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Die Ausbeuter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
380 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am31.08.20181. Auflage
Sie geben sich ihre Gesetze selbst; Mammon und Macht sind ihre Götter, Sex ist ihre Göttin. Aber längst nicht immer geht für den die Rechnung auf, der sich rücksichtslos nimmt, was er haben will - ein kleiner Irrtum, ein dummer Zufall reichen aus, um jene wieder auf den Plan zu rufen, die gedemütigt, manipuliert und deren Schwächen virtuos ausgenutzt wurden. Der ebenso sorgfältig recherchierte wie unerhört spannende Roman durchleuchtet die schillernde Scheinwelt der «Beautiful People» an der Costa del Sol und in den Metropolen Europas und des Orients. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Bela von Block schrieb u.a. die Romane ?Der Abenteurer?, ?Die Ausbeuter? und ?Der Honigtiger?.
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Produkt

KlappentextSie geben sich ihre Gesetze selbst; Mammon und Macht sind ihre Götter, Sex ist ihre Göttin. Aber längst nicht immer geht für den die Rechnung auf, der sich rücksichtslos nimmt, was er haben will - ein kleiner Irrtum, ein dummer Zufall reichen aus, um jene wieder auf den Plan zu rufen, die gedemütigt, manipuliert und deren Schwächen virtuos ausgenutzt wurden. Der ebenso sorgfältig recherchierte wie unerhört spannende Roman durchleuchtet die schillernde Scheinwelt der «Beautiful People» an der Costa del Sol und in den Metropolen Europas und des Orients. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Bela von Block schrieb u.a. die Romane ?Der Abenteurer?, ?Die Ausbeuter? und ?Der Honigtiger?.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105618936
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum31.08.2018
Auflage1. Auflage
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1214 Kbytes
Artikel-Nr.3941038
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Die Maschine landete pünktlich in Málaga. Da der 1. Mai in Spanien wie in anderen europäischen Ländern ein Feiertag war, herrschte weniger Betrieb als üblich.

Obwohl er keine vierundzwanzig Stunden fort gewesen war, freute sich James Courtney, wieder zu Hause zu sein. Männer aus der Boden-Crew winkten und riefen: «Buenos días, Don Jaime ...» oder «Como está usted, Señor Courtney?»

Kein Wunder, daß sie ihn erkannten, denn er benutzte den Flughafen oft und war der berühmteste Ausländer an der dreihundertsechzig Kilometer langen Costa del Sol. Die Mehrzahl der Spanier mochte ihn. Er gab vielen Menschen Arbeit und respektierte Stolz, Traditionen und Sitten der Spanier. Im Gegensatz zu vielen Fremden beherrschte er die Landessprache fließend und war immer zu einem Schwätzchen bereit, wie auch jetzt, während er über das Flugfeld zu seinem Hubschrauber schritt.

 

Montemar, das Nervenzentrum von CI und Courtneys Residenz, wurde in Zeitungen und Zeitschriften als «hochherrschaftlich» und «luxuriös» beschrieben - und das war nicht übertrieben. Das Grundstück umfaßte tausend Morgen. Das Hauptgebäude war ein im maurischen Stil errichteter Palast mit zweiundsiebzig Zimmern, umgeben von Rasenflächen und Gartenanlagen, die sich zu einem Privatstrand hinabsenkten. Vor dem Haus erstreckte sich ein großer Süßwasserteich. Auf dem Gelände gab es überdachte und offene Schwimmbecken, Tennisplätze, einen Golfkurs mit neun Löchern, Reitställe, ein Waldgebiet und Obstgärten. Hinter dem H-förmigen Palast, abgeschirmt durch Bäume und Büsche, erhob sich ein kompaktes, doppelstöckiges Gebäude, der Bürotrakt, in dem etwa vierzig Angestellte die Verwaltung von CI bildeten. Sie alle lebten in Cabo Verde; wer keinen Wagen besaß, wurde mit einem CI-Minibus von und zur Arbeit befördert. Heute aber war Feiertag, und niemand hielt sich im Bürotrakt auf. Am Hubschrauber-Landeplatz wartete allerdings ein kleiner Golfwagen, um Courtney und seinen Leibwächter zum Haupteingang zu bringen.

