Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wütende Wölfe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am01.03.2019Auflage
Bestseller-Autorin Nicola Förg verwebt im 10. Band ihrer erfolgreichen Alpenkrimi-Reihe (u. a. »Tod auf der Piste«, »Hüttengaudi«, »Scharfe Hunde« und »Rabenschwarze Beute«) um die Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl atmosphärische Landschaftsbeschreibungen, eine spannende Krimihandlung, charmante und lebensechte Charaktere und die aktuelle Diskussion um die Rückkehr der Wölfe zu einer packenden Lektüre. Eigentlich sollte Kommissarin Irmi Mangold abgehärtet sein gegen Tod und Verdammnis, aber drei bizarre Fälle - darunter ein toter Mann gefangen in den Schlageisen einer so genannten »Wolfsgrube« - erschüttern sie tief. Ihr Sabbatical als Almhirtin hin oder her: Sie muss nun doch Tatorte erfühlen, unbequeme Fragen stellen, denn schließlich geht es hier um »ihre« Kühe und »ihre« Alm!

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile über zwanzig Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt, einen Island- sowie einen Weihnachtsroman vorgelegt. »Hintertristerweiher«, ihr von der Presse vielfach gelobter Roman, ist 'eine feinsinnige Familiengeschichte, die über Generationen hinweg reicht und einen spannenden Bogen schlägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs bis zu den Wirrungen in der Jetztzeit.' (Münchner Merkur). Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Hof in Prem am Lech - mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextBestseller-Autorin Nicola Förg verwebt im 10. Band ihrer erfolgreichen Alpenkrimi-Reihe (u. a. »Tod auf der Piste«, »Hüttengaudi«, »Scharfe Hunde« und »Rabenschwarze Beute«) um die Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl atmosphärische Landschaftsbeschreibungen, eine spannende Krimihandlung, charmante und lebensechte Charaktere und die aktuelle Diskussion um die Rückkehr der Wölfe zu einer packenden Lektüre. Eigentlich sollte Kommissarin Irmi Mangold abgehärtet sein gegen Tod und Verdammnis, aber drei bizarre Fälle - darunter ein toter Mann gefangen in den Schlageisen einer so genannten »Wolfsgrube« - erschüttern sie tief. Ihr Sabbatical als Almhirtin hin oder her: Sie muss nun doch Tatorte erfühlen, unbequeme Fragen stellen, denn schließlich geht es hier um »ihre« Kühe und »ihre« Alm!

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile über zwanzig Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt, einen Island- sowie einen Weihnachtsroman vorgelegt. »Hintertristerweiher«, ihr von der Presse vielfach gelobter Roman, ist 'eine feinsinnige Familiengeschichte, die über Generationen hinweg reicht und einen spannenden Bogen schlägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs bis zu den Wirrungen in der Jetztzeit.' (Münchner Merkur). Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Hof in Prem am Lech - mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492993234
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.03.2019
AuflageAuflage
Reihen-Nr.10
SpracheDeutsch
Dateigrösse1385 Kbytes
Artikel-Nr.4038056
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

     1

Als Erstes fiel Irmi die Hose auf. Es war dasselbe Modell, das sie selbst trug. Braun mit beige. Dreckig dazu.

Die Frau wischte sich den Schweiß aus der Stirn und lächelte. Es war ein offenes Lächeln, eines, das die Augen miteinbezog. Sie ließ sich neben Irmi auf die Bank plumpsen.

»So eine Affenhitze nachmittags um vier. Sogar im Wald. Ich hab so was von keine Kondition.« Es war sekundenlang still, dann lachte sie auf. »Wir sind ja schon im Partnerlook. Flexibund, der passt sich der Wampe an.«

Normalerweise hätte Irmi das als extrem übergriffig empfunden und als Entree wahrlich ungeschickt, aber sie musste unwillkürlich grinsen. »Ja, Engelbert Strauss â das Prada der Bauern.«

»Entschuldigung! Ich bin unmöglich. Trample einfach hier herein, ohne mich vorzustellen. Luise Manner. Wie die Waffeln.«

»Irmi Mangold. Wie das Gemüse.«

Sie lachten beide. Und Irmi fiel ein Granitblock vom Herzen. Sie hatte das Schlimmste befürchtet. Eine vegan bewegte Lehrerin. Eine zimperliche Jurastudentin mit unpassendem Schuhwerk. Eine Hausfrau, deren sechs Kinder schon aus dem Haus waren und die unentwegt von den Heldentaten derselben sprach. Eine Schriftstellerin auf Recherche. Es gab genug Szenarien weiblicher Befindlichkeiten, die Frauen auf eine Alm trieben. Und obwohl Irmi noch nichts über das Leben von Luise Manner wusste, hatte diese sofort ihre Sympathie geweckt, und bekanntlich gab es für den ersten Eindruck keine zweite Chance.

