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Dieselschwaden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Silberburg-Verlagerschienen am04.01.20191. Auflage
Kommissar Luca Mazzaro ermittelt in einem brutalen Mordfall an einer Prostituierten im Stuttgarter Stadtteil Fasanenhof. Bei seinen Recherchen in einem Edelbordell in Echterdingen bei Stuttgart stößt er auf die Namen von hochrangigen Managern der Automobil- und Zulieferindustrie aus dem Bereich 'Abgasanlagen'. Was wussten diese Leute über den Diesel-Skandal? Und was haben sie mit dem Tod der jungen Frau zu tun?

Birgit Hummler, Jahrgang 1953, ist in Stuttgart aufgewachsen und lebt heute in Breisach am Rhein. Sie hat Sprach- und Literaturwissenschaften (Deutsch und Russisch) sowie Journalistik und Kommunikationswissenschaften studiert. Ihre Laufbahn als Journalistin führte sie bald zu Themen aus der Arbeits- und Wirtschaftswelt, in der es manchmal mörderisch zugeht. Ihr Krimidebüt 'Stahlbeton' wurde 2011 mit dem Stuttgarter Krimipreis ausgezeichnet.
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Produkt

KlappentextKommissar Luca Mazzaro ermittelt in einem brutalen Mordfall an einer Prostituierten im Stuttgarter Stadtteil Fasanenhof. Bei seinen Recherchen in einem Edelbordell in Echterdingen bei Stuttgart stößt er auf die Namen von hochrangigen Managern der Automobil- und Zulieferindustrie aus dem Bereich 'Abgasanlagen'. Was wussten diese Leute über den Diesel-Skandal? Und was haben sie mit dem Tod der jungen Frau zu tun?

Birgit Hummler, Jahrgang 1953, ist in Stuttgart aufgewachsen und lebt heute in Breisach am Rhein. Sie hat Sprach- und Literaturwissenschaften (Deutsch und Russisch) sowie Journalistik und Kommunikationswissenschaften studiert. Ihre Laufbahn als Journalistin führte sie bald zu Themen aus der Arbeits- und Wirtschaftswelt, in der es manchmal mörderisch zugeht. Ihr Krimidebüt 'Stahlbeton' wurde 2011 mit dem Stuttgarter Krimipreis ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783842518049
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum04.01.2019
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1136 Kbytes
Artikel-Nr.4088753
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Montag, 11. April
1

Luca saß schon lange vor dem eigentlichen Dienstbeginn an seinem Schreibtisch und tippte den Bericht in den Computer. Er quälte sich. Wie immer. Wenn er gewusst hätte, wieviel Schreibarbeit in diesem Job bei der Kripo verlangt wurde - er wäre im Streifendienst geblieben. Er tat sich wahnsinnig schwer mit dieser Schreiberei, und vor allem die Reaktionen der Vorgesetzten und Kollegen fürchtete er, wenn sie ihn groß anschauten und seine mühsam fabrizierten Sätze zu entschlüsseln versuchten.

»Die erste Kenntnisnahme der Ereignismeldung durch die Polizei erfolgte um 5.35 Uhr, weil die Mitteilung über den Notruf erfolgt ist. Die Personalien des Mitteilers haben wir nicht, weil er die nicht gesagt hat und weil er seine Rufnummer unterdrückt hat zur Erschwerung der Nachverfolgung.«

Hanna Stankowski hatte ihn einmal aufgefordert, doch einfach so zu schreiben, wie er sprach. Doch das war ja genau das Problem. Er hatte sie verzweifelt angeschaut und gefragt: »Und du glaubst, dass es dann besser wird? Weißt du, Hanna, ich hatte vier Jahre lang eine Deutschlehrerin. Ich seh´ heute noch die Aufsätze vor mir. Rot. Auf jeder Seite rot. So Schlangenlinien hat sie drunter gemacht, unter das, was ich geschrieben hab. Und auf jeder Seite stand Keine Schriftsprache! . Immer wieder Keine Schriftsprache! . Auf jeder Seite drei bis fünf Mal.« Die Deutschlehrerin hatte bei ihm gründliche Arbeit geleistet.

Zuhause hatte man gebrochenes Deutsch gesprochen, mit italienischen Brocken durchsetzt. Mit den Kumpels redete er gepflegtes Schwäbisch. Romane lesen war nicht seine Sache. Entsprechend holprig fielen die Aufsätze aus. An der Polizeihochschule kam er dann auf den Trick, die Formulierungen in den Lehrbüchern quasi auswendig zu lernen. Das Resultat war diese Mischung aus gestelztem Beamten-Deutsch und Umgangssprache, die immer wieder Befremden auslöste.

