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Safran für Venedig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Refineryerschienen am04.06.2018Auflage
Das Paradies liegt in Venedig - und genau dorthin zieht es die Safranhändlerin Marcella mit ihrem Verlobten Damian, um zu heiraten und um einen neuen Gewürzhandel in der Lagunenstadt aufzubauen. Doch auf dem Weg erreicht die beiden eine alarmierende Nachricht, die sie zwingt, nach Frankreich zu reisen. So gelangt Marcella in das Dorf ihrer Kindheit, wo ihre Ankunft für Aufregung sorgt. Was verbirgt sich hinter den biederen Gesichtern der Bauern? Wie starb Marcellas Schwester Jeanne wirklich? 'Herbst 1327. Die Gewürzhändlerin Marcella Bonifaz ist mit Damian Tristand, der Liebe ihres Lebens, auf dem Weg nach Venedig, wo die beiden in den Stand der Ehe treten wollen. Da erhält Tristand die Nachricht, dass sein Handelskontor in Narbonne schwere Verluste macht, und er bittet Marcella, mit ihm zunächst nach Frankreich zu reisen, um nach dem Rechten zu sehen. Schon bald stellt sich heraus, dass Tristand keinem seiner Mitarbeiter trauen kann. Damit nicht genug: Ein frommer Bürger findet einen verfrühten Tod - und die Suche nach dem Betrüger und Mörder führt das Paar ausgerechnet in Marcellas Heimatdorf, das sie als Kind so überstürzt verlassen musste. Als die beiden sich in dem alten Ketzernest nach ihrer Schwester Jeanne erkundigen, die auf mysteriöse Weise ums Leben kam, stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens. Und dann wird nicht nur ihre alte Amme, die Licht ins Dunkel bringen könnte, im Badehaus ermordet; auch Tristand entgeht einem Mordanschlag nur um Haaresbreite. In ihrem früheren Elternhaus erkennt Marcella schließlich, wer damals die Fäden zog - jemand, der vor nichts zurückschreckt. '

Helga Glaesener wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. 1990 begann die Mutter von fünf Kindern mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich das Debüt, Die Safranhändlerin, zum Besteller avancierte. Sie lebt in Oldenburg. Neben dem Schreiben bringt sie angehenden Autoren die Kniffe des Handwerks bei. Seit 2010 lebt sie in Oldenburg. Weitere Informationen unter www.helga-glaesener.de
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Produkt

KlappentextDas Paradies liegt in Venedig - und genau dorthin zieht es die Safranhändlerin Marcella mit ihrem Verlobten Damian, um zu heiraten und um einen neuen Gewürzhandel in der Lagunenstadt aufzubauen. Doch auf dem Weg erreicht die beiden eine alarmierende Nachricht, die sie zwingt, nach Frankreich zu reisen. So gelangt Marcella in das Dorf ihrer Kindheit, wo ihre Ankunft für Aufregung sorgt. Was verbirgt sich hinter den biederen Gesichtern der Bauern? Wie starb Marcellas Schwester Jeanne wirklich? 'Herbst 1327. Die Gewürzhändlerin Marcella Bonifaz ist mit Damian Tristand, der Liebe ihres Lebens, auf dem Weg nach Venedig, wo die beiden in den Stand der Ehe treten wollen. Da erhält Tristand die Nachricht, dass sein Handelskontor in Narbonne schwere Verluste macht, und er bittet Marcella, mit ihm zunächst nach Frankreich zu reisen, um nach dem Rechten zu sehen. Schon bald stellt sich heraus, dass Tristand keinem seiner Mitarbeiter trauen kann. Damit nicht genug: Ein frommer Bürger findet einen verfrühten Tod - und die Suche nach dem Betrüger und Mörder führt das Paar ausgerechnet in Marcellas Heimatdorf, das sie als Kind so überstürzt verlassen musste. Als die beiden sich in dem alten Ketzernest nach ihrer Schwester Jeanne erkundigen, die auf mysteriöse Weise ums Leben kam, stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens. Und dann wird nicht nur ihre alte Amme, die Licht ins Dunkel bringen könnte, im Badehaus ermordet; auch Tristand entgeht einem Mordanschlag nur um Haaresbreite. In ihrem früheren Elternhaus erkennt Marcella schließlich, wer damals die Fäden zog - jemand, der vor nichts zurückschreckt. '

