mit seinem unperfekten Deutsch zu hören bekam. Sie sog jedes seiner Worte wie ein Schwamm auf und vergaß darüber ihre schmerzenden Füße.

Dieser arme Mensch! Er war zu Fuß nach Deutschland geflüchtet, hatte sich verstecken müssen, hatte so viel Leid auf sich genommen, Freunde und Verwandte verlassen, um ein neues Leben zu beginnen â¦ Ja, viel mehr als das, er war nach Deutschland gekommen, um zum Christentum zu konvertieren. Gott, was würde sie dafür geben, ihm dabei zu helfen, hier Fuß zu fassen. »Sind Sie denn katholisch oder evangelisch?«, fragte Betty.

»Ich, ja â¦ ich â¦ katholisch!«, antwortete Ali etwas zögerlich. Betty staunte, dass irgendjemand heutzutage freiwillig katholisch wurde. Nach all den Negativschlagzeilen war sie aus der Kirche ausgetreten, aber Ali kannte diese Hintergründe wohl nicht. Und sie wollte ihn damit jetzt auch nicht belasten.

*

Mohsen rieb sich in Gedanken die Hände. Mit den zwei Pilgerinnen im Geleit würde er noch weniger auffallen. Er würde sich von den beiden zum Frankfurter Dom bringen lassen, denn der Gedanke, diesen nicht auf Anhieb zu finden und in der fremden Großstadt umherirren zu müssen, bereitete ihm Unbehagen. Außerdem waren die Frauen bestens mit Proviant versorgt. Aber er ließ sich natürlich feiern, bis er sich etwas davon nahm. Er wollte ja bescheiden, gar asketisch rüberkommen.

»Dann erzählen Sie uns doch mal, warum Sie ausgerechnet katholisch geworden sind und nicht evangelisch?«, fragte ihn die Sportliche.

Schon wieder so eine verhängnisvolle Frage. Mohsen wusste überhaupt nicht, wovon die junge Frau sprach. Im Islam gab es Sunniten und Schiiten, war das im Christentum vielleicht genauso? Was sollte er bloß sagen? Er überspielte seine Unsicherheit mit einem Lächeln, doch die beiden warteten auf eine Antwort. »Ich â¦ wissen Sie«, begann er, »katholisch war sehr nett zu mir, hat mich aufgenommen, hat mir â¦«, Mohsen ließ seine Stimme stocken und seufzte. Dann hörte er, wie die Treuherzige der Sportlichen zuflüsterte: »Jetzt lass ihn doch mal in Ruhe!«

*

Betty sah die Felder- und Wiesenlandschaft, die sie nun durchwanderten, plötzlich mit ganz anderen Augen. Wie schön es hier war! Da kamen sie an zwei hübsche rote Holzbänke  4 , die in Sofa-Form gezimmert waren.

»Ruhen Sie sich doch ein wenig hier aus. Meine Freundin und ich müssen mal kurz â¦ Sie wissen schon!«, sagte Maike und zog Betty hinter...

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Wandern, Schreiben, (Vor-)Lesen: Diese drei Gemeinsamkeiten brachten Leila Emami, Claudia Schmid und Fenna Williams zusammen und auf die Idee, daraus ein Buch zu machen, das diese Leidenschaften vereint. Leila Emami pilgerte un(h)eilig auf Wegen im Rhein-Main-Mosel-Gebiet, Claudia Schmid erschrieb und erwanderte sich die un- und heilvollen Pfälzer Jakobswege und Fenna Williams legte von Göttingen bis Wissembourg laufend, links und rechts des Weges jede Menge Leichen ab.
Laufen Sie schneller - damit diese drei Krimiautorinnen Sie nicht ...
... es sei denn, Sie haben dieses Buch als Reiseführer dabei. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.
Leila Emami: www-leila-e.de, Claudia Schmid: www.ClaudiaSchmid.de, Fenna Williams: www.fenna-williams.com