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Wenn die Stunde schlägt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
410 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am21.09.20181. Auflage
Ein Krimi voller Spannung, Herz und Wodka Klassentreffen: Marusja will eigentlich nur Dima Lasarenko wieder sehen, den Vater ihres kleinen Sohnes. Doch dann taucht überraschend Mitja Potapov auf, der inzwischen ein wichtiger Minister ist. Als am Ende des Abends ein Schuss fällt, stürzt Marusja schwer verletzt zu Boden. Alle glauben, dass Mitja Potapov das eigentliche Ziel war, bis es einen zweiten Anschlag auf Marusja gibt. Wer könnte ihr nach dem Leben trachten?

Tatjana Ustinowa, geboren 1968, studierte Aerodynamik am renommierten Moskauer Physikalisch-Technischen Institut und arbeitete danach beim Fernsehen. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht - mit Millionenauflagen.
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Produkt

KlappentextEin Krimi voller Spannung, Herz und Wodka Klassentreffen: Marusja will eigentlich nur Dima Lasarenko wieder sehen, den Vater ihres kleinen Sohnes. Doch dann taucht überraschend Mitja Potapov auf, der inzwischen ein wichtiger Minister ist. Als am Ende des Abends ein Schuss fällt, stürzt Marusja schwer verletzt zu Boden. Alle glauben, dass Mitja Potapov das eigentliche Ziel war, bis es einen zweiten Anschlag auf Marusja gibt. Wer könnte ihr nach dem Leben trachten?

Tatjana Ustinowa, geboren 1968, studierte Aerodynamik am renommierten Moskauer Physikalisch-Technischen Institut und arbeitete danach beim Fernsehen. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht - mit Millionenauflagen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688114511
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum21.09.2018
Auflage1. Auflage
Seiten410 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4007385
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

«Und was treibt dich dorthin?» Alina wippte mit dem Bein, das in einem schwarzen Nylonstrumpf steckte. Es war ein schönes Bein. Auch die Nylonstrümpfe der Marke «Omsa, Serie Velours» waren nicht schlecht. Der Rock fürs Büro - englischer Kaschmir bis zum Knie, alles so, wie es sein sollte - war jetzt nachlässig hochgerutscht und zeigte die gleichmäßige, selbst unter den schwarzen Nylonstrümpfen noch zu erkennende rosafarbene Glätte von Alinas Schenkeln. Von Zeit zu Zeit betrachtete Alina mit Wohlgefallen ihr wippendes Bein.

«Und was willst du dort? Auf einem Klassentreffen! Wozu brauchst du diese Klassenkameraden?»

Marusja föhnte ihre Haare vor dem dreiteiligen aufklappbaren Spiegel und schüttelte ungeduldig den Kopf, wenn die Bürste mal wieder in den Haaren stecken blieb. Bislang hatte sie nur eine Unterhose an, der Rest stand noch bevor, musste ausgesucht, wohl überlegt, verworfen oder gutgeheißen werden.

Keine einfache Aufgabe. Zumal es schon in zwanzig Minuten losgehen würde. Es war also alles so wie immer.

«Gib mir lieber mal den Haarlack.» Marusja drehte eine Locke über die Bürste, um sie mit Lack zu besprühen, damit sie schön fiel und von der Stirn auf die Schläfe «rieselte», wie Alina es nannte.

Alina suchte tastend auf dem wackelnden Tischchen, ließ krachend etwas herunterfallen und reichte ihrer Freundin schließlich die Dose.

«Hier. Lackier dich ordentlich. Mich würden da keine zehn Pferde hinkriegen.»

«Keiner zwingt dich», erklärte Marusja vernünftig.

Sie klemmte sich die Dose zwischen die Knie und nahm flink den Föhn aus der Halterung.

Alina hatte schon die ganze Woche an ihr herumgenörgelt, im Grunde seit sie wusste, dass Marusja zu dem Treffen gehen wollte. Marusja seufzte nur und schwieg dazu - sie wusste aus Erfahrung, dass dies die einzige funktionierende Taktik war. Wenn sie Alina antwortete, würde der Ärger gar nicht mehr aufhören. Und dabei blieb doch jede bei ihrer Meinung.

«Alina, ich bin seit hundert Jahren nicht mehr ausgegangen, und das hier ist ein absolut legitimer Anlass.»