Helga Glaesener wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. 1990 begann die Mutter von fünf Kindern mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich das Debüt, Die Safranhändlerin, zum Besteller avancierte. Sie lebt in Oldenburg. Neben dem Schreiben bringt sie angehenden Autoren die Kniffe des Handwerks bei. Seit 2010 lebt sie in Oldenburg. Weitere Informationen unter www.helga-glaesener.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960482024
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum04.06.2018
AuflageAuflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6945 Kbytes
Artikel-Nr.3436211
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog
Montaillou, im Februar 1312

Guillaume stolperte und fiel der Länge nach in die mit geschmolzenem Schnee durchtränkte Furche, die seinen Rübenacker vom Feld der Benets trennte. Er trug keinen Mantel, denn den hatte er in der Aufregung am Haken hängen lassen. Darum sog sich sein dünner, knielanger Wollkittel sofort mit Wasser voll, und er war innerhalb eines Atemzugs durchnässt.

Dreckskälte.

Dreckskälte, fluchte er still. Aber der Schmerz, mit dem die Haut sich zusammenzog, hatte auch sein Gutes. Guillaume begann wieder zu denken. Zitternd erhob er sich, wischte Dreckklumpen von Bauch und Beinen und fragte sich, was geschehen wäre, wenn er mit seiner Wut einfach in ihre Häuser gestürmt wäre. Er war ein Mann ohne Phantasie. So brachte ihm seine Überlegung keine schrecklichen Bilder, sondern nur ein schweres Gefühl im Magen, als hätte er sich an rohem Teig überfressen. Er hob den struppigen Bauernkopf und blickte zum Himmel.

Es war diese verhexte Zeit zwischen Tag und Nacht, die er nicht leiden konnte. Über den Berggipfeln hing ein kreisrunder Mond, grell wie ein Tropfen aus Feuer. Er färbte den Schnee auf den Kuppen, aber nicht gelb, sondern violett - der Teufel mochte wissen, wie das zuging. Die Baumwipfel auf den Berghängen waren klarer gezeichnet als bei Tag und sahen aus wie die Lanzenspitzen eines Geisterheeres, das in die Täler marschierte. Guillaume bekreuzigte sich. Die Welt, die richtige Welt, bestand aus steiniger Erde, in die man seinen Spaten schlug, und aus blutigem Fleisch, das man vom Fell eines Schafes kratzte. Er wünschte, er könnte sich in seinem Haus verschanzen, wie es jeder anständige Mensch um diese Zeit tat.

Aber da war die Zunge. Er hatte sie in ein Stück Leder eingewickelt und in seinen Gürtelbeutel getan, und obwohl er sich nicht bewegte, schlug sie gegen seine Schenkel und gemahnte ihn an seine Pflicht. Widerwillig setzte er sich erneut in Bewegung.

Nicht durchs Dorf, du einfältige Strohnase, zischelte es aus dem Beutel. Denkst du, sie geben nicht Acht? Denkst du, sie schlafen?

Ich tu, was ich will, sagte Guillaume trotzig.

Dann stirb.

Aber er würde nicht sterben. Denn inzwischen war der Retter gekommen. Am späten Nachmittag hatte er ihn, umgeben von bewaffneten Reitern in prächtigen roten Gewändern mit Kreuzen auf dem Rücken, von Comus herüberreiten sehen. Selbstverständlich musste er trotzdem vorsichtig sein. Sie schliefen nie. Und die Nacht war die natürliche Zeit für ihre Untaten. Der Weg durchs Dorf war ihm also genommen.

Mit diesem Entschluss verließ Guillaume kurz vor dem Haus von Onkel Prades den Weg und kletterte einen Trampelpfad hinab, der zum Ufer des Hers führte. Er würde dem Flüsschen durch die Schlucht folgen und dann an dem künstlichen Kanal entlanggehen, der den Halsgraben der Burg mit Wasser versorgte. Von da waren es nur noch wenige Schritte.

