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Schwanenschrei

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.07.2018
Ein verschollenes Manuskript des Schriftstellers Kurt Tucholsky! Was hat es damit auf sich, dass es den pensionierten Kriminalhauptkommissar Klaus Lott auch nach vierzig Jahren nicht loslässt? Lott reist an den Tegernsee, zu Ilse, seiner ersten großen Liebe, und damit auch in seine eigene Vergangenheit. Ein Kriminalroman, der auch den Ausverkauf eines der schönsten Gebiete Deutschlands thematisiert.

Manfred Eichhorn wurde 1951 in Ulm geboren. Nach einer Buchhandelslehre eröffnete er 1973 den Kult-Buchladen Eichhorn in seiner Geburtsstadt. Im selben Jahr erschienen erste literarische Arbeiten. Heute ist Eichhorn als Schriftsteller tätig. Er veröffentlichte Romane, Regionalkrimis, Erzählungen, Lyrik und zahlreiche Kinderbücher sowie Publikationen über seine Heimat und über seine Kindheitserinnerungen aus den 50er und 60er Jahren. Seine Theaterstücke in schwäbischer Mundart werden landauf, landab gespielt, seine Versdichtung 'Die schwäbische Weihnacht', die im Fernsehen bereits mehrfach ausgestrahlt wurde, ist zum Klassiker der Weihnachtsliteratur geworden. Manfred Eichhorn wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
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Produkt

KlappentextEin verschollenes Manuskript des Schriftstellers Kurt Tucholsky! Was hat es damit auf sich, dass es den pensionierten Kriminalhauptkommissar Klaus Lott auch nach vierzig Jahren nicht loslässt? Lott reist an den Tegernsee, zu Ilse, seiner ersten großen Liebe, und damit auch in seine eigene Vergangenheit. Ein Kriminalroman, der auch den Ausverkauf eines der schönsten Gebiete Deutschlands thematisiert.

Manfred Eichhorn wurde 1951 in Ulm geboren. Nach einer Buchhandelslehre eröffnete er 1973 den Kult-Buchladen Eichhorn in seiner Geburtsstadt. Im selben Jahr erschienen erste literarische Arbeiten. Heute ist Eichhorn als Schriftsteller tätig. Er veröffentlichte Romane, Regionalkrimis, Erzählungen, Lyrik und zahlreiche Kinderbücher sowie Publikationen über seine Heimat und über seine Kindheitserinnerungen aus den 50er und 60er Jahren. Seine Theaterstücke in schwäbischer Mundart werden landauf, landab gespielt, seine Versdichtung 'Die schwäbische Weihnacht', die im Fernsehen bereits mehrfach ausgestrahlt wurde, ist zum Klassiker der Weihnachtsliteratur geworden. Manfred Eichhorn wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839258385
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum04.07.2018
Reihen-Nr.1
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3429304
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1 -
Der Anruf

Lott erkannte ihre Stimme sofort. Und das nach mehr als 40 Jahren.

»Ilse?«

»Klaus? Ja grüß dich Gott!«

Lott erstarrte. Das waren auch damals schon ihre Grußworte gewesen. Und wie damals zog sie das Wort Gott dabei ganz nach oben, wo es allem Anschein nach ja auch hingehörte.

Ihre Stimme war der Jubel selbst.

»Wie geht s dir? Was machst du? Arbeitest du noch?«

Sie fragte, ohne eine Antwort abzuwarten.

»Klaus, ich weiß, das klingt geradezu ungeheuerlich, dass ich mich nach so langer Zeit, in der wir nichts, aber auch gar nichts voneinander gehört haben, jetzt bei dir melde.«

»Ich bin überrascht, eigentlich sprachlos«, stammelte Lott, fasste sich dann aber und fragte: »Wo lebst du denn jetzt?«

»Du wirst es nicht glauben, am Tegernsee«, antwortete Ilse. »In Rottach-Egern.«

Lott schluckte. Mit einem Male kamen ihm vertraute Bilder aus einer, wie ihm schien, fernen Vergangenheit hoch. Dennoch konstatierte er eher reserviert:

»Dann hat sich ja dein Traum erfüllt.«

Ilse schwieg, atmete aber hörbar. Eine Antwort darauf wollte sie ihm nicht geben, sagte aber stattdessen, nach einem Moment des Innehaltens, zögerlich: »Ich wende mich mit einer Bitte an dich.«

»Was kann ich für dich tun?«, fragte Lott mit scheinbar nachlässiger Routine, aber seine Hände zitterten dabei und sein Mund wurde trocken.

»Ich weiß, du bist ein berühmter Kriminalkommissar.«

Lott wehrte ab: »Berühmt sind nur die Kommissare im Tatort .«

»Doch, doch, ich hab dich gegoogelt, so nennt man das doch heute.«

Lott lächelte und gestand: »Das Internet ist auch nicht meine Welt, zumal ich seit diesem Jahr nicht mehr im Dienst bin.«

»Du bist in Rente?«

»Ich gehöre zum Glück noch zu denen, die mit 60 in Pension gehen dürfen, meine Nachfolger haben es da weit weniger gut, die müssen bis 62 und länger durcharbeiten.«

»Dann hättest du ja jetzt Zeit!« Ilses Ton geriet wieder ins Jubeln.

