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Abgeblitzt!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
426 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am20.07.20181. Auflage
Über Nacht berühmt ... und unglücklich Samantha Steele ist 33, angehende Teilhaberin einer Werbeagentur und tummelt sich auf jeder angesagten Party. Statt Beziehungsprobleme zu wälzen, genießt sie das großstädtische Singleleben in vollen Zügen. Doch als Sam eines Morgens das Haus verlässt, prasselt ein Blitzlichtgewitter auf sie nieder: Der schöne Unbekannte der letzten Nacht entpuppt sich als glücklich verheirateter Ehemann. Und außerdem ist er Kapitän der nationalen Fußballmannschaft. Da die Paparazzi sich einfach nicht abschütteln lassen, immer neue Fotos und Schlagzeilen die Zeitungen füllen, bleibt Sam nur die Flucht in die neuseeländische Wildnis. Und dort nimmt ihr Leben eine ganz unerwartete Wendung ...

Kate Langdon hat einen Universitätsabschluss in Kommunikationswissenschaften und Journalismus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Auckland.
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Produkt

KlappentextÜber Nacht berühmt ... und unglücklich Samantha Steele ist 33, angehende Teilhaberin einer Werbeagentur und tummelt sich auf jeder angesagten Party. Statt Beziehungsprobleme zu wälzen, genießt sie das großstädtische Singleleben in vollen Zügen. Doch als Sam eines Morgens das Haus verlässt, prasselt ein Blitzlichtgewitter auf sie nieder: Der schöne Unbekannte der letzten Nacht entpuppt sich als glücklich verheirateter Ehemann. Und außerdem ist er Kapitän der nationalen Fußballmannschaft. Da die Paparazzi sich einfach nicht abschütteln lassen, immer neue Fotos und Schlagzeilen die Zeitungen füllen, bleibt Sam nur die Flucht in die neuseeländische Wildnis. Und dort nimmt ihr Leben eine ganz unerwartete Wendung ...

Kate Langdon hat einen Universitätsabschluss in Kommunikationswissenschaften und Journalismus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Auckland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688112296
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum20.07.2018
Auflage1. Auflage
Seiten426 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3553332
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

«Zieh!», brüllte Ethan. «Tüchtiges Mädchen!»

Ich kniete auf einer schlammigen Wiese auf Augenhöhe mit dem Hinterteil einer riesigen schwangeren Kuh, die Arme bis zu den Achselhöhlen darin versenkt und mit weiß der Himmel was bedeckt, und versuchte, die Beine ihres Kalbs zu fassen. Dabei entging mir keineswegs die ungeheure Ironie der Situation. Noch vor sechs Monaten war mein dreiunddreißigjähriges Leben ganz nach Plan verlaufen. Nach meinem Plan. Ich hatte ein sensationell schickes Apartment in der Stadt, war kurz davor, Teilhaberin der Werbeagentur zu werden, für die ich seit acht Jahren arbeitete, wurde zur Eröffnung der neuesten Szenebars eingeladen und genoss das großstädtische Singledasein in vollen Zügen. Mit anderen Worten: Als ich so im schlammigen Gras kauerte, die Arme tief in der überdimensionalen Weiblichkeit einer Kuh versenkt, stand mein Leben total auf dem Kopf.

«Hier kommt es, Sam!», schrie Ethan, während die Kuh ein letztes langes Stöhnen von sich gab. «Zieh!»

Und ich zog! Dann zog ich stärker. Ich zog, bis mit einem ungeheuren Plopp ein winziges, braunes, glitschiges Kalb in meinen blutigen Armen lag.

«Gute Arbeit, Sam!», sagte Ethan und legte mir grinsend den Arm um die Schultern. «Wie ein echter Profi.»

Ich grinste zurück und drückte das winzige Kälbchen an mich. Seine Augenlider begannen zu flattern und öffneten sich, um das erste Mal das Licht der Welt zu erblicken.

«Leg es lieber neben die Kuh», mahnte Ethan, nahm mir das Kalb ab und bettete es sanft neben den Kopf der Kuh, damit sie es säubern konnte. «Sonst hält es dich noch für seine Mutter.»

«Okay», entgegnete ich. Mein Leben mochte zwar auf dem Kopf stehen, aber deshalb hatte ich noch lange nicht das Bedürfnis, den Schleim von einem neugeborenen Kalb zu lecken.

Wie ich aus der Großstadt auf diese schlammige Koppel geraten war, auf der ich nun in Gummistiefeln hockte? Das wüssten Sie gern? Ich auch.

