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Spatz in der Hand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am11.01.2019Auflage
Eine hinreißende Verwechslungskomödie voller Esprit und Sinnlichkeit von  Bestsellerautor Thommie Bayer Eine heiße Sommernacht in einem Hotel: Hierher hat sich Sabine nach einem Streit mit ihrem Mann zurückgezogen. Da fällt ihr Blick in ein anderes Hotelzimmer, wo sie einen Fremden entdeckt. Aus einer Laune heraus nimmt sie telefonisch zu ihm Kontakt auf, und er lässt sich auf das Geplänkel ein. Schon bald wird mehr daraus, aber noch ahnen beide nicht, dass am nächsten Morgen ein überraschendes Treffen auf sie wartet...

Thommie Bayer, 1953 in Esslingen geboren, studierte Malerei und war Liedermacher, bevor er 1984 begann, Stories, Gedichte und Romane zu schreiben. Neben anderen erschienen von ihm die Romane »Das Glück meiner Mutter«, »Das innere Ausland« und der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman »Eine kurze Geschichte vom Glück«.und zuletzt »Einer fehlt«. Thommie Bayer lebt mit seiner Frau in Staufen bei Freiburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine hinreißende Verwechslungskomödie voller Esprit und Sinnlichkeit von  Bestsellerautor Thommie Bayer Eine heiße Sommernacht in einem Hotel: Hierher hat sich Sabine nach einem Streit mit ihrem Mann zurückgezogen. Da fällt ihr Blick in ein anderes Hotelzimmer, wo sie einen Fremden entdeckt. Aus einer Laune heraus nimmt sie telefonisch zu ihm Kontakt auf, und er lässt sich auf das Geplänkel ein. Schon bald wird mehr daraus, aber noch ahnen beide nicht, dass am nächsten Morgen ein überraschendes Treffen auf sie wartet...

Thommie Bayer, 1953 in Esslingen geboren, studierte Malerei und war Liedermacher, bevor er 1984 begann, Stories, Gedichte und Romane zu schreiben. Neben anderen erschienen von ihm die Romane »Das Glück meiner Mutter«, »Das innere Ausland« und der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman »Eine kurze Geschichte vom Glück«.und zuletzt »Einer fehlt«. Thommie Bayer lebt mit seiner Frau in Staufen bei Freiburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492985505
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.01.2019
AuflageAuflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1113 Kbytes
Artikel-Nr.4041669
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. KAPITEL

»Welche Zimmernummer haben Sie?« fragte die Kellnerin im Frühstücksraum des Vier-Jahreszeiten und machte ein abweisendes Gesicht, als er sagte: »Keine. Ich möchte nur frühstücken.«

Er mußte sie regelrecht überreden, ihm Kaffee zu bringen und das gelang ihm wohl nur, weil er eine romantische Geschichte erfand von einer Dame, mit der er hier verabredet sei, deren Namen er nicht wisse, die er aber gestern abend aus großen Schwierigkeiten befreit habe. Er könne sie sogar genau beschreiben, sagte er, als er spürte, daß der Widerstand der Kellnerin schwand. Sie lächelte und notierte die Bestellung.

Er war früh aufgestanden und hatte sich ein Taxi hierher genommen. Er wollte sie sehen. Nur sehen. Er würde sie nicht ansprechen, keinesfalls die Diskretion, auf die sie sich verließ, aufheben, aber sehen mußte er sie unbedingt. Und vielleicht, wenn es ihm gelang, ihre Zimmernummer aufzuschnappen, könnte er ihr einen riesigen Strauß dunkelroter Rosen schicken mit einer Karte, auf der nur das Wort »Danke« stand. Vielleicht auch nur eine einzige Rose? Und die ohne ein einziges Wort?

Ein«, zweimal schaute die Kellnerin komplizenhaft zu ihm her, und er hob die Schultern in ergebener Larmoyanz, um ihr zu zeigen, daß die geheimnisvolle Dame noch nicht erschienen sei.

Hoffentlich frühstückte sie nicht auswärts. Und hoffentlich schlief sie nicht zu lange, denn sein Termin mit Dr. Kahlen konnte nicht warten.

Schade, an der Rezeption erklärte man Sabine, heute nacht sei kein Zimmer mehr frei. Das Hilton war ein heißes Pflaster geworden, dort mußte sie weg. Sie war nicht scharf darauf, Herrn Wagner zu begegnen. Oder doch? Nein. War sie nicht. Auf gar keinen Fall. Das Experiment gestern abend, das in einem aufschlußreichen Selbstversuch geendet hatte, war nicht wiederholbar. Und ihr Bedarf an Männlichkeit für die nächste Zeit gedeckt. Sie hatte anderes zu tun.

