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Miss Geschick

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am20.07.20181. Auflage
Ein Missgeschick kommt selten allein. Helen ist 29, Journalistin und ein Tollpatsch von legendären Ausmaßen. So bricht sie sich beispielsweise im spektakulärsten Sturz der Skisaison den Arm. Oder verschuldet den Unfalltod des heiß geliebten Pudels ihrer Stiefmutter. Ihre Männerbekanntschaften geben ebenso wenig Anlass zur Euphorie. Zum Glück gibt es da Sara, Helens beste Freundin. Denn wer trotz Pannen Spaß hat, ist auch attraktiv ... Eine Hommage an die beste Freundin, den Humor und ein Gläschen in Ehren.

Kate Langdon hat einen Universitätsabschluss in Kommunikationswissenschaften und Journalismus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Auckland.
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Produkt

KlappentextEin Missgeschick kommt selten allein. Helen ist 29, Journalistin und ein Tollpatsch von legendären Ausmaßen. So bricht sie sich beispielsweise im spektakulärsten Sturz der Skisaison den Arm. Oder verschuldet den Unfalltod des heiß geliebten Pudels ihrer Stiefmutter. Ihre Männerbekanntschaften geben ebenso wenig Anlass zur Euphorie. Zum Glück gibt es da Sara, Helens beste Freundin. Denn wer trotz Pannen Spaß hat, ist auch attraktiv ... Eine Hommage an die beste Freundin, den Humor und ein Gläschen in Ehren.

Kate Langdon hat einen Universitätsabschluss in Kommunikationswissenschaften und Journalismus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Auckland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688112272
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum20.07.2018
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3553358
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Weihnachtsschlacht


Ich musste es jetzt einfach hinter mich bringen. Es war sechs Uhr am Heiligabend und ich hatte noch immer kein einziges verdammtes Geschenk.

Ich fuhr meinen kleinen roten Honda Civic auf den Parkplatz des Dainbridge-Einkaufszentrums und fand mich im Zentrum der Weihnachtsschlacht wieder. Nachdem ich fünfunddreißig Minuten auf einen Parkplatz gewartet hatte, überlegte ich ernsthaft, nach Hause zu fahren und jedem Familienmitglied einen festlichen Weihnachts-Kissenbezug zu nähen. Doch dann gelang es einer gestressten Mutter endlich, sich selbst, drei rotznasige Lärmmaschinen und zwanzig Einkaufstüten in ihren People-Mover zu manövrieren und einen Platz freizumachen.

Rückblickend war das ein glücklicher Zufall, denn ich besaß weder eine Nähmaschine, noch hatte ich die blasseste Ahnung, wie man so ein Gerät benutzte: Schon bei den ersten Schritten auf dem überfüllten Gelände rammten gigantische Einkaufswagen meine Schienbeine, Kindergeschrei machte mich taub, alte Leute zwangen mich zu einem Kriechtempo, und automatisch drückte sich jeder Mann im Handtaschenklau-Radius an mich dran. Ach, Weihnachten! Was für eine verdammt fröhliche Zeit im Jahr! Der feuchte Traum der Einzelhändler und der schlimmste Albtraum harmloser Kunden.

Ich durchwühlte die Tiefen meiner Handtasche. Geschenkeliste verloren. Schon wieder. Das war sehr, sehr ungünstig, denn damit stiegen die Chancen außerordentlich, jemanden zu vergessen. Da waren Mami, Paps, Hilary, Rebecca, Marc, Großmami, Tom und Willy, Onkel Richard und Tante Bernie und Sara. Für meinen Freund musste ich kein Geschenk kaufen, denn, genau genommen, hatte ich keinen.

Es wäre entschieden unterhaltsamer, Boxer-Shorts undeine Krawatte für einen sexy Mann rauszusuchen als abartige Tischsets und Bilderrahmen für alte Leute, dachte ich verdrossen.

Eine Mammut-Aufgabe lag vor mir. Ich entschied, mich zuerst um das schwierigste Geschenk zu kümmern. Meine erste Mission bestand darin, für meine Mutter den hässlichsten Bilderrahmen aufzutreiben, der überhaupt zu finden war. Verschwommen erinnerte ich mich daran, bei einem meiner früheren unerfreulichen Besuche in diesem Vorhof der Hölle einen geschmacklosen Nippesladen gesehen zu haben. Ich fuhr in einer Art Betäubungszustand die überfüllte Rolltreppe nach unten. Das würde eine sehr lange, albtraumhafte Strafaktion von Einkaufstour werden.