Leslie Grenville war als Butler ein ungewöhnlicher Typ. Obwohl Engländer durch und durch, beherrschte er mehrere Sprachen. Obwohl er ein hervorragender Butler war, der seine Position im Leben kannte, besaß er einen Oberschulabschluß und hatte ein Jahr lang Wirtschaftswissenschaften studiert. Obwohl er sanftmütig wirkte - man konnte sein Gesicht zuweilen lammfromm nennen -, hatte er sich bei einer Spezialeinheit der britischen Armee ausbilden lassen und anschließend in mehreren afrikanischen Ländern als Söldner gekämpft - für die Seite, die am meisten zahlte.

Leslie Grenvilles freiberufliche Söldnerlaufbahn war in Angola von einem Granatsplitter der angolanischen Volksfront beendet worden, der ihm die Geschlechtsteile wegriß. Nach dem Krankenhausaufenthalt zog er ohne besonderen Grund nach Spanien und verdingte sich bei einem in Estepona lebenden englischen Millionär als Leibwächter. 1978 wurde er von James Courtney abgeworben und in Montemar zum Butler und Hausverwalter gemacht. Einige Monate später umging ein baskischer Terrorist, der Courtney töten wollte, sämtliche Wachen und drang ins Haupthaus ein. Er war mit einer Uzi-Maschinenpistole bewaffnet. Rein zufällig begegnete Grenville dem Mann vor Courtneys Büro und stellte unter Beweis, daß er auch als Eunuch noch gegen einen Mann mit einer ratternden Uzi ankam - der Schuß aus seiner .357er Magnum traf genau zwischen die Augen.

«Alte Gewohnheit», erklärte er auf die Frage, warum er die Waffe bei sich gehabt habe.

Nach diesem Vorfall bot Courtney seinem Butler innerhalb der CI-Organisation einen besseren Posten an, doch Grenville wußte, daß die leitenden Herren der CI kaum über echte Macht verfügten und von Courtney nach Lust und Laune eingestellt und wieder entlassen wurden. Er lehnte ab und bat, als Hausverwalter bleiben zu dürfen. Kein Zweifel - die Verwundung hatte Grenvilles Sicherheitsbedürfnis gesteigert. Andererseits war er im Grund seines Herzens Söldner geblieben, bestrebt, dem Zentrum der Macht nahe zu bleiben, treu ergeben dem Mann, der das Ruder führte und ihn bezahlte.

Courtney wußte den besonderen Wert des Mannes zu schätzen, der in Montemar eine gewisse Machtposition innehatte. Er war verantwortlich für das dreißig Köpfe zählende Hauspersonal und genoß den besonderen Status eines Vertrauten. Für Courtney war er ein zusätzliches Paar Ohren und Augen.

In seiner prächtigen Butleruniform öffnete Grenville jetzt die schwere, eisengefaßte Tür. «Willkommen zu Hause, Sir», sagte er. «Ich hoffe, es ist alles plangemäß verlaufen.»

Jim Courtney betrat den atriumartigen Vorflur. «Besser als das, Grenville. Ein Sieg auf der ganzen Linie.» Er nickte seinem Leibwächter Paco Figueras zu, der sich eilig zurückzog. Dann bemerkte er die fragend erhobene rechte Augenbraue des Butlers. «Ich habe sie in New York gelassen», sagte er grinsend. «Und sie kehrt nicht - ich wiederhole: nicht - zurück.»

«Darf ich Ihnen meinen aufrichtigen Glückwunsch aussprechen?»

Wenn so etwas überhaupt möglich war, sah Grenville aus wie ein wölfisches Lamm, sagte sich Courtney und antwortete: «Aber ja doch - vielen Dank.» Grenville hatte ihn mehrfach warnend aufgefordert, sich um das Problem Eileen Marsh zu kümmern. «Oh, gegen elf Uhr erwarte ich einen Besucher. Bis er fort ist, möchte ich unter keinen Umständen gestört werden.»

Courtney betrat den nach links führenden breiten Korridor. Blumen aus den Gärten seines Besitzes zierten antike Tische und Truhen. Bilder aus seiner berühmten Kunstsammlung hingen an den Wänden - ein Van Dyck, ein Murillo, Arbeiten weniger bekannter Künstler. Er achtete nicht darauf. Seine Gedanken galten bereits dem Gast, den er erwartete.

