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Der Schmerzsammler

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
399 Seiten
Deutsch
beTHRILLEDerschienen am11.12.20181. Aufl. 2018
Er sammelt Stimmen. Schmerzensschreie seiner Folteropfer ...

Fran Miller, Profilerin und Sektenbeauftragte des LKA Düsseldorf, geht einem ruhigen Schreibtischjob nach. Doch während der Ermittlungen zu einem Satanisten-Mord gerät sie selbst ins Fadenkreuz eines obsessiven Killers. Er foltert seine Opfer bestialisch, bevor er sie tötet. Fran erkennt sein Motiv: Er sammelt die Schreie seiner Opfer. Niemand glaubt ihr - ein tödlicher Irrtum. Denn nicht nur Fran steht auf der Liste des Schmerzsammlers ...

Fran Miller ermittelt auch in diesen Serienmörder-Thrillern: 'Teufelsblume' und 'Ich werde töten'.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




Martin Conrath schreibt Kriminalromane, von denen einer auch als »Tatort« verfilmt wurde. Außerdem ist er Teil des Autorenduos Sabine Martin, das erfolgreich historische Romane veröffentlicht. Martin Conrath lebt und schreibt in Düsseldorf.
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Produkt

KlappentextEr sammelt Stimmen. Schmerzensschreie seiner Folteropfer ...

Fran Miller, Profilerin und Sektenbeauftragte des LKA Düsseldorf, geht einem ruhigen Schreibtischjob nach. Doch während der Ermittlungen zu einem Satanisten-Mord gerät sie selbst ins Fadenkreuz eines obsessiven Killers. Er foltert seine Opfer bestialisch, bevor er sie tötet. Fran erkennt sein Motiv: Er sammelt die Schreie seiner Opfer. Niemand glaubt ihr - ein tödlicher Irrtum. Denn nicht nur Fran steht auf der Liste des Schmerzsammlers ...

Fran Miller ermittelt auch in diesen Serienmörder-Thrillern: 'Teufelsblume' und 'Ich werde töten'.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.




Martin Conrath schreibt Kriminalromane, von denen einer auch als »Tatort« verfilmt wurde. Außerdem ist er Teil des Autorenduos Sabine Martin, das erfolgreich historische Romane veröffentlicht. Martin Conrath lebt und schreibt in Düsseldorf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732569793
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum11.12.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Reihen-Nr.1
Seiten399 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4067364
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
4. Montag

Fran warf ihre schwarze Lieblingslederjacke über den Stuhl. Endlich wieder arbeiten. Das Wochenende hatte sich in die Länge gezogen, außer ihrem Sprung hatte sich nichts Besonderes ereignet. »Na, Bruno? Alles klar? Tun dir die hundert Euro leid?« Sie stach Bruno Rheinstahl mit dem Zeigefinger in die Rippen, aber der zuckte nicht mit der Wimper.

»Ich bin nicht kitzelig, das solltest du wissen.«

Er drehte sich um, sie lächelte ihn an und drückte ihn so, wie sie ihren Vater gedrückt hätte, wenn er das zugelassen hätte: mit dem ganzen Körper. Bruno strich ihr mit der Hand über den Kopf, so wie man einer Tochter über den Kopf streichen sollte.

Er wusste, wie das ging, schließlich hatte er zwei Töchter großgezogen, und beide waren gut geraten, hatten ihren eigenen Weg gefunden. Fran kannte und mochte beide, auch wenn die Lebensentwürfe doch sehr unterschiedlich waren. Brunos Töchter waren verheiratet, hatten jeweils zwei Kinder. Immerhin hatten sie ihre Arbeit nicht der Familie geopfert.

Als Fran zehn gewesen war, hatte ihr Dad Bruno bei einem Einsatz kennengelernt. Es war die erste Leiche für die beiden gewesen. James Miller, frisch gebackener Polizeiobermeister, so hatte es damals noch geheißen, hatte sie gefunden. Ihr Dad hatte den Ersten Angriff gemacht, den Tatort gesichert, die Gaffer verscheucht und dafür gesorgt, dass nicht unnötig Spuren zerstört wurden. Gute Arbeit, nicht selbstverständlich für die Achtziger des zwanzigsten Jahrhunderts.

Aber irgendwann war Dad stehen geblieben. Irgendwann hatte er beschlossen, nur zu glauben, was er sah: ein krasser Widerspruch zu seiner fanatischen Frömmelei. Zu allem tischte er irgendein Bibelzitat auf, er rannte, wenn es irgend ging, jeden Tag einmal in die Kirche und klagte bei jeder Gelegenheit über den Verfall der christlichen Werte und Sitten. Irgendwann war er ein engstirniger Bulle in Uniform geworden, der nicht mehr wollte, als eine kleine Dienststelle zu leiten, sich mit Hausfriedensbruch, randalierenden Besoffenen und Pennern rumzuschlagen.