***

Wenn ich zurückblicke - was zwar ganz nett, aber auch ziemlich sinnlos ist -, war mein Leben eigentlich schon vor acht Monaten aus den Fugen geraten, als mich mein Exfreund Jerry anrief. Ich hatte seit mehr als drei Jahren nichts mehr von Jerry gehört oder gesehen, dem einzigen Mann, mit dem es fast ernst geworden wäre. Wir waren anderthalb Jahre zusammen gewesen, bevor ich ihm erlaubte, sein Hab und Gut über die Schwelle meiner Haustür zu tragen. Etwa sechs Wochen hat er dann bei mir gewohnt. Jerry hatte Stil, war nett und rücksichtsvoll und sah zweifellos gut aus, doch seine Anwesenheit in meiner Junggesellinnenbude (JB) hatte katastrophale Folgen. Nur wenige Minuten nach seinem Einzug wollte er mir tatsächlich so ein abscheuliches Foto seines Uni-Fußballteams ins Wohnzimmer hängen. Er begriff einfach nicht, dass es mich Jahre gekostet hatte, bis mein Apartment ganz nach meinem Geschmack eingerichtet war. Und dort gab es - verdammt nochmal - einfach keinen Platz für ein beschissenes Mannschaftsfoto.

Es war allerdings das Weihnachtsgebäck seiner Mutter, das schließlich das Fass zum Überlaufen brachte. Wie jedes Jahr hatte sie ihm selbstgebackene Weihnachtsplätzchen geschickt, die dann in einer hässlichen Dose mit Blümchenmuster wochenlang mein Sideboard verschandelten. Ich hasse Weihnachtsplätzchen. Ich hasse ihren Geruch, ihren Anblick und die Tatsache, dass sie offenbar ewig halten und wie der klassische Weihnachtsbraten nie aufgegessen werden. Ich machte Jerry also unmissverständlich klar, dass er entweder für seine Weihnachtsplätzchen oder für sich selbst eine neue Bleibe suchen müsse. Damit war die Sache für mich eigentlich erledigt. Doch dann kam ich eines Abends spät von einer Agenturfeier nach Hause. Auf dem Weg vom Wohnzimmer in die Küche stolperte ich über die verdammte Keksdose, die neben dem Sofa lag, flog durch die Luft und landete rücklings auf meinem weißen Conran-Couchtisch, wobei ich mir zwei Wirbel brach. Trotz der wahnsinnigen Schmerzen erinnere ich noch genau, wie schockiert ich darüber war, dass Jerry seine dämlichen Weihnachtsplätzchen auf meinem weißen italienischen Emporia-Sofa gegessen hatte. Er wusste doch genau, dass auf diesem Sofa nicht gegessen wurde! Wahrscheinlich hatte er auch noch seine widerlichen Schweißfüße daraufgelegt!

Als ich am nächsten Tag im Streckverband im Krankenhaus lag, informierte ich Jerry, dass er unverzüglich seine Plätzchen, sein scheußliches Mannschaftsfoto und seine stinkenden Socken packen und aus meiner Wohnung verschwinden solle. Es ist gar nicht so einfach, im Streckverband wütend zu sein, wenn man sich nicht rühren kann, außer vielleicht den Mund ein bisschen und die Augen. Trotzdem muss Jerry die Botschaft verstanden haben, denn als ich vier Wochen später entlassen wurde, war er spurlos verschwunden und meine JB befand sich wieder in ihrem ursprünglichen, ordentlichen und friedlichen Zustand. Ich schwor mir, nie wieder einen Mann einziehen zu lassen, ohne vorher eine vollständige Liste seiner irdischen Besitztümer zu verlangen und mir schriftlich versichern zu lassen, dass - neben verschiedenen anderen Klauseln - seine Mutter nicht backt. Da kaum ein Mann meine neuen, strengen Kriterien des Zusammenlebens würde erfüllen können, fühlte ich mich merkwürdig sicher.

Außerdem genoss ich es, Platz zu haben und tun und lassen zu können, was ich wollte. Schon der Gedanke daran, dass mir irgendein Typ mit herumliegenden Socken, Bierflaschen und Autozeitschriften alles durcheinanderbringen könnte, ließ mich erschaudern. Nicht mit mir! Ich liebte meine weißen Wände, meine Chaiselongue, meine japanischen Vasen und meine sauberen, makellosen Sitzkissen. Sie waren tröstlich und beruhigend, eine Art Zen-Mutterleib. Und an meine weißen Wände kam höchstens ein Erinnerungsstück an eine Reise in ferne Länder oder eine sauer verdiente Investition.

