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Die Engel sollen bei dir sein

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am30.08.20191. Aufl. 2019
Der achtjährige Michael ist im Begriff, Vollwaise zu werden: Seine Mutter verstarb früh, und nun ist auch noch sein Vater unheilbar erkrankt. Auf Wunsch des Vaters findet er ein neues Zuhause bei der Pflegemutter Cathy, die ihm liebevoll beisteht. Voller Erstaunen beobachtet sie, wie gelassen Michael mit den belastenden Umständen umgeht. Zuversicht schöpft der kleine Junge aus seinem Glauben: Er betet täglich für die Erlösung seines Vaters und hofft, dass die Eltern im Himmel wieder vereint werden mögen ...


Cathy Glass ist das Pseudonym einer britischen Autorin und Pflegemutter, die seit über 25 Jahren besonders herausfordernde Kinder beherbergt. Seit einigen Jahren schreibt Cathy über ihre Erfahrungen - mit großem Erfolg. Sie erfreut sich einer großen Fangemeinschaft, viele ihrer Bücher waren Bestseller.
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Produkt

KlappentextDer achtjährige Michael ist im Begriff, Vollwaise zu werden: Seine Mutter verstarb früh, und nun ist auch noch sein Vater unheilbar erkrankt. Auf Wunsch des Vaters findet er ein neues Zuhause bei der Pflegemutter Cathy, die ihm liebevoll beisteht. Voller Erstaunen beobachtet sie, wie gelassen Michael mit den belastenden Umständen umgeht. Zuversicht schöpft der kleine Junge aus seinem Glauben: Er betet täglich für die Erlösung seines Vaters und hofft, dass die Eltern im Himmel wieder vereint werden mögen ...


Cathy Glass ist das Pseudonym einer britischen Autorin und Pflegemutter, die seit über 25 Jahren besonders herausfordernde Kinder beherbergt. Seit einigen Jahren schreibt Cathy über ihre Erfahrungen - mit großem Erfolg. Sie erfreut sich einer großen Fangemeinschaft, viele ihrer Bücher waren Bestseller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572359
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum30.08.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4025976
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Zweites Kapitel
Mutterstolz

Als ich Adrian später von der Schule und Paula von einer Freundin abholte, umarmte ich sie besonders fest. Das Leben ist so kurz, jeder Moment ist kostbar, und man sollte nichts als selbstverständlich hinnehmen. Vielleicht muss man daran manchmal erinnert werden, damit man seine Lieben umso mehr zu schätzen weiß und aus jedem Tag das Beste macht.

Es war ein warmer Aprilnachmittag, und ich schlug vor, einen Abstecher in den Park zu machen, statt - wie sonst - direkt nach Hause zu gehen. Adrian und Paula stimmten begeistert zu. Scheinbar waren auch andere Mütter auf den Gedanken gekommen, denn im Park wimmelte es vor Kindern. Adrian rannte direkt zur großen Rutsche hinüber, während Paula und ich in den Kleinkindbereich schlenderten. Ich beobachtete sie auf dem kleinen Drehkarussell und ging zu ihr hinüber, als sie Hilfe auf der Schaukel brauchte. Während ich Paula auf den Sitz hob, hörte ich Adrian rufen: »Guck mal, Mum!«

Ich drehte mich in seine Richtung und sah ihn auf einer der größeren Schaukeln. Er bemühte sich sichtlich, so weit wie möglich nach oben zu fliegen, und wollte, dass ich seinen Mut bewunderte. Ich lächelte und nickte ihm anerkennend zu. Dann folgte meine übliche Warnung: »Halt dich bitte gut fest!« Daraufhin schaukelte er natürlich noch höher. Aber so ist Adrian eben: ein typischer Junge.

Paula mochte es lieber, sanft angestupst zu werden. Während ich ihr half, beobachtete ich Adrian. Er war von der Schaukel gesprungen und wackelte nun über ein Seil, das Teil des Geschicklichkeitsparcours war. Meine Gedanken wanderten immer wieder zu Michael. Ob er sich noch an so einfachen Dingen wie Fangen und Spielen im Park erfreuen konnte? Oder war sein Leben von der Krankheit seines Vaters dominiert? Ohne die Liebe und Unterstützung von Freunden und Verwandten drehte sich bestimmt alles darum. Ich schaute wieder zu Adrian hinüber, und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich vor mir, wie sein Gesicht langsam zusammenfallen würde, wenn ihm jemand sagen würde, ich sei sterbenskrank. Ich bebte vor Entsetzen und lenkte meine Gedanken in eine andere Richtung. Patrick hatte um ein Treffen mit der potenziellen Betreuungsperson gebeten. Ich war mir nach wie vor nicht sicher, ob ich diese Bürde würde schultern können. Mit einem sterbenden Mann über die Zukunft seines Sohnes zu sprechen schien mir eine zu große Herausforderung. Vielleicht wäre es einfacher, wenn ich Trost im Glauben finden würde. Allerdings war ich nicht besonders religiös. Wie so viele andere auch versuchte ich dennoch, mir ein Leben nach dem Tod vorzustellen. Ganz überzeugt war ich aber nicht davon. Der Tod erschien mir daher fürchterlich endgültig, und ich vermied tunlichst, darüber nachzudenken.

