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Der schwarze Turm

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am29.05.20191. Auflage
Jetzt schon ein Klassiker des englischen Kriminalromans: P. D. James' Reihe um den genialen Commander Adam Dalgliesh Nachdem Commander Adam Dalgliesh sich schon unter den Todgeweihten sah, überlegt er ernsthaft, seinen Job an den Nagel zu hängen. Auf Einladung eines väterlichen Freundes fährt er in ein idyllisch gelegenes Sanatorium im englischen Dorset, um sich zu erholen und etwas Abstand zu gewinnen. Doch bei seiner Ankunft wird ihm mitgeteilt, dass sein Freund verstorben sei. Es bleibt nicht bei diesem einen »natürlichen Todesfall« in dem seltsamen, von schrulligen Angestellten bevölkerten Heim, und schon bald schlagen Dalglieshs kriminologische Instinkte gegen seinen Willen Alarm. Natürlich kann der Commander nicht widerstehen, die Ermittlungen aufzunehmen ... Band 5 der Reihe um Commander Adam Dalgliesh. »Die Kunst, die Psyche ihrer Romanfiguren tiefsinnig auszuleuchten, beherrscht P. D. James virtuos, und so gerät das Detektivspiel in der kargen Landschaft von Dorset dem Leser zu einem prickelnden Vergnügen.« Mannheimer Morgen

Phyllis Dorothy James, seit 1991 Baroness James of Holland Park, wurde 1920 in Oxford geboren und verstarb im November 2014 ebendort. Da ihr Mann unheilbar krank aus dem Weltkrieg zurückkehrte, musste sie für sich und die beiden Töchter selbst sorgen. Erst nach langen Jahren in der Krankenhausverwaltung und in der Kriminalabteilung des Innenministeriums konnte sie sich ab 1962 ganz der Schriftstellerei widmen. P. D. James, weltweit als Queen of Crime gerühmt, wurde mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft; ihr Commander Adam Dalgliesh, der die meisten Fälle löst, ist in die Literaturgeschichte eingegangen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJetzt schon ein Klassiker des englischen Kriminalromans: P. D. James' Reihe um den genialen Commander Adam Dalgliesh Nachdem Commander Adam Dalgliesh sich schon unter den Todgeweihten sah, überlegt er ernsthaft, seinen Job an den Nagel zu hängen. Auf Einladung eines väterlichen Freundes fährt er in ein idyllisch gelegenes Sanatorium im englischen Dorset, um sich zu erholen und etwas Abstand zu gewinnen. Doch bei seiner Ankunft wird ihm mitgeteilt, dass sein Freund verstorben sei. Es bleibt nicht bei diesem einen »natürlichen Todesfall« in dem seltsamen, von schrulligen Angestellten bevölkerten Heim, und schon bald schlagen Dalglieshs kriminologische Instinkte gegen seinen Willen Alarm. Natürlich kann der Commander nicht widerstehen, die Ermittlungen aufzunehmen ... Band 5 der Reihe um Commander Adam Dalgliesh. »Die Kunst, die Psyche ihrer Romanfiguren tiefsinnig auszuleuchten, beherrscht P. D. James virtuos, und so gerät das Detektivspiel in der kargen Landschaft von Dorset dem Leser zu einem prickelnden Vergnügen.« Mannheimer Morgen

Phyllis Dorothy James, seit 1991 Baroness James of Holland Park, wurde 1920 in Oxford geboren und verstarb im November 2014 ebendort. Da ihr Mann unheilbar krank aus dem Weltkrieg zurückkehrte, musste sie für sich und die beiden Töchter selbst sorgen. Erst nach langen Jahren in der Krankenhausverwaltung und in der Kriminalabteilung des Innenministeriums konnte sie sich ab 1962 ganz der Schriftstellerei widmen. P. D. James, weltweit als Queen of Crime gerühmt, wurde mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft; ihr Commander Adam Dalgliesh, der die meisten Fälle löst, ist in die Literaturgeschichte eingegangen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426454480
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.05.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse941 Kbytes
Artikel-Nr.4021141
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

Das widerrufene Todesurteil


 

 

 

 

 

 

 

Die letzte Visite des behandelnden Arztes stand bevor, und Dalgliesh hegte den Verdacht, dass keiner von ihnen beiden dies bedauerte. Arroganz und gönnerhaftes Verhalten auf der einen, Schwäche, Dankbarkeit und Abhängigkeit auf der anderen Seite waren nun einmal keine Grundlage für eine zufriedenstellende Beziehung zwischen Erwachsenen, sei sie auch noch so flüchtig.