»Du treibst mich noch in den Wahnsinn, mit deiner verrückten Springerei von Brücken und Gebäuden, von allem, was höher als dreißig Meter ist. Bis jetzt war es ja noch relativ sicher. Aber von dieser Brücke sind schon vier Base-Jumper in den Tod gesprungen. Profis!«

»Sie ist noch fünf Meter höher als der Rekord.«

Bruno schnaubte. »Du hast eine halbe Sekunde, um den Fallschirm auszulösen.« Er hob die Stimme und stach mit dem Zeigefinger in die Luft wie ein altmodischer Schullehrer, der zu einer Gardinenpredigt ansetzt. »Eine halbe Sekunde!«

Fran musste lächeln. »Es ist eine ganze Sekunde. Genau genommen eine Sekunde und drei Zehntel mit meinem Schirm. Eine ganze Sekunde ist eine halbe Ewigkeit. Und wenn ich beim Absprung schön nach oben federe, habe ich eine Sekunde extra, also zwei Ewigkeiten.«

Aber Bruno ließ sich nicht überzeugen. »Eines Tages wirst du diese Ewigkeiten verpassen, und nichts wird von dir bleiben als ein hässlicher Fleck auf dem Asphalt.«

»Diese Brücke ist ein Muss für jeden Base-Jumper, der etwas auf sich hält, der mehr ist als ein Wochenend-Adrenalinjunkie. Du müsstest doch wissen, dass ich tue, was ich sage.« Sie warf die Arme hoch. »Warum glaubst du mir nicht, wenn ich dir sage, dass ich springe? Ich dachte, du kennst mich besser als ich mich selber kenne. Zumindest behauptest du das immer.« Bruno wollte sich verteidigen, aber Fran ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Warum glaubt mir hier nur unser verrückter Psychologe?« Fran stieß ihren Zeigefinger auf sein Brustbein. »Weil du genauso bist wie alle anderen. Was du nicht wahrhaben willst, ignorierst du! Und überhaupt: Eines Tages wird so oder so nichts von mir geblieben sein als Staub, so wie von dir auch.«

Bruno schnaubte. »Jetzt wird sie auch noch philosophisch. Na, dann können wir ja gleich alle von der Brücke springen.« Er nahm sie bei den Schultern, hielt sie ein Stück von sich weg. »Wenn du meine Tochter wärst â¦«

Sie machte sich los. »Dann hätten wir ständig Krach miteinander. Gut, dass wir nur zusammen arbeiten.«

Fran wünschte sich, ihr Vater wäre eine Mischung aus beidem gewesen: der kalten Distanz ihres Erzeugers James und der erdrückenden väterlichen Zuneigung ihres Freundes Bruno, die ihr manchmal ernsthaft auf die Nerven ging. Irgendwo dazwischen lag der Raum, den man brauchte, um sich frei entfalten zu können.

Kopfschmerzen flammten auf. Ursache war der gehörige Kater vom Springen. Das Adrenalin ist weg, das Endorphin ist weg, der Kick ist weg, der Körper fordert seinen Tribut. Ein Gebot hatte sie sich zu eigen gemacht und befolgte es ohne Ausnahme: keine Kopfschmerztabletten. Wenn sie damit beginnen würde, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie eine echte Sucht entwickeln würde. Wieder pochte der Schmerz durch ihren Kopf, ein wenig heftiger.

Aber es war einfach unglaublich gewesen. Sie hatte tatsächlich eine halbe Sekunde gezögert, die Landung war hart gewesen, aber sie hatte sich noch nicht einmal den Fuß verstaucht. Allerdings hatte sie Jean-Claude, der Teamleiter des französischen Base-Jumping-Clubs, nach allen Regeln der Kunst zusammengefaltet und ihr gedroht, sie nicht mehr springen zu lassen, wenn sie sich nicht an die Base-Jumping-Regeln hielt, und die wichtigste war: Sicherheit zuerst! Dass sie das nicht interessierte, dass für sie Sicherheit eine Illusion war, das mussten weder Jean-Claude noch Bruno wissen.

Von der Tür her mischte sich Günther Anleder ein. »Na, ihr beiden? Fertig mit der Familienkonferenz?«

»Wir haben alles geklärt, nicht wahr, Bruno?«, sagte Fran, zielte mit Daumen und Zeigefinger auf Anleder und drückte ab.

