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Die sieben Gründe zu töten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.05.2019
Im Angesicht des Bösen stellt sich die Frage: Was bist du bereit, für die zu tun, die du liebst?
Die ehemalige Staatsanwältin Helena Faber steht vor dem Nichts. Sie hat ihren Job und ihre Freiheit verloren, ihre Ehe ist gescheitert, und ihre beiden Töchter wurden vor ihren Augen entführt. Die Ältere, Katharina, konnte befreit werden, aber deren kleine Schwester Sophie bleibt verschwunden. Eine Spur führt nach Saudi-Arabien und obwohl ihre Mutter es mit allen Mitteln verhindern will, macht Katharina sich alleine auf die Suche nach Sophie. Eine gefährliche, eigentlich unmögliche Reise, die für Katharina den Tod bedeuten könnte. Helena hat keine Wahl - sie muss Katharina helfen, wenn sie nicht beide Kinder verlieren will ...

Uwe Wilhelm, geboren 1957, hat mehr als 120 Drehbücher unter anderem für Bernd Eichinger, Katja von Garnier und Til Schweiger verfasst, darunter Tatort und Polizeiruf, die Kinofilme Bandits, Gebrüder Sass und Friendship, sowie Theaterstücke, u.a. Fritz! (über Friedrich den Großen). Nach einem Schicksalsschlag ist Wilhelm mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Die sieben Farben des Blutes ist der erste Teil der spannenden Trilogie um die heldenhafte Staatsanwältin Helena Faber. Unter dem Pseudonym Lucas Grimm sind die Thriller Nach dem Schmerz und In den Tod erschienen. Zusammen mit Sven Felix Kellerhof und Martin Lutz hat er unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die 60er-Jahre-Kriminalromane Die Tote im Wannsee und Teufelsberg verfasst. Sein neuestes Werk Die Frau mit den zwei Gesichtern erzählt die aufregende Geschichte eines weiblichen Bodyguards im heutigen Berlin.
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Produkt

KlappentextIm Angesicht des Bösen stellt sich die Frage: Was bist du bereit, für die zu tun, die du liebst?
Die ehemalige Staatsanwältin Helena Faber steht vor dem Nichts. Sie hat ihren Job und ihre Freiheit verloren, ihre Ehe ist gescheitert, und ihre beiden Töchter wurden vor ihren Augen entführt. Die Ältere, Katharina, konnte befreit werden, aber deren kleine Schwester Sophie bleibt verschwunden. Eine Spur führt nach Saudi-Arabien und obwohl ihre Mutter es mit allen Mitteln verhindern will, macht Katharina sich alleine auf die Suche nach Sophie. Eine gefährliche, eigentlich unmögliche Reise, die für Katharina den Tod bedeuten könnte. Helena hat keine Wahl - sie muss Katharina helfen, wenn sie nicht beide Kinder verlieren will ...

Uwe Wilhelm, geboren 1957, hat mehr als 120 Drehbücher unter anderem für Bernd Eichinger, Katja von Garnier und Til Schweiger verfasst, darunter Tatort und Polizeiruf, die Kinofilme Bandits, Gebrüder Sass und Friendship, sowie Theaterstücke, u.a. Fritz! (über Friedrich den Großen). Nach einem Schicksalsschlag ist Wilhelm mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Die sieben Farben des Blutes ist der erste Teil der spannenden Trilogie um die heldenhafte Staatsanwältin Helena Faber. Unter dem Pseudonym Lucas Grimm sind die Thriller Nach dem Schmerz und In den Tod erschienen. Zusammen mit Sven Felix Kellerhof und Martin Lutz hat er unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die 60er-Jahre-Kriminalromane Die Tote im Wannsee und Teufelsberg verfasst. Sein neuestes Werk Die Frau mit den zwei Gesichtern erzählt die aufregende Geschichte eines weiblichen Bodyguards im heutigen Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641223212
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum20.05.2019
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2476 Kbytes
Artikel-Nr.4024569
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Sophie

