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Die Charité: Aufbruch und Entscheidung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am17.09.20191. Auflage
Die Geschichte der Charité geht weiter. Nach dem Bestseller 'Hoffnung und Schicksal' erzählt Ulrike Schweikert ein weiteres spannendes Kapitel aus der Welt des berühmten Krankenhauses. Im Berlin der ausgehenden Kaiserzeit kämpfen zwei Frauen um ihr Glück und für die Rechte von Frauen. Rahel Hirsch ist eine der ersten Ärztinnen, die an der Charité praktizieren. Doch als Frau unter lauter männlichen Kollegen hat sie es nicht leicht. Von Gleichberechtigung ist man selbst in der sonst so fortschrittlichen Hauptstadt noch weit entfernt. Das erlebt auch die junge Arbeiterin Barbara täglich. Sie schuftet in der Wäscherei der Charité und muss immer wieder erfahren, was es bedeutet, wenn Männer Frauen als Besitz betrachten. Ungleicher könnten die beiden Frauen nicht sein, und doch werden sie zu Freundinnen. Während Rahel sich gegen Widerstände in der Charité durchsetzen muss und sich in den jungen Fliegerpionier Michael verliebt, schließt sich Barbara der Frauenbewegung an, kämpft für die Rechte der Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht. Doch dann bricht der 1. Weltkrieg aus und verändert nicht nur die Leben von Barbara und Rahel für immer ...

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem Romandebüt «Die Tochter des Salzsieders» ist sie eine der bekanntesten deutschen Autorinnen historischer Romane. Beide Bände ihrer Erfolgsreihe «Die Charité» standen in den Top 10 der Bestsellerliste und verkauften sich insgesamt fast 300.000-mal. Zuletzt begeisterte die Verfilmung ihrer Jugendbuchserie «Die Erben der Nacht» zahlreiche Zuschauer.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Geschichte der Charité geht weiter. Nach dem Bestseller 'Hoffnung und Schicksal' erzählt Ulrike Schweikert ein weiteres spannendes Kapitel aus der Welt des berühmten Krankenhauses. Im Berlin der ausgehenden Kaiserzeit kämpfen zwei Frauen um ihr Glück und für die Rechte von Frauen. Rahel Hirsch ist eine der ersten Ärztinnen, die an der Charité praktizieren. Doch als Frau unter lauter männlichen Kollegen hat sie es nicht leicht. Von Gleichberechtigung ist man selbst in der sonst so fortschrittlichen Hauptstadt noch weit entfernt. Das erlebt auch die junge Arbeiterin Barbara täglich. Sie schuftet in der Wäscherei der Charité und muss immer wieder erfahren, was es bedeutet, wenn Männer Frauen als Besitz betrachten. Ungleicher könnten die beiden Frauen nicht sein, und doch werden sie zu Freundinnen. Während Rahel sich gegen Widerstände in der Charité durchsetzen muss und sich in den jungen Fliegerpionier Michael verliebt, schließt sich Barbara der Frauenbewegung an, kämpft für die Rechte der Arbeiterinnen und das Frauenwahlrecht. Doch dann bricht der 1. Weltkrieg aus und verändert nicht nur die Leben von Barbara und Rahel für immer ...

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem Romandebüt «Die Tochter des Salzsieders» ist sie eine der bekanntesten deutschen Autorinnen historischer Romane. Beide Bände ihrer Erfolgsreihe «Die Charité» standen in den Top 10 der Bestsellerliste und verkauften sich insgesamt fast 300.000-mal. Zuletzt begeisterte die Verfilmung ihrer Jugendbuchserie «Die Erben der Nacht» zahlreiche Zuschauer.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644404243
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum17.09.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2865 Kbytes
Artikel-Nr.4045190
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Buch

Aufbruch
Kapitel 1 1903

Fräulein Doktor

Die Landschaft rauschte am Fenster des Waggons vorbei. Wenn sie den Blick starr geradeaus richtete, lösten sich die Konturen in verschwommene grüne und gelbe Streifen auf. Der Herbst begann, die Blätter zu verfärben. Sie wirbelten im Wind so durcheinander wie die Gedanken in ihrem Kopf.

Sie war unterwegs nach Berlin, zu ihrer ersten Stelle als Ärztin! Sie konnte es noch immer nicht recht glauben. So viele Jahre, und nun sollte der Traum tatsächlich Wirklichkeit werden.

Dr. Rahel Hirsch.

Ihr Großvater, der berühmte Rabbiner Samson Raphael Hirsch, der 1888 im selben Jahr wie die letzten beiden Kaiser gestorben war, wäre heute sehr stolz auf sie, das wusste sie genau. Gelehrsamkeit war für ihn immer eine hohe Tugend gewesen - für Männer und für Frauen.

Ein Jahr nach seinem Tod hatte Rahel in Wiesbaden ihr Lehrerinnenexamen abgelegt, um an der von ihrem Großvater in Frankfurt am Main gegründeten und inzwischen von ihrem Vater geleiteten Höheren Töchterschule der Israelitischen Religionsgemeinschaft zu unterrichten.