Lott schwieg, dann klopfte er vorsichtig an: »Um was geht es denn, Ilse?«

»Meine Tochter ist verschwunden.«

Ich habe auch eine Tochter, dachte Lott, fragte aber: »Hast du sie als vermisst gemeldet?«

»Die Polizei hier hält das für einen Witz.«

»Warum?«

»Du kennst die Verhältnisse hier nicht.«

Lott schluckte. Waren die Polizisten am Tegernsee denn so anders als hier?

»Deine Tochter ist wie alt?«, fragte er dann.

»35.«

Lott schwieg. Die Pause geriet ins Endlose.

Ilse durchbrach schließlich die Stille.

»Ich weiß, was du jetzt denkst, aber dem ist nicht so. Meine Sorge ist nicht unbegründet. Ich glaube, ihr ist etwas zugestoßen.«

»Worauf gründest du deinen Verdacht?«

»Die Sache ist etwas mysteriös. Es geht um das Tucholsky-Manuskript. Meine Tochter hat es angeblich gefunden.«

»Du meinst â¦« Mein Gott, wie lange war das denn her!

Ilse half ihm auf die Sprünge: »Du erinnerst dich? Das verschollene Manuskript, Kurt Tucholskys angebliches Vermächtnis. Wir waren bei Mary Tucholsky â¦«

»Schwanengesang«, unterbrach Lott Ilses Erklärung und korrigierte sich gleich selbst: »Nein, Schwanenschrei. Natürlich erinnere ich mich. Es waren unsere letzten gemeinsamen Tage.«

Ilse seufzte laut ins Telefon.

Lott wähnte sich in einem Film, den er vor 40 Jahren gesehen hatte.

Dann, nach weiterem Schweigen, fragte sie leise flehend: »Kommst du?«

»Lass mich eine Nacht darüber schlafen«, wich Lott aus.

»Okay, ruf mich an. Meine Nummer hast du ja jetzt auf deinem Display.«

Sie drückte ohne Gruß das Gespräch weg. Lott hielt den Hörer noch in der Hand, als Elli, seine Frau, zu ihm trat.

»Wer war das?« Ellis Frage klang misstrauisch.

»Ilse Steenpaß, eine Jugendfreundin, wir hatten vier Jahrzehnte lang keinen Kontakt mehr.«

»Und jetzt ruft sie dich an? Geht es um ein Klassentreffen?«

»Ihre Tochter ist verschwunden.«

»Und du sollst sie suchen?«

»Ja.«

»Mach dich doch nicht lächerlich.«

Elli gab sich plötzlich aufgewühlt, räumte geräuschvoll das Frühstücksgeschirr in den Schrank und schlug die Tür beim Hinausgehen ein klein wenig zu heftig zu. Das war ganz und gar nicht Ellis Art, die seit jeher unter Harmoniesucht litt. Der häusliche Friede, er war in Gefahr.

Lott legte das Telefon auf die Station zurück, starrte aus dem Fenster seiner Tübinger Wohnung, hinüber zu den Baumwipfeln, über denen sich ein spätes Gewitter zusammenbraute. Es war Mitte September.

Seit ein paar Wochen befand er sich im Ruhestand. Als Leiter des Dezernats für Sonderfälle bei der LPD Tübingen hatte er sich verabschiedet. Er war jetzt 60 Jahre alt, und sein Leben war an jenem Punkt angelangt, von dem er erwartete, noch mindestens ein Jahrzehnt lang in Ruhe und relativer Bescheidenheit sich mit all den Dingen beschäftigen zu können, für die ihm in seinen Dienstjahren die Zeit gefehlt hatte.

Bücher lesen, die er schon immer lesen wollte, Orte besuchen, die in seiner Sehnsuchtsdatei gespeichert lagen. Städte, die in Reichweite lagen. Wien, Paris, Rom. Und einmal vielleicht noch über den großen Teich nach New York. Venedig sehen und nicht gleich sterben. Aber auch das Ländle mit all den kleinen und großen Sehenswürdigkeiten, die quasi vor der Haustür lagen. Diese abzuklappern wie bis vor Kurzem die Termine in seinem Dienstplan, war doch eine sinnerfüllte Aufgabe.

Allerdings war er in seinem Pensionistendasein noch nicht wirklich angekommen. Gab sich noch allzu geschäftig, hatte noch dies und jenes zu erledigen, Steuergeschichten, Krankenkasse, eigentlich hatte er Angst vor dem Stillstand. Dabei war ihm dieses zu erwartende Leben, diese vorgegaukelte Freiheit in letzter Zeit wie ein Luftschloss vor der Nase herumgetanzt. Vor allem, seit Ellis Gesundheit mehr und mehr zu wünschen übrig ließ. Ihre immer häufiger auftretenden Panikattacken, als Folge ihrer Atemwegserkrankung, eine ständige Bedrohung darstellten.

