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Wölfe im Olivenhain

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Refineryerschienen am04.06.2018Auflage
Cecilia Barghini ist schockiert - ein grausiger Mord erschüttert das Städtchen Montecatini. Ein junger Fischer wurde von Hunden zerrissen. Wurde er Opfer eines Eifersuchtsdramas? Oder hat sein Tod mit einem böswilligen Sabotageakt zu tun? Cecilia hilft Richter Rossi bei seinen Ermittlungen. Ihr Eifer bringt sie in höchste Gefahr, als sie auf einer Kutschfahrt dem Mörder begegnet.

Helga Glaesener wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. 1990 begann die Mutter von fünf Kindern mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich das Debüt, Die Safranhändlerin, zum Besteller avancierte. Sie lebt in Oldenburg. Neben dem Schreiben bringt sie angehenden Autoren die Kniffe des Handwerks bei. Seit 2010 lebt sie in Oldenburg. Weitere Informationen unter www.helga-glaesener.de
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Produkt

KlappentextCecilia Barghini ist schockiert - ein grausiger Mord erschüttert das Städtchen Montecatini. Ein junger Fischer wurde von Hunden zerrissen. Wurde er Opfer eines Eifersuchtsdramas? Oder hat sein Tod mit einem böswilligen Sabotageakt zu tun? Cecilia hilft Richter Rossi bei seinen Ermittlungen. Ihr Eifer bringt sie in höchste Gefahr, als sie auf einer Kutschfahrt dem Mörder begegnet.

Helga Glaesener wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. 1990 begann die Mutter von fünf Kindern mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich das Debüt, Die Safranhändlerin, zum Besteller avancierte. Sie lebt in Oldenburg. Neben dem Schreiben bringt sie angehenden Autoren die Kniffe des Handwerks bei. Seit 2010 lebt sie in Oldenburg. Weitere Informationen unter www.helga-glaesener.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960482062
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum04.06.2018
AuflageAuflage
Reihen-Nr.02
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3800 Kbytes
Artikel-Nr.3436267
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog
Padule di Fucecchio, Toskana, Januar 1781

Es war der sechzehnte Tag des neuen Jahres, und Gildo Algarotti zitterte vor Kälte. Ein eisiger Nordwind fegte über die Kuppen des Apennin und fraß sich unerbittlich durch seinen fadenscheinigen Wollmantel. Er knabberte an seinen Zehen, er ließ die Ohren jucken und die Nase laufen. Verdrossen trottete der alte Mann den Weg entlang, seinen Beutel über der Schulter, und dachte daran, wie er im fernen Lüttich vor Marie und Clément von der Heimat geschwärmt hatte: In Italien, Leute, ist das Wetter der Freund der armen Menschen. Sonnenschein, und der Wind streichelt dich - das ist, als spürtest du die Hand deiner Mutter auf der Haut ...

Nichts spürte er, außer dass er bald krepieren würde, wenn er nicht ins Warme kam.

Na schön, dachte er, während er sich umschaute. Was die Landschaft anging, konnte er nicht klagen. Das Röhricht des Fucecchio-Sumpfes, durch den sein Weg ihn führte, strahlte wie ein goldener Flaum, und das Wasser spiegelte einen lichtblauen Himmel - so was gab´s im Norden nicht. An den Weidenzweigen blinkten gefrorene Wassertropfen wie Diamanten. Ein Festsaal für Feentanz und Elfenreigen, dachte er mit einem schiefen Lächeln wegen seines romantischen Herzens, das ihm alle traurigen Erfahrungen nicht hatten austreiben können. Im Moment hätte er allerdings sämtlichen Flitter der Natur gern gegen einen einzigen brennenden Holzscheit getauscht.

Ihm war das letzte Mal warm gewesen, als er vor den Hunden davongerannt war. Das war am Morgen dieses Tages gewesen, in einem Dorf, das Ponte der-Teufel-mochte-wissen-wie hieß. Seine Laune verdüsterte sich, als er an die Köter dachte, die ihn in der Scheune aufgestöbert und gnadenlos über den Hof und durch das Dorf gejagt hatten. Der Bauer, der Saukerl, hatte sie erst zurückgepfiffen, nachdem Gildo die Brücke überquert hatte und in diesem verhexten Sumpf gelandet war. Seitdem irrte er umher, ohne einen Schimmer, wo er sich befand und wohin es sich zu laufen lohnte.

Er hätte natürlich hinter der Brücke warten können, bis der Bauer verschwunden war, und dann wieder ins Dorf gehen und die Straße nach Montecatini suchen. Aber ... nun ja - er mochte keine Hunde. Tatsächlich hatte er sogar eine Heidenangst vor ihnen. Er wäre niemals in das Dorf zurückgekehrt. Die Viecher besaßen ein verdammt gutes Gedächtnis, und je löchriger der Mantel, umso wütender bissen sie zu.