Februar 2020

Ilias´ Mutter Fida hat mich zu sich gerufen. Sie will mir zeigen, wie man sich rechtgläubig anzieht und so. Deswegen bin ich schon sehr früh aufgestanden und habe mich gereinigt, wie sie es mir vor einer Woche gezeigt hat. Nicht nur Zähneputzen und Haare kämmen wie immer, sondern ich habe auch meine Schamhaare rasiert und unter den Achseln die Haare entfernt. Außerdem Fingernägel und Fußnägel geschnitten. Parfüm lege ich nicht auf, weil es sein kann, dass ich Qassim treffe. Und Fida hat gesagt, Parfümieren ist verboten, wenn man einem Mahaarim begegnet. Das sind Männer, die eine Frau nicht heiraten darf. Also der Vater, Schwiegervater, Opa, Bruder, Halbbruder, Sohn, Enkelsohn und so weiter. Ich finde das mit dem Parfüm total übertrieben. Als würde Qassim sich sofort auf mich stürzen, weil ich gut rieche. Bei Tarik bin ich mir nicht so sicher. Manchmal sieht er mich so eigenartig an, dann lächelt er und spitzt den Mund, als würde er mir einen Kuss zuwerfen. Dabei weiß er doch, dass ich die Frau von Ilias bin. Egal. Ich befolge die Regeln, damit man mir nichts vorwerfen kann. Und weil ich irgendwann eine gute Muslima sein will. Auch wenn das alles so kompliziert ist, dass ich denke, ich werde es mir nie im Leben merken können. Ich habe jetzt schon ein ganzes Buch vollgeschrieben, wie ich richtig beten muss und so.

Es ist ein guter Moment, zu Fida zu gehen, weil Ilias heute seinen Vater trifft. Er ist nach dem Aufstehen ziemlich aufgeregt gewesen. Vielleicht nimmt er mir die Firma weg, hat er dauernd gesagt. Aber ich weiß nicht einmal, welche Firma damit gemeint ist. Ilias ist eigentlich für den Bau der Kinos zuständig. Und es geht nur langsam voran, hat er mir erzählt. Weil es immer noch einflussreiche Leute gibt, die behaupten, dass Kinos haram sind und das Tor zur Hölle. Weil es Filme gibt, wo man sieht, wie zwei sich küssen und ins Bett gehen. Oder Frauen nicht verschleiert sind und Auto fahren. Na und?, habe ich gefragt. Das ist überall in der Welt erlaubt. Wieso machen die so ein Theater? Ilias ist dann wütend geworden und hat gesagt, ich würde das nicht verstehen. Was er aber nicht versteht, ist, dass wenn eine Sache verboten ist, dann ist doch auch das Geld verboten, das man damit verdient. Ich habe ihm gesagt, dass er mit seinem Vater darüber sprechen soll.

Ich habe wieder das Tuch über den Kopf gelegt, das meine Haare und mein Gesicht verhüllt. Wenn ich über den Hof gehe und einem Mann begegne, darf er auf keinen Fall mein Gesicht sehen. Ich kann nur ganz langsam die Treppe runtergehen, weil ich durch den schwarzen Stoff nicht gut sehen kann. Wie eine alte Oma schleiche ich Stufe für Stufe hinunter. Bevor ich die Tür zum Hof aufmache, schaue ich nach, ob jemand in der Nähe ist. Zum Glück ist der Hof leer, weil alle noch beim Morgengebet sind. Und die, die nicht beten, bleiben an ihren Arbeitsplätzen und warten, bis das Gebet vorbei ist. Ich bete immer noch nicht. Und eigentlich dürfte ich nicht in den Hof gehen, aber es ist ein so schöner Ort, dass ich es einfach mache. Die Wege sind mit weißen Marmorplatten ausgelegt. Überall blühen Blumen, der Rasen ist so dicht wie ein Teppich. In der riesigen Voliere, die meterhoch über dem Brunnen aus Marmor und Gold schwebt, schwirren Kanarienvögel umher und machen einen unglaublichen Lärm, als würden sie mich vor etwas warnen wollen. Aber sie machen während der Gebetszeiten immer so einen Lärm, vielleicht wollen sie mit dem Muezzin wetteifern.