Auch ihr Vater, Mendel Hirsch, war inzwischen tot. Er hatte die ersten beiden Jahre ihres Medizinstudiums noch miterlebt und Rahel in ihren ungewöhnlichen Plänen bestärkt. Ohne seine Unterstützung hätte sie nicht in Zürich studieren können. Zürich - noch vor wenigen Jahren bot die dortige Universität die einzige Möglichkeit für eine Frau, Ärztin zu werden. Inzwischen hatte der Bundesrat beschlossen, auch in Deutschland Frauen zum medizinischen Staatsexamen zuzulassen, doch die einzelnen Länder ließen sich Zeit, die Vorgabe umzusetzen. Allen voran Berlin, das seine Universitätstüren für Frauen noch immer nicht geöffnet hatte. Baden sowie Elsass-Lothringen waren als Erste bereit gewesen, dem Beschluss zu folgen. Rahel hatte deshalb in Straßburg ihr Medizinstudium fortgesetzt und mit der Dissertation erfolgreich abgeschlossen.

Sie löste ihren Blick von der vorbeifliegenden Landschaft, öffnete ihre Tasche und zog ein in weinrotes Leder gebundenes Büchlein hervor. Die letzten Eintragungen hatte sie vergangene Nacht in ihrer spartanischen Unterkunft geschrieben, ehe sie ihre Reise hatte fortsetzen können.

Mein Herz rast. Ich kann es in meinen Ohren pochen hören. Ich versuche, mir die Vorgänge in meinem Körper bildlich vorzustellen. Mein Herz zieht sich hektisch zusammen und pumpt, schneller als sonst, das Blut durch meine Adern. Doch woher rührt das Rauschen im Kopf? Kann ich den Fluss meines Blutes durch mein Gehirn hören?

Meine Gedanken wandern zurück nach Zürich und nach Straßburg, zu meinen Professoren, die mich so viel gelehrt haben, und zu den Studenten, denen ich im Anatomiesaal, beim Präparierkurs oder im Vorlesungssaal bei Operationen begegnet bin ...

Der Zug hielt an, die Abteiltür öffnete sich, und ein junges Mädchen von vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahren erkundigte sich, ob der Fensterplatz ihr gegenüber noch frei sei. Rahel erhob sich und half, ihren Koffer in die Gepäckablage zu wuchten. Der Koffer des Mädchens war deutlich schwerer als ihr eigener.

«Danke», sagte sie ein wenig atemlos und streckte die Hand aus. «Johanna Hermann», stellte sie sich vor. «Wir werden nun wohl einige Stunden gemeinsam verbringen.»

Der Eifer des jungen Dings ließ Rahel lächeln. «Rahel Hirsch», sagte sie. Fast wäre sie der Versuchung erlegen, sich als Dr. Rahel Hirsch vorzustellen.

Die Abteiltür öffnete sich erneut, und ein älterer Herr in stramm sitzender Uniform kam herein. Er musterte die beiden Frauen und wählte dann einen Platz, der ihm ein wenig Abstand gewährte. Rahel und Johanna setzten sich. Während Rahel ihr Tagebuch wieder in ihrer Tasche verstaute, faltete der Offizier eine Zeitung auf und verschanzte sich hinter den bedruckten Blättern.

Rahel beobachtete das Mädchen ihr gegenüber, das nervös auf seinem Sitz hin- und herrutschte. Sie war ein hübsches Ding mit blonden Zöpfen, die ordentlich an beiden Seiten in Form einer Schnecke festgesteckt waren. Ihr Gesicht war schmal, die Augen von einem hellen Blau. Die rosige Haut zeigte ihre Jugend. Sie trug ein schlicht geschnittenes Kleid von guter Stoffqualität. Dass sie nicht aus einer armen Familie stammte, schloss Rahel bereits aus dem Umstand, dass sie in der zweiten Klasse fuhr.

Johanna zog ein Buch aus der Tasche, schlug es auf und beugte sich darüber, doch sie schien sich nicht recht konzentrieren zu können. Ungeduldig blätterte sie nach vorn und zurück und schlug es dann mit einem Seufzer wieder zu. Rahel erhaschte einen Blick auf den Titel und stellte erstaunt fest, dass es sich um ein Werk über Arithmetik und Geometrie handelte. Ihre Blicke begegneten einander.

«Ich sollte die Bahnfahrt eigentlich zum Lernen nutzen, aber ich bin zu aufgeregt», sagte Johanna. «Ich fahre zu meiner Tante nach Berlin», verriet sie. «Ich durfte in Karlsruhe den neu eingerichteten Gymnasialkurs für Mädchen besuchen und werde nun als externe Schülerin am Königlichen Luisengymnasium meine Reifeprüfung ablegen!»

Hinter der Zeitung ertönte ein abfälliges Schnauben, das die beiden Frauen geflissentlich ignorierten.

Rahel beglückwünschte ihre sichtlich begeisterte Mitfahrerin. «Und wie soll es danach weitergehen?», erkundigte sie sich und warf ihr einen aufmunternden Blick zu.

