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Der Honigtiger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am31.08.20181. Auflage
Jemel Karami ist der größte Bankier im Vorderen Orient. Zu den Einlegern seiner Incombank gehören reiche Ölscheichs und Finanzmagnaten der Wall Street. Er ist ein Mann, der Frauen liebt, Firmen gründet, Konten eröffnet, Kredite aufnimmt, Abgeordnete besticht, Killer anheuert, den mißratenen Bruder kastriert, mit Millionen jongliert, in Schulden gerät, das höchste Haus des Nahen Ostens bauen läßt, immer wieder ein Loch durch neue Tricks, andere Mittel stopft, an Einfällen mehr zu bieten hat als jeder Konkurrent - bis zum Gehtnichtmehr. Der Autor meint im Nachwort auf die selbstgestellte Frage, ob dies Buch ein Roman sei: ja und nein. Er sagt, Vorbild sei der Beiruter Bankier Youssef Beidas gewesen, der am 28. November 1967 unter ungeklärten Umständen in der Schweiz starb. Wie dem auch sei: Turbulenter kann es in keinem Spannungsroman kommen. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Bela von Block schrieb u.a. die Romane ?Der Abenteurer?, ?Die Ausbeuter? und ?Der Honigtiger?.
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Produkt

KlappentextJemel Karami ist der größte Bankier im Vorderen Orient. Zu den Einlegern seiner Incombank gehören reiche Ölscheichs und Finanzmagnaten der Wall Street. Er ist ein Mann, der Frauen liebt, Firmen gründet, Konten eröffnet, Kredite aufnimmt, Abgeordnete besticht, Killer anheuert, den mißratenen Bruder kastriert, mit Millionen jongliert, in Schulden gerät, das höchste Haus des Nahen Ostens bauen läßt, immer wieder ein Loch durch neue Tricks, andere Mittel stopft, an Einfällen mehr zu bieten hat als jeder Konkurrent - bis zum Gehtnichtmehr. Der Autor meint im Nachwort auf die selbstgestellte Frage, ob dies Buch ein Roman sei: ja und nein. Er sagt, Vorbild sei der Beiruter Bankier Youssef Beidas gewesen, der am 28. November 1967 unter ungeklärten Umständen in der Schweiz starb. Wie dem auch sei: Turbulenter kann es in keinem Spannungsroman kommen. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Bela von Block schrieb u.a. die Romane ?Der Abenteurer?, ?Die Ausbeuter? und ?Der Honigtiger?.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105618943
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum31.08.2018
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1124 Kbytes
Artikel-Nr.3941039
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Buch eins

Eine Woche
23.-29. April

1 New York City, Dienstag, 23. April

Das Mädchen schaute zu ihm auf. Sie wollte mehr. Zärtlichkeit vielleicht.

»Jimmy«, flüsterte sie.

Jemel Karami stand neben dem Bett, doch er dachte an anderes und zog einen weißen Morgenmantel an.

»Jimmy.«

»Ja. Später.«

Sie griff nach ihm, aber er trat rasch zurück.

»Später.«

Dabei blieb es. In einer halben Stunde würde Miles Langford Palmer kommen, Finanzmann, erfahrener Diplomat im amerikanischen Bankgeschäft und Wirtschaftsberater mehrerer Präsidenten.

Jemel Karamis braunes Gesicht war nachdenklich, als er ins Badezimmer ging. Die Zusammenkunft mit Miles Palmer war wichtig und fand deshalb in Jimmys Privatwohnung statt. Es ging um Geldbeträge, die sich die meisten Leute nicht einmal im Traum vorstellen konnten. Möglicherweise ging es sogar um mehr als Geld, überlegte Karami. Er setzte nicht nur alles aufs Spiel, was er besaß, sondern auch das, was ihm nicht gehörte. Aber aufs Spiel setzen war nicht der richtige Ausdruck. Das Spiel konnte tödlich werden, dann war es kein Spiel mehr. Doch er hatte die meisten Risiken ausgeschaltet. Die Gefahren, die sich nicht hatten beseitigen lassen, waren jedenfalls bekannt und sorgfältig berechnet - zu ihnen gehörte Miles Langford Palmer. Für die kommenden Wochen brauchte man starke Nerven und einen robusten Magen. Palmer war möglicherweise ein schwaches Glied in der Kette. Jemel kannte Miles Palmer recht genau, darum mußte er vorsichtig bleiben.

Als er geduscht und sich rasiert hatte, ging er ins Schlafzimmer zurück. Das Mädchen schlief zusammengerollt in dem großen runden Bett.