Fida ist mit dem Gebet schon fertig. Sie erwartet mich in der Tür zu ihrem Haus. Es ist das zweitgrößte nach Qassims Haus. Ich staune immer noch, wie reich die sein müssen. An jeder Ecke steht Porzellan herum, wahnsinnig viele Sachen sind aus Gold. Und erst die Möbel. Es ist ein bisschen wie in Sanssouci in Potsdam, wo wir ein paar Mal waren. Ilias hat mir erzählt, dass sein Vater überall in der Welt alte Möbel kauft. Der Hammer ist allerdings die Garage unter dem Palast. Da stehen die teuersten Schlitten der Welt. Und nicht nur zwei oder drei. Es sind bestimmt zwanzig, von denen einige total verstaubt sind, weil die schon seit Jahren nicht mehr gefahren werden. Ilias sagt, dass er sie verkaufen will, aber sein Vater lässt ihn nicht.

»Komm rein, mach schon«, sagt Fida. Dabei bemerke ich aus den Augenwinkeln ihr Handy auf dem kleinen Tisch neben dem Eingang. Für einen kurzen Moment denke ich, dass ich es nehmen könnte, wenn sie nicht hinschaut. Aber dann traue ich mich nicht. Wir gehen in Fidas Ankleidezimmer, das fast so groß wie unser ganzes Haus in der Westendallee ist. Wenn ich daran denke, kommen mir total die Tränen. Bevor Fida sieht, dass ich weine, wische ich die Tränen schnell weg und sage, dass mir was in die Augen gekommen ist. Ich muss aufhören, an zu Hause zu denken. Es ist besser, wenn ich damit klarkomme, dass ich jetzt hier bin und hierbleiben werde. Und ich glaube nicht, dass Mama oder Papa noch kommen, um mich zurückzuholen. Vielleicht wissen sie gar nicht, wo ich bin. Oder es ist irgendetwas passiert. Irgendetwas Schlimmes.

Im Schrank hängen bestimmt mehr als fünfzig Abayas. Alle in Schwarz. Ein paar davon verziert. Spitzen und Strass und so was. Vielleicht sind es aber auch echte Edelsteine.

»Komm her!«, befiehlt Fida.

Heute sieht sie alt aus. Vielleicht ist sie auch nur müde. Ich weiß nicht, wie alt sie ist. Tarik, der älteste der drei Brüder, ist achtunddreißig. Wenn Fida wie ich mit zwölf Mutter geworden ist, dann müsste sie jetzt mindestens fünfzig sein. Dabei sieht sie aus wie sechzig. Oder noch älter. Ich weiß nicht, wie es ihr geht. Und ich darf sie auch nicht fragen, weil mir das nicht zusteht. Dabei würde ich gerne mit ihr reden, um rauszufinden, wieso sie manchmal so wütend ist und die Angestellten schlägt. Vor zwei Tagen hat sie Lilibeth mit einem Besenstiel geschlagen. Nur weil das Couscous versalzen war. Am Ende hat sie sogar ein Messer genommen und versucht, sie zu erstechen. Und obwohl Lilibeth einen Kopf größer ist als Fida und unglaublich stark, ist sie kreischend vor Fida weggerannt und hat sich in den Kühlraum geflüchtet. Fida hat geschrien, dass sie rauskommen soll. Aber Lilibeth hat die Tür von innen zugehalten. Erst nach vier Stunden, als der Muezzin zum Nachmittagsgebet gerufen hat, hat sie sich herausgetraut. Sie hat gezittert, und ihre Lippen waren ganz blau. Ich glaube, noch eine Stunde länger da drin und sie wäre erfroren. Ginto, unser Koch, hat sie in ihr Zimmer gebracht, damit sie warm duschen konnte.

Fida hält mir ein schlichtes Gewand hin. »Zuerst kommt die Abaya dran«, sagt sie.

Ich schlüpfe hinein, und als ich in den Spiegel schaue, sieht es aus, als würde ich verschwinden.

»Darüber kommt die Tarha.«

Sie reicht mir einen Schleier, der meine Haare bedeckt.

»Und zuletzt der Niqab, um das Gesicht zu verhüllen.«

Sie hilft mir, den Niqab so zu richten, dass ich durch den schmalen Schlitz schauen kann. Ich kichere, weil ich finde, dass ich wie ein Gespenst aussehe.

»Warum lachst du?«, herrscht sie mich an.