Sein Pfad verlor sich rasch in dem wucherndem Gestrüpp, das abseits der Felder die Hänge bedeckte. Guillaume verhedderte sich in Dornen, und er fluchte erneut. Die Ernte war schlecht gewesen, zwei seiner Ziegen an Ausfluss gestorben. Er würde sich keinen neuen Kittel leisten können.

Je tiefer der Bauer in die Senke stieg, umso dunkler wurde es, bis nicht mehr der kleinste Mondstrahl den Boden erhellte. Guillaume blieb stehen, oder vielmehr: Er wollte stehen bleiben. Doch das Gras war plötzlich glitschig wie die Tenne nach dem Schlachttag. Er rutschte aus, schlitterte ein Stück auf dem Hintern, fasste in heillosem Schreck nach allem, was sich bot, und konnte sich gerade noch an ein paar Zweigen halten, da hing er schon bis zu den Waden in eiskaltem Wasser. Hölle! Der Hers musste weit über seine gewohnte Höhe angestiegen sein. Er gurgelte wie ein wütendes Tier, dem die Beute zu entwischen droht. Zitternd suchte Guillaume nach einem stärkeren Halt, fand einen Stamm, zog sich daran aus dem Wasser und kauerte sich zusammen.

Wie dumm von ihm, einfach loszustürzen. Es gab einige im Dorf, denen man trauen konnte. Philippe, die alte Raymonde ... Er hätte sich Verbündete suchen und mit ihnen gemeinsam ...

Du warst immer ein Idiot, lästerte die Zunge.

Sie trieb ihn zurück auf die Füße. Mühselig kletterte er den Hang hinauf.

Nicht durch das Dorf.

Ja, beeilte er sich zu sagen. Er erreichte Onkel Prades´ Hütte - und dort hätten sie ihn fast erwischt. Sie lauerten hinter den Johannisbeerbüschen, aus deren Früchten seine Schwester im Sommer Sirup kochte. Zwei Schatten, die im Mondlicht wie schwarze Riesenkürbisse wirkten.

Ohne nachzudenken warf Guillaume sich flach auf den Boden. Die Dreckskerle waren ihm also tatsächlich auf den Fersen, und wahrscheinlich hatten sie Messer und Knüppel dabei. Die Zunge pochte an seinen Schenkel. Er lag neben dem Misthaufen von Onkel Prades, hatte einen kotverkrusteten Strohhalm in der Nase und konnte vor lauter Furcht nicht einmal die Hand heben, um ihn zu entfernen.

Alles, was ihm einfiel, war ein Fluch für seine Mutter, die ihn in diese üble Lage gebracht hatte. Was würden sie tun, wenn sie ihn nicht erwischten? Zu seinem Haus gehen? Plötzlich fiel ihm Grazida ein, die ihr Lager neben den Ziegen hatte und sicher schon schlief. Er mochte seine Frau nicht sonderlich, aber jetzt tat sie ihm Leid.

Nur konnte er ihr nicht helfen.

Wie ein Krebs kroch Guillaume rückwärts und brachte sich hinter dem Misthaufen in Sicherheit. Er wusste, er musste jetzt genau nachdenken. Die Schlucht war überflutet und der Weg durchs Dorf versperrt. Also blieben nur die Klippen, die die westliche Grenze der Burg bildeten. Unsicher fasste er nach dem Beutel, doch das graue Stück Muskel blieb diesmal stumm. Dann war seine Entscheidung gut. Wenn seine Mutter nichts sagte, hieß das: gut.

Er brauchte lange, um von Onkel Prades´ Hütte fortzukommen. Und als er nach zahllosen Kletterpartien und zwei schweren und mehreren leichten Stürzen endlich über das letzte Stück Fels kroch und die Burgmauer vor sich sah, mussten sie im Dorf schon in tiefem Schlaf liegen. Erleichtert hob er den Kopf zu dem steinernen Wohnturm, dem Donjon, in dem der Kastellan lebte und in dem nun sein Retter wohnte. Warmes Licht fiel durch zwei Fenster im oberen Teil des Turms, was ihm wie ein freundlicher Gruß vorkam.

Entschlossen hinkte Guillaume - er hatte sich den Fuß verstaucht - auf die Pforte zu. Der Mond, dieser verhexte Bundesgenosse der Nacht, ließ das Wasser im Halsgraben aufglitzern. Irgendwo schrie ein Käuzchen. Guillaume beschloss, die Nacht in der Burg zu verbringen. Keine Macht der Welt würde ihn noch einmal aus den Mauern bringen, ehe es hell war. Grazida mit ihrem Großmaul musste für sich selbst sorgen.