Angeführt von der Krankenschwester und gefolgt von seinem Hofstaat, betrat er Dalglieshs kleines Krankenhauszimmer, bereits gekleidet für die elegante Hochzeit, die er am späten Vormittag durch seine Anwesenheit zieren sollte. Fast war man versucht, ihn für den Bräutigam zu halten, hätte er nicht eine rote Rose anstatt der üblichen Nelke getragen. Er und die Blume wirkten beide wie auf Hochglanz poliert, als wären sie in Transparentfolie verpackt und gefeit gegen zufällige Windstöße, Kälteeinbrüche und unsanfte Finger, die weniger hohen Graden der Vollkommenheit hätten gefährlich werden können. Zur Krönung waren er und die Blume mit einem teuren Duftwasser besprüht worden. Dalgliesh roch es durch den Krankenhausmief von Kohl und Äther hindurch, an den sich seine Nase in den vergangenen Wochen so gewöhnt hatte, dass sie ihn kaum noch wahrnahm. Die Medizinstudenten gruppierten sich um das Bett. Mit ihrem langen Haar und den kurzen weißen Mänteln wirkten sie wie eine Schar nicht ganz gesellschaftsfähiger Brautjungfern.

Dalgliesh wurde von den geschickten, unpersönlichen Händen der Schwester für eine weitere Untersuchung entkleidet. Die kalte runde Fläche des Stethoskops glitt über seine Brust, seinen Rücken. Zwar war diese abschließende Untersuchung eine reine Formalität, dennoch ließ es der Arzt, wie immer, nicht an Gründlichkeit fehlen; nichts, was er tat, geschah achtlos. Auch wenn seine ursprüngliche Diagnose sich in diesem Fall als falsch erwiesen hatte, war er doch zu sehr von sich eingenommen, um es für nötig zu halten, mehr als eine symbolische Entschuldigung zu äußern. Er richtete sich auf und sagte: »Der neueste Bericht der Pathologie liegt vor, und diesmal dürfen wir wohl sicher sein, dass wir es richtig getroffen haben. Der zytologische Befund war ja von Anfang an uneindeutig, und die Diagnose war noch erschwert durch die Pneumonie. Aber es ist keine akute Leukämie, es ist auch keine andere Form von Leukämie. Wovon Sie - glücklicherweise - genesen, ist eine atypische Mononukleose. Ich gratuliere Ihnen, Commander. Sie haben uns einen schönen Schrecken eingejagt.«

»Ich war lediglich ein interessanter Fall für Sie. Der Schrecken war ganz meinerseits. Wann kann ich fort von hier?«

Der große Mann lachte und lud sein Gefolge mit einem Lächeln ein, seine Nachsicht zu teilen angesichts eines weiteren undankbaren Rekonvaleszenten.

Dalgliesh warf hastig ein: »Vermutlich brauchen Sie das Bett.«

»Wir brauchen immer Betten. Trotzdem - es besteht kein Grund zu übermäßiger Eile. Sie haben noch ein gutes Stück Weg vor sich. Aber wir wollen sehen. Wir wollen sehen.«