»Gar nichts haben wir geklärt, und dich geht das sowieso nichts an, Günther«, giftete Bruno.

Fran seufzte und drehte sich Anleder zu. »Wenn ich Bruno erzähle, was ich am nächsten Wochenende vorhabe, dann verpasst er mir Hausarrest, das steht fest.«

Anleder machte einen Schritt in den Raum hinein und zeigte auf Bruno. »Entschuldige, aber als Seelendoktor des Teams geht mich alles etwas an.«

Fran holte tief Luft, aber sie kam nicht dazu, Günther zum hundertsten Mal klarzumachen, dass er nicht der Haustherapeut war, sondern - so wie sie - psychologischer Profiler. Günther hatte sich allerdings auf Krankheitsbilder spezialisiert und sie auf religiöse Sekten, aktuell mit dem Schwerpunkt Okkultismus und Satanismus.

»Gibt es eigentlich Leute, die hier auch mal was arbeiten?« Sabine Fellmis, die Leiterin der Abteilung Operative Fallanalyse und Frans Vorgesetzte, klopfte mit der Faust an den Türrahmen.

Erstaunlich, dass Fran sie überhaupt erkannte, so selten ließ sie sich in der Abteilung blicken, die sie eigentlich leiten sollte. Und heute Morgen sah sie noch dazu richtig schlecht aus, so, als hätte sie das ganze Wochenende durchgezecht.

Günther verzog sich mit wichtiger Miene, Bruno ließ sich auf seinen Stuhl fallen, und Fran nutzte die Gelegenheit, um ihre Chefin um mehr Geld anzubetteln, obwohl sie wusste, dass es sinnlos war.

Sie sollte forschen, sollte Ergebnisse bringen, aber Forschung kostete viel Zeit, viel Material, also viel Geld. Und das gab es nur für die Bereiche, mit denen die Arbeit der Kollegen von der Kripo und der Schupo sofortige Erfolge erzielen konnten. Erfolge, die gut waren für die Presse und die Statistik.

»Ich würde ja gerne â¦«, begann Fran und spitzte die Lippen.

Fellmis winkte ab. »Sie wollen mehr Geld. Ich weiß, und ich sage Ihnen, was ich Ihnen auch morgen, in einer Woche und in einem Jahr sagen werde: Sie bekommen nicht mehr. Seien Sie froh, dass ich Ihre seltsame Studie über die Teufelsbraten, die eigentlich niemand braucht, überhaupt finanziere. Satanisten sind kein Thema. Die bringen niemanden um. Sie müssen schauen, wie Sie mit dem Etat klarkommen. Erfinden Sie was. Ein Uniprojekt, was auch immer. Wenn es um Ihre suizidalen Tendenzen geht, sind Sie jedenfalls äußerst kreativ. Sie wissen ja, dass Sie keinen Cent kriegen, wenn Sie sich in den Rollstuhl springen. Sonst noch was?«

Fran wurde wütend. Was bildete sich diese Tussi eigentlich ein? Ja, da war noch was. Ich kündige! Aber diesen Gedanken sprach sie nicht aus, denn sie wusste genau, dass sie auch dann nicht kündigen würde, wenn man ihr den Etat komplett streichen würde. Dann würde sie ihr eigenes Geld für die Studie einsetzen, ihre Freizeit und die Freizeit ihrer Freunde. Eine verdammte Falle. Sie war ein Junkie auf der ganzen Linie, und Fellmis wusste das.

»Ja, natürlich, Chef, war ja auch nur so ein Gedanke.« Mehr fiel Fran nicht ein.

Fellmis drehte sich auf dem Absatz um und marschierte davon.

»Ich glaube, du brauchst mal einen Nachhilfekurs in Verhandlungstechnik. Du musst mehr rangehen. Fellmis unter Druck setzen.«

Fran fuhr zu Bruno herum, wollte ihm so richtig die Meinung sagen, aber er war der Falsche, um Dampf abzulassen. Was sie brauchte, war ein Satanist mit klarem Kopf, der ihr einen sauberen Ritualmord lieferte. Dann würde das Geld nur so fließen, und sie würde eine eigene Abteilung bekommen, und die Fellmis würde grün werden vor Neid.

Aber diese dämlichen Satanisten waren alles andere als satanisch und noch weniger mörderisch. Alles, was bisher unter rituellen Morden in den Medien ausgeschlachtet worden war, hatte nichts mit echtem Satanismus zu tun. Das waren durchgeknallte Psychopathen gewesen, nichts weiter. Ein echter ritueller...
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