Beunruhigenderweise waren die einzigen Männer, die meine Leidenschaft für puristisches Design und weiße italienische Möbel teilten, schwul. Doch tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass meine schwulen Freunde liebend gern als Samenspender fungieren würden (sollte ich denn je Mutterinstinkte entwickeln). Außerdem würden sie zweifellos phantastische Ehemänner abgeben. Jeder könnte sein eigenes Leben leben, und zusammen würden wir eine elegante geräumige Wohnung unser Zuhause nennen. Mit einem gemeinsamen Baby natürlich. Die perfekte Familie.

Aber zurück zu Jerrys Anruf. Er müsse etwas loswerden bei der Frau, die ihm die Augen geöffnet hätte. Er habe eine Geschlechtsumwandlung hinter sich. Eine Geschlechtsumwandlung! Und was noch schlimmer war, er wollte mit mir essen gehen.

«Was bin ich denn dann?», jammerte ich Mands und Lizzie vor, meinen beiden besten Freundinnen. «So eine Art irregeleitete Lesbe?»

«Nein», erwiderten sie. «Er ist wohl eher die irregeleitete Lesbe. Du bist bloß unschuldige Zeugin.»

«Aber ich hatte Sex mit ihm. Oft. Wir haben zusammengelebt.»

«Das zählt nicht», sagte Mands. «Damals war er noch ein Kerl. Oder etwa nicht?»

«Verdammt, natürlich war er das.» Ich starrte sie wütend an. «Außerdem ein verdammt männlicher Kerl.»

«Unglaublich», sagte sie und schüttelte bestürzt den Kopf. «Man kann sich offenbar nie sicher sein.»

«Hat er die ganze Prozedur über sich ergehen lassen?», fragte Lizzie.

«Weiß der Himmel», erwiderte ich. «Er hat nur gesagt, dass er jetzt eine Frau ist.»

«Und was, wenn er eine Frau mit Beinen wie Baumstämmen und Bartstoppeln im Gesicht ist?»

«Ein reizender Gedanke», erwiderte ich. «Prost.»

«Ob er wohl unter prämenstrueller Depression leidet?», fragte Lizzie.

«Alle Männer glauben darunter zu leiden», antwortete ich. «Das ist nichts Besonderes.»

«Und, gehst du hin?», fragten sie beide.

«Ich muss wohl», seufzte ich. «Sonst erwecke ich noch den Eindruck, ich hätte ...»

«Vorurteile gegen Transsexuelle», ergänzte Mands.

«Richtig», bestätigte ich. «Vorurteile gegen Transsexuelle.»

«Nicht gerade politisch korrekt», fügte Lizzie kopfschüttelnd hinzu. «Wirklich nicht.»

«Ich fasse es einfach nicht», sagte Mands zum x-ten Mal an diesem Abend. «Jerry ist eine Frau.»

«Glaub mir», erwiderte ich. «Ich genauso wenig.»

«Sag mal», sagte Lizzie, «wie heißt er denn jetzt? Ich meine, er muss doch seinen Namen geändert haben, oder?»

«Keine Ahnung. Davon hat er nichts erwähnt.»

«Vielleicht bleibt er einfach bei Jerry?», sagte Mands. «Ihr wisst schon, wie Jerry Hall.»

«Aber auf deren Geburtsurkunde steht wohl kaum Jeremy», wandte ich ein.

«Stimmt», nickten sie.

«Er hat seinen Namen bestimmt geändert», sagte Lizzy. «Hätte ich jedenfalls getan.»

«Ach, willst du dich vielleicht auch einer Geschlechtsumwandlung unterziehen?», erkundigte sich Mands. «Nett, dass du uns Bescheid sagst!»

«Sehr komisch», erwiderte Lizzie.

«Vielleicht will er wieder zu dir zurück?», mutmaßte Mands.

«Das sind ja großartige Aussichten. Mein Exfreund, der mittlerweile eine Frau ist, will wieder mit mir anbändeln. Ganz toll!»

«Nein», sagte Lizzie. «Er will sich bestimmt nur noch einmal mit dir und seiner Vergangenheit auseinandersetzen, damit er dann ... unbeschwert eine Frau sein kann.»

«Ich bin auch ohne Auseinandersetzung ganz glücklich», erwiderte ich. «Wirklich.»

«Findet du das nicht ziemlich egoistisch?», fragte Mands. «Er will eben, dass du ihn als Frau siehst, damit er nicht ständig darüber nachdenken muss, wie du das fändest, wenn du...
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