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Das falsche Grab

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
296 Seiten
Deutsch
Midnighterschienen am01.10.2018Auflage
Der erste Fall für den Entomologen Dr. Klaas Hansen Im Rahmen seiner Forschungsarbeit führt Dr. Klaas Hansen in einem Waldstück ein Experiment durch. Seine Bienen sind so konditioniert, dass sie Beweisstücke anhand von Gerüchen erkennen können - ähnlich wie Spürhunde. Während des Experiments finden die Sniffer Bees jedoch unerwartet einen Leichnam. Aber wer ist der unbekannte Tote und warum wurde er im Wald vergraben? Als die Presse von der Sache Wind bekommt, gerät Hansen unter Druck. Um seinen Job zu behalten, muss er nicht nur beweisen, dass das Bienenprojekt ein Erfolg ist, sondern auch der Polizei helfen, den Fall schnellstmöglich aufzuklären. Als wäre das nicht schwierig genug, handelt er sich auch noch Ärger mit den Kollegen der örtlichen Polizeihundestaffel ein und begegnet einer geheimnisvollen Fremden, die der Geschichte um den Toten im Wald eine völlig neue Wendung gibt ...

Kathleen Weise, 1978 in Leipzig geboren, veröffentlicht seit über zehn Jahren Romane für Jugendliche und Erwachsene in den Genres Historisches, Krimi und Phantastik. Außerdem arbeitet sie als freie Lektorin und veranstaltet Workshops und Textwerkstätten. Sie lebt mit ihrem Partner, dem Autor Boris Koch, und der gemeinsamen Tochter in Leipzig.
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Produkt

KlappentextDer erste Fall für den Entomologen Dr. Klaas Hansen Im Rahmen seiner Forschungsarbeit führt Dr. Klaas Hansen in einem Waldstück ein Experiment durch. Seine Bienen sind so konditioniert, dass sie Beweisstücke anhand von Gerüchen erkennen können - ähnlich wie Spürhunde. Während des Experiments finden die Sniffer Bees jedoch unerwartet einen Leichnam. Aber wer ist der unbekannte Tote und warum wurde er im Wald vergraben? Als die Presse von der Sache Wind bekommt, gerät Hansen unter Druck. Um seinen Job zu behalten, muss er nicht nur beweisen, dass das Bienenprojekt ein Erfolg ist, sondern auch der Polizei helfen, den Fall schnellstmöglich aufzuklären. Als wäre das nicht schwierig genug, handelt er sich auch noch Ärger mit den Kollegen der örtlichen Polizeihundestaffel ein und begegnet einer geheimnisvollen Fremden, die der Geschichte um den Toten im Wald eine völlig neue Wendung gibt ...

Kathleen Weise, 1978 in Leipzig geboren, veröffentlicht seit über zehn Jahren Romane für Jugendliche und Erwachsene in den Genres Historisches, Krimi und Phantastik. Außerdem arbeitet sie als freie Lektorin und veranstaltet Workshops und Textwerkstätten. Sie lebt mit ihrem Partner, dem Autor Boris Koch, und der gemeinsamen Tochter in Leipzig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958192287
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum01.10.2018
AuflageAuflage
Seiten296 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3068 Kbytes
Artikel-Nr.3980228
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2
17 Jahre zuvor

Die Party war bereits am Abflauen. Die Pärchen hatten sich gefunden, und in der alten Stereoanlage, deren Kabel mit Pflastern umwickelt waren, liefen nur noch langsame Songs. Der Geruch von Deo, Schweiß und Chili con Carne waberte durch die Räume, als wäre es ein ungeschriebenes Gesetz, dass eine Party erst etwas taugte, wenn die ganze Bude nach Bohnen stank.

Seit zehn Minuten versuchte Mark bereits, Jessie unter die Bluse zu greifen, und gelangweilt kraulte sie ihm den Nacken, damit er nicht merkte, dass ihre Aufmerksamkeit längst etwas anderem galt. Träge glitt ihr Blick über die Leute, von denen sie die meisten nicht kannte und auch nicht kennenlernen wollte. Im Licht der roten Glühlampe an der Decke wirkten ihre schemenhaften Gestalten wie Tiere mit seltsam verrenkten Gliedern.

Am Nachmittag in der Schule hatte Jessie noch geglaubt, dass es irgendwie spaßig werden könnte, mit Mark raus nach Fuchsheim zu fahren. Aber jetzt musste sie erkennen, dass die angeblich heißen Partys, von denen er geschwärmt hatte, doch nur wieder derselbe alte Mist waren wie immer - Saufen, Rauchen, Knutschen. Der Teppich rieb unangenehm an ihren Knien, und ein Ohrring hatte sich in einer Haarsträhne verfangen. Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte, aber doch irgendwie etwas anderes als das.

Gelangweilt zerrte sie den Ohrring aus der Strähne und warf einen Blick zu Margret, die an der gegenüberliegenden Wand hockte, das Kinn auf die angezogenen Knie gestützt, als wäre sie eine in sich zusammengesunkene Marionette. Im Schein der blöden Glühlampe wirkten ihre nackten Schienbeine wie Keulen in der Auslage eines Fleischers.

Obwohl Jessie es nicht genau sehen konnte, wusste sie doch, dass Margret sie in diesem Moment beobachtete. Der Blick wärmte ihre Schultern und übertrug den stummen Vorwurf wie einen Funkspruch: Warum hast du mich hierhergebracht?

Weil ich nicht allein gehen wollte.

Es überraschte Jessie nicht, dass keiner der Jungs Notiz von Margret nahm. Ihre Freundin war nicht hässlich, sie war nur wie eine dieser Pflanzen, deren Blüten sich bei der geringsten Berührung schlossen. Sie trug ihre Unentschlossenheit wie eine Fahne vor sich her, und die meisten Jungs waren eben wie Mark. Sie wollten ihre Zungen irgendwo reinstecken und vorher nicht noch groß ins Kino gehen. Margret hingegen sah aus wie die Mädchen, die sich erschreckten, wenn man ihnen die Hand unter den Rock schob. Das machte sie bei den Jungs nicht gerade beliebt, obwohl sie eigentlich ein hübsches Gesicht hatte, mit ihren großen braunen Augen und den wenigen blassen Sommersprossen. Aber das glaubte Margret ihr nicht.

Sie mochte die Art, wie Jessie mit Jungs umging, ohnehin nicht besonders. »Musst du schon wieder so gemein sein«, fragte sie manchmal, wenn wieder ein Junge mit gebrochenem Herzen abzog. Sie hatte noch nicht verstanden, dass ein gebrochenes Herz bei diesen Kerlen genauso schnell heilte wie der Schnitt im Daumen, wenn man sich beim Öffnen einer Konservendose verletzte.

Jessie hatte das längst begriffen. Aber es war ihr lieber, Margret in dem Glauben zu lassen, sie wäre manchmal herzlos, als eingestehen zu müssen, dass die meisten Jungs Jessie genauso schnell ersetzt hatten wie die T-Shirts, aus denen sie herauswuchsen.

Wahrscheinlich denkt sie, dass es mir Spaß macht, dachte Jessie und seufzte. Das schien Mark für ein gutes Zeichen zu halten, denn er verdoppelte seine Bemühungen. Sein Speichel lief ihr am Hals hinunter, und auf einmal drückte seine Berührung ihr die Kehle zu, und sie schnappte nach Luft. Angewidert machte sie sich von ihm los und kam schwankend auf die Beine. Umständlich zog sie den Rock herunter.

»Was ist denn?«, maulte er von unten. »Wo willst'n hin?«

»Nach Hause«, murmelte sie, während er sich durch die Haare fuhr und irritiert zu seinem Kumpel sah, der an einer Brünetten mit Doppel-D herummachte, die von der Bowle völlig hinüber war.

Aber der Kumpel zuckte nur ratlos mit den Schultern.

»Spinnst du? Vergiss es, ich fahre euch bestimmt nicht.« Beinahe aggressiv griff Mark nach ihrem Knöchel, aber Jessie schüttelte ihn ab.

»Dann lass es halt sein, auch gut.« Sie durchquerte das Zimmer und streckte Margret mit einem Kopfschütteln die Hand entgegen, zog sie erst auf die Füße und dann hinaus aus der Wohnung und in den dunklen Treppenflur, während Mark ihnen wüste Beschimpfungen hinterherrief und die Jungs zu johlen begannen.

Die ganze Zeit über sagte Margret kein einziges Wort, klammerte sich nur an Jessies Hand, als wäre Jessie irgend so ein Typ aus einem Hollywoodfilm, der eine Jungfer in Not rettete. Dabei hätte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein können.

Im Dunkeln begann Jessie zu zittern. Sie löste sich von Margret, und es dauerte einen Augenblick, bis sie den Lichtschalter fand. Ihre tastenden Finger fuhren über den rauen Putz. Als sich das Licht über sie ergoss, schloss sie für ein paar Sekunden die Augen und atmete tief durch. Durch die kaputte Haustür zog Nachtluft herein und kühlte ihr die Stirn, auf der plötzlich Schweiß ausgebrochen war. Der Sommer ging langsam in die Knie, und die Kälte kroch ihr unter den kurzen Rock.

Auch Margret rieb sich die Arme. »Wie kommen wir jetzt nach Hause?«, fragte sie, als sie endlich auf der Straße standen. Weit und breit war kein einziger Mensch zu sehen. Die Wohnsiedlung lag ruhig und verlassen da, nur aus einem Fenster über ihnen waren die Geräusche der Party zu hören. Selbst hier unten roch es nach Chili.

»Genauso, wie wir hergekommen sind.«

»Aber Mark hat uns gefahren.«

Genervt hob Jessie die Arme, während sie einfach draufloslief, die Straße runter. »Wir werden wieder jemanden finden, der uns mitnimmt.«

»Das ist mir zu gefährlich ...«

»Scheiße!« Sie warf Margret einen verärgerten Blick zu. »Hör mal, wegen dir bin ich jetzt von der Party abgehauen, also stell dich nicht so an. Oder willst du wieder zurück?«

Margret schüttelte den Kopf.

»Wir sind doch zu zweit, da passiert uns schon nichts.« Jessie machte sich nicht die Mühe, Margret zu erklären, dass sie oft auf diese Weise unterwegs war. In anderen Nächten, wenn ihre Freundin längst schlief. Weil sie manchmal eben einfach abhaute aus der Wohnung, wenn ihr alles zu viel wurde. Irgendwer hatte sie immer mitgenommen.

Sie war vorsichtig. Sie ging nicht mit alten Kerlen mit oder welchen, die fies aussahen. Meistens hielt sie sich sowieso an die, die mit dem Moped unterwegs waren. Sie war fünfzehn und keine Idiotin. Und es war doch nicht so, als ob sie noch ihre Jungfräulichkeit zu verlieren hätte. Das war ohnehin längst vorbei, und wirklich dran gehangen hatte sie auch nicht. Dieser Hautfetzen war doch nicht von Bedeutung, er machte das Leben weder besser noch schlechter. Jessie hatte nie verstanden, warum die Leute so viel Aufhebens darum machten.

Aber das sagte sie nicht laut. Jedenfalls nicht mehr, seit ihre Frauenärztin ihr erklärt hatte, dass es etwas mit Selbstrespekt zu tun hätte, wem man sich hingab, und Jessie am liebsten gesagt hätte: Klar, und dass man so aus dem Leim geht wie Sie, auch.

Das war eine Sache, die Jessie inzwischen begriffen hatte, dasselbe Geschlecht machte einen nicht unbedingt zu Verbündeten.

Ohne ein Wort auszutauschen, liefen sie bis an den Ortsrand. Hin und wieder hörten sie Autos, aber keins davon verließ Fuchsheim in Richtung Steinburg. Kurz vor dem gelben Ortsschild, auf das Witzbolde neongrüne Sticker geklebt hatten, stand eine alte Bank, an der bereits die Rückenlehne fehlte und die in besseren Tagen wohl zu einem Haltestellenhäuschen gehört hatte. Jessie hockte sich auf die Bank, und Margret tat es ihr gleich. Grimmig starrte Jessie in die Nacht, über das Feld hinüber zur Autobahn, die am Ort vorbei nach Dahlfeld führte, der größten Stadt in der Region. Unzählige Lichtpunkte tauchten auf und verschwanden wieder - fuhren Leben entgegen, in denen etwas passierte -, und Jessie schwor sich, dass sie eines Tages ebenfalls mit einem Auto verschwinden würde. Sie würde ihr Leben nicht in diesem jämmerlichen Kaff verbringen, in dem nie etwas passierte. In zu vielen Häusern roch es nach Salpeter, und die Leute schlurften durch die Gassen wie ausgeblichene Schornsteinfeger, grau und gebückt. Das würde nicht ihre Zukunft sein.

»Gestern habe ich deinen Vater gehört«, sagte sie nach einer Weile zu Margret, weil sie immer an ihn denken musste, wenn sie an die Dinge dachte, die in diesem Ort schiefliefen.

Margret nickte nur, ohne etwas zu erwidern. »Er schreit in letzter Zeit oft.« Jessie warf ihr einen Blick zu, doch Margret wandte das Gesicht ab und starrte auf die Straße, als könne sie ein Auto herbeiwünschen. Dabei kratzte sie mit dem Fingernagel Farbe von der Holzplanke der Bank. Jessie seufzte tonlos. »Meine Eltern schreien nie. Ich wünschte, sie täten es mal. Dann würde der ganze Frust vielleicht aus ihnen herausplatzen. Wie bei einer Eiterbeule. Und danach wird alles besser, verstehst du, was ich meine?«

Zaghaft nickte Margret.

»Mein Vater...
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Kathleen Weise, 1978 in Leipzig geboren, veröffentlicht seit über zehn Jahren Romane für Jugendliche und Erwachsene in den Genres Historisches, Krimi und Phantastik. Außerdem arbeitet sie als freie Lektorin und veranstaltet Workshops und Textwerkstätten. Sie lebt mit ihrem Partner, dem Autor Boris Koch, und der gemeinsamen Tochter in Leipzig.