Gildo schritt schneller aus, in der Hoffnung, sich auf diese Weise ein bisschen aufzuwärmen. Dabei folgte er einem Weg aus gefrorenen Karrenspuren, um sich nicht in tückisches Gebiet zu verirren. Hier wimmelte es von Mooraugen, immer wieder blitzte Wasser zwischen den gelben Halmen auf. Wenn er fehltrat ... Seine Phantasie zeigte ihm eine angefressene Wasserleiche, die mit Stangen an Land gezogen wurde. Fröstelnd schaute er zur Sonne, um sich zu vergewissern, dass er nicht im Kreis wanderte.

Und dann sah er plötzlich das Haus.

Es war ein neueres Gebäude, die Wände aus gelbem Sandstein, das Dach mit scharlachroten Ziegeln gedeckt, in der Mitte ein riesiger, quadratischer Schornstein, allerdings ohne die Rauchfahne, die zu dieser Jahreszeit obligatorisch war. Gildo blieb stehen. Er runzelte die Stirn. Seine langen Wanderungen durch Italien und Mitteleuropa hatten ihn mit einem gesunden Misstrauen gegen alles versehen, was sonderbar war. Und etwas Sonderbareres als dieses Haus war ihm noch nie untergekommen. Es wirkte so fehl am Platz wie ein Kamel auf einer Kuhweide. Erst einmal der Standort, und dann: Die Fenster waren vergittert. Sogar die im Obergeschoss. Warum baute man in einem Sumpf ein Gefängnis? Und wenn es sich nicht um ein Gefängnis, sondern um ein Wohnhaus handelte, und der Besitzer so ängstlich war, dass er sich hinter Gittern verbarrikadierte - warum wohnte er dann in dieser schrecklichen Einsamkeit, wo ihm niemand zur Hilfe eilen konnte?

Zögernd ging der Alte weiter. Als er näher kam, sah er, dass es in dem Haus gebrannt haben musste. Flammen, die aus den Fensterhöhlen geschlagen waren, hatten mit schwarzen Zungen über die Außenmauern geleckt. Er blieb erneut stehen. Über sich hörte er den miauenden Ruf eines Bussards, der im Aufwind über dem Wasser kreiste. Er stopfte die Hände unter seine Achseln, um sie zu wärmen.

Weg von hier, Gildo, dachte er, hau ab. Nichts für dich. Das Haus schien ihm mit seinen verbrannten Fensterluken zuzuzwinkern wie ein boshafter Geist. Aber dann standen vor seinem inneren Auge plötzlich die Reste halb verbrannter Möbel, hölzerne Bodendielen und dergleichen mehr, lauter Zutaten für ein Feuerchen, das ihm die Glieder wärmen würde.

Unschlüssig blies er den Atem in die Luft und starrte auf die Rußfladen.

Ihm fiel ein, dass er dringend sein Döschen mit falschem Arsenik auffüllen musste. Der Winter war für Leute wie ihn eine schlimme Zeit. Er war Theriakkrämer und bot ein Mittel gegen Vergiftungen und Krankheiten feil. In dieser Jahreszeit war das schwierig, denn das klamme Wetter ließ seine Finger steif werden, und ... nun ja.

Seine Methode war einfach und wirksam. Wenn er in einen Ort kam, bestellte er beim Apotheker einige Stückchen Arsenik, die er in Papier einwickelte und ihn aufzubewahren bat. Auf dem Markt pries er später sein Theriak, ließ von einem eifrigen Zuhörer das Arsenik aus der Apotheke holen - kein Betrug, liebe Leute, der Apotheker kann´s bezeugen! - und tauschte, während er wortreich sein Vertrauen ins Theriak beschrieb, das Gift gegen ein Teigstück aus Zucker, Mehl und Safran aus. Er verschluckte das falsche Arsen - wie hielten sie den Atem an! - und dann das Theriak ... und alles Weitere geschah von selbst.

Nur durften seine Finger nicht steif sein.

Gildo seufzte und näherte sich widerwillig dem Haus. Die Tür war aus schwerem Eichenholz - und sie stand offen. Das ist ja wie eine Einladung, Junge, du hast Glück! Aber seine Schritte wollten nicht schneller werden.

Dann hörte er das Gebell.