Nachdem sie gegangen waren, blieb er flach auf dem Rücken liegen und ließ den Blick umherwandern, als sähe er den Raum zum ersten Mal. Das Waschbecken mit den Wasserhähnen, die mit den Ellbogen bedient werden konnten, der schmucke funktionelle Betttisch mit dem abgedeckten Wasserkrug, die beiden mit Kunstleder bezogenen Besucherstühle, die an ihrer gekräuselten Schnur über ihm baumelnden Kopfhörer, die Vorhänge mit ihrem hässlichen Blumenmuster, der kleinstmöglichen Einheit guten Geschmacks. Er hatte damit gerechnet, nach einem letzten Blick auf diese Dinge die Augen für immer zu schließen. Ein kärglicher, unpersönlicher Ort zum Sterben, so schien ihm. Gleich einem Hotelzimmer war auch dieses hier für Durchreisende bestimmt. Ob die Besucher es nun auf eigenen Beinen oder, mit einem Laken bedeckt, auf einer Totenbahre verließen - nichts blieb von ihnen zurück, nicht einmal die Erinnerung an ihre Furcht, ihr Leiden und ihr Hoffen.

Sein Todesurteil war ihm, wie das seiner Vermutung nach die Regel zu sein pflegte, mitgeteilt worden durch ernste Blicke, eine gewisse falsche Herzlichkeit, geflüsterte Beratungen, ein Übermaß an klinischen Tests und - bis er darauf bestanden hatte - den Unwillen, eine Diagnose oder Prognose zu stellen. Als das Todesurteil dann mit sehr viel weniger Brimborium widerrufen wurde, nachdem die schlimmsten Tage seiner Krankheit vorüber waren, hatte ihm das erst recht den Boden unter den Füßen weggezogen.

Nach seinem Dafürhalten zeugte es von einer gehörigen Portion Leichtsinn, wenn nicht gar Fahrlässigkeit seitens der Ärzte, ihn erst so gründlich mit dem Tod vertraut zu machen und dann ihre Meinung zu ändern. Es war ihm jetzt peinlich, sich ins Gedächtnis zurückzurufen, mit welch geringem Bedauern er sowohl von seiner Arbeit als auch von seinen Vergnügungen innerlich Abschied genommen hatte, sobald der drohende Verlust ihm diese Dinge als das enthüllt hatte, was sie waren: bestenfalls eine Verschwendung von Zeit und Energie. Nun musste er sie sich wieder zu eigen machen und an ihre Wichtigkeit zumindest für ihn selbst glauben. Er bezweifelte, dass er sie jemals wieder als wichtig für andere würde erachten können. Wahrscheinlich würde sich all dies mit zurückkehrender Kraft von selbst wieder einfinden. Nach einer gewissen Zeit würde das physische Leben sich erneut behaupten. In Ermangelung einer Alternative würde er sich mit dem Gedanken, weiterleben zu müssen, anfreunden, jenen perversen Anfall von Unmut und Apathie einfach seinem geschwächten Zustand zuschreiben und zu der Überzeugung gelangen, dass er von Glück sagen konnte, noch einmal davongekommen zu sein. Seine Kollegen würden ihm mit neu gewonnener Unbefangenheit gratulieren. Der Tod hatte Sex als das große unantastbare Thema abgelöst und dabei eine spezielle Art von Peinlichkeit angenommen: zu sterben, ehe man zu einer lästigen Plage geworden war und die eigenen Freunde mit Recht die Litanei von der »goldenen Erlösung« anstimmen konnten, war der Gipfel der Geschmacklosigkeit.

Gegenwärtig aber war er nicht sicher, ob er sich wieder mit seiner Arbeit würde anfreunden können. Nachdem er seine Rolle als Zuschauer - und bald nicht einmal mehr Zuschauer - akzeptiert hatte, fühlte er sich nun schlecht gerüstet, auf das lärmende Spielfeld der Welt zurückzukehren. Doch wenn es sein musste, war er gesonnen, dort einen weniger von Gewalt beherrschten Platz für sich ausfindig zu machen. Dies war nichts, worüber er bewusst und eingehend nachgedacht hatte; dazu hatte er keine Zeit gehabt. Es war mehr eine Überzeugung als eine Entscheidung. Die Zeit für einen Richtungswechsel war gekommen. Strafverfolgungsbestimmungen, Totenstarre, Verhöre, der Anblick von verwesendem Fleisch und zerschmetterten Knochen, das ganze blutige Geschäft der Menschenjagd, er hatte genug davon.

