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Das einsamste Mädchen der Welt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
349 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am21.12.20201. Aufl. 2020
Die zehnjährige Donna wurde von dem Menschen schikaniert und gequält, von dem sie nur Liebe wollte: ihrer eigenen Mutter. Traumatisiert findet sie ein neues Zuhause bei der Pflegemutter Cathy Glass, die dem verschüchterten Mädchen mit viel Geduld neuen Mut schenkt. Doch die Vergangenheit lässt Donna nicht los, und sie beginnt, Cathys kleine Tochter mit den gleichen Methoden zu drangsalieren, die sie selbst erleiden musste. Cathy steht vor der Frage: Kann sie Donna noch ein Zuhause zu bieten oder sitzen deren Wunden zu tief?


Cathy Glass ist das Pseudonym einer britischen Autorin und Pflegemutter, die seit über 25 Jahren besonders herausfordernde Kinder beherbergt. Sie hat drei eigene Kinder, von denen eines adoptiert ist. Über ihre Erfahrungen schreibt Cathy Glass - mit großem Erfolg. Sie erfreut sich einer riesigen Fangemeinschaft, viele ihrer Bücher sind Bestseller.
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Produkt

KlappentextDie zehnjährige Donna wurde von dem Menschen schikaniert und gequält, von dem sie nur Liebe wollte: ihrer eigenen Mutter. Traumatisiert findet sie ein neues Zuhause bei der Pflegemutter Cathy Glass, die dem verschüchterten Mädchen mit viel Geduld neuen Mut schenkt. Doch die Vergangenheit lässt Donna nicht los, und sie beginnt, Cathys kleine Tochter mit den gleichen Methoden zu drangsalieren, die sie selbst erleiden musste. Cathy steht vor der Frage: Kann sie Donna noch ein Zuhause zu bieten oder sitzen deren Wunden zu tief?


Cathy Glass ist das Pseudonym einer britischen Autorin und Pflegemutter, die seit über 25 Jahren besonders herausfordernde Kinder beherbergt. Sie hat drei eigene Kinder, von denen eines adoptiert ist. Über ihre Erfahrungen schreibt Cathy Glass - mit großem Erfolg. Sie erfreut sich einer riesigen Fangemeinschaft, viele ihrer Bücher sind Bestseller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732598519
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum21.12.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten349 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5161611
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Geschwisterrivalität

Es war die dritte Augustwoche. Adrian, Paula und ich genossen die langen Sommerferien, und das Schuljahresende war genauso fern wie der Beginn des neuen. Das Wetter war herrlich, wir nutzten die langen warmen Tage, den strahlend blauen Himmel und die Chance, endlich mal Zeit miteinander zu verbringen. Unser letztes Pflegekind Tina war eine Woche zuvor zu ihrer Mutter zurückgekehrt, und obwohl wir sie nach sechs Monaten nur ungern hatten ziehen lassen, freuten wir uns auch für sie. Die Mutter hatte ihr Leben wieder besser im Griff und sich von einem äußerst gewalttätigen Lebensgefährten getrennt. Obwohl die beiden noch immer unter Beobachtung des Jugendamts standen, waren ihre Zukunftsaussichten überaus positiv. Tinas Mutter wollte das Beste für ihre Tochter und schien nur vorübergehend vom rechten Pfad abgekommen zu sein - Mutter und Tochter liebten sich wirklich.

Vor Schulbeginn im September war mit keinem weiteren Pflegekind mehr zu rechnen. Der August gilt für den Pflegekinderdienst bei den Jugendämtern als »ruhige Zeit«, nicht etwa, weil Kinder da nicht misshandelt würden oder Familien nicht in Krisen gerieten, sondern lediglich, weil keiner davon erfährt. Sobald die Kinder im September in die Schule zurückkehren - das ist eine traurige Tatsache -, entdecken die Lehrer Blutergüsse bei ihnen. Sie hören sie davon reden, dass man sie alleine gelassen und ihnen nichts zu essen gegeben hat, oder merken, dass ein Kind verschlossen, verwirrt, vernachlässigt wirkt, und dann melden sie ihre Befürchtungen. Die hektischste Zeit für Pflegekinderdienst und Pflegeeltern ist der Monat Oktober sowie, leider, auch die Tage nach Weihnachten, wo der Druck auf dysfunktionale Familien, die man für eine ganze Woche zusammensperrt, schließlich seinen Tribut fordert.

Daher überraschte es mich, Jills Stimme zu hören, als ich, vom Wäscheaufhängen aus dem Garten kommend, ans Telefon eilte. Jill war die für mich zuständige Sozialarbeiterin der Homefinders Fostering Agency, der Agentur, für die ich Pflegschaften übernahm.

»Hi, Cathy«, begrüßte sie mich, fröhlich wie immer. »Genießt du die Sonne?«

»Und wie. Und du, hattest du einen schönen Urlaub?«

»Ja, danke. Kreta war herrlich, obwohl, nach zwei Tagen hier bin ich schon wieder urlaubsreif.«

»Ist denn so viel los bei euch?«, fragte ich überrascht.

»Nein, aber diese Woche bin ich allein im Büro. Rose und Mike sind beide weg.« Jill hielt inne, und ich wartete, denn dass sie mich anrief, nur um zu fragen, ob ich die Sonne genoss, oder um sich über das Ende ihrer Ferien zu beklagen, war unwahrscheinlich. Ich sollte recht behalten. »Cathy, ich hatte eben einen Anruf von einer Sozialarbeiterin, Edna Smith. Sie ist wunderbar, ein echter Schatz, und versucht gerade, ein Kind zu platzieren - Donna, die Ende Juli in Obhut kam. Ich hab sofort an dich gedacht.«

Ich quittierte ihre Aussage mit einem leisen Lachen, denn zweifellos bedeutete das Ärger. Wenn ein Kind schon nach drei Wochen aus seiner Pflegefamilie herausgenommen werden musste, konnte das nur bedeuten, dass es irgendwelche Sachen ausagiert und verrücktgespielt hatte, bis die Pflegeeltern es einfach nicht mehr packten.

»Was hat sie denn angestellt?«, fragte ich.

Nun gluckste Jill. »Ich bin mir nicht sicher, und Edna auch nicht. Die Pflegeeltern behaupten nur, sie käme nicht mit ihren zwei jüngeren Brüdern aus. Die drei waren gemeinsam untergebracht.«

»Das klingt mir aber nicht nach einem guten Grund«, erwiderte ich.

Nur wenn es absolut nötig und das Verhältnis unheilbar zerrüttet ist, nimmt man Kinder aus einer Pflegefamilie, denn natürlich geht so ein Wechsel mit großer Verunsicherung einher.

»Nein, das hab ich auch gesagt, und Edna sieht es genauso. Edna ist schon auf dem Weg zu den Pflegeeltern, um zu sehen, was da los ist. Hoffentlich kann sie die Situation beruhigen. Aber wäre es okay, wenn ich ihr deine Nummer gebe, damit sie dich bei Bedarf direkt kontaktieren kann?«

»Ja, klar«, sagte ich. »Ich bin bis Mittag zu Hause, danach wollte ich mit Adrian und Paula in den Park. Ich nehme mein Handy mit, also gib Edna beide Nummern. Aber auch wenn Donna bei uns untergebracht werden sollte, so eilig ist es ja wohl nicht?«

»Nein, ich denke nicht. Und falls es so weit kommt, nimmst du sie gerne?«

»Ja. Wie alt ist sie denn?«

»Zehn, aber wie ich höre, ist sie ziemlich weit in ihrer Entwicklung und wirkt nicht nur älter, sondern verhält sich auch so.«

»Okay, kein Problem. Hoffentlich kann Edna die Sache klären - falls es nur Geschwisterrivalität ist - und Donna muss nicht umziehen.«

»Ja«, pflichtete Jill mir bei. »Danke. Schönen Tag noch.«

»Dir auch.«

Sie seufzte. »Im Büro?«

* * *

Ich ging zurück in den Garten, um die restliche Wäsche aufzuhängen. Adrian und Paula spielten im Sandkasten. Während Paula vergnügt auf dem Rand saß und mit Plastikförmchen kleine Sandtiere »backte«, war Adrian mit einem großen Plastikbagger beschäftigt und transportierte Sand an verschiedene Stellen im Rasen. Inzwischen sprenkelten recht ansehnliche Sandhügel das Gras, sodass es aussah, als wäre im Untergrund ein bösartiger Maulwurf zugange. Ich wusste, dass Paula, die ihren Sand - wie die meisten anderen Sachen - sauber liebte, die inzwischen mit Gras vermischten Körner nicht mehr in ihrem Kasten willkommen heißen würde.

»Lass mal lieber den Sand schön im Kasten. Sei so gut«, meinte ich im Vorbeigehen zu Adrian.

»Ich bau eine Autobahn«, gab er zurück. »Ich brauche Zement und Wasser, um sie mit dem Sand zu vermischen, dann härtet er zu Beton aus.«

»Ach ja?«, meinte ich zweifelnd.

»Der ist für die Pfeiler, die die Autobahnbrücke tragen. Und dann begrabe ich Leichen im Beton der Pfeiler.«

»Wie bitte?«, fragte ich. Paula blickte auf.

»Im Beton lässt man Leichen verschwinden«, bekräftigte Adrian.