Trotz seines Alters - er war bereits über sechzig - schaffte Gildo es mit einem einzigen Satz ins Röhricht, wo er zu Boden glitt. Er lachte ein bisschen über sich und war froh, dass ihn niemand gesehen hatte. Schon wieder Hunde. Diese verdammten Viecher schienen ihn heute zu verfolgen. Aber der Wind stand günstig. Er blies ihm ins Gesicht, so dass die Köter ihn mit etwas Glück nicht riechen konnten.

Gildo zitterte, während Sumpfwasser seine Hose durchtränkte. Er starrte zu der offenen Tür. Aus dem Hausinnern drangen unterschiedliche Belllaute. Er kam zu dem Schluss, dass er es mit drei Hunden zu tun hatte. Große Hunde, dachte er. Verflucht groß, die mussten Lungen wie Kürbisse haben. Er spähte durch die Halme und meinte, etwas Schwarzes im Türspalt zu sehen. War das eines der Tiere? Nee, so groß wurden die nicht, das gab´s gar nicht. Das war ja ein halbes Rind! Gildo ließ die Stirn auf den gefrorenen Matsch sinken und bemühte sich, sein schlagendes Herz zur Ruhe zu bringen.

Seine Hundekenntnisse stammten aus vielen tristen Erfahrungen. Die schrecklichsten hatte er zum Glück nicht am eigenen Leib erlitten. Da war dieser Norweger gewesen, Leif, den sie den Stotterer nannten, dem hatte ein Bullenbeißer, der zu einer Jagdgesellschaft gehörte, das halbe Gesicht weggerissen. War er auch dran gestorben. Gildo hatte ihm in seiner letzten Stunde die Hand gehalten. Dann dieser glotzäugige Köter, den sie auf den ersten Blick als zahme Töle abgestempelt hatten - und der sich dann in Marie Martins Oberschenkel verbissen hatte: Sie mussten wohl eine Viertelstunde auf ihn einprügeln, bis er von Marie abließ. Da war er schon fast tot gewesen, und Clément hatte trotzdem noch den Kiefer mit einer Eisenstange aufstemmen müssen. Die Töle hatte nicht gebellt, deshalb hatten sie ihre Gefährlichkeit unterschätzt.

Ansonsten konnte man sich auf sein Gehör verlassen: Die Kläffer, die sich einfach nur aufregten und die man mit einem Tritt beiseite fegen konnte, die heimtückischen Grummler, die gereizten Knurrer ...

Die Hunde aus dem Haus ... waren nicht einzuordnen.

Gildo lag mit der Hüfte auf seinem Bündel, er spürte den Druck der Dose, in der er sein falsches Arsenik aufbewahrte. Seine nervöse Blase meldete sich. Er bildete sich ein, dass der Wind ihm den Geruch von Frühlingsblumen zutrug, aber das war mit Sicherheit ein Wunschtraum, jetzt im Januar. Plötzlich hörte er, wie die Haustür scharrte. Ein kräftiges Geräusch, als hinge sie schief in den Angeln und würde mit Gewalt über den Boden gezerrt. Er hätte hinübergespäht, aber er traute sich nicht. Jemand sprach mit leiser Stimme auf die Hunde ein, um die Viecher zu beruhigen.

Das Bellen wurde leiser, die Gesellschaft entfernte sich, bis schließlich jedes Geräusch verstummt war.

Wäre es nicht so kalt gewesen, Gildo hätte bestimmt noch ein Weilchen auf dem Boden ausgeharrt - nur um sicherzugehen. Aber der Frost biss und zwickte. Mühsam rappelte er sich auf und humpelte zum Haus. Jetzt gab es keine Wahl mehr. Er musste seine Kleider trocknen. Die Tür war von der Hitze des Feuers verzogen, und er brauchte eine Menge Kraft, um sie aufzustemmen.

Verdutzt blieb er stehen. Er hatte einen Korridor erwartet oder eine Stube oder vielleicht ein ausgeräumtes Warenlager - aber was sich ihm darbot, war so bizarr, das er sich einen Moment in einen Albtraum versetzt fühlte. Das Haus wurde von einer Maschine bewohnt.

Entgeistert starrte Gildo auf zwei riesige Metallzylinder, über denen eine Art hölzerne Wippe schwebte, mit einem Hammer an jedem Ende. Überall hingen Ketten, dazwischen waren Eisengestänge montiert, und durch die Gestänge erblickte er ein gigantisches Eisenrad. Doch die...
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Helga Glaesener wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. 1990 begann die Mutter von fünf Kindern mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich das Debüt, Die Safranhändlerin, zum Besteller avancierte. Sie lebt in Oldenburg. Neben dem Schreiben bringt sie angehenden Autoren die Kniffe des Handwerks bei. Seit 2010 lebt sie in Oldenburg. Weitere Informationen unter helga-glaesener.de