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Bienzle und die lange Wut / Bienzle im Reich des Paten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20181. Auflage
Zwei Bienzle-Romane in einem Band Bienzle und die lange Wut: Der Sagewerksbesitzer Albert Horrenried wird in einem kleinen Ort im Schwäbischen Wald ermordet. Kein leichter Fall, denn der Tote hatte sich zu Lebzeiten viele Feinde gemacht. Bienzle im Reich des Paten: Zwecks Amtshilfe eilt Bienzle nach Berlin. Dort agiert Stefan Seyboldt, einer seiner übelsten Kunden. Er ist ein gefragter Geschäfts-mann mit besten Kontakten in die Politik. Kann er so seine Waffengeschäfte tätigen?

Felix Huby schreibt seit 1976 Kriminalromane, Tatorte und Fernsehserien. Aus seiner Feder stammen die Kommissare Bienzle, Palü, Schimanski und nun auch Peter Heiland. Felix Huby wurde für sein Werk mit dem 'Ehrenglauser' der Autorengruppe Deutsche Kriminalliteratur DAS SYNDIKAT ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextZwei Bienzle-Romane in einem Band Bienzle und die lange Wut: Der Sagewerksbesitzer Albert Horrenried wird in einem kleinen Ort im Schwäbischen Wald ermordet. Kein leichter Fall, denn der Tote hatte sich zu Lebzeiten viele Feinde gemacht. Bienzle im Reich des Paten: Zwecks Amtshilfe eilt Bienzle nach Berlin. Dort agiert Stefan Seyboldt, einer seiner übelsten Kunden. Er ist ein gefragter Geschäfts-mann mit besten Kontakten in die Politik. Kann er so seine Waffengeschäfte tätigen?

Felix Huby schreibt seit 1976 Kriminalromane, Tatorte und Fernsehserien. Aus seiner Feder stammen die Kommissare Bienzle, Palü, Schimanski und nun auch Peter Heiland. Felix Huby wurde für sein Werk mit dem 'Ehrenglauser' der Autorengruppe Deutsche Kriminalliteratur DAS SYNDIKAT ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104909486
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum06.06.2018
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1313 Kbytes
Artikel-Nr.3433464
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

- 8 -

Der Mazda bog von einer schmalen, mit Schlaglöchern übersäten Asphaltstraße in eine Hofeinfahrt zu einem ehemaligen Fabrikgelände, das schon vor Jahren aufgegeben worden war. Die Fenster waren alle zerbrochen, die eisernen Fensterkreuze zum Teil herausgerissen oder verbogen. Ein Backsteinkamin bröckelte vor sich hin. Das bunte Laub war von den böigen Herbstwinden der letzten Tage gegen die brüchigen Backsteinmauern getrieben worden und hatte sich an den Kanten zu kleinen Wällen aufgehäuft.

Mascha fuhr durch eine Lücke in der Mauer in eines der finsteren Gebäude hinein und stoppte den Wagen direkt vor einer freistehenden Kammer, die eine intakte Eisentür besaß. Dahinter war einmal die Heizungsanlage für den gesamten Komplex gewesen. Mascha stieg aus und öffnete die hintere linke Tür.

»Los, raus jetzt!« Sie zerrte Patrick aus dem Auto.

Der schrie plötzlich los: »Nein, ich will nicht ... ich will nicht ... Lass mich los ...!«

Mascha fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut, sie beugte sich zu Patrick hinab und redete beschwörend auf ihn ein: »Es dauert nicht lang ... Das wirst du schon aushalten.«

Sie stieß ihn durch die Eisentür, warf sie hinter ihm zu und schob den rostigen Riegel vor. Von drinnen hörte sie die verzweifelten Schreie des kleinen Jungen.

Die Suche hatte nichts gebracht. Kerstin und Gächter betraten niedergeschlagen die Wohnung. Im gleichen Augenblick läutete das Telefon. Gächter hob ab.

Ohne sich zu melden, stieß Mascha hervor: »Ich hab das Kind!« Ihre Stimme klang unnatürlich überdreht.

Gächter zwang sich zur Ruhe. »Jetzt mal langsam. Wer sind Sie?«

Mascha sagte: »Ihr Kind überlebt nur, wenn Joe freikommt!«

»Es ist nicht mein Kind«, sagte der Kommissar, aber da hatte Mascha schon aufgelegt.

Gächter versuchte sofort, Bienzle zu erreichen, aber am anderen Ende der Leitung erzählte nur dessen Stimme in gemütlichem Ton, dass er einige Tage lang nicht erreichbar sei. Das Handy hatte er abgeschaltet.

Gächter sprach ihm eine Nachricht auf die Mailbox. Danach rief er den Polizeipräsidenten an.

 

Der Schwäbische Wald zwischen Murrhardt, Mainhardt und Welzheim war noch immer ein Geheimtipp. Die meisten Städter fuhren zur Erholung auf die Schwäbische Alb, in den Schwarzwald oder zum Bodensee. Der Schwäbische Wald lag näher und hatte sowohl Elemente der Alb als auch des Schwarzwaldes, aber im Bewusstsein der Leute spielte er als Wander- und Ausflugsgebiet kaum eine Rolle. Stundenlang konnte man hier gehen, ohne jemandem zu begegnen, vor allem, wenn man die ausgetretenen Wanderpfade mied, die Bienzle »Ameisenstraßen« nannte. Die Steinach wand sich mäandernd durch das kaum hundert Meter breite Tal. Links und rechts stiegen die Waldhänge steil empor. Die Sonne schien nur während der Mittagszeit bis auf die Talsohle herein. Nadelwälder wechselten sich mit Laubwäldern ab. Das füllige Blattwerk malte bunte Flecken ins satte Grün der dichten Tannen.

Im Abstand von sechs, sieben Kilometern tauchten immer wieder alte Mühlen auf. Die alten Holzmühlräder waren erhalten, drehten sich aber nicht mehr. In den stattlichen Gebäuden wohnten heute Asylanten. Nur die Horrenrieder Mühle existierte noch - als Sägewerk. Einige der Maschinen waren noch über Keilriemen mit der Achse des Mühlrades verbunden. Im Übrigen hatte der Besitzer, Albert Horrenried, aber längst einen Starkstromanschluss. Sein Werk war mit den teuersten Maschinen ausgestattet.

Als sie an dem Sägewerk vorbeikamen, blieb Bienzle stehen und betrachtete die mächtigen Maschinen, die im Hof standen und mit denen die riesigen Baumstämme bugsiert wurden. Solche gewaltigen Brummer hatten ihn schon immer interessiert. Hätte er freilich geahnt, was er mit dem Sägewerk und seinem Besitzer in den nächsten Tagen erleben sollte, er hätte auf der Stelle kehrtgemacht, wäre in sein Auto gestiegen und ganz woanders hingefahren. So aber wanderten er und Hannelore weiter das Tal hinab und nahmen nach etwa zwei Kilometern einen schmalen Trampelpfad, der in Spitzkehren die Waldböschung hinaufführte und auf der Anhöhe dem Limes folgte, der hier in Teilen rekonstruiert worden war. Sie kamen an einem ehemaligen Römerkastell vorbei, dessen Grundmauern man im weichen Waldboden noch erkennen konnte.

 

Im Sägewerk deckte der Arbeiter Peter Mahlbrandt, ein Mann um die vierzig, seine Maschine ab und ging zu seinem Spind, um die Schuhe zu wechseln. Feierabend. Plötzlich stand Albert Horrenried, der Besitzer des Sägewerks, vor ihm.

»Scheint´s geht´s ja wieder«, sagte er.

Mahlbrandt band seine Schnürsenkel zu, ohne aufzusehen. »Es muss halt, Chef.«

»Was war´s noch mal?«, fragte Horrenried. »Grippe? Bandscheibe? Irgendeine Allergie?«

»Bandscheibenvorfall.«

Horrenried sah seinen Arbeiter mit zusammengekniffenen Augen an. »Und damit kann man seine Kinder in die Schule fahren, beim Landratsamt einen Baunachantrag stellen und seine eigene Garagenauffahrt pflastern?«

Mahlbrandt starrte seinen Chef an, kam aber nicht dazu, etwas zu sagen, denn der fuhr fort, indem er immer lauter wurde: »Du warst nicht krank, Mahlbrandt, du warst krankgeschrieben! Und das war jetzt das fünfte Mal in drei Monaten! Und versuch bloß nicht, dich rauszulügen!«

»Okay, gut, einmal hab ich mich krankgemeldet, weil ich unbedingt aufs Landratsamt hab müsse. Aber die andere Mal bin ich wirklich echt krank g´wese. Und zweimal bin i sogar wieder ins Gschäft, obwohl mich der Doktor noch nicht wieder g´sundgeschrieben hat!«

»Einmal langt«, sagte Horrenried kalt.

Mahlbrandt wurde kleinlaut. »Ich werd das nacharbeiten, Chef.«

»Nix da!«

»Von mir aus auch doppelt und dreifach. Sie wissen, mir ist nix zu viel, Chef. Echt, ich häng mich rein wie noch nie!«

Albert Horrenried schüttelte den Kopf. »In zehn Minuten bist du runter von meinem Gelände!«

Damit wandte er sich ab und ließ Mahlbrandt einfach stehen. Der war zunächst wie gelähmt, löste sich dann aber aus seiner Erstarrung, rannte Horrenried nach, schloss zu ihm auf und packte ihn an der Schulter.

»Chef, bitte!«

Horrenried fuhr herum. »Nimm deine dreckigen Griffel weg!«

Mahlbrandt bekniete ihn regelrecht. »Das können Sie mit mir doch nicht machen! Ich hab drei Kinder, meine Frau ist arbeitslos, ich hab Schulden auf meinem Häusle. Ich bin eine arme Sau, das wissen Sie doch ganz genau!«

»Dein Problem.«

»Herr Horrenried, ich bin auf den Job angewiesen. Ich find doch hier in der Gegend nix anderes.«

»Des hättest du dir früher überlegen müssen.«

»Es tut mir ja auch leid. Ich mach´s wieder gut. Bitte, Chef!« Es fehlte nicht viel und Mahlbrandt wäre vor Horrenried wirklich auf die Knie gegangen.

Doch der herrschte seinen Arbeiter an: »Einen Albert Horrenried bescheißt man nicht, Mahlbrandt, das hättest du wissen müssen. Ich will dich hier nicht mehr sehen!«

Mahlbrandt sah rot. »Noi, einen Albert Horrenried bescheißt man nicht. Der bescheißt sich selber. Das kann ja koiner besser als der große Albert Horrenried. Weiß ja jeder, wie du´s mit deinem Bruder g´macht hast. Aber natürlich: ´s B´scheiße muss sich lohne! Und bei dir hat sich´s gelohnt! Bei mir net!«

Albert Horrenried zog eine Axt heraus, die in einem Baumstamm steckte. Seine Stimme war mit einem Mal leise, aber messerscharf. »In zwei Minuten bist du vom Hof, oder ich schlag dich tot.«

Mahlbrandt wich ein paar Schritte zurück. »Das wird dir noch leidtun! Du Menscheschinder! Du wirst noch amal für alles büßen!«, schrie er außer sich vor Zorn.

Albert schleuderte wütend die Axt nach Mahlbrandt, aber die Entfernung war inzwischen schon zu groß. Die Axt trudelte dicht vor Mahlbrandts Füßen aus. Einen Augenblick sah es so aus, als wollte sich Mahlbrandt nach ihr bücken und seinerseits auf Horrenried losgehen, aber dann verließ er doch das Gelände. Der Sägewerksbesitzer spuckte aus und ging auf das stattliche Wohnhaus zu, das oberhalb des Sägewerks am Hang stand.

Aus dem Haus trat Inge Kranzmeier, die Frau, mit der er seit anderthalb Jahren zusammenlebte. Sie war Mitte dreißig, fast so groß wie er selber. Ihre Haare leuchteten rot und fielen in langen Locken bis auf ihre Schultern hinab. Ihre grünen Augen kontrastierten seltsam zu ihren roten Haaren. Albert nannte sie deshalb in den wenigen Momenten, in denen er zärtlich wurde, »meine Hexe«. Sie trug einen kurzen, engen Rock und eine knapp sitzende weiße Bluse. Er mochte es nicht, wenn sie ihre Reize so deutlich zeigte. Tatsächlich hatte sie eine Figur, um die sie jede andere Frau nur beneiden konnte.

Inge hatte den Streit beobachtet. »Musste das sein?«, fragte sie.

»Leider«, sagte Horrenried überraschend sanft. »Wenn man da nicht hart durchgreift, tanzen die einem eines Tages alle auf der Nas´ rum. Gehst noch fort?«

»Hab ich dir doch gesagt, dass ich noch zu Brigitte gehe.«

»Das hör ich zum ersten Mal.«

»Weil du mir nie richtig zuhörst, Schatz. Macht aber nix, schon verziehen ...« Sie hauchte ihm einen Kuss auf den Mund und ging zu ihrem Fahrrad, das an einem Holzstoß lehnte. Sie stieg auf und fuhr davon.

Albert schaute ihr nach und rief: »Wenn´s bei dir später wird, ich geh dann zum Stammtisch.«

Er war sich nicht sicher, ob sie das noch gehört hatte.

Inge Kranzmeier radelte Richtung Dorf, bog aber nach ungefähr zwei Kilometern in einen schmalen Waldweg ein. Sie stieg ab und schob ihr Fahrrad den Berg hinauf. Es war der gleiche Weg, den eine Stunde zuvor Hannelore und Bienzle gegangen waren.

 

Die...
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Autor

Felix Huby schreibt seit 1976 Kriminalromane, Tatorte und Fernsehserien. Aus seiner Feder stammen die Kommissare Bienzle, Palü, Schimanski und nun auch Peter Heiland. Felix Huby wurde für sein Werk mit dem "Ehrenglauser" der Autorengruppe Deutsche Kriminalliteratur DAS SYNDIKAT ausgezeichnet.