«Ich werde bei meiner Tante wohnen und auf einer privaten Schule eine Ausbildung zur Lehrerin machen», sagte sie mit einem gewissen Stolz. «Ich möchte nicht nur Kinder unterrichten. Ich möchte später auch ältere Mädchen in Chemie und Mathematik unterrichten!»

«Sie sind ehrgeizig, das gefällt mir, doch dafür müssten Sie eine Zulassung für den Unterricht an einer Oberstufe erhalten. Das wird nicht einfach», vermutete Rahel. «Bisher gibt es doch dort nur männliche Lehrer und Rektoren, nicht wahr?»

«Ich weiß», sagte Johanna mit einem Seufzen. «Kennen Sie Helene Lange? Sie ist eine Freundin meiner Tante und erkämpft unermüdlich bessere Bildungschancen für Mädchen. Sie und ihre Mitstreiterinnen haben es geschafft, dass das Kultusministerium ein Oberlehrerinnenexamen eingeführt hat. Allerdings muss ich zuvor ein paar Jahre als Lehrerin in der Grundstufe arbeiten, dann bestimmte Kurse an der Universität belegen und in zwei Fächern eine Prüfung bestehen. Ziel ist es, dass Mädchenoberschulen auch von Frauen geleitet werden dürfen!»

«Das wird ein langer Weg», bemerkte Rahel, «aber wenn Sie weiterhin so enthusiastisch darauf zuarbeiten, werden Sie bestimmt alles schaffen.»

Über Johannas Gesicht huschte ein glückliches Lächeln, dann aber zuckte sie mit den Achseln: «Frau Lange behauptet, das Ministerium mache es den Frauen absichtlich schwer, weil man die Vorherrschaft der Direktoren und Oberlehrer nicht gefährden will. Sie sagt, der Etat für die Knabenschulen sei noch immer fünfzig Mal höher als der für Mädchenbildung. Das ist so ungerecht.»

Hinter der Zeitung grunzte es wieder. Vermutlich hielt der Offizier das für eine gerechte Politik.

«Das glaube ich gerne, dass dahinter eine Strategie steht», stimmte ihr Rahel zu. «Ich selbst habe früher in Frankfurt an einer privaten Schule unterrichtet, weil es nicht anders möglich war.»

«Warum haben Sie denn damit aufgehört?» Johanna klang enttäuscht.

«Weil ich noch andere Pläne hatte. Ich bin dann in die Schweiz gegangen, um Medizin zu studieren, und nun fahre ich nach Berlin. Zu meiner ersten Anstellung als Ärztin!»

Johanna starrte sie mit offenem Mund an. «Oh mein Gott, das ist ja phantastisch! Ich bin beeindruckt. Dann sind Sie Doktor Rahel Hirsch!»

Die Bewunderung tat Rahel gut. Allerdings schien das dem Offizier nun doch zu viel. Er ließ die Zeitung sinken und schenkte den beiden Frauen einen strengen Blick.

« Wo ist dein Weib? , fragte der Herr Abraham, und der antwortete: Sarah ist in der Hütte, Herr! Das ist ihre Bestimmung. So war es, und so sollte es auch bleiben! Aufgrund des natürlichen Anlehnungsbedürfnisses der weiblichen Psyche eignet sich der Mann besonders dazu, in einer Mädchenschule zu unterrichten. Ein verheirateter Lehrer erzieht Mädchen zur edlen Weiblichkeit, statt sie mit unnützen Ideen zu verderben. Und dann auch noch eine Ärztin!» Seine tiefe Entrüstung war fast mit Händen zu greifen.

«Wir leben nicht mehr in Abrahams Zeiten!», ereiferte sich Johanna. «Frauen haben in den vergangenen Jahren vielfach unter Beweis gestellt, dass sie die Intelligenz und die Stärke haben, jedes Fach zu studieren und jeden Beruf zu erlernen.»

«Ach ja? Und was kommt als Nächstes? Die Verwaltung oder gar die Regierung? Es würde unserer Verfassung widersprechen, Männer unter die Leitung einer Frau zu stellen! Kein Mann von Ehre würde unter einer Direktorin in einer Mädchenschule unterrichten.»

Demonstrativ wandte sich Johanna von ihrem Mitreisenden ab, der beleidigt hinter seiner Zeitung verschwand.

Die beiden Frauen tauschten Blicke, dann lenkte das junge Mädchen das Gespräch auf ein weniger politisch brisantes Terrain.

«Haben Ihnen das alles Ihre Eltern ermöglicht?», fragte Johanna und wandte sich erneut an Rahel. «Meinem Vater ist der Sohn versagt geblieben. Ich denke,...
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Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem Romandebüt «Die Tochter des Salzsieders» ist sie eine der bekanntesten deutschen Autorinnen historischer Romane. Beide Bände ihrer Erfolgsreihe «Die Charité» standen in den Top 10 der Bestsellerliste und verkauften sich insgesamt fast 300.000-mal. Zuletzt begeisterte die Verfilmung ihrer Jugendbuchserie «Die Erben der Nacht» zahlreiche Zuschauer.