Nachdenklich sah sich Karami in der vertrauten Umgebung um. In der Magazin-Titelgeschichte kürzlich war das hier als »Eine-Million-Dollar-Schlafzimmer« bezeichnet worden. Er dachte an den Lobgesang, den der Wirtschaftsredakteur der Zeitung angestimmt hatte - als kleine Gegenleistung für eine Option auf 500 Vorzugsaktien einer Karami-Gesellschaft.

Jemel Jimmy Karami war kein Unbekannter mehr, als er sich daran machte, in die geheimnisvolle Welt des internationalen Bankwesens einzudringen. Er war damals Mitte Zwanzig und berühmt als Wunderkind des Top-Management.

Eine richtig geschmierte Zeitung druckte auch die richtigen Sachen. Wie war das? »Die massiv-goldenen Fundamente der heute anderthalb Milliarden Dollar umfassenden Karami-Pyramide« - so was brachte augenblicklich fünf bis zehn Punkte Kursanstieg, und die Publicity selbst war unbezahlbar. Die Option auf 500 Aktien fiel da nicht ins Gewicht.

Doch das schwierigste Stadium des Pyramidenbaus lag noch vor ihm. Ein einziger Fehler konnte katastrophale Folgen nach sich ziehen. Ein einziger Fehler konnte sogar das Ende bedeuten.

Mit schnellen Bewegungen zog er sich an - mittelblaue Hose, offenes gelbes Sporthemd und bequeme Schuhe. Leise verließ er das Schlafzimmer. Auf dem Flur traf er Dowling, seinen Butler.

»Ich wollte Ihnen melden, daß Mr. Palmer eingetroffen ist, Sir. Er wartet unten in der Bibliothek.«

Die Fenster der geräumigen Bibliothek gingen zum Central Park hinaus. Es war ein heller, klarer Tag, und die Strahlen der tiefstehenden Aprilsonne drangen durch die großen Doppelglasfenster. Die sachlich moderne Einrichtung zeugte von exquisitem Geschmack. An einer Wand zogen sich vom Fußboden bis zur Decke Reihen kostbar gebundener Bücher hin. Miles Palmer stand an einem der Fenster und starrte auf die Fifth Avenue hinab, achtunddreißig Stockwerke tief.

»Hallo, Miles.«

Palmer erkannte Karamis kräftigen Bariton und wandte sich um. Er war ein bedächtiger kleiner Mann um die Sechzig mit dünnem, grauem Haar, ein Typ, für den eine extrem konservative Kleidung ebenso zur täglichen Uniform gehörte wie das Bedürfnis seiner eigenen Bedeutung.

»Guten Morgen, Jemel.« Karami war fast zwanzig Jahre jünger, doch kannten die beiden einander schon lange.

»Möchten Sie Kaffee oder etwas anderes, Miles?«

Der Butler war schweigend eingetreten und stellte ein Tablett mit Tassen, Zuckerschale, Sahnetöpfchen und Kaffeekanne auf einen niedrigen Tisch. Dann verschwand er wortlos und schloß die Bibliothekstür hinter sich.

»Nein, danke, keinen Kaffee«, sagte Palmer, »zu hoher Blutdruck.« Karami lächelte. »Ich habe Fischblut in den Adern. Mir macht Kaffee nichts.« Er goß eine Tasse voll. Die Männer ließen sich in bequemen Sesseln nieder.

»Also, Miles?« fragte Karami.

Trübe Augen musterten ihn durch eine randlose Brille.

»Meine Partner und ich, wir saßen gestern ziemlich lange zusammen, Jemel.«

»Und?«

»Wir stimmen Ihren Vorschlägen an sich zu - grundsätzlich. Aber um ganz offen zu sein, es gibt da noch ein gewisses Zögern - sogar Widerstreben, auf Ihre Bedingungen einzugehen.«

»Wirklich?« In Jemels braunem Gesicht regte sich nichts. »Hat das einen besonderen Grund?«

»Tatsächlich gibt es mehrere. Zunächst die Bilanzen -«

»Sind einwandfrei«, unterbrach ihn Jemel. »Die Aufsichtsbehörde oder sonstwer kann ruhig mit dem Mikroskop anrücken.«

Palmer verzog das Gesicht. »Aber meine Partner und ich wissen genau -«

»Wer schert sich darum, was Sie wissen? Sie teilen die fünfzig in Brocken auf, die für Ihre diversen Aufsichtsräte klein genug sind. Niemand wird daran ersticken.« Karami stellte seine leere Tasse auf das Tablett. »Als Sie und Ihre Leute zu mir kamen, habe ich gesagt, ich wäre bereit, die Sache auf mich zu nehmen. Ich habe aber auch keinen Zweifel daran gelassen, daß ich das Geld schnell brauche. Nämlich sofort. Als Schmiermittel, präzise ausgedrückt.«

»Ich sagte ja schon, daß wir grundsätzlich einverstanden sind«, erklärte Palmer. »Die anderen Mitglieder des Syndikats haben die letzte Entscheidung aber mir überlassen.«

Jimmy gab sich überrascht. »Oh? Und wovon hängt diese Entscheidung ab, Miles?«

»Sie hängt vom Verlauf dieser Unterhaltung ab - von unserem freien Informationsaustausch, von Ihrer Versicherung -«

»Schon wieder?« stöhnte Jemel.

»Unsere Vorsicht ist nicht übertrieben. Ich arbeite nun schon mehrere Jahre an dem Gesamtprojekt, ohne daß etwas Vernünftiges dabei herauskommt. Es ist längst nicht erwiesen, daß Sie mehr erreichen können - oder daß das Projekt überhaupt zu realisieren ist.«

Jimmy schwenkte die Beine über eine Sessellehne. »1958 hätte es geklappt, als Sie es zum erstenmal versuchten«, erklärte er nüchtern. »Doch Sie haben die Sache damals scheitern lassen, Miles. Sie haben auf die Orakel aus Washington gehört, die da sagten, der Zinnsoldat würde sich nicht rühren. Aber er hat sich gerührt - die Marinesoldaten landeten, und Sie hatten die Situation prompt nicht mehr im Griff.«

»Ich hatte mich verrechnet. Foster hat mir versichert -«

»Minister wie Foster schmieren den Leuten Honig um den Bart. Das ist ihr Beruf. Aber vergessen wir 58 . Das ist ja schon Historie. Ihre Arbeit an dem Gesamtprojekt , wie Sie das nennen, ist jedenfalls seither reinster Dilettantismus gewesen, Miles, und zwar einer der schlimmsten Sorte. Denken Sie an Enrico Mattei 1962, an Emile Bustani 1963!«

»Zufälle. Sie starben bei Flugzeugabstürzen.« Palmer blieb ruhig.

»Klar«, sagte Jemel und nickte. »Unfälle, die auf fehlerhafte Wartung zurückzuführen waren. In den Mittelmeerländern fast üblich. Schwierige Leute verschwinden auf diese Weise am saubersten, aber leider verschwinden die Schwierigkeiten meistens nicht gleich mit. Tragisch, aber wahr. Sie haben das auch erfahren müssen, nicht wahr, Miles?«

Die Antwort blieb aus.

»Wir können auch weniger weit zurückliegende Ereignisse besprechen, wenn Ihnen das lieber ist«, sagte Jimmy. »Das Fiasko vom Juni 1966, zum Beispiel. Ich habe Sie gewarnt, damals. Ich habe Ihnen gesagt, die Israelis stecken die Ägypter in die Tasche. Aber Sie haben lieber auf den CIA-Prahler gehört, der auf Ihrer Kairoer Schmiergeldliste steht. Ich hätte nicht die Erfahrung, das ägyptische Waffenpotential richtig einzuschätzen , sagte er damals, erinnern Sie sich?«

Palmer war verblüfft. »Woher wissen Sie -«

»Miles, Sie sind ein typischer Amerikaner. Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie die Dinge laufen auf der andern Seite des Ozeans. Ich habe die geheimen Berichte, die Sie aus dem Mittelmeerraum kriegen, vor Ihnen auf dem Schreibtisch, mein Lieber.«

In Palmers Gesicht zuckte es. Karami lachte leise und stieß sofort nach.

»Sie machen nun schon seit gut zehn Jahren den Versuch, Ölkonzessionen zu stehlen, Miles. Aber dabei haben Sie immer wieder die falsche Seite erwischt oder den falschen Zeitpunkt.« Der ältere Mann schwieg. Jemel schnaubte: »Sie und Ihr jämmerlicher Haufen - Sie haben Ihre Klienten vor die Hunde gehen lassen. Als es schließlich keine andere Möglichkeit mehr gab, kamen Sie zu mir, weil ich den Apparat dazu habe und die Sache in Gang bringen kann. Und jetzt wollen Sie wieder aussteigen.«

»Aber nicht ohne Grund!« verteidigte sich der Bankier. »Diese Vermögen, von denen Sie sprechen, sind noch da und bilden immerhin einen Teil unserer heutigen Grundlage. Sie müßten weit mehr als fünfzig Millionen hinblättern, wenn Sie die Sache allein machen.«

Karami beugte sich vor. »Zugegeben. Aber dann brauchte ich auch nicht die Konzessionen und die Profite mit Ihnen oder...


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