Als wir schließlich nach Hause gingen, fühlte ich mich recht niedergeschlagen bei dem Gedanken, Michael nicht helfen zu können. Doch dann passierte etwas Seltsames â¦

Während ich das Abendessen vorbereitete, sahen Adrian und Paula eine Kindersendung. Ich konnte sie bis in die Küche hören. Es war eine Dramaserie - in etwa das Kinderäquivalent zu den Seifenopern im Vorabendprogramm. Meistens handelte es von Alltagsproblemen oder Familienkrisen: Themen bisher waren ein neues Geschwisterkind, Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, Scheidungen und Leben mit einem alkoholabhängigen Elternteil. Zu meiner Überraschung handelte die neue Folge von dem Tod eines geliebten Menschen. Ich setzte mich zu den Kindern auf das Sofa. Zwar ging es in der Folge nicht um ein Eltern-, sondern ein Großelternteil, aber das Timing der Folge war dennoch unglaublich. Die Show endete mit dem schönen Satz »Er wird in unseren Erinnerungen lebendig bleiben«.

Gedankenversunken kehrte ich in die Küche zurück und machte mich wieder an die Vorbereitung des Abendessens. Trotz der Sendung blieb ich unschlüssig, ob ich die Richtige war, um Michael und seinem Vater beizustehen. Wie ich Jill erklärt hatte, wollte ich Adrian und Paula derzeit nicht noch mehr belasten. Schließlich entschied ich jedoch, das Thema zumindest kurz anzusprechen und vorsichtig vorzufühlen, was Adrian und Paula von der Sache hielten. Schließlich würde Michael in unser gemeinsames Zuhause einziehen und Teil ihres Lebens werden.

»Ihr wisst ja, dass wir manchmal Kinder bei uns aufnehmen, richtig?«, fragte ich möglichst unbeschwert.

»Ja«, sagte Paula. Adrian nickte zustimmend.

»Wollen wir damit weitermachen?« Diese Frage hatte ich schon ein paar Mal gestellt, da die Zustimmung der beiden für mich keine Selbstverständlichkeit war.

Adrian nickte erneut und wandte sich dann wieder hingebungsvoll seinem Abendessen zu. Paula schielte verstohlen zu mir hinüber. Scheinbar wollte sie sichergehen, dass ich nicht mitbekam, wie sie ihre Erbsen auf dem Teller zusammenschob, statt sie zu essen.

»Iss zumindest ein paar«, ermunterte ich sie. »Gemüse ist wichtig.« Seit ihre beste Freundin eine Raupe in ihrem Brokkoli entdeckt hatte, weigerte sich Paula, grünes Essen zu sich zu nehmen. Dazu zählte natürlich das meiste Gemüse. »Prima!«, lobte ich sie, als sie eine einzelne Erbse mit der Gabel aufspießte. »Und du bist auch einverstanden, wenn wir wieder ein Kind bei uns aufnehmen?«

»Ja, das finde ich gut«, bestätigte Paula.

Da keine grundsätzlichen Einwände bestanden, wagte ich mich noch ein Stück weiter vor.

»Jill hat vorhin angerufen«, setzte ich an. »Es ging um einen kleinen Jungen namens Michael, der bald eine Pflegefamilie braucht.«

»Super! Ein Junge«, rief Adrian. Mehr schien ihn nicht zu interessieren. »Wie alt ist er?«

»So alt wie du: acht.«

»Toll. Dann können wir zu Hause spielen.«

»Das ist nicht fair«, klagte Paula. »Ich will ein Mädchen, das so alt ist wie ich.«

»Ich kann leider keine Kinder auf Knopfdruck bestellen«, sagte ich. »Es geht darum, wer ein Zuhause braucht.« Das wussten die beiden eigentlich. »In der Vergangenheit war es doch immer in Ordnung, egal ob Junge oder Mädchen.«

»Wann kommt er?«, fragte Adrian. Die Vorstellung, einen gleichaltrigen Jungen im Haus zu haben, schien ihm sehr zu gefallen. Paula untersuchte in der Zwischenzeit ihre Erbsen auf Tierbefall.

