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Die eisblaue Spur

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.01.2019
Ein entlegenes Forschungscamp im eisigen Grönland: Zwei isländische Arbeiter sind verschwunden. Außerdem weigert sich der Rest des Teams, ins Camp zurückzukehren. Wovor haben sie Angst? Die junge Anwältin Dóra Gudmundsdóttir ermittelt. Als sie bei einem heftigen Schneesturm im Camp festsitzt, entdeckt sie alte Kultgegenstände und menschliche Knochen. Doch nachdem der Sturm sich gelegt hat, macht die grönländische Polizei einen noch viel grausameren Fund...

Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den »besten Thrillerautoren der Welt« (Times). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit »Das letzte Ritual«, einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir und begeisterte ebenso mit ihrer Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavík. Ihr Thriller »Schnee« verkaufte sich über 60.000 Mal und war monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien von ihr der Thriller »Nacht«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin entlegenes Forschungscamp im eisigen Grönland: Zwei isländische Arbeiter sind verschwunden. Außerdem weigert sich der Rest des Teams, ins Camp zurückzukehren. Wovor haben sie Angst? Die junge Anwältin Dóra Gudmundsdóttir ermittelt. Als sie bei einem heftigen Schneesturm im Camp festsitzt, entdeckt sie alte Kultgegenstände und menschliche Knochen. Doch nachdem der Sturm sich gelegt hat, macht die grönländische Polizei einen noch viel grausameren Fund...

Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den »besten Thrillerautoren der Welt« (Times). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit »Das letzte Ritual«, einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir und begeisterte ebenso mit ihrer Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavík. Ihr Thriller »Schnee« verkaufte sich über 60.000 Mal und war monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien von ihr der Thriller »Nacht«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641245276
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum14.01.2019
Reihen-Nr.4
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2415 Kbytes
Illustrationen1 schwarz-weiße Abbildungen
Artikel-Nr.4024963
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG

31. OKTOBER 2007

Oddný Hildur schaute vom Bildschirm auf, setzte die Kopfhörer ab und lauschte. Draußen brauste der Wind, bei starken Böen knirschte das Holzhaus, ansonsten war kein Laut zu hören. Merkwürdig. Sie hatte das Gefühl, nicht allein im Haus zu sein. Oddný Hildur lockerte ihre verspannten Schultern und schaute auf die Uhr. Nur noch ein paar Minuten bis Mitternacht. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass so spät noch jemand rübergekommen war; die meisten schliefen schon längst. Also doch Einbildung. Wer sollte um diese Zeit noch unterwegs sein? Oddný Hildur seufzte. Sie hatte ohne Pause gearbeitet, seit sie nach dem Abendessen ins Bürogebäude gegangen war. Das Wetter war umgeschlagen. Die schöne, eiskalte Stille hatte sich in einen lärmenden Sturm verwandelt, der den Neuschnee hochwirbelte. Die Wetterumschwünge in dieser Gegend überraschten sie schon lange nicht mehr, auch wenn man sich schwer daran gewöhnen konnte. Sie hätte sich besser an die Sicherheitsvorschriften gehalten und den anderen Bescheid gesagt, aber sie wollte nicht, dass jemand sie begleitete. Arnar hatte eigentlich noch arbeiten wollen, sich aber zum Glück nicht blicken lassen. Oddný Hildur war froh, allein mit sich und ihrer Arbeit zu sein, denn einiges hatte sich verzögert und war liegengeblieben. Wenn die anderen da waren, hatte man keine Ruhe, besonders abends, nach einem langen Arbeitstag.

Plötzlich jedoch beschlich sie ein unangenehmes Gefühl. Normalerweise hatte sie keine sehr blühende Phantasie; alles, was nichts mit eindeutigen Fakten zu tun hatte, interessierte sie nicht. Das kam ihr als Geologin zugute, stand ihr aber bei zwischenmenschlichen Beziehungen manchmal im Weg. Oddný Hildur gähnte und schüttelte das ungute Gefühl ab.

Bevor sie den Computer ausschaltete, checkte sie, ob ihr Mann Stebbi auf MSN war, aber natürlich lag er längst im Bett. Aufgrund der Zeitverschiebung war es bei ihm mitten in der Nacht, und er musste um acht Uhr auf der Arbeit in Ártúnshöfði sein und wegen des Berufsverkehrs sehr früh in Hafnarfjörður losfahren. Sie hatten dort eine Wohnung gekauft, was auch der Grund dafür war, dass sie diesen stressigen Job angenommen hatte. Er war viel besser bezahlt als ein vergleichbarer Job in Reykjavik, vor allem wegen der langen Trennung von der Familie. Sie hatten sich erst entschlossen, eine Wohnung zu kaufen, als die Immobilienpreise explodiert waren, und nun kämpften sie mit dem Abbezahlen des Kredits. Zum Glück hatten sie keinen ausländischen Kredit aufgenommen, wie so viele Isländer, die jetzt unter dem Fall der Krone litten. Als Oddný Hildur die Anzeige des Bauunternehmens Bergtækni für den Job an der Ostküste Grönlands gesehen hatte, hatte sie sich aus Vernunftgründen beworben. Ihr Mann war nicht gerade begeistert gewesen, denn das bedeutete, dass sie vier Wochen am Stück weg war. Aber sie versuchte, die positiven Seiten zu sehen: gute Bezahlung und zwischen den Schichten zwei Wochen frei. Am Ende hatten sie sich darauf geeinigt, dass sie den Job für ein bis zwei Jahre machen würde. Danach würden sie die Familienplanung in Angriff nehmen, die sie aus finanziellen Gründen erst mal aufgeschoben hatten. Doch bis dahin musste Oddný Hildur in dem abgeschiedenen Camp an diesem gottverlassenen Ort ausharren.

Ein paarmal hatte Stebbi nicht schlafen können und war noch online gewesen, aber diesmal leider Fehlanzeige auf dem Monitor. Sie spürte ganz deutlich, dass jemand auf ihren Nacken starrte. Natürlich wusste sie, dass das nicht möglich war, musste aber dennoch allen Mut zusammennehmen, um sich umzudrehen. Noch zwei Tage bis zum Schichtende, sie war einfach ausgelaugt. Zu allem Überfluss war die Wettervorhersage schlecht, und sie hatte Angst, bei stürmischem Wetter nach Hause fliegen zu müssen oder sogar festzusitzen. Außerdem ärgerte sie sich, dass sie vorhin bei dem Streit derart heftig geworden war und den Mund so voll genommen hatte.

Oddný Hildur erstarrte.

War da jemand vor dem Fenster? Entweder drehte sie durch, oder sie wurde wirklich beobachtet. Von draußen konnte man sie in dem hell erleuchteten Büro gut sehen. Ganz langsam drehte sich Oddný Hildur auf ihrem Stuhl um und spähte in die schwarze Nacht hinaus, sah aber nur ihr eigenes Spiegelbild in der Fensterscheibe. Ihr Gesicht wirkte viel jünger, die weit aufgerissenen, angstvollen Augen verliehen ihr etwas Kindliches, Vertrautes, das sie lange nicht mehr gesehen hatte. Warum stellte sie sich eigentlich so an? Sie musste allein im Bürogebäude sein; Arnar hätte bestimmt bei ihr vorbeigeschaut, wenn er wirklich noch rübergekommen wäre. Und natürlich war da draußen niemand. Ihre Kollegen würden bestimmt nicht bei diesem katastrophalen Wetter im Freien rumlungern und sie beobachten. Und die Dorfbewohner? War vielleicht ein Einheimischer da draußen? Oddný Hildur verfluchte sich selbst dafür, die Außentür nicht abgeschlossen zu haben. Aber das war doch Unsinn! Natürlich war niemand bei diesem Gegenwind den ganzen Weg vom Dorf zum Camp marschiert; die Einzigen, die auf eine solche Idee kommen könnten, waren die Säufer, und Oddný Hildur wusste sehr wohl, dass die längst ihren Rausch ausschliefen. Obwohl die Einheimischen den Bergtæskni-Leuten gegenüber misstrauisch waren, glaubte Oddný Hildur nicht, dass ihre Abneigung so weit ging, dass sie ihnen etwas antun würden.

Und dennoch ließ gegen jede Vernunft das unheimliche Gefühl nicht nach. Oddný Hildur rollte den Stuhl an die Wand und schaltete das Licht aus, zögerte jedoch, aus dem Fenster zu schauen. Schließlich gab sie sich einen Ruck.

Ein Windstoß fegte ums Haus, dann legte sich der Sturm ein wenig. Oddný Hildur stockte der Atem, als sie ihn sah. Ein großer, zottiger Schlittenhund saß auf dem Parkplatz hinter dem Haus und glotzte sie an. Seine Ohren zuckten im Wind, alles andere an ihm war wie erstarrt. Ihre Augen begegneten sich, der Hund stierte sie unverwandt an. Wie hypnotisiert schaute Oddný Hildur zurück, während ihr das Herz bis in den Hals schlug. Eine der ersten Anweisungen, die sie bekommen hatte, war, sich den Schlittenhunden nicht zu nähern, sie nicht zu streicheln und ihnen nichts zu fressen zu geben. Sie waren Arbeitstiere, die ein ganz anderes Verhältnis zu Menschen hatten als Haustiere. Das hatte Oddný Hildur indirekt miterlebt, als sie kurz nach ihrem Arbeitsbeginn eine Mitfluggelegenheit mit einem Krankentransport von Grönland nach Reykjavik bekam. Das war das erste und letzte Mal, dass sie mit einem solchen Transport mitgeflogen war. Ein kleines Mädchen war in eine Gruppe von Schlittenhunden hineingelaufen und mehrmals ins Gesicht gebissen worden. Ihr Weinen hallte während des gesamten Flugs durch die Maschine und lag Oddný Hildur immer noch in den Ohren, ebenso wie die verzweifelten Versuche der Mutter, das Kind zu beruhigen. Oddný Hildurs Magen verkrampfte sich bei der Erinnerung daran, wie das Mädchen ausgesehen hatte, als sie es ein paar Monate später bei einem ihrer seltenen Ausflüge ins Dorf mit einer Puppe am Straßenrand hatte spielen sehen. Vielleicht war der Hund da draußen ja einer von denen, die das Mädchen angegriffen hatten. Die Hunde waren damals nicht eingeschläfert worden. Oddný Hildur überlegte, ob sie ihren Stolz überwinden und Gisli anrufen sollte. Er war für die Sicherheit auf dem Gelände verantwortlich, war pflichtbewusst und unglaublich hilfsbereit und würde sie bestimmt anstandslos zu ihrer Wohnung hinüberlotsen. Aber Oddný Hildur hatte keine Lust auf das Geläster ihrer Kollegen, weil sie mitten in der Nacht jemanden aus dem Bett holte, nur damit er sie ein winziges Stück begleitete. Sie war ohnehin schon unbeliebt genug. Nein, sie würde das allein schaffen.

Man hatte ihr gesagt, die Hunde würden einen nicht sofort angreifen, sie seien völlig ungefährlich, solange man sie in Ruhe ließ. Oddný Hildur würde das kurze Stück zielstrebig hinübergehen, der Hund würde ruhig sitzen bleiben und dann in der Dunkelheit verschwinden. In Windeseile wäre sie in ihrer Wohnung und läge im Bett. Sie schaltete den Computer aus und machte sich bereit zu gehen. Bevor sie in den Flur trat, schaute sie noch einmal aus dem Fenster und sah, dass der Hund sie immer noch anstarrte. Dann neigte er plötzlich den Kopf, so als wundere er sich darüber, dass sie aufgestanden war. Jetzt wusste er, dass sie hinausgehen wollte. Er würde bestimmt vor der Tür auf sie warten. Der Hund schien jedoch nicht so schlau zu sein und blieb einfach sitzen. Oddný Hildur wollte gerade die Jalousie zuziehen, als das Tier aufjaulte, so dass sie zusammenzuckte und die Schnur der Jalousie aus ihrer Hand glitt. Sie hörte entferntes Bellen, doch was sie noch mehr beunruhigte, war die plötzliche Bewegung des Tieres. Oddný Hildur ließ die Jalousie offen und eilte in den Flur. Auf dem Weg zur Außentür schaltete sie das Licht in Arnars Büro aus; die anderen Zimmer lagen im Dunkeln.

Im Vorraum schlüpfte sie in eine dicke Daunenjacke, die bei diesem Höllenwetter von unschätzbarem Wert war. In Gedanken noch bei dem entstellten Gesicht des kleinen Mädchens, nahm sie einen Schal vom Haken und wickelte ihn sich fest um den Kopf, so dass nur noch ihre Augen zu sehen waren. Dann zog sie Handschuhe an und suchte sich die wärmsten Stiefel heraus. Ihre Schuhe waren noch nass, denn sie hatte wieder einmal vergessen, sie zum Trocknen umzudrehen. Während sie gearbeitet hatte, war der Schnee an den Schuhen geschmolzen, und nun waren sie nass und klamm. Dasselbe galt für ihre Mütze, die auf den feuchten Fußboden gefallen war. Deshalb nahm Oddný Hildur irgendeine Pelzmütze vom Haken. Wenn sie morgen früh genug wieder im Büro wäre, würde niemand die Kleidungsstücke vermissen. Sie stopfte ihre Hosenbeine in die Stiefel und richtete...


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Autor

Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den »besten Thrillerautoren der Welt« (Times). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit »Das letzte Ritual«, einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir und begeisterte ebenso mit ihrer Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavík. Ihr Thriller »Schnee« verkaufte sich über 60.000 Mal und war monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Zuletzt erschien von ihr der Thriller »Nacht«.
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