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Mörderisches Lavandou

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am02.05.2019Auflage
Die Feriensaison in Le Lavandou ist zu Ende, und der kleine Ort sollte sich vom sommerlichen Trubel erholen. Auch Rechtsmediziner Leon Ritter hat nun mehr Zeit, um seinen Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: Café au lait trinken und Boule spielen. Da verschwindet eine Hotelangestellte in den einsamen Hügeln der Provence, und kurz darauf wird ihre Leiche gefunden. Damit sind auch Leon Ritters Hoffnungen auf einen beschaulichen Spätsommer dahin. Schnell gibt es einen ersten Verdächtigen, doch Leon zweifelt an dessen Schuld. Er stellt eigene Nachforschungen an und steht deshalb bald selbst in der Kritik. Die einzige, die noch zu ihm hält, ist seine Lebensgefährtin, Capitaine Isabelle Morell, doch plötzlich ist die stellvertretende Polizeichefin verschwunden...

Remy Eyssen, geboren 1955 in Frankfurt am Main, arbeitete als Redakteur u.a. bei der Münchner Abendzeitung. Anfang der Neunzigerjahre entstanden seine ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller. Mit seiner Krimireihe um den Gerichtsmediziner Leon Ritter begeistert er seine Leserinnen und Leser immer wieder aufs Neue und landet regelmäßig auf der Bestsellerliste.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDie Feriensaison in Le Lavandou ist zu Ende, und der kleine Ort sollte sich vom sommerlichen Trubel erholen. Auch Rechtsmediziner Leon Ritter hat nun mehr Zeit, um seinen Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: Café au lait trinken und Boule spielen. Da verschwindet eine Hotelangestellte in den einsamen Hügeln der Provence, und kurz darauf wird ihre Leiche gefunden. Damit sind auch Leon Ritters Hoffnungen auf einen beschaulichen Spätsommer dahin. Schnell gibt es einen ersten Verdächtigen, doch Leon zweifelt an dessen Schuld. Er stellt eigene Nachforschungen an und steht deshalb bald selbst in der Kritik. Die einzige, die noch zu ihm hält, ist seine Lebensgefährtin, Capitaine Isabelle Morell, doch plötzlich ist die stellvertretende Polizeichefin verschwunden...

Remy Eyssen, geboren 1955 in Frankfurt am Main, arbeitete als Redakteur u.a. bei der Münchner Abendzeitung. Anfang der Neunzigerjahre entstanden seine ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller. Mit seiner Krimireihe um den Gerichtsmediziner Leon Ritter begeistert er seine Leserinnen und Leser immer wieder aufs Neue und landet regelmäßig auf der Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843720731
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.05.2019
AuflageAuflage
Reihen-Nr.5
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3665 Kbytes
Artikel-Nr.4026841
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

Die Frau lief den schmalen Pfad entlang, der sich viele Kilometer weit über die Höhen des Massif des Maures schlängelte. Vorbei an den immergrünen Ginsterbüschen und unter den gewaltigen Esskastanien hindurch, aus deren Früchten man in dieser Gegend Maronencreme herstellte. Von hier oben reichte der Blick weit über das Naturschutzgebiet bis hinunter zur Küste. Im Osten konnte man im Dunst des Nachmittags die schneebedeckten Gipfel der Alpes Maritimes erahnen. Vor sich, genau im Westen, sah die junge Frau jetzt die flache Sonne, die sich hinter Toulon auf das Meer zu senken schien.

Doch die junge Frau konnte den Zauber dieser grandiosen Landschaft nicht genießen. Die Frau hatte Angst. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, hier oben zu laufen? Sie hätte wissen müssen, dass sie zu dieser Jahreszeit ganz allein auf ihrer Lieblingsstrecke sein würde. Hätte wissen müssen, dass es Anfang Oktober schon viel früher dunkel wird. Verdammt, sie hätte gar nicht hierherkommen sollen. Die Läuferin war professionell ausgerüstet: halblange Jogginghose, atmungsaktives Shirt und eine federleichte Gore-Tex-Jacke gegen den Wind. Doch sie lief unsicher, stolperte, fing sich wieder und versuchte verzweifelt ihren Rhythmus zu finden. Sie warf einen gehetzten Blick über die Schulter. Folgte ihr jemand?

Die Läuferin versuchte, sich ganz auf den Pfad zu konzentrieren, der jetzt bergan führte. Ihr Atem ging stoßweise. Ihre Schritte waren unbeholfen, sie fürchtete, erneut zu stolpern. Noch ein Fehltritt und sie würde stürzen. Irgendwohin zwischen die Dornen der Zistrosen und die harten Zweige der Rosmarin­büsche. Seit einer Viertelstunde fühlte sie den stechenden Schmerz im linken Fuß - bei jedem Schritt. Sie hätte den Lauf längst abbrechen müssen. Sie wollte sich doch schonen, wollte mehr Verantwortung zeigen. Ja, verdammt, sie wusste, dass sie auf sich achten musste, gerade jetzt. Aber sie konnte sich nicht schonen. Jetzt musste sie laufen, so schnell sie konnte. Sie hatte Angst, panische Angst. Die junge Frau verlor für einen Augenblick den Halt, glitt mit dem Fuß von einem glatten Felsen ab und taumelte. Sie unterdrückte einen Schrei, als ihr der Schmerz wie ein Messer in das Fußgelenk fuhr. Es ist bestimmt nur eine Zerrung, beruhigte sie sich, nur eine Zerrung.

Auf keinen Fall durfte sie in Panik geraten. Vielleicht bildete sie sich ja alles nur ein. Das Knacken kam vom Wind in den Ästen. Das Rascheln waren Kaninchen und Dachse, die sie mit ihrem einsamen Lauf aufscheuchte. Es gab niemanden, der ihr folgte. Sie war einfach nur überempfindlich. Das hatte auch der Arzt gesagt. War das ein Wunder? Die Beerdigung ihrer Mutter lag noch kein halbes Jahr zurück. Und trotzdem griff sie gelegentlich noch zu ihrem Handy, um sie anzurufen. Ob dieser Impuls jemals verschwinden würde? Sie hatte sich das anfangs nicht eingestehen wollen, aber mit dem Tod der Mutter hatte sie auch einen Teil ihrer Selbstsicherheit verloren. Die war einfach verschwunden, wie Wasser im Sand.

»Wir schaffen das schon, du musst Geduld haben«, hatte ihr Vater gesagt. Aber die Tränen in seinen Augen sagten, dass er den eigenen Worten nicht glaubte.

Die junge Frau versuchte, regelmäßiger zu atmen. Sog die warme Oktoberluft ein und ließ sie langsam wieder aus der Lunge herausströmen. Zwei Schritte ein-, vier Schritte ausatmen. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie bestimmt nicht den Job in Lavandou angenommen. Aber sie hatte es ihrer Mutter versprochen, kurz vor deren Tod. Das Hotel in Arles konnte ihr Vater unmöglich allein führen und ihr fehlte die Erfahrung. Also war sie in Le Lavandou gelandet. Sechs Monate Praktikum in einem Viersternehotel. Am Anfang dachte sie, sie würde es keine Woche aushalten. Das war jetzt vier Monate her. Sie hätte das Hotel der Eltern nicht so früh übernehmen wollen. Sie wollte erst mal herumreisen. New York, Paris, London, Singapur. Es gab so viele aufregende Orte auf der Welt.

In diesem Moment hörte sie es wieder. Das Schnaufen. Jemand folgte ihr, jetzt war sie ganz sicher. Sie beschleunigte ihre Schritte. Sie konnte nicht mehr weit von der Lichtung entfernt sein, wo sie den Wagen abgestellt hatte. Vierunddreißig Minuten dauerte der Lauf bis zu ihrer Umkehrmarke und dann wieder vierunddreißig Minuten zurück zum Parkplatz. Wenn sie in Form war. Aber jetzt war sie nicht in Form, jetzt musste sie sich zwingen, überhaupt weiterzuhumpeln.

Das waren Schritte, die sie da hörte. Ganz eindeutig. Der Kerl war jetzt hinter ihr. Oder wollte sie sich etwa einreden, sie hätte den Mann nicht gesehen. Wie er da hinter den Kiefern stand und auf sie wartete. Wie ein böser Schatten, der sich zwischen den Bäumen aufzulösen schien. Nein, das war keine Einbildung. Der Mann beobachtete sie seit Tagen. Der Scheißkerl wusste genau, dass sie hier entlangkam.

Er war ihr gefolgt. War so dicht hinter ihr gewesen, dass sie ihn atmen hören konnte. Da hatte sie ihr Tempo beschleunigt. Sie war gut trainiert. Hatte es beim Halbmarathon in Nizza immerhin auf Platz 85 geschafft. Sie wäre dem Kerl leicht davongelaufen. Aber da war dieses Loch im Boden. Nur ein paar Zentimeter weiter nach rechts und sie hätte sich den Fuß nicht umgeknickt. Beim Stadtlauf wäre das das Aus gewesen. Sie hätte sich an den Rand der Strecke gesetzt und entspannt gewartet, bis die Sanitäter sie aufsammelten. Aber das hier war kein Marathon. Hier lief sie nicht für eine dämliche Medaille, hier lief sie um ihr Leben. Das wusste sie. Das sagte ihr der Instinkt.

Der Fuß schmerzte jetzt ununterbrochen. Sie spürte, wie er immer weiter anschwoll, kaum noch in den Schuh passte. Sie versuchte, sich nicht vorzustellen, was mit ihrem Fußgelenk geschehen war. Versuchte, den Schmerz auszublenden.

Solange du in Bewegung bist, wird er dich nicht erwischen, sagte sie sich immer wieder, wie ein Mantra. In diesem Moment hörte sie das Knirschen kleiner Steine. Das war er! Höchstens ein oder zwei Kurven hinter ihr. Sie presste die Lippen aufeinander, um den Schmerzensschrei zu unterdrücken, als sie sich erneut den Fuß vertrat. Irgendetwas in ihrem Gelenk tat einen Knacks. Der Schmerz war scharf und hell. Aus, das war´s. Sie konnte ihren Fuß nicht mehr kontrollieren. Aber sie musste ihn aufsetzen, wenn sie vorwärtskommen wollte, immer und immer wieder. Es fühlte sich an, als würde sie über glühende Kohlen laufen.

Die Sonne verschwand hinter dem Horizont. Für ein paar Minuten leuchtete der sandige Boden in warmem Rot. Der Wind frischte auf, als die Dämmerung aus den Büschen kroch. Sie würde es nicht schaffen, dachte die junge Frau verzweifelt. Sie würde den Parkplatz nicht erreichen, bevor es dunkel wurde. Das Hinken war jetzt stärker geworden. Sie griff sich einen abgebrochenen Ast, der am Boden lag, und stützte sich damit ab, während sie mühsam weiterhumpelte. Würde sie jemand vermissen, wenn sie jetzt einfach stehen blieb und ihr unausweichliches Schicksal akzeptierte? Sollte der Kerl doch kommen. Sollte er doch mit ihr machen, was er wollte. Für einen kurzen Augenblick war sie bereit, einfach aufzugeben. Aber dann lief sie weiter, als hätten sie ihre düsteren Gedanken mit neuer Energie versorgt. Der Pfad senkte sich, und plötzlich konnte sie in der Dämmerung den Parkplatz erkennen, der keine zweihundert Meter mehr entfernt war.

In diesem Moment wurden die Geräusche hinter ihr lauter. Erst ein Poltern, als würde jemand stolpern. Dann das laute Knacken von Zweigen, gleich neben ihr im Gebüsch. Im nächsten Augenblick brach ein Wildschwein durch den Ginster. Es preschte nur Zentimeter entfernt an ihr vorbei, schoss vor ihr den Pfad entlang, stürzte sich zwischen die dornigen Büsche der Macchia und verschwand krachend im Unterholz, so schnell, wie es aufgetaucht war.

Die junge Frau war vor Schreck stehen geblieben. Kaum war das Tier verschwunden, schien die Landschaft in einer geradezu andächtigen Stille zu versinken. Nur die Abendbrise, die feucht und warm vom Meer heraufkam, verursachte ein Rauschen in den Zweigen der Bäume. Die junge Frau fühlte sich plötzlich leicht und befreit. Wie ein Soldat, der auf wundersame Weise als Einziger den Angriff des Feindes überlebt hat. Mit einem Mal schien alle Panik von ihr abzufallen. Sie lief ein paar unbeschwerte Schritte den Pfad entlang, bis die Schmerzen im Fuß sie daran erinnerten, dass sie die letzten Minuten nicht geträumt hatte.

Der vierzig Jahre alte, cremefarbene Citroën DS, der ihrem Freund gehörte, stand noch dort, wo sie ihn vor anderthalb Stunden abgestellt hatte. Der Wagen war etwas heruntergekommen, aber er funktionierte noch immer einwandfrei. Die junge Frau hinkte zu dem Auto, das einsam unter den großen Kastanien parkte. Der Schuh schnitt schmerzhaft ins Fleisch. Sie wollte den verdammten Joggingschuh nur noch loswerden. Sie stützte sich auf die Motorhaube und zerrte den Schuh von ihrem nackten Fuß. Sofort spürte sie Erleichterung. Jetzt einfach nur noch einsteigen und losfahren. Der Oldtimer hatte ein Automatikgetriebe, sie würde also ihren linken Fuß schonen können. Am besten, sie fuhr direkt in die Klinik. Für einen Moment stellte sie sich vor, wie sich Ärzte und Schwestern um sie kümmern würden. Sie würde in einem sauberen Bett liegen, und vielleicht würde die...
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Autor

Remy Eyssen (Jahrgang 1955), geboren in Frankfurt am Main, arbeitete als Redakteur u.a. bei der Münchner Abendzeitung. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten Drehbücher. Bis heute folgen zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller. Mit seiner Krimireihe um den Gerichtsmediziner Leon Ritter begeistert er die Leserinnen und Leser und landet regelmäßig auf der Bestsellerliste.