Mit Elli ein paar Wochen auf eine Nordseeinsel, Langeoog, Wangerooge, oder auch auf einem dieser schwimmenden Seniorenheime durch das Mittelmeer schippern. Das würde ihren Bronchien guttun.

Auch was Flaubert betraf, dem in die Jahre gekommenen Golden Retriever, hatte er bereits Pläne geschmiedet. Ausgedehnte Spaziergänge, soweit die eigene lädierte Hüfte es zuließ, über die Wacholderwiesen der Schwäbischen Alb.

Zudem hatte Lott vor, von Tübingen wegzuziehen, wieder nach Ulm zurück, wo er geboren und aufgewachsen war und die meisten seiner Dienstjahre als Erster Kriminalhauptkommissar absolviert hatte. Dort waren doch seine und irgendwie auch Ellis Wurzeln. 30 ihrer Ehejahre hatten sie in der Münsterstadt verbracht.

Und nun dieser Anruf, der mit einem Male alle Pläne wieder hintenanstellte, wenn nicht gar über den Haufen warf.

Elli kam zurück. Ihr Gesicht zeigte rote Flecken, und sie atmete hektisch.

»Was wollte diese Frau wirklich von dir?«

»So wie ich gesagt habe, ich soll ihr helfen, ihre verschwundene Tochter zu suchen.«

»Gibt es dort, wo sie wohnt, keine Polizei? Wo wohnt sie überhaupt?«

»Am Tegernsee.«

Elli lachte schrill auf. Ihre Miene verfinsterte sich, ihre Augen blinzelten dabei aufgeregt.

Lott lächelte gequält und schüttelte den Kopf. »Elli, wir haben uns mehr als 40 Jahre weder gesprochen noch gesehen, auch nie geschrieben. Nicht einmal eine Karte zu Weihnachten oder zum Geburtstag.«

»Ihren Geburtstag weißt du also noch?«

»12. Mai«, antwortete Lott.

»Du kannst dir doch sonst keine Geburtstage merken.«

»Vier Monate nach mir. Das Datum hat sich mir irgendwie eingeprägt.«

»Soso«, zischelte die Ehefrau.

»Bist du etwa eifersüchtig?« Lott horchte auf.

»Du hast mir nie von ihr erzählt«, klagte Elli mit einem nicht zu überhörenden Vorwurf in der Stimme.

»Wir waren nur ein halbes Jahr zusammen. Ich war 19 und sie ein Jahr jünger oder auch älter, ich weiß es nicht mehr. Es war vor deiner Zeit.«

»Trotzdem hättest du mir doch irgendwann einmal von ihr erzählen können. War diese Liebe so einschneidend für dich gewesen, dass du sie ein Leben lang vor mir verschweigen musstest?«

»Elli, du siehst Gespenster.«

»Aber warum hast du nicht?«

»Anfänglich wollte ich dich vermutlich nicht beunruhigen damit. Und später war Ilse einfach kein Thema mehr. Ich hatte sie vergessen.«

»Oder verdrängt.«

»Wenn du so willst, bitte.«

»Aber was wollte sie wirklich von dir, nach 40 Jahren, wie du sagst. Das mit ihrer Tochter ist doch Unfug. Schließlich gibt es doch am Tegernsee auch so etwas wie eine Polizei.«

»Sie hat eine Vermisstenanzeige bei den Kollegen dort aufgegeben, aber die tun nichts, meinte Ilse. Deshalb hat sie mich gebeten zu kommen.«

Elli lachte künstlich. »Das ist doch ein Vorwand!«

Lott konnte nicht anders, als Elli sofort zu umarmen.

Sie waren beide in den Zeiten der sexuellen Revolution zusammengekommen, hatten gegenseitig jeden Seitensprung toleriert, Eifersucht war ein Fremdwort gewesen. Und nun, da die Gelegenheiten mehr als rar geworden waren, eiferte sie, wie man in Bayern sagt.

Elli sträubte sich halbherzig...

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Autor

Manfred Eichhorn wurde 1951 in Ulm geboren. Nach einer Buchhandelslehre eröffnete er 1973 den Kult-Buchladen Eichhorn in seiner Geburtsstadt. Im selben Jahr erschienen erste literarische Arbeiten. Heute ist Eichhorn als Schriftsteller tätig. Er veröffentlichte Romane, Regionalkrimis, Erzählungen, Lyrik und zahlreiche Kinderbücher sowie Publikationen über seine Heimat und über seine Kindheitserinnerungen aus den 50er und 60er Jahren. Seine Theaterstücke in schwäbischer Mundart werden landauf, landab gespielt, seine Versdichtung "Die schwäbische Weihnacht", die im Fernsehen bereits mehrfach ausgestrahlt wurde, ist zum Klassiker der Weihnachtsliteratur geworden. Manfred Eichhorn wurde mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet.