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Haus meines Herzens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
334 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am18.12.20181. Auflage
Ein bewegender Roman für alle Fans von Rosamunde Pilcher. Mit dreiundsechzig darf eine Frau keinen Ärger mehr machen. Als Lucy ein Traumhaus an der griechischen Küste erbt, reist sie kurz entschlossen in die Ägäis und durchlebt in Griechenland noch einmal die erste und einzige Liebe ihres Lebens. Lucy entschließt sich, dem eintönigen Leben in Cambridge den Rücken zu kehren und in das Haus ihres Herzens mit seinen großen kühlen Räumen, der Terrasse zum weißen Strand und dem kobaltblauen Meer zu ziehen.

Sarah Woodhouse lebt auf einer Farm in Norfolk, England. Sie veröffentlichte zahlreiche Unterhaltungsromane.
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Produkt

KlappentextEin bewegender Roman für alle Fans von Rosamunde Pilcher. Mit dreiundsechzig darf eine Frau keinen Ärger mehr machen. Als Lucy ein Traumhaus an der griechischen Küste erbt, reist sie kurz entschlossen in die Ägäis und durchlebt in Griechenland noch einmal die erste und einzige Liebe ihres Lebens. Lucy entschließt sich, dem eintönigen Leben in Cambridge den Rücken zu kehren und in das Haus ihres Herzens mit seinen großen kühlen Räumen, der Terrasse zum weißen Strand und dem kobaltblauen Meer zu ziehen.

Sarah Woodhouse lebt auf einer Farm in Norfolk, England. Sie veröffentlichte zahlreiche Unterhaltungsromane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688117659
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum18.12.2018
Auflage1. Auflage
Seiten334 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4073743
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

MIT DREIUNDSECHZIG JAHREN sollte eine Frau keinen Ärger mehr machen.

«Mutter steht in der Zeitung.» Mit einer derartigen Empörung erzählte Christopher dies Bernadette, daß man eher angenommen hätte, er habe seine Mutter nackt im Supermarkt angetroffen.

«Welcher Zeitung?»

«Der Times.»

Bernadette dachte unwillkürlich, es müsse etwas mit Maurice zu tun haben. Etwa: «Witwe von bedeutendem Universitätslehrer auf Wohltätigkeitsball ...» Nur ging Lucy nie auf Bälle. Oder vielleicht doch? Außerdem war Maurice bereits seit sechs Jahren tot und letzten Endes wohl doch nicht so bedeutend gewesen, wie seine Kinder es sich gern einbildeten.

«Erinnerst du dich noch an Lussom, den alten Halunken?»

«Halunken?» Bernadette war verblüfft. «Oliver Lussom? Aber der war doch berühmt. Ich hab mir immer seine Sendungen angeschaut.» Ihr rattenschwänziges Kinder-Ich, dachte sie, das geradezu hypnotisiert war vom Charme dieses Mannes - und keineswegs von den Ruinen, zu denen er sie führte. Denn die Archäologie schien lediglich aus umgestürzten Säulen und zertrümmerten Friesen zu bestehen, und sogar die bedeutendsten Funde waren irgendwie enttäuschend. Seine lebhafte Stimme, seine Gesten oder auch nur die Art, wie er plötzlich den Kopf wandte, hatten es ihr angetan. «Ich war völlig vernarrt in ihn», sagte sie zu Christopher. «Er hat doch Großvaters Stadt ausgegraben, nicht wahr? Hat die Sache übernommen, als der Alte gestorben war.» Das Bild ihrer Mutter mit dem so unwahrscheinlichen Ballkleid verblaßte, und statt dessen sah sie nun eine große, ernste Gestalt mit Panamahut, die sich vor einem Hintergrund aus zerbröckelndem Mauerwerk abzeichnete. Auch an einen Schnurrbart meinte sie sich zu erinnern. Doch Lucy besaß nur erstaunlich wenige Fotografien, und die meisten davon waren verwackelte Aufnahmen mit Gegenlicht, die sie mit einer alten Box-Kamera geknipst hatte.

«Er war immer hinter den Frauen her. Und besoffen», bemerkte Christopher.

«Großvater?»

«Lussom.»

«Das hab ich nicht gewußt. Aber er ist doch tot, oder?»

«Zweiundneunzig ist der gestorben.» Das Datum stand im Zeitungsartikel. Er hatte seinen Finger darauf liegen.

«Und was hat das alles mit Mutter und der Times zu tun?»

«Er hat ihr sein Haus hinterlassen.»

«Was hat er?» schrie Bernadette.

«Ihr sein Haus in Griechenland vermacht.»

«Wie schön!» Es war eine automatische Reaktion. Einen Augenblick später meinte Bernadette: «Aber sie muß doch davon gewußt haben. Das hätten sie ihr doch gleich nach seinem Tod mitgeteilt. Oder?» Und dann, während sie sich langsam die Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ, schob sie nach: «Oder er hätte es ihr vorher schon gesagt.»

«Woher soll ich das denn wissen?» Christopher hatte nie gedacht, daß seine Mutter Geheimnisse von größerer Tragweite haben könnte. Und weshalb auch? Er hatte nicht einmal von der Bekanntschaft zwischen ihr und Lussom gewußt, obwohl es natürlich stimmte, daß dieser damals das Gelände übernommen - an dem Harold Cavendish vor seinem Tod noch kaum einen Spatenstich getan hatte - und ihm dann neben internationalen Vortragsreisen und dem Umschwänzeln eleganter Frauen sein halbes Leben gewidmet hatte. Und trotzdem ... Lucy hatte nie auch nur das geringste Interesse an Archäologie oder - soweit er das wußte - an irgendeinem Mann außer Maurice bekundet.

«Was für ein Haus ist es denn?» Bernadette fühlte sich mit einemmal von neuen Aussichten beflügelt, empfand Verwirrung und gleichzeitig Hoffnung.

«Es ist ein Bild dabei, aber es ist ziemlich klein und verschwommen.»

Wie Lucys eigene Bilder, die winzig und verschwommen waren und seit dreißig Jahren in der untersten Schublade des Sekretärs lagerten.

«Und mehr schreiben sie nicht? Nur, daß er es Mutter hinterlassen hat?»

«Gemäß der testamentarischen Bestimmungen ...» Christopher überflog hastig ein paar Zeilen, die innere Unruhe machte seine Hand immer noch ein wenig unstet. Und einen Moment lang verlor er die Übersicht. «... hat Mrs. Lucy Flecker, Tochter des verstorbenen Professors Harold Cavendish, Entdecker und Ausgräber ... British School of Archeology ... wie der griechische Minister sagte ...» Nein, da ist nichts mehr. Hör mal, Bernie, könntest du Mutter vielleicht anrufen? Und sie fragen, was es damit auf sich hat?»

«Hm, warum machst du das nicht selbst?»

«Ich würde das gern vermeiden. Laura hat ihr die Geschichte meiner Niedertracht bestimmt schon lang und breit dargelegt. Und eine Moralpredigt wäre mir jetzt einfach zuviel.»

«Mutter hält nie Moralpredigten.»

«Tut sie aber vielleicht, wenn sie hört, daß ich Laura endgültig verlassen habe.»

Bernadette hielt es für unwahrscheinlich. Lucy war kein Mensch, den man mit Theater beeindrucken konnte. Außerdem würde Laura die Rolle der verlassenen Ehefrau wohl lieber vor einem Kreis mitfühlender Freundinnen aus ihrem Aerobic-Kurs spielen.

«Ich hätte nie gedacht, daß du feige bist», sagte sie belustigt. Es freute sie, Christopher auch einmal verletzlich zu erleben. In ihrer Kindheit hatte er sich nie von dieser Seite gezeigt.

«Ruf einfach an. Ruf an und frag sie nach diesem Haus.» Er war sich gewiß, daß es eine einfache und einleuchtende Erklärung dafür geben mußte. Denn wie hätte Lucy unaufrichtig sein können? Und weshalb auch? Er meinte alles Wissenswerte über sie zu wissen. Schließlich war sie seine Mutter. Nur ...«Ich begreife einfach nicht, warum sie es mir nicht erzählt hat», sagte er. «Seit Vaters Tod habe ich sie in Geldangelegenheiten beraten. Sie war immer so verdammt leichtsinnig.»

«Mhm», sagte Bernadette, und dann, weil das ja wohl nicht genügte: «Natürlich hast du dein Bestes getan. Und sie weiß es bestimmt zu schätzen.»

Danach fühlte sie sich ein wenig beschämt, saß nur da und starrte auf das Telefon. Zweimal griff sie nach dem Hörer. Dann beschloß sie, nach draußen zu gehen und die Times zu kaufen.