Er pochte an das Holztor und erhielt unverzüglich Antwort. Aber nicht der alte Pons ließ ihn ein, sondern einer der Ritter des edlen Herrn. Guillaume sah das weiße Kreuz auf seinem Mantel. Er hätte den Fremden am liebsten an die Brust gedrückt, doch gleichzeitig packte ihn die Scheu seines Standes, und so trug er stotternd sein Anliegen vor. Der Mann nickte, zog die Kapuze tiefer und deutete zur Treppe hinauf, wo ein zweiter Ritter wartete. Wahrscheinlich hatte er kein Wort verstanden. Unten, im Tiefland von Pamiers, sprachen sie einen anderen Dialekt.

Guillaume griff nach dem Beutel mit der Zunge. »Wenn Ihr begreifen wollt - sie sind ...«

Der Mann schob ihn weiter, um das Tor verriegeln zu können.

»... wahrhaftig böse«, murmelte Guillaume. Er stapfte hinter dem anderen Ritter die Pferdetreppe hinauf. Sie sind wahrhaftig böse - das war es, was er dem Bischof erklären musste. Er war glücklich, die richtigen Worte gefunden zu haben.

Der Ritter führte ihn in den Burghof. Seltsam, obwohl der Platz durch die Mauern geschützt war, schien der Wind hier noch eisiger zu wehen. Aber das lag vielleicht daran, dass Guillaume wegen seiner nassen Kleider inzwischen völlig durchfroren war. Er beneidete den Ritter um den dicken Mantel, in dem er fast verschwand.

»Wahrhaftig böse«, murmelte Guillaume, um diesen wichtigen Teil seiner Botschaft nicht zu vergessen. In einem der Ställe wieherte ein Pferd. Eine Gestalt schlüpfte aus der Stalltür und ging zur Pferdetränke, um dem Tier Wasser zu bringen. Guillaume musste an seine verendeten Ziegen denken.

Dann fiel ihm etwas auf: Der Kerl dort vorn, das war gar kein Bursche, sondern eine Frau. Hier, im Hof der Burg von Montaillou, färbte der Mond weder violett noch gelb. Ihre Hände und ihr Gesicht waren weiß. Es kam ihm schrecklich und unheimlich vor. So hatten die Gebeine der Ketzer unten in Ax ausgesehen, die sie aus den Gräbern geholt hatten, um sie zu verbrennen. Das Weib starrte ihn an.

Guillaumes Verstand arbeitete schleppend. Es dauerte mehrere Atemzüge, bis er sie erkannte. Und dann war er so bestürzt, dass er kaum wahrnahm, wie sein Führer ihn packte und zur Tränke drängte. Unablässig stierte er in das weiße Gesicht und versuchte zu begreifen, was die verzerrten Züge bedeuteten. Hasste sie ihn etwa? Aber warum?

Ihre Züge waren ihm vertraut bis hin zu der Brandwunde am linken Augenlid, die sie sich kürzlich beim Backen zugezogen hatte. Dennoch war ihm, als hätte er nie ein fremderes Wesen gesehen. Über die Lippe der Frau rann Speichel. Ja, sie hasste ihn, und zwar so leidenschaftlich, dass sie unfähig war, die eigene Spucke zu beherrschen. Guillaume wollte einen Laut des Abscheus herausbringen. Erst jetzt merkte er, dass man ihm den Mund zuhielt. Er wollte protestieren, aber ein Tritt in die Kniekehlen zwang ihn auf die Knie. Sein Kinn knallte auf die Kante der Tränke.

Ihn packte die Furcht. Er verdrehte den Hals und wollte einen...
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Helga Glaesener wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. 1990 begann die Mutter von fünf Kindern mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich das Debüt, Die Safranhändlerin, zum Besteller avancierte. Sie lebt in Oldenburg. Neben dem Schreiben bringt sie angehenden Autoren die Kniffe des Handwerks bei. Seit 2010 lebt sie in Oldenburg. Weitere Informationen unter helga-glaesener.de