»Ich weiß nicht.«

»Gott liebt uns, deswegen sollen wir uns bedecken. Damit die Männer uns nicht sehen und uns begehren.«

Ich denke, dass sie das mal zu Tarik sagen sollte.

»Jetzt mach es selber«, sagt sie.

Ich versuche es. Das Schwierigste ist, dass der Schlitz genau über den Augen liegt, sonst sieht man überhaupt nichts. Aber die Augenbrauen dürfen auch auf keinen Fall zu sehen sein. Ich gebe mir alle Mühe, und trotzdem sitzt der Niqab total schief oder zu weit unten, und ich kann nichts sehen. Oder er sitzt zu weit oben und meine Augenbrauen gucken heraus. Fida zeigt es mir noch drei Mal, bis ich es endlich hinkriege. Dann betrachte ich mich im Spiegel. Die Abaya hängt von meinem Hinterkopf herunter wie ein Sack, noch nicht mal mein Hintern ist sichtbar. Eigentlich sieht man mich gar nicht mehr. Ich bin ein schwarzes Nichts. Fida schaut mich an, als sollte ich etwas sagen, doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist beängstigend. Und dann irgendwie aber auch wie ein Abenteuer. So wie zum Karneval, wenn man sich verkleidet.

»Du musst die Verschleierung ernst nehmen,« sagt Fida, als könnte sie meine Gedanken lesen.

»Das mache ich ganz bestimmt«, antworte ich. Meine Stimme hört sich ganz komisch an.

»Dann ist es gut«, sagt sie. »Und jetzt zeige ich dir, wie du Tee trinkst, ohne den Niqab abzunehmen.«

Ich lerne, mit der linken Hand den Niqab anzuheben und mit Daumen und Zeigefinger den Stoff zu spannen, sodass ich die Tasse zum Mund führen und trotzdem niemand mein Gesicht sehen kann. Das klappt ganz gut. Anders als vor einer halben Stunde, als ich mich wie die letzte Idiotin angestellt habe. Allerdings achte ich so sehr darauf, mit dem Niqab alles richtig zu machen, dass ich nicht merke, wie heiß der Tee ist. Ich verbrenne mir die Lippen, und Fida und ich lachen. Sie rät mir auch, immer eine Wasserflasche mitzunehmen, wenn ich mit Ilias ausgehe, weil Frauen an den öffentlichen Brunnen nicht trinken dürfen. Dann lachen wir wieder, weil ich sowieso nie zu einem öffentlichen Brunnen gehen würde, wo nur Ausländerinnen und die Bettlerinnen trinken. Und dann lobt sie mich, weil ich so schnell lerne. Sofort erfüllt mich eine tröstende Wärme. Ich weiß, wenn ich mir Mühe gebe, wird sie mich bestimmt besser behandeln als bisher. Sie will ja auch nur, dass ich alles richtig mache. Wir plaudern noch eine Weile, bis jemand nach ihr ruft. Sie springt auf und verlässt das Zimmer. Einfach so.

Wo geht sie hin? Was ist mit mir? Soll ich bleiben? Machen wir nachher weiter? Ich warte einen Moment. Und als nichts geschieht und sie nicht zurückkommt, gehe ich zur Tür. Das Handy liegt...

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Autor

Uwe Wilhelm, geboren 1957, hat mehr als 120 Drehbücher unter anderem für Bernd Eichinger, Katja von Garnier und Til Schweiger verfasst, darunter Tatort und Polizeiruf, die Kinofilme Bandits, Gebrüder Sass und Friendship, sowie Theaterstücke, u.a. Fritz! (über Friedrich den Großen). Nach einem Schicksalsschlag ist Wilhelm mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Die sieben Farben des Blutes ist der erste Teil der spannenden Trilogie um die heldenhafte Staatsanwältin Helena Faber. Unter dem Pseudonym Lucas Grimm sind die Thriller Nach dem Schmerz und In den Tod erschienen. Zusammen mit Sven Felix Kellerhof und Martin Lutz hat er unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die 60er-Jahre-Kriminalromane Die Tote im Wannsee und Teufelsberg verfasst. Sein neuestes Werk Die Frau mit den zwei Gesichtern erzählt die aufregende Geschichte eines weiblichen Bodyguards im heutigen Berlin.