«Natürlich», sagte die andere und drückte energisch die Reste ihrer Zigarette im Aschenbecher aus, «ein Anlass. Als hätte ich dich, meine Süße, nicht letzte Woche eingeladen zur Präsentation dieser ... wie hießen sie noch ... dieser Möbelverkäufer ... oder was das war. Dort stimmte alles: der Ort - das Marriott  -, gutes Essen, das Unterhaltungsprogramm! Wieso bist du da nicht mitgekommen?»

«Alina, was soll ich mich denn im Marriott lächerlich machen! Ich habe nur ein einziges Kostüm zum Ausgehen, das ich neunzehnhundertsechsundneunzig auf dem Markt gekauft habe.»

«Wir haben es gemeinsam gekauft», brummte Alina, sprang von ihrem Stuhl hoch, ging zu ihr hin und nahm ihr den Föhn aus der Hand, «bleib stehen und dreh dich nicht um, ich bringe dir da was in Ordnung ...»

«Mama!», rief Fj odor aus dem Nachbarzimmer.«Mama, weißt du zufällig, wo mein Englischbuch liegt?»

«In der Küche auf dem Fensterbrett», meldete Marusja prompt. «Wenn du deine Sachen weiter so in der ganzen Wohnung verteilst, werde ich ...»

«Ich weiß, ich weiß», verkündete Fjodor schon aus dem Flur, «du wirst alles zusammensammeln und in den Müll schmeißen. Aber dann hol ich es eben aus dem Müll wieder raus.»

«Hast du schon Mathe gemacht?»

«Ja-a ...»

«Ob ich das glauben kann? Alina ...»

«Aber natürlich», unterbrach die Freundin sie, während sie ihr noch eine Locke auf die Bürste wickelte, «es ist schließlich nicht das erste Mal. Wir werden die Mathe-Hausaufgaben prüfen, Englisch abhören, die neuen Wörter herausschreiben, die alten wiederholen und erst dann Schafskopf spielen.»

«Können wir nicht zuerst spielen und dann Englisch machen?», fragte Fjodor verschmitzt und steckte seinen runden Kopf ins Zimmer.

In ein paar Tagen würde er neun Jahre alt werden. Er war ein sehr selbständiger, wenn auch ein wenig zerstreuter kleiner Junge, verfügte über einen ausgeprägten Humor und hatte nur Einsen in der Schule. Erstens, weil ihm alles so leicht fiel, und zweitens, weil er seiner Mutter gern eine Freude machte.

«Kusch!», zischte ihm Alina zu. «Nerv deine Mutter nicht, sonst geht sie nirgendwohin und übt mit uns zusammen Englisch.»

«O nein, sie soll doch lieber gehen!», sagte Fjodor erschrocken, und sie lachten alle drei los.

Alina schaltete den Föhn aus und verteilte die gerade hergestellten Locken sorgfältig auf Marusjas Kopf. Als sie hörte, wie Fjodor im Nebenzimmer seufzend den Stuhl zum Tisch hinschob, sagte sie in jammerndem Tonfall:

«Ich weiß ja nicht, ob er da sein wird. Aber ich flehe dich an, Marusja, falls er da ist: Sprich wenigstens nicht mit ihm, ja!»

Der jammernde Tonfall passte überhaupt nicht zu ihr, es war, als hätte sie aus Versehen ein Kleidungsstück übergezogen, das ihr nicht gehörte, aber Marusja war ihr dankbar für ihre Fürsorge.

«Natürlich, es ist sogar mehr als wahrscheinlich, dass er nicht da sein wird», sagte sie beruhigend. «Was setzt du dir und mir so zu? Ich gehe schließlich nicht seinetwegen hin! Es ist alles so lange her, und mir ist es sogar egal, ob er kommt oder nicht.»

«Ich weiß!», entgegnete Alina in ihrem vertrauten energischen Tonfall. «Du gehst natürlich nicht seinetwegen hin, aber sobald du ihn siehst, versteckst du dich in einer Ecke und kommst den ganzen Abend nicht mehr aus dem Zittern heraus. Und ich kann dich nachher wieder mit Kognak aufpäppeln.»

«Ich will das nicht mehr von dir hören», sagte Marusja kühl.

Zehn Jahre zuvor hatte Marusja Surkowa bei genau so einem Klassentreffen Dima Lasarenko wieder getroffen. Nach langer Zeit.

Nach genau den fünf Jahren, die seit Abschluss der Schule vergangen waren und in denen Marusja kein einziges Mal an irgendeinen Dima gedacht hatte. Aus irgendeinem Grund hatte sich Dima an jenem Abend in den Kopf gesetzt, dass Marusja Surkowa, die frühere Klassenbeste, das stille Wässerchen, das nicht nur ein Blau-, sondern geradezu ein Graustrumpf war, seine Frauenkollektion, die er in einer soliden Karriere als Don Juan angesammelt hatte, bereichern würde.