»Ich weiß noch nicht, ob er zu uns kommen wird«, antwortete ich vorsichtig. »Jill hat mich gebeten, nichts zu überstürzen. Michaels Vater ist sehr krank und wird sich nicht mehr lange um ihn kümmern können. Daher wird nun eine Pflegefamilie gesucht. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, ihn zu uns zu holen.«

Adrian sah mich verblüfft an. »Warum sollte er nicht zu uns kommen, während sein Vater sich erholt?«

Mir wurde flau im Magen, als ich mich auf das Kommende vorbereitete. »Leider ist Michaels Vater sehr, sehr krank und wird nie mehr gesund. Wie in der Sendung gerade. Da ging es doch auch um einen lieben Menschen, der stirbt.«

Adrian hörte auf zu essen und starrte mich entsetzt an. »Sein Vater stirbt, und Michael ist gerade mal so alt wie ich?«, fragte er. »Dann kann er ja noch nicht besonders alt sein.«

»Nein, ist er auch nicht. Es ist schrecklich traurig.«

»Sein Dad muss so alt wie du sein«, stellte Adrian sichtlich geschockt fest.

Ich nickte.

»Kann seine Mum sich nicht um ihn kümmern?«, fragte Adrian.

»Leider ist seine Mutter schon gestorben, als Michael noch sehr klein war.«

Adrian sah mich weiterhin aufmerksam an. Sein Gesichtsausdruck war ernst und sehr traurig. Mit einer Unschuld, die mich nahezu zum Weinen brachte, sagte Paula: »Mach dir keine Sorgen. Die Ärzte machen Michaels Daddy gesund.«

Ich lächelte traurig. »Manchmal werden Menschen so krank, dass die Ärzte ihnen nicht mehr helfen können.«

»Ärzte haben nicht immer recht«, sagte Adrian mit Nachdruck. »Letzte Woche war ein Mann im Fernsehen, dem gesagt wurde, er hätte nur noch sechs Monate zu leben. Das war vor zehn Jahren!«

Ich lächelte ihn an. »Ja, manchmal liegen sie daneben und stellen die falsche Diagnose. Aber das passiert nicht oft.«

»Aber sie könnten auch jetzt danebenliegen«, sagte Paula. Sie schien das Gespräch nicht ganz zu verstehen, wollte aber auch etwas dazu beitragen. Adrian nickte.

»Das könnte sein, aber ich halte es für sehr unwahrscheinlich. Michaels Vater ist sehr krank«, sagte ich. Natürlich wünschte ich, meine Kinder hätten mit ihrem Verdacht einer Fehldiagnose recht. Aber den beiden falsche Hoffnungen zu machen kam nicht infrage.

Schweigend aßen wir weiter. Ich bedauerte, das Thema angesprochen zu haben. »Nun gut«, sagte ich nach einer Weile. »Ich werde Jill sagen, dass wir Michael leider nicht bei uns aufnehmen können.«

»Warum?«, fragte Adrian.

»Weil es zu viel für uns ist. Zu viel nach â¦ all dem anderen.«

»Du meinst, zu viel, nachdem Dad uns verlassen hat.«

»Genau. Aber auch zu viel sonstige Belastung. Ich möchte nicht traurig sein. Ich will glücklich sein.«

»Ich denke, dass Michael das auch will«, gab Adrian zurück. Wir blickten uns an. In diesem Moment schien mir kein achtjähriger Junge, sondern ein weiser Mann gegenüberzusitzen. »Ich denke, dass Michael zu uns kommen sollte«, sagte er. »Wir können ihm helfen. Paula und ich wissen, wie es ist, seinen Vater zu verlieren. Scheidung ist natürlich was anderes, wir können Dad ja immer noch sehen. Aber als er seine Sachen gepackt hat und gegangen ist, war es ein bisschen so, als wäre er gestorben.«

In solchen Momenten bin ich sehr stolz auf meine Kinder. Meine Augen...

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Autor

Cathy Glass ist das Pseudonym einer britischen Autorin und Pflegemutter, die seit über 25 Jahren besonders herausfordernde Kinder beherbergt. Seit einigen Jahren schreibt Cathy über ihre Erfahrungen - mit großem Erfolg. Sie erfreut sich einer großen Fangemeinschaft, viele ihrer Bücher waren Bestseller.
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Glass, Cathy
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Thieme, Valérie
Übersetzung

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt