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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.04.2019Auflage
Am Tag der Geister ziehen finstere Wesen in die Welt hinaus, während sich die Menschen in ihren Häusern verschanzen. Doch um die Aufnahmeprüfung in den Orden der Geisterbeschwörer zu bestehen, muss Ray den Gefahren dieses Tages trotzen und in den Ordenspalast vordringen. Als seine Gefährten ihm nicht folgen, wird er unruhig. Endlich trifft seine Mitschülerin Nara ein. Sie bringt düstere Nachrichten: Ein Schüler ist bei der Prüfung gestorben, ein weiterer wurde von Geistern besessen und ein dritter von Ordensmitgliedern verbannt. Ray macht sich auf die Suche nach seinen Freunden, die sich noch außerhalb der Palastmauern befinden. Doch seine Entscheidung bringt ungeahnte Folgen mit sich ...

Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. »Die Chroniken von Siala« wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe »Die Beschwörer«. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
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Produkt

KlappentextAm Tag der Geister ziehen finstere Wesen in die Welt hinaus, während sich die Menschen in ihren Häusern verschanzen. Doch um die Aufnahmeprüfung in den Orden der Geisterbeschwörer zu bestehen, muss Ray den Gefahren dieses Tages trotzen und in den Ordenspalast vordringen. Als seine Gefährten ihm nicht folgen, wird er unruhig. Endlich trifft seine Mitschülerin Nara ein. Sie bringt düstere Nachrichten: Ein Schüler ist bei der Prüfung gestorben, ein weiterer wurde von Geistern besessen und ein dritter von Ordensmitgliedern verbannt. Ray macht sich auf die Suche nach seinen Freunden, die sich noch außerhalb der Palastmauern befinden. Doch seine Entscheidung bringt ungeahnte Folgen mit sich ...

Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. »Die Chroniken von Siala« wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe »Die Beschwörer«. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492993890
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.04.2019
AuflageAuflage
Reihen-Nr.1
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4415 Kbytes
Artikel-Nr.4038046
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2 - Katzen

In dem kleinen Teehaus gab es zu dieser Zeit kaum Gäste. Das Frühstück hatte man längst eingenommen, das Mittagessen musste noch warten. Die Sonne bahnte sich ihren Weg durch die schmalen Fenster, tauchte die quadratischen Tische samt den Vasen mit den Blausternen in ihr goldenes Licht und tupfte mit ihren Strahlen die Bilder an den Wänden.

Draußen zwitscherten Vögel. Ein kurzer Morgenschauer hatte kühlere Waldluft mitgebracht. Das Straßenpflaster glitzerte nun, die frisch gewaschenen Bäume spreizten ihre Zweige, die Stimmen der Menschen klangen wieder fröhlich. Den Tag der Geister hatten sie unbeschadet überstanden, bis zum nächsten Jahr brauchten sie keine Angst mehr zu haben.

Na ja, fast keine, dachte Ray, der ein Wandbild betrachtete, das die legendäre Wette zwischen einem ausgefuchsten Greis und einem Maor aufgriff, bei der es darum ging, wessen Stock länger sei. Der Geist hatte seinen Stock in bestem Glauben auf den Boden gelegt, der Bauer daraufhin eine Latte aus dem Zaun gebrochen: Selbstverständlich war sie doppelt so lang. Der Maor hatte verloren und musste das Feld des Bauern pflügen ...

Ray und Grizzly litten an diesem Morgen unter gewaltigen Kopfschmerzen.

»Was genau haben wir gestern eigentlich gefeiert?«, brummte Grizzly, der bereits die fünfte Schale eines Kräuteraufgusses trank, den ihm die freundliche Wirtin eingeschenkt hatte.

»Dass wir überlebt haben«, antwortete Ray und massierte sich seinen schmerzenden Nacken. Dabei stierte er die ganze Zeit auf den Maor, der sich ratlos seinen gehörnten Kopf kratzte und den zufrieden grinsenden Alten anlinste. »Dass mir jede Sekunde der Schädel zu platzen droht, ist mir also letzten Endes ein willkommenes Zeichen dafür, dass ich noch lebe.«

Sayunaro bekam einen Lachanfall und schenkte sich Tee nach. Von einer Sekunde zur nächsten wurde er jedoch wieder ernst.

»Dann zur Sache«, sagte er. »Wie geht es jetzt weiter?«

»Hast du einen Vorschlag?«, fragte Grizzly hoffnungsvoll.

»Was auch immer Meister Hyeon behauptet - wir sind bestens ausgebildet«, bemerkte Ray. »Deshalb muss der Orden uns ein Zertifikat ausstellen.«

Sayunaro nickte, Grizzly allerdings verzog verächtlich das Gesicht.

»Hast du Einwände?«, fragte Sayunaro.

»Die gleichen wie gestern Abend«, antwortete Grizzly mürrisch und fuhr sich durch seine kurzen Haare. »Mir hängen sämtliche Gayuuren, Shiisans und andere Mistviecher zum Hals raus. Ich habe sowieso nie Beschwörer werden wollen, meine Familie hat mich einfach in den Tempel gesteckt. Jetzt bin ich endlich ein freier Mann - da werde ich mich nicht darum reißen, weiter Geister in ihre Schranken zu weisen!«

Rays ratloser Blick huschte zu Sayunaro. Wollte Grizzly allen Ernstes darauf verzichten, als Beschwörer zu arbeiten? Keinen Gebrauch von seiner magischen Gabe machen?

»Und wie willst du dein Geld verdienen?«

»Macht euch um mich bloß keine Sorgen!«, erwiderte Grizzly in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Mir fällt schon was ein.«

»Ich will auf alle Fälle noch einmal mit Meister Hyeon sprechen«, verkündete Sayunaro. »Er schuldet mir noch einige Antworten. Und Kazumi ebenfalls.«

In seinen Worten schwang eine offene Drohung mit. Unwillkürlich malte sich Ray das Aufeinandertreffen von Kazumi und Sayunaro aus.

»Ich habe noch Naras Yari ...«, murmelte Ray und betrachtete die Klinge, die an seinem Gürtel baumelte. »Jedenfalls das, was davon übrig ist. Außerdem muss ich meine Sachen noch packen ... Was ist, Grizzly, begleitest du uns?«

»Lieber nicht«, entschied er. »Ich habe da nichts mehr verloren.«

Ray holte seinen Geldbeutel heraus.

»Wie viel schulden wir Euch?«, fragte er die Wirtin.

»Ich bitte Euch!«, winkte diese lächelnd ab. »Für Beschwörer haben wir doch immer einen Tee übrig.« Sie beugte sich zu den dreien vor. »Die Geister sollen diesmal ja noch schlimmer gefuhrwerkt haben als sonst. Schon allein beim Gedanken daran bekomme ich eine Gänsehaut ...« Sie sah sich nach den anderen Gästen um und flüsterte kaum hörbar: »Es sollen sogar Shiisans dabei gewesen sein ...«

»Was man nicht alles hört«, murmelte Ray und schielte zu Sayunaro hinüber, dessen Blick seine linke Hand durchbohrte.

»Wenn wir noch ruhig schlafen, dann nur, weil wir wissen, dass Ihr uns beschützt«, fuhr die Wirtin fort. Nach diesen Worten sammelte sie das schmutzige Geschirr ein und ging.

»Ob es mir immer so unangenehm sein wird, eingeladen zu werden?«, fragte Sayunaro finster.

»Nun hör aber auf!«, polterte Grizzly und klopfte seinem Freund zum Abschied auf die Schulter. »Solange wir keine Arbeit haben, müssen wir doch sehen, wo wir bleiben.«

 

Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel. In den Straßen wimmelte es von Menschen, die ihre Geschäfte erledigen wollten, bevor die mittägliche Hitze ihnen zusetzte. Warra lag in einem Tal, umgeben von hohen Bergen, sodass es mittags an eine Schüssel mit dampfender Suppe erinnerte, in der träge Händler und Bettler, Hunde und Vögel schwammen.

Noch aber entlockte die strahlende Morgensonne samt ihren treuen Gefährten - dem Vogelgesang und dem Blumenduft - allen Menschen ein zufriedenes Lächeln. Munter polterten Wagen voller Obst über das Straßenpflaster. Ein Verkäufer von Singinsekten schlurfte in Sandalen dahin. Er hatte sich über und über mit winzigen Käfigen behängt, in denen Grillen und allerlei andere Tierchen hockten. Die Münzpräger trugen hohe Kupfergefäße auf den Köpfen, in denen ihrer Hände Arbeit klimperte, die sie nun zum Markt brachten. An jeder Ecke wurden frische Blumengirlanden feilgeboten. Auch heute wurde dieser Schmuck gern gekauft, denn die Menschen feierten ihr gleichsam neu gewonnenes Leben.

Ray und Sayunaro lächelten beim Anblick dieses heiteren Gewusels in sich hinein. Sayunaro schritt immer beschwingter aus und sog die friedlichen Bilder geradezu in sich ein. Als ob sie alle Erinnerungen an die Welt der Shiisans vertreiben könnten ...

Ihrer beider Stimmung schlug jedoch um, als sie in eine der schattigen Gassen linsten. Zwei Soldaten von der Stadtwache trugen eine Bahre, über die ein schneeweißes, reich besticktes Tuch gebreitet war, ein Zeichen der Ehrerbietung, das Beschwörern vorbehalten war, die im Kampf gegen Geister den Tod gefunden hatten. Unter dem Tuch lugte eine zarte Frauenhand hervor, die tiefe Wunden aufwies. Aus ihnen tropfte längst kein Blut mehr. Ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann schritt neben der Bahre einher. Er trug das weiße Gewand eines Beschwörers und hielt eine rote Laterne mit einer schmalen Kerze darin in Händen. Leise murmelte er einen Zauberspruch, mit dem er böse Geister vertrieb.

Die beiden Freunde ließen den kleinen Trauerzug an sich vorbeiziehen. Der Beschwörer sah sie eindringlich an, ohne aber sein Gemurmel zu unterbrechen. Die Soldaten liefen gebeugt, obwohl ihre Last eigentlich nicht besonders schwer sein dürfte.

»Wie viele er wohl auf dem Gewissen hat?«, brachte Sayunaro heraus.

»Wer?«, hakte Ray nach.

»Hyeon«, spie Sayunaro aus. »Ohne dich müssten die Soldaten heute auch noch Grizzly und mich fortschaffen. Falls es da noch etwas gegeben hätte, was sie auf ihre Bahre hätten packen können ... Das werde ich ihm nie verzeihen!«

»Lass uns erst einmal zum Tempel gehen«, schlug Ray vor. »Dort sehen wir weiter.«

Schweigend setzten die beiden ihren Weg fort. Jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach.

Das Tempelgelände empfing sie mit Lärm, Kinderstimmen und Gelächter.

»Die neuen Schüler sind eingetroffen«, bemerkte Sayunaro.

Rund ein Dutzend Kinder wirbelte durch die Anlage. Sie alle trugen weite Hosen und graue Hemden, die mit roten Symbolen zum Schutze gegen dunkle Geister bestickt waren. Barfuß liefen sie mit ihren Sachen hin und her. Ihre Ausrufe rissen nicht ab.

»Das ist mein Zimmer!«

»Nein, das nehme ich! Siehst du nicht, dass ich schon meine Taschen hereingebracht habe?!«

»Aber ich war zuerst da!«

Sie alle waren außer sich vor Freude, die Provinz nach einem Jahr verlassen zu haben und ihre Ausbildung nun in Warra fortsetzen zu können. Ray kannte dieses Gefühl nur zu gut. Auch er war damals glücklich gewesen, als er in diesen Tempel hatte einziehen dürfen. Und seine zwar nicht armen, aber auch nicht gerade reichen Eltern waren ebenfalls zufrieden, dass ihrem Sohn ein Leben als geachteter Mann bevorstünde, der sich um sein Auskommen keine Sorgen zu machen brauchte ...

Ein gedrungener Alter mit langem weißem Bart beaufsichtigte die neuen Schützlinge. Die feine Nase mit dem ausgeprägten Höcker und die eng beieinanderliegenden blauen Augen wiesen ihn als einen Mann aus der Provinz Welessa aus. Aus dieser Gegend sollten im Übrigen die meisten Kinder mit magischer Gabe stammen. Ray selbst hatte bisher jedoch noch nie einen welessitischen Beschwörer getroffen.

Nachdem die zwei den Mann begrüßt hatten, wartete dieser schweigend auf eine Erklärung für ihren Besuch.

»Ist Meister Hyeon anwesend?«, erkundigte sich Ray höflich.

»Nein«, antwortete er. »Er hat uns verlassen.«

»Wisst Ihr zufällig, wohin er sich begeben hat?«, hakte Ray nach, während er einen Schritt zur Seite trat, um einen Jungen mit einem Reisesack vorbeizulassen, der größer war als er selbst.

»Das hat er mir nicht verraten.«

»Bitte«, mischte sich nun Sayunaro ein, »es ist sehr wichtig für uns, mit dem Meister zu sprechen. Irgendjemand muss doch wissen, wo er zu finden ist.«

»Du bist doch der Sohn des Herrn Akeno?«, fragte der Beschwörer und tastete Sayunaros Gesicht förmlich mit seinem Blick ab.

Dieser zuckte nur vage mit der...
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Alexey Pehov, geboren 1978 in Moskau, studierte Medizin. Seine wahre Leidenschaft gilt jedoch dem Schreiben von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen. Er ist neben Sergej Lukianenko der erfolgreichste phantastische Schriftsteller Russlands. "Die Chroniken von Siala" wurden zu millionenfach verkauften, mit mehreren Preisen ausgezeichneten Bestsellern. Zuletzt erschien seine epische Fantasyreihe "Die Beschwörer". Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, lebt Pehov in Moskau.