Das Bild nun war dem Neugierigen mit Sicherheit keine Hilfe. Da waren - womöglich - eine Terrasse, Steinsäulen, von Wein umrankt. Der Rest aber war unerforschliches Dunkel, trübes Geheimnis.

 

Lucy war bestürzt über ihre Gleichgültigkeit.

«Verstehe», sagte sie schließlich langsam. Doch konnte sie die Situation wirklich aus Lauras Blickwinkel, mit Lauras Augen betrachten?

Lauras Augen waren immer noch feucht um die Wimpern wie die eines kleinen Kindes. Sie hatte große, strahlend blaue Augen. Auch im Schmerz waren sie weder verquollen noch häßlich, sondern hatten einfach etwas Rührendes, das mitleidige Zuwendung erheischte.

«Oh, Lucy, du weißt doch, wie das ist», schluchzte sie und zerknüllte nervös ihr Taschentuch. Sie war sich ganz sicher, daß Lucy wußte, wie es war. Von Anfang an war sie entschlossen gewesen, Lucy zu ihrer Verbündeten zu machen, denn sie hatte ihren ältesten Sohn, den zuverlässigen, kompetenten, erfolgreichen Erstgeborenen geheiratet. Wenn Lucy nicht auf ihrer Seite stand, so konnte sie nur ihre unversöhnliche Widersacherin sein. Nichtsdestotrotz hatte sie stets all die falschen Töne vermerkt, die sie im Versuch, im Familienkonzert mitzuspielen, angeschlagen hatte. Schlug sie auch jetzt wieder den falschen Ton an? Tränen etwa wurden in diesem Haus als allzu dramatisch betrachtet. Nur einmal hatte sie es bisher gewagt zu weinen, in jener Nacht, als Christopher mit Blinddarmentzündung überstürzt in die Klinik abtransportiert worden war und sie die beiden Kinder gepackt hatte und bleich, atemlos schluchzend und jeglicher Würde entkleidet hierher geflüchtet war. Damals wie heute hatte Lucy mit ernüchternder Schroffheit reagiert.

«Ich wußte einfach nicht, was ich tun sollte», sagte Laura genauso wie damals, als Lucy der Niobe auf ihrer Haustreppe mit dem Baby im Schlafanzug und dem kleinen Jungen, der unter seinem Anorak einen Morgenmantel trug, die Tür geöffnet hatte. Immer noch flehten ihre Augen um Verständnis, Zuneigung und Beschwichtigung. Lucy aber lauschte immer noch - wie der Klavierstimmer vielleicht, wenn er kam und an ihrem alten Flügel herumfummelte - auf einen echten Ton.

«Ja, ja, du bist jetzt durcheinander. Du brauchst einen Whisky», sagte Lucy.

«Einfach nur anzurufen. Einfach nur zu sagen, daß er nicht mehr zurückkommt. Wie konnte er nur? Und ich hab es nicht mal gewußt», fuhr Laura fort. War sie sich bewußt, daß sie all dies schon einmal, vielleicht auch zweimal zuvor gesagt hatte, und zwar im gleichen schriller werdenden Ton, dem Vorboten von Schmerz und Hysterie? Sie setzte noch zu einigen anderen klischeehaften Phrasen an, die alle zweifellos zutrafen. «Ist die Ehefrau nicht immer die letzte, die es erfährt? Warum hat er nicht mit mir geredet? Und er sagt, es gibt keine andere, aber ich glaub es ihm nicht ...»

Wiederholungen schienen in einer Krise geradezu zwangsläufig, dachte Lucy, genauso wie die unzähligen Tassen Tee.

«Ich würde nichts Überstürztes tun», riet sie ihr freundlich.

«Ich dachte ...» Lauras Reisetasche stand in der Diele, und eben hatte sie schon wirr davon geredet, Adam aus der Schule zu holen, so, als sei jemand gestorben. Als sei Chris tot, dachte Lucy, statt bloß verschwunden.

«Es wäre doch albern, das Haus zu verlassen. Er kann ja jederzeit wieder anrufen. Und die Kinder sind schließlich auch noch da. Magenverstimmungen, gebrochene Arme ... was ist, wenn sie dich mal erreichen müssen?»

«Ich kann ihnen deine Nummer geben....
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