»Wer hat dir denn das weisgemacht?«

»Brad in der Schule. Die Mafia, hat er gesagt, bringt Leute um, die ihr Geld schulden, und dann betoniert sie die Leichen in die Säulen der Autobahnbrücken ein. Und keiner wird sie je finden.«

»Na großartig«, sagte ich. »Vielleicht könntest du ja eine traditionellere Brücke ohne Leichen bauen. Und am besten so, dass der Sand im Kasten bleibt.«

»Schau mal!«, fuhr er unbeirrt fort. »Ich hab schon eine Leiche begraben.«

Ich unterbrach das Wäscheaufhängen, als Adrian rasch einen der Sandhügel mit seinem Bagger zerstörte und eine kleine, sandverkrustete Puppe zum Vorschein kam.

»Die gehört mir!«, kreischte Paula. »Das ist Topsy! Du hast sie aus meinem Puppenhaus gestohlen!« Und schon bekam sie feuchte Augen.

»Adrian, hast du Paula gefragt, ob du dir Topsy ausborgen und sie im Sand beerdigen darfst?«, fragte ich.

»Die hat doch gar nichts abgekriegt«, sagte er und wischte den Sand ab. »Warum ist sie bloß so ne Heulsuse?«

»Ich bin keine Heulsuse«, jammerte Paula. »Aber du bist hundsgemein!«

»Okay, okay«, beschwichtigte ich. »Es reicht. Adrian, mach Topsy sauber und gib sie Paula zurück. Und nächstes Mal fragst du deine Schwester, bevor du ihre Sachen nimmst. Wenn du was begraben willst, warum nimmst du nicht deine Dinosaurier? Dinos sind das gewohnt: Die liegen seit Jahrmillionen unter der Erde rum.«

»Mensch, ja, das ist cool!«, rief Adrian mit neuer Begeisterung. »Ich grabe im Garten nach Dino-Fossilien!«

Auf Händen und Knien schaufelte er Topsy mit seinem Bagger auf, deponierte sie in Paulas Schoß und nahm dann Kurs auf die frisch umgepflügte Erde in einem Blumenbeet, in dem ich kürzlich Unkraut gejätet hatte. Falls Edna die Geschwisterrivalität zwischen Donna und ihren jüngeren Brüdern nicht schlichten könnte und Donna zu uns käme, so wäre sie in bester Gesellschaft und würde sich bald wie zu Hause fühlen.

Ich machte uns Brote zum Lunch, die wir unter dem Baum im Garten verspeisten, dann schlug ich den beiden vor, für eine Stunde in den Park zu gehen. Der Park lag etwa zehn Gehminuten entfernt, und Adrian wollte sein Fahrrad, Paula ihren Puppenwagen mitnehmen. Ich bat Adrian, Fahrrad und Puppenwagen aus dem Schuppen zu holen, während ich die trockene Wäsche und die Lunchsachen ins Haus brachte und die Fenster im Erdgeschoss verschloss.

Seit meiner Scheidung war Adrian in mancherlei Hinsicht unser »Mann im Haus« geworden. Und obwohl ich ihm nie Verantwortung auferlegt hätte, die ihn altersmäßig überforderte, hatten ihm die kleinen »Männerjobs« geholfen, das Gefühl des Verlusts zu mildern, natürlich neben den regelmäßigen Besuchen seines Vaters.

Adrian und Paula durften den Schuppen jederzeit betreten. Alle gefährlichen Gegenstände wie Gartenscheren, Rasendünger und Unkrautvernichter waren weggesperrt, und nur ich hatte einen Schlüssel dazu. Abgesehen davon, dass es der Sicherheit der Kinder diente, war es auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Richtlinie »Sicherere Pflege«, ein Dokument, das alle Pflegepersonen unterschreiben und befolgen mussten und in dem ausgeführt war, wie die Häuser von Pflegefamilien kindersicher zu gestalten waren.

Einmal im Jahr überprüfte meine Betreuerin Jill die Sicherheit von Haus und Garten und verfasste einen Bericht. Der Garten musste von einem stabilen Zaun umgeben, der Seiteneingang stets abgeschlossen, Abwasserleitungen abgedeckt und alles, was für Kinder eine Gefahr darstellen konnte, weggesperrt sein.

Die...

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Autor

Cathy Glass ist das Pseudonym einer britischen Autorin und Pflegemutter, die seit über 25 Jahren besonders herausfordernde Kinder beherbergt. Sie hat drei eigene Kinder, von denen eines adoptiert ist. Über ihre Erfahrungen schreibt Cathy Glass - mit großem Erfolg. Sie erfreut sich einer riesigen Fangemeinschaft, viele ihrer Bücher sind Bestseller.

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