Tja, dachte sie, Pech, dann trinke ich wenigstens einen Kaffee und wandte sich zum Frühstücksraum. Sie erschrak. Da saß die Glatze. Um Gottes willen! Der hatte dieselbe Idee gehabt. Sie tat so, als werfe sie einen flüchtigen Blick in die Runde, entdecke den Gesuchten nicht und drehte sich dann zum Gehen. Aufrecht, aber mit flatterndem Zwerchfell.

Erst in der Kantine des Senders hatte sie sich soweit beruhigt, daß ihr klar wurde: der sucht nach einer kleinen Blonden mit langen Haaren, nicht nach mir. Und vor allem sucht er im Vier-Jahreszeiten, nicht beim Bayrischen Rundfunk.

Carl fühlte sich unwohl in seiner Haut. Dr. Kahlen war die typische Karrierefrau. Elegant, gepflegt und ohne Mühe souverän mit eher strenger Silhouette im schwarz-weißen Cardigan. Das einzige, was an ihr leichtfertig wirkte, war der kleine Pferdeschwanz, zu dem sie ihr Haar schlicht mit einem Gummi gebunden hatte. Sie sprach, als klebten ihre Kiefer aneinander und als höre sie sich selber bei jedem Wort zu.

Nach den Briefen, die sie gewechselt hatten, war in Carl eine ganz andere Vorstellung von dieser Frau entstanden. Er hatte sie sich locker und humorvoll gedacht und sich gefreut auf die Zusammenarbeit mit ihr. Und nun legte sie eine abweisende Haltung an den Tag, die ihn einschüchterte und ihm die Aussicht, mit ihr zusammen Drehbücher zu entwerfen, wieder gründlich verleidete.

Die Idee war doch schließlich von ihr gekommen. Sie hatte ihn angeschrieben und gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, Filme zu schreiben. Sie habe einige seiner Hörspiele gelesen und sei beeindruckt von der Art, wie er Dialoge schreibe. Sie wolle ihm gern den einen oder anderen Filmstoff vorschlagen und bitte ihn, wenn er etwas habe, auch eigene Exposés mitzubringen.

Und nun mäkelte sie an fast jedem Detail in seinen Entwürfen herum, hatte es eilig, ihn wieder loszuwerden und versprach, ihm ihre eigenen Filmideen demnächst zu schicken. Dafür war er nach München gefahren?

Kurz bevor er sich verabschiedete, schien sie seine Enttäuschung zu spüren und wurde ein wenig freundlicher. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit und werde sich bald schriftlich bei ihm melden, nur jetzt sei leider ihr Terminplan viel zu eng, er möge das entschuldigen, sagte sie, und ob er sich in München wohlfühle.

»Ja, sehr.«, antwortete er und dachte, du hast ja keine Ahnung, wie sehr. Mir ist hier etwas passiert, von dem ich noch Jahre zehren werde und dem deine kaltschnäuzige Art nichts anhaben kann. Es gibt in dieser Stadt noch beeindruckendere Frauen als dich. Auch wenn sie vielleicht nur auf Besuch hier sind.

»Gut, Herr Stowasser«, sagte sie in diesem seltsam kontrolliert klingenden Ton und stand auf. »Ich freue mich, daß wir uns kennengelernt haben. Und verzeihen Sie mir meine Hektik. Der Sender ist leider ein Irrenhaus.«

Das konnte stimmen. Carl kannte sich mit anderen Sendern aus. Zwar hatte er bisher meist für den Rundfunk gearbeitet, aber soviel war ihm schon klargeworden: es gab da keinen wesentlichen Unterschied. Ob man sich nun in den Radio- oder Fernsehabteilungen aufhielt, in beiden herrschte diese eigentümliche Mischung aus Beamtensturheit und karrieristischer Eifersucht und das ewige Gefeilsche um die Zustimmung der nächsthöheren Instanz. Wieso sollte das hier in München anders sein? Allerdings, Dr. Kahlen hatte nichts von sich abgewälzt. Sie hatte immerhin nicht so getan, als fände sie selbst ja alles ganz toll, könne das aber leider nicht gegen den ignoranten Vorgesetzten, die Intendanz, den Rundfunkrat, die ARD oder wen man sonst noch Ungreifbares herbeizitieren mochte, durchsetzen. Sie hatte gesagt, dies gefällt mir nicht, das erscheint mir zu eindimensional, und jenes könnte man besser verstecken. Vielleicht war sie doch in Ordnung und hatte einfach einen schlechten Tag. Wenn sie nur ihre Stimmbänder nicht so verkrampfen würde. Das war ein irritierend seltsamer Tic.

Was soll´s, dachte er, ich fahr nach Hause in mein liebes verschlafenes Nest und warte auf die Vorschläge. Ob ich vorher noch einen Blick ins Vierjahreszeiten werfe? Nur einen? Es wäre so schön, sich ihr Gesicht vorzustellen, beim Anblick meines Rosenstraußes.

»Was hast du mit deinen Haaren gemacht, Mami?« rief es ihr entgegen, als Sabine aus der Garage kam. »Das steht dir doch gar nicht ... Was machte denn Sina hier? Die sollte doch mit Sybille und den Kindern am Tegernsee sein. Ihre Tochter war der letzte Mensch, mit dem Sabine gerechnet hätte. Sie stand, wie so oft, auf dem Klodeckel, um die Einfahrt durchs Fenster zu beobachten.

»Was machst du denn hier?« fragte sie und wußte die Antwort, noch bevor sie ausgeredet hatte. Ralf hatte das Kind aus den Ferien geholt, um sie unter Druck zu setzen. Das war typisch. Wenn ihm die Argumente auszugehen drohten, schuf er Tatsachen. Wenigstens hat er mir geglaubt, dachte sie, und meine Drohung ernstgenommen. Das ist doch schon was.

Daß Ralf das, was er für Argumente hielt, ausging, kam selten vor. Irgend etwas, das für ihn sprach, fiel ihm fast immer ein. Und wenn es der schimmerndste Blödsinn war. Sina kam die Treppe heruntergehüpft, sprang in Sabines Arme und küßte sie auf den Mund. Die Kleine war braungebrannt und roch nach Shampoo.

»Ich hab zuerst gefragt«, sagte sie, als Sabine sie wieder auf den Boden stellte, und deutete auf den Pferdeschwanz.

»Na gute, sagte Sabine, »dann mach ich´s weg«, und zog sich das Gummiband von den Haaren. »Besser?«

»Papa hat mich geholt. Ich soll dich trösten, und morgen fahr ich wieder.«

»Ich brauch aber keinen Trost.«

»Hast du gestritten mit ihm?«

»Und wie, mein Schatz. Die Fetzen sind geflogen.«

»Das mag ich nicht. Du sollst nicht mit ihm streiten.«

Sabine seufzte, packte Sina am Genick und schüttelte sie zärtlich wie eine Katzenmutter ihr Junges. »Ich weiß, mein Schatz«, sagte sie, »ich weiß es ja.«

»Du wolltest ihn sitzenlassen, ja?«

»Hat er das gesagt?«

»Nein. Aber das mit dem Trösten war gelogen. Das hört man ihm an, wenn er lügt. Hörst du das nicht?«

»Doch, das hör ich. Das ist es ja. Er kann´s nicht und versucht´s doch immer wieder.«

»Du darfst ihn nicht sitzenlassen. Ich will nicht mit dir alleine sein.«

»Na, du bist wenigstens ehrlich«, lachte Sabine und war insgeheim stolz auf ihre Tochter. Wenn sie doch nur nicht so altklug wäre. Sina redete wie eine Erwachsene, und man mußte höllisch aufpassen, daß man ihr nicht aus Versehen wie einer Erwachsenen antwortete. Denn sie war neun, und mit neun klingt man vielleicht erfahren, ist es aber nicht.

»Ist er da?«

»Kommt gleich wieder«, sagte Sina. »Er kocht für dich und hat die Kapern vergessen.«

Also Spaghetti alla Puttanesca. Vor Jahren einmal hatte sie gesagt, das sei ihr Lieblingsgericht und prompt hatte Ralf es meisterlich zu kochen gelernt. Seither setzte er es zur Verführung, Versöhnung und Vertröstung ein, wann immer er dies für notwendig hielt. Das sah nun also ganz nach wortreichen Entschuldigungen und unterwürfigen Besserungsgelöbnissen aus. Na immerhin. Wenigstens keine Unschuldsbeteuerungen. Sie hob resigniert die Schultern und ließ sie wieder fallen. Er hatte das einzig Erfolgversprechende getan. Vor Sina würde sie nicht weitertoben, und bis morgen konnte er in den höchsten Tönen von ihrer Güte und Verzeihungsbereitschaft gesungen haben. Und dann wäre es peinlich, den Streit wieder neu aufzulegen. Er hatte sie wieder mal drangekriegt.

Eigentlich war es nicht mal ein Streit gewesen. Ihre Worte, er solle bis heute mittag ausziehen, und ihr kieselsteinschleudernder Abgang mußten Ralf überrascht haben. Sie hatte ja selbst über sich gestaunt. Dabei war sie ihm sogar ein Stück voraus, denn sie hatte gewußt,...
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Autor

Thommie Bayer, 1953 in Esslingen geboren, studierte Malerei und war Liedermacher, bevor er 1984 begann, Stories, Gedichte und Romane zu schreiben. Neben anderen erschienen von ihm »Die gefährliche Frau«, »Singvogel«, der für den Deutschen Buchpreis nominierte Roman »Eine kurze Geschichte vom Glück« und zuletzt »Das Glück meiner Mutter«.