Es gab andere Dinge, mit denen er seine Zeit ausfüllen konnte. Er war sich noch nicht sicher, welcher Art diese Dinge waren, aber er würde es herausfinden. Über zwei Wochen Genesung lagen vor ihm, genügend Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, sie gründlich zu überdenken und sie vor sich selbst und, schwieriger noch, gegenüber dem Commissioner zu rechtfertigen. Der Zeitpunkt war schlecht, Scotland Yard den Rücken zu kehren. Sie würden ihm Fahnenflucht vorwerfen. Aber andererseits würde der Zeitpunkt immer schlecht sein.

Er war sich nicht klar darüber, ob diese Ernüchterung seiner Arbeit gegenüber ausschließlich von seiner Krankheit, der heilsamen Mahnung an den unvermeidlichen Tod, herrührte, oder ob sie Symptom eines grundlegenden Unbehagens war: jener Etappe um die Lebensmitte, gekennzeichnet durch wechselnde Phasen von Windstille und unberechenbaren Fallböen, wenn man erkennt, dass aufgeschobene Hoffnungen nun nicht mehr verwirklicht werden können, nicht angelaufene Häfen dem Auge für immer entzogen bleiben werden, dass es möglicherweise falsch war, diese Reise oder andere vor ihr unternommen zu haben, und dass man nicht einmal mehr zu Schiffskarten und Kompass Vertrauen hat. Mehr als nur seine Arbeit dünkte ihn jetzt nichtssagend und unbefriedigend. Schlaflos, wie sicherlich schon viele Patienten vor ihm, lag er in dem öden, unpersönlichen Raum, beobachtete, wie die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos über die Decke huschten, lauschte den gedämpften Lauten des nächtlichen Krankenhauslebens und zog die entmutigende Bilanz seines Lebens.

Der Kummer über den Tod seiner Frau, einst so aufrichtig, so tief empfunden - wie bequem war es dann später, sich durch die eine persönliche Tragödie von der Verpflichtung zu neuen Gefühlsbindungen freigesprochen zu fühlen. Seine Liebesaffären - so auch die, welche ihm gegenwärtig hin und wieder einen Bruchteil seiner Zeit und etwas mehr an Energie abverlangte - pflegten sporadisch, zivilisiert, angenehm und unaufdringlich abzulaufen. Es verstand sich von selbst, dass er zwar über seine Zeit nie völlig frei verfügen konnte, sehr wohl aber über sein Herz. Die Frauen waren emanzipiert. Sie hatten einen interessanten Beruf, eine hübsche Wohnung und wussten sich mit dem zu begnügen, was sie bekommen konnten. Emanzipiert hatten sie sich auch von jenen chaotischen, einengenden und zerrüttenden Gefühlen, die das Leben anderer Frauen beherrschten. Was, so fragte er sich, hatten jene sorgfältig geplanten Begegnungen, bei denen beide Beteiligten wie ein Paar verspielter Katzen nur auf sinnlichen Genuss aus waren, mit Liebe zu tun, mit unaufgeräumten Schlafzimmern, ungespültem Geschirr,...
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Phyllis Dorothy James, seit 1991 Baroness James of Holland Park, wurde 1920 in Oxford geboren und verstarb im November 2014 ebendort. Da ihr Mann unheilbar krank aus dem Weltkrieg zurückkehrte, musste sie für sich und die beiden Töchter selbst sorgen. Erst nach langen Jahren in der Krankenhausverwaltung und in der Kriminalabteilung des Innenministeriums konnte sie sich ab 1962 ganz der Schriftstellerei widmen. P. D. James, weltweit als Queen of Crime gerühmt, wurde mit Auszeichnungen und Preisen überhäuft; ihr Commander Adam Dalgliesh, der die meisten Fälle löst, ist in die Literaturgeschichte eingegangen.