Das Einzige, was Irmi beunruhigte, war deren tierisches Gefolge. Zumal eines der Exemplare nun anhob, in den Bergkessel hineinzuplärren. Ein gewaltiger Sound, der an den Hängen widerhallte. Was seinerseits einen kniehohen weißen Hund auf den Plan rief, der gegen den Lärm anbellte. Es dauerte eine geraume Weile, bis Irmi den Kläffer zu sich rufen und ihm die Schnauze zuhalten konnte.

»Der Hundeprofi wäre entsetzt, aber anders kriegt man ihn nicht ruhig«, erklärte sie.

Mittlerweile war auch das laute, gießkannenartige Geplärre des anderen Tiers verstummt.

»Darf ich vorstellen? Das sind Giacomo, Pedro, Fränzi und Gritli«, präsentierte Luise ihre Tiere.

»Zwei Esel und zwei Maultiere?«

»Ja, zwei Eselherren der Rasse Martina Franca und zwei Schweizer Damen, bei denen die Mama jeweils eine Freibergerin war und der Vater ein Esel. Wie im richtigen Leben. Die heißen Fränzi und Gritli.« Sie lachte.

»Und der da?« Luise wies auf den weißen Hund, dem eine rosa Waschlappenzunge aus dem Hals hing.

»Raffaelo. Man kann auch Raffi zu ihm sagen. Ist gar nicht meiner, er war plötzlich auf der Alm. Wahrscheinlich ist er über den Sattel gekommen, aber keiner weiß, wo er ursprünglich herstammt. Kein Chip, keine Marke, kein Nix.«

»Enchantée, Raffi«, sagte Luise. Augenblicklich warf sich der Hund auf den Rücken und ließ sich den lockenpelzigen Bauch kraulen.

»Ich hab schon gehört, dass du Tiere mitbringst. Wenn´s passt, sag ich einfach du?«, meinte Irmi, woraufhin Luise lächelnd nickte. »Dass es allerdings Esel und Mulis sind, hätte ich nicht gedacht«, fuhr Irmi fort. »Ich hätte eher Hühner oder so vermutet.«

»Mensch, die Kaninchen!« Luise eilte zu einer der Maultierdamen und hob die seitlich befestigten Körbe ab. »Nicht, dass die einen Hitzschlag bekommen.« Sie sah sich um, entdeckte den eingezäunten Bereich für die Hühner und kippte vier Zwergkaninchen mit Hängeohren hinein. »Gehören eigentlich meiner Enkelin. Kein Interesse mehr.«

»Seid ihr dann vollzählig?«, fragte Irmi belustigt.

»Momentan schon, aber man kann ja nie wissen, was so kommt.« Sie ließ sich wieder auf die Bank plumpsen. Anmut war nicht gerade ihr zweiter Vorname. »Hast du ein Bier?« Noch ein Felsbrocken, der Irmi vom Herzen fiel: Luise war keine Antialkoholikerin.

Irmi ging einige Stufen in einen Keller hinunter, der direkt neben der Eingangstür lag. Dort standen Bierkisten, genug für den Moment. Mit zwei Flaschen kam sie zurück.

»Glas?«, erkundigte sie sich vorsichtshalber.

»Madl! Natürlich nicht!«

Die beiden ließen die Flaschen zusammenklingen und tranken auf einen erfolgreichen Almsommer.

Irmi war am Samstag mit einer großen Erleichterung aufgestiegen. Ihr Herz hatte sich gehoben mit jedem Höhenmeter, der hinter ihr lag. Und es flog, als sie die Hütte zum ersten Mal betrat. Knapp sechzig Jahre hatte die Bäckenalm brachgelegen. Sie war verfallen, überwuchert, verkrautet gewesen - und nun im Rahmen eines Forschungsprojekts auferstanden wie Phönix aus der Asche. Den Neubau hatte man aus schweren Rundhölzern wie ein kanadisches Blockhaus errichtet, allerdings ohne ein hundert Meter entferntes Plumpsklo und einen kalten Brunnen vor dem Hüttentor. Stattdessen gab es hier Hüttenmoderne mit Solar- und Biokläranlage.

Irmi und ihre Mitstreiter sollten das tun, was man jahrhundertelang getan hatte: Sie sollten fünfundzwanzig Milchkühe hüten und Käse herstellen - alles im Dienst der Forschung. Der Almsommer hatte früher den Rhythmus der Bauernfamilien geprägt. Es war eine harte Arbeit gewesen, bei der man stark von den Naturgewalten abhängig war. Daher hatte man sich mit inständigen Bitten an den Herrgott gewandt, vor allem aber an Petrus, den Wetterköchler. Über Jahrhunderte war die Alm von Juni bis Ende September mit Leben erfüllt gewesen. Von den Bergweiden kehrte man am Ende des Sommers zurück ins Tal - beim Almabtrieb, der in der Schweiz Alpabfahrt oder Alpabzug und im Allgäu Viehscheid heißt. Voller Demut und Dankbarkeit darüber, gesund geblieben zu sein. Die Kühe wurden mit Kränzen geschmückt, in die man oft einen Spiegel gab, um die bösen Geister zu erschrecken und in die Flucht zu schlagen. Die aus Latschen, Vogelbeerzweigen, Silberdisteln, Enzian, Erika und Bärlapp gewundenen Kronen waren für die Touristinnen ein Grund, ihre Oktoberfestdirndl anzulegen und »Süß!« zu quieken. Für einen Hirten bedeutete der aufwendige Schmuck der Tiere jedoch viel mehr. Damit präsentierte er die Arbeit des Sommers auf der Alm, an deren Ende er den Besitzern im Tal saubere, gut genährte, gesunde Kühe übergeben wollte.