Wieso konnte ich eigentlich nicht zu den Leuten gehören, die ihre Weihnachtsgeschenke im August kauften, fragte ich mich. Und wer zum Teufel zog andauernd hinten an meinem Rock? Konnten die Leute nicht aufpassen, wo sie ihre blöden Trampelfüße hinstellten?

Ich drehte mich um und wollte die Person hinter mir anblitzen, aber komischerweise war da niemand. Und ganz bestimmt stand niemand auf meinem Rock.

Was ist hier los?

«Dasdarfdochnichtwahrsein», keuchte ich im Moment der schrecklichen Erkenntnis und starrte ungläubig hinter mich.

Mein Rock wurde gerade blitzschnell von der Lücke zwischen den zwei Metallstufen eingesaugt. Die Rolltreppe fraß meinen blöden Rock. Mist! Ich zog und zerrte mit aller Kraft, während mein Rock zunehmend in der Lücke verschwand. Es war mir egal, ob er in Fetzen hing - ich wollte ihn einfach nur zurück. Aber diese Option stand offenbar nicht zur Auswahl. Die Rolltreppe wollte mir meinen Rock nicht zurückgeben. Verflixt nochmal! Ich befand mich in einer ausweglosen Situation. Ich steckte am Fuß der Rolltreppe fest, während sie das, was von meinem Rock noch übrig war, zerkaute und in ihre heißen Tiefen hinunterschlang.

«Oh, Sie Ärmste!», riefen einige ältere Damen unisono. «Sind Sie stecken geblieben?»

Als ob dieser Umstand nicht mehr als offensichtlich war.

«Los, Gladys, hilf mir ziehen», sagte die mit den hellblauen Haaren, während sie ihre Handtasche zu Boden warf und sich mit ihrem winzigen Körper an mich klammerte wie eine alte Gürteltasche.

Sehr zu meiner Erleichterung fand eine von den alten Schachteln den Schalter für die Notbremse der Rolltreppe, und endlich hörte die Kauerei und Saugerei an meinem Rock auf. Aber ich steckte immer noch ganz übel fest. Mittlerweile war es mir auch gelungen, eine ansehnliche Menschenmenge um mich zu versammeln.

Das ist ein schrecklicher Albtraum, dachte ich, während ich fühlte, wie mein Gesicht noch roter wurde. Ich steckte am Heiligabend in der Rolltreppe des belebtesten Einkaufszentrums der Stadt fest, und dazu brannten meine Wangen wie Feuer, denn vollendet wurde dieses Arrangement erst durch meine hockende Position. Erbarmen! Ich sah aus, als hätte ich mich genau an dieser Stelle zum Pinkeln entschlossen.

Die alten Damen waren nicht die Einzigen, die mir zu helfen versuchten. Jeder Mann, der vorbeikam, gab mir den äußerst nützlichen Rat, meinen Rock da zu lassen, wo er war. Das hätten sie wohl gerne gehabt!

Ogottogott! Warum habe ich mich ausgerechnet heute für die beigefarbenen, konkurrenzlos hässlichen Liebestöter entschieden? Warum habe ich in den letzten beiden Wochen nicht ein einziges Mal die blöde Waschmaschine in Gang gesetzt?

Dankenswerterweise hörte dann ein junger Verkäufer lange genug auf zu lachen, um den Mechaniker anzurufen, aber es dauerte nochmal dreißig Minuten, angefüllt mit ausgestreckten Zeigefingern, Anstarren, anzüglichem Gelächter und zweideutigen Kommentaren, bis er auftauchte. Nachdem er auch erst mal gegrinst und mich gefragt hatte, warum ich nicht einfach meinen Rock auszog, schraubte er die Metallplatten los und zerrte einen halben Meter verzogener, geschwärzter und saumloser roter Seide heraus.

Fünfundvierzig Minuten die reinste Hölle!, dachte ich, während ich meinen zerfetzten Rock zurechtzog und, ohne ein Geschenk, durch die Menge zu meinem Auto rannte. Wenigstens hatte der Rock keinen Elastikbund. Ein schwacher Trost!

Danach saß ich mit einem Wodka, den ich schwer nötig gehabt hatte, in Saras Wohnzimmer und breitete meine große Einkaufs-Saga vor ihr aus. Sara war meine beste Freundin, einfach der beste Mensch auf der Welt und außerdem unglaublich talentiert. Sie hätte Modedesignerin werden sollen. Stattdessen arbeitete sie in der Stadt in einer exklusiven Boutique, in der sich keine von uns auch nur ein Halstuch leisten konnte. Sara war für mich so etwas wie ein Partnerersatz (außer, dass ich nicht mit ihr schlief). Mit der Unterstützung ihrer Eltern hatte sie sich ein kleines Haus in einer angesagten Vorstadt gekauft. Es lag bequemerweise nicht weit von meiner eigenen Schuhschachtel-Wohnung entfernt, und wenn ich nicht zu Hause war, hielt ich mich gewöhnlich hier auf. Nur die Tatsache, dass ihr fauler, langweiliger, selbstsüchtiger und sportglotzender Freund Brendan auch dort wohnte, hinderte mich daran, ganz bei ihr einzuziehen.

«Der Rock hat hundertfünfzig Dollar gekostet, und ich habe immer noch kein einziges verdammtes Geschenk, mit dem ich mich blicken lassen kann. Ich hasse Weihnachten!»

«Ich weiß!», fiel Sara ein, die endlich aufhörte zu lachen. «Ich kann nicht glauben, dass es schon wieder so weit ist. Jedes verwünschte Jahr! Warum kann es nicht ein einziges Mal ausfallen?»

Scheinbar war auch Sara noch nicht vollkommen von feierlicher Weihnachtsstimmung ergriffen worden.

«Du hast gut reden!», sagte ich. «Wenigstens sind deine Eltern noch zusammen. Mein Weihnachtstag ist eine einzige lange, schreckliche Abfolge von Mittagessen und Abendessen. Das ist der Fluch von Scheidungskindern.»

«Wir sollten dafür sorgen, dass wir nächstes Jahr nicht hier sind», schlug Sara vor. «Eine tropische Insel vielleicht?»

«Einverstanden», antwortete ich.

Das war einfacher gesagt als getan. Jedes Jahr schworen wir, in der Vorweihnachtszeit aus dem Land zu flüchten, und jedes Jahr wurden wir von kleineren oder größeren Weihnachtsfeiern eingeholt und vergaßen unser Vorhaben darüber.

«Was soll ich jetzt bloß allen mitbringen?», stöhnte ich, als ich mich wieder daran erinnerte, dass morgen der erste Feiertag war. «Ich gehe jedenfalls nicht in dieses höllische Einkaufszentrum zurück.»

«Ich verstehe immer noch nicht, warum ihr in eurer Familie auf der ganzen Geschenkekauferei besteht», sagte Sara. «Darum geht´s doch gar nicht.»

«Du weißt genau, dass ich mir nichts daraus mache», protestierte ich. «Aber leider tut es meine Familie. Ohne Geschenke aufzutauchen, wenn jeder eins für mich gekauft hat - sogar wenn alle hässlich und vollkommen nutzlos sind -, kommt nicht besonders gut an. Leider zählt in meiner Familie die gute Absicht. Auch wenn diese gute Absicht von einem unbekannten Planeten stammt.»

Ein paar Wodkas später stellte sich heraus, dass mir nichts anderes übrig blieb, als für meine Familie im Schnapsladen Alkoholika zu kaufen, denn es war schon zehn Uhr und es war der einzige Laden, der noch offen hatte. Es würde sich jedoch nicht so gut machen, dort auch für meine Neffen Tom und Willy die Geschenke zu besorgen - sie waren erst sechs und drei. Für die beiden hielt ich an einer Tankstelle und kaufte einen Berg kariesfördernder Lutscher, um ihnen eine Extra-Dosis Zucker zu verpassen und sie damit am heiligen Weihnachtstag komplett außer Kontrolle zu bringen. Zweifellos würde meine Schwester Rebecca begeistert sein. Für mich erstand ich eine Flasche Wodka zur Verarbeitung meiner Rolltreppen-Erfahrung und fuhr wieder zu Sara, wo wir uns in den Geist des Weihnachtsfestes versetzten. Voll und ganz.

Als Nächstes erinnere ich mich daran, dass der Weihnachtstag gekommen war und mein Kopf wehtat. Sehr. Jedes Jahr betrank ich mich am Heiligabend, und immer hatte ich am...
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Autor

Karolina Fell hat schon viele große Autorinnen und  Autoren ins Deutsche übertragen, u.a. Jojo Moyes, Bernard Cornwell und Kristin Hannah.Kate Langdon hat einen Universitätsabschluss in Kommunikationswissenschaften und Journalismus. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Auckland.