Wenn die Maschine aus Paris rechtzeitig landete, würde Bernard Rechstein in gut zwei Stunden hier sein. Die beiden Männer hatten sich seit Jahren nicht gesehen; trotzdem wußte Courtney, daß Rechstein nach wie vor das vollkommene Werkzeug für ihn war: anonym im Äußeren, absolut zuverlässig und vor allem nervenstark. Wer hätte sich besser für die Mission geeignet? Möglicherweise Grenville. Doch im Augenblick konnte er auf Grenville nicht verzichten. Den Ex-Söldner erwarteten andere Aufgaben.

Courtney betrat sein Büro, setzte sich hinter den Schreibtisch und nahm einen Aktenordner zur Hand. Die dicke Mappe enthielt das Verzeichnis sämtlicher Kunstwerke in Courtneys Sammlung. Mit starrem Gesicht und zusammengekniffenen Augen blätterte Courtney in den Unterlagen, bis sein Blick auf die Worte fiel: Velázquez, Diego: Pferd und Reiter, Öl auf Leinwand, 121 x 183 cm.

Courtney fixierte die Überschrift, als sei sie ein Prisma, durch das er andere Dimensionen schauen konnte, was irgendwie auch stimmte. Die Eintragung erinnerte ihn daran, daß eine letzte und unwiderrufliche Entscheidung gefallen war, daß eine Kette von Ereignissen in Gang gebracht werden sollte, die weitreichende Folgen haben konnte. Eine Sekunde lang zögerte er - dann entfernte er mit einer beinahe verstohlen wirkenden Bewegung das Blatt aus der Mappe und schob es in den Aktenvernichter, der neben seinem Stuhl stand.

Nachdenklich schloß er dann die Akte.

 

Um 11.05 Uhr wurde Bernard Rechstein hereingeführt. Courtney fand, daß er sich seit ihrer letzten Begegnung kaum verändert hatte. Er war zwar dicker geworden und hatte noch weniger Haare auf dem runden Schädel, doch ansonsten sah er noch genauso aus - vom Typ her ein kleiner Beamter mit schlaffen Wangen, Hornbrille und einem zerknitterten braunen Anzug von der Stange.

Die beiden Männer begrüßten sich wie alte Freunde. Rechstein nahm in einem breiten Ledersessel Platz.

«Kommen wir lieber gleich zur Sache.» Er sprach amerikanisches Englisch mit einem leichten Brooklyn-Akzent. Courtney wußte aber, daß er Sprachen und Dialekte so mühelos zu wechseln vermochte wie seine Namen.

«Könnten Sie mir wohl sagen, wer Sie heute sind, Bernie?»

Rechstein lachte leise. «Angekommen bin ich als Alcide Guyot, französischer Staatsbürger. Das Land verlassen kann ich als Brite, Schweizer, Westdeutscher oder Israeli. Die nötigen Pässe habe ich in der Tasche.»

«Sie haben freie Wahl. Noch heute nachmittag geht es mit dem Boot nach Tanger ...»

«Mit dem Boot?» Rechstein runzelte die Stirn. «Ich hasse Boote. Warum geht´s nicht per Flugzeug?»

«Weil Velázquez Spanier war», antwortete Courtney mit übertriebener Geduld, als hätte er ein Kind vor sich. «Seine Werke gelten hier in Spanien als Nationalschätze. Die Flughäfen werden kontrolliert. Anderswo mag das kein Problem sein, aber hier in Málaga ...»

«... könnte es unangenehme Fragen nach einer Exportlizenz geben.»

«Bravo, jetzt haben Sie´s kapiert.» Courtney lächelte. «Das Risiko können wir nicht eingehen, Bernie. 1972 wurde Juan de Pereja von Velázquez für fünfeinhalb Millionen verkauft. Pferd und Reiter ist weitaus mehr wert - oder muß ich Ihr Gedächtnis auffrischen?»

«Ich weiß Bescheid.» Rechsteins Gesicht wirkte plötzlich nicht mehr schwammig und vage, sondern zeigte einen brutalen Ausdruck.

Courtney begab sich zu einem Louis-XV-Schreibtisch, an dem ein gut einen Meter langer Aluminiumzylinder mit Schraubverschluß lehnte. Er nahm die Rolle in die Hand, kehrte zu Rechstein zurück und gab sie ihm.

«Himmel, was...
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