Als das Rumoren in Irmis Innerem begonnen hatte, war es Januar gewesen. Sie hatte vor dem düstersten Abgrund ihres bisherigen Berufslebens gestanden. Bodenloses Schwarz, ein Kriminalfall, der sie mehr gepackt und ihre Emotionen stärker durcheinandergewirbelt hatte als jeder andere zuvor. Ein totes Kind, ein zerbrechliches kleines Mädchen - dieses Bild stieg immer wieder in ihr auf. Was mit kurzen Nadelstichen begonnen hatte, mit einem Schmerz, der auch wieder nachließ, war schließlich zu einem ständigen Bohren geworden, als ihr Bruder verkündet hatte, er werde heiraten. Und das mit fünfzig Jahren! Ausgerechnet ihr kleiner, meist unbeweibter eigenbrötlerischer Bruder, Bernhard, der überzeugte Junggeselle! Sie gönnte ihm seine Zsofia von Herzen, wünschte den beiden alles Glück der Erde, Liebe, Lust, Vertrauen, Stille und Gespräche, von ihr aus sogar noch ein Kind. Aber was sollte mit ihr geschehen? Konnte und wollte sie unter diesen Umständen auf ihrem gemeinsamen Hof wohnen bleiben? Was würde ihre Rolle sein? Auf einmal hatte sie sich überflüssig gefühlt, überflüssig wie ein Kropf.

Also hatte sie angefangen, nach einer Lösung zu suchen oder wenigstens nach einem Ort, wo sie in Ruhe darüber nachdenken konnte, wie es weitergehen sollte. Sie brauchte Abstand, zumindest für eine gewisse Zeit. Irmi war keine Frau für einen Rucksacktrip um die Welt. Und erst recht nicht für eine Kreuzfahrt. Sie war ein Madl aus den Bergen und für die Berge. Schon bald stand fest: Ein Almsommer war für sie der einzig vorstellbare Fluchtweg.

Als sie begann, sich zu informieren, wurde ihr schnell klar, dass viele auf die Alm wollten, die meisten beseelt von Aussteigerromantik. Und es war gar nicht so einfach gewesen, eine passende Alm zu finden. Umso reizvoller, ja aufregender war die Offerte erschienen, an einer Projektalm mitzuwirken. Zusammen mit einer zweiten Sennerin und begleitet von einem Doktoranden der ANL, der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. Der junge Wissenschaftler würde auf der Alm insbesondere zwei Fragestellungen untersuchen. Zum einen interessierte ihn, wie Kühe aus einem Laufstall im Unterallgäu zurechtkommen würden, die quasi als Gastgraserinnen angeheuert wurden. Würden sie sich im wahrsten Sinne des Wortes durchbeißen? Die zweite Fragestellung sollte lauten: Was für einen Einfluss hatte das Gras der Almwiesen auf die Milchqualität? Und gab es bei der Milch Unterschiede zwischen den Hornträgerinnen und den Kühen ohne Horn? Ein weiterer junger Forscher wollte untersuchen, ob die Almmilch von horntragenden Kühen für Allergiker besser verträglich war. Dazu würde er öfter hier oben vorbeikommen, um sich Milchproben abzuholen. Es würde spannend werden, und schon jetzt war Irmi klar, dass man sich mit solchen Fragen auf einen verminten Boden der Ideologien begab. Doch das schreckte sie nicht.

»Sag mal, wann wollte eigentlich unser junger Wissenschaftler dazustoßen?«, fragte Luise, nachdem sie eine Weile faul in der Sonne gesessen hatten. »Schließlich sind wir ja so was wie Laborratten. Ich hoffe nur, wir müssen am Ende des Versuchs nicht im Dienst der Forschung sterben.«

»Das hoffe ich allerdings auch«, meinte Irmi lächelnd. »Heute oder morgen wollte der junge Forscher kommen. Aber um ehrlich zu sein, mache ich mir weniger Sorgen um uns als um die Kühe, die morgen hier eintreffen sollen.«

»Du glaubst, die schwäbischen Holsteinerinnen brechen sich die Haxn?«

»Das auch, aber mehr noch fürchte ich, dass wir alle Viecher mit...
mehr

Autor

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat zwanzig Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt, einen Island- sowie einen Weihnachtsroman vorgelegt. Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geografie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Hof in Prem am Lech - mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus. Sie bekam für ihre Bücher mehrere Preise für ihr Engagement rund um Tier- und Umweltschutz.