Er hätte wohl selber nie gedacht, dass die Beute so leicht zu fangen und ... damit so schnell langweilig werden würde. Der Jäger brauchte nicht einmal im Hinterhalt zu liegen - das dumme Häschen lief vertrauensselig aus dem Wald und direkt in seine stählern blitzende Mündung hinein.

Leichte Siege beschäftigten Dima nicht lange. Ein paar Tage lang machte es ihm Spaß zu beobachten, wie das wilde Tier immer zahmer und anhänglicher wurde, wie es den Kopf an der hingehaltenen Hand rieb, wie es ihm ergeben in die Augen schaute in der Erwartung, gelobt und gestreichelt zu werden, und wie es seine Befehle ausführte. Aber dann wurde es ihm langweilig, und - nach einem kurzen Blick in die ergebenen Bernsteinaugen - erschoss er das Tier.

Wäre Fjodor nicht gewesen, den Marusja von Dima bekam, wäre sie wohl kaum so schnell wieder zu sich gekommen. Vielleicht wäre sie auch gar nicht mehr zu sich gekommen.

Wäre Fjodor nicht gewesen, der geboren werden wollte, und ihre beste Freundin Alina.

Seither waren zehn Jahre vergangen.

Wozu brauchte sie dieses blödsinnige Treffen mit den alten Klassenkameraden? Was hatte sie davon, irgendwelche langweiligen Leute zu treffen, die sie kaum kannte? Alina schaute nie zurück, das Wort «Vergangenheit» kam in ihrem Vokabular einfach nicht vor.

«Hast du deinen Rock gebügelt?»

«Schon gestern. Er hängt dort über dem Sessel.»

«Was? Diesen Rock willst du anziehen?!»

«Alina, die anderen, die ich habe, sind doch noch schlimmer. Und über den, den ich immer zur Arbeit trage, hab ich Kaffee gegossen, ich hab es noch nicht geschafft, ihn in die Reinigung zu bringen.»

«Wie du willst», sagte Alina entschieden, «aber in diesem kannst du nicht gehen.»

Sie hatte eine komplett andere Auffassung vom Leben als Marusja und eine ganz andere Vorstellung davon, was man bei einem gesellschaftlichen Ereignis, wie es ein Klassentreffen darstellte, tragen konnte und was nicht. Marusja störte sich nicht daran.

Sie waren nun schon ... wie lange? ... um die zwanzig Jahre befreundet und etwa genauso lange unterschiedlicher Meinung, was diese Dinge anging. Das beeinträchtigte ihre Freundschaft nicht im Geringsten, ungeachtet aller wissenschaftlichen Untersuchungen über die Unmöglichkeit einer Freundschaft zwischen Frauen im Allgemeinen und einer Freundschaft zwischen zwei so verschiedenen Frauen, wie Alina und Marusja es waren, im Besonderen.

Alina hatte an der äußerst angesehenen Hochschule für Wirtschaftswissenschaften studiert und brillierte jetzt in ihrer Funktion als Generaldirektorin einer Reklameagentur.

Marusja hatte sich fünf Jahre am Moskauer Institut für Luftfahrt abgerackert, mit Ach und Krach den Abschluss geschafft und nicht einen Tag in ihrem Beruf gearbeitet. Sie gab sich zufrieden damit, als Sekretärin für ein hohes Tier zu arbeiten. Das hohe Tier war ein ausgesprochener Flegel und Starrkopf, aber Marusja hatte keine Wahl. Sie musste für Fjodors und den eigenen Lebensunterhalt sorgen, und auf Alinas Vorschläge, eine Arbeit unter ihrer Führung anzunehmen, wollte sie partout nicht eingehen. Sie konnte es zwar nicht ertragen, schlechte Arbeit zu leisten, aber täglich zwanzig Stunden am Stück im Büro verbringen wie Alina konnte sie auch nicht. Wegen Fjodor.

«Marusja, jetzt halt den Kopf endlich still, verflucht!»

«Nun lass gut sein, es...
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Tatjana Ustinowa, geboren 1968, studierte Aerodynamik am renommierten Moskauer Physikalisch-Technischen Institut und arbeitete danach beim Fernsehen. Sie hat bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht - mit Millionenauflagen.