Als Pia kam, machte sie sich wie besprochen gleich dran, den Mieter oder Eigentümer der Wohnung auf dem Fasanenhof zu ermitteln. Sie durchforstete Computerdateien und telefonierte mit der Eigentümergesellschaft des Häuserblocks, mit der Hausverwaltungsgesellschaft und allen möglichen Ämtern und Behörden.

Luca hatte sich endlich bis zum Thema »Schlussfolgerungen« durchgebissen und erörtert, dass nicht klar war, »ob die mit der Tatortbefundaufnahme erhobenen Informationen, die einer kriminalistisch-kriminologischen Analyse und Synthese zu Tat und Täterschaft unterzogen worden sind, zeigen, ob der Täter was gefunden hat oder nicht.« Irgendetwas fehlte allerdings. Es war kein Punkt der formalen Gliederung. Die hatte er alle brav abgearbeitet. Irgendeine wichtige Information hatte er nicht aufgeschrieben.

Er sah vor dem geistigen Auge seinen Chef Andreas Bialas, wie der die Stirn runzelte, finster dreinblickte und ihn zusammenstauchte, weil er nichts verstand und die Hälfte fehlte.

»Sag mal, Pia.« Ihm kam ein Hoffnungsfunke. »Könntest du diesen Tatortbericht mal durchlesen? Nur kurz mal drüber. Ob man das so nachvollziehen kann.«

»Nö«, sagte sie nur und blickte stur in den Bildschirm. Nach einer Weile ließ sie sich zu einer Erklärung herab: »Zum Schluss ende ich so wie die Hanna Stankowski. Als deine Sekretärin. Wenn die nicht ständig hinter Andreas Bialas her wäre, dann würde der keinen Bericht rechtzeitig abliefern. Meinst du, mir ist das entgangen, warum der so Stress mit dem neuen Inspektionsleiter hat? Und ich korrigiere am Schluss bloß noch deine Berichte.«

Luca seufzte. Vor Pia hatte an dem Platz ihm gegenüber ein Kollege gesessen, der jetzt ins Dezernat für Wirtschaftskriminalität am Präsidium gewechselt hatte. Rolf war ein zögerlicher Mensch gewesen, der sich nie sicher war, ob er einen Fall richtig beurteilte. Solange er Fakten zusammentragen konnte, war Rolf glücklich gewesen. Aber das kriminalistische Gespür hatte ihm gefehlt. Luca, der um einiges jünger war als der Ex-Kollege, hatte ihn dann immer bestärkt und beraten: »Genauso machst du das, Rolf. - Hast du daran gedacht, Rolf? - Vielleicht könntest du das ja noch überprüfen, Rolf.«

Im Gegenzug hatte der Kollege seine Berichte gelesen, ihm rückgemeldet, wenn etwas so ganz daneben formuliert war, und manchmal sogar Korrekturen vorgenommen. Diese paradiesischen Zeiten waren nun wohl endgültig vorbei.

»Na gut«, meinte Pia plötzlich. »Schieb ihn mal rüber, ich schau mal so quer drüber. Muss eh warten, bis ich ne Rückmeldung vom Einwohnermeldeamt krieg.«

Luca ließ sich nicht zweimal bitten. Mit einem Mausklick war der Bericht bei Pia im Postfach. Die las eine Weile konzentriert. Dann sagte sie plötzlich: »Sag mal, müssten die nicht auch irgendwie nach dem Tatwerkzeug gesucht haben? Da haben die gar nichts zu gesagt, die Leute von der KTU. Oder?«

Luca sprang auf. Genau das war es. Ma guarda, che furba, nicht blöd, die neue Kollegin. Er fuhr sich mit den Händen durchs schwarze Haar. Natürlich hatte er auch nicht danach gefragt - das war ihm durch die Lappen gegangen. Doch normalerweise arbeiteten die Kriminaltechniker standardmäßig bestimmte Punkte ab. Und die Suche nach dem Tatwerkzeug fiel dabei eigentlich nie unter den Tisch. Was war das Drosselwerkzeug? Und wo war es abgeblieben? Hatte die KTU die Zimmer der anderen Frauen danach durchsucht? Und rings um das Haus und in der näheren Umgebung waren die Leute in den weißen Overalls bestimmt nicht zugange gewesen.

»Die müssen da noch mal ran«, sagte er und griff zum Telefon. »Und zwar so schnell wie möglich.« Er rief direkt den Leiter des Dezernats für Kriminaltechnik an und bat und bettelte darum, dass ihm ein anderes Team der KTU zugeteilt wurde. Doch die ganze Empörung über die Schlampereien der blöden KTU-Teamleiterin half nichts. »Tut mir leid, Luca. Wir müssen noch mal ins Körschtal - bevor es regnet - und jeden Grashalm dort umdrehen. Ich hab niemanden sonst für dich«, meinte der Dezernatsleiter der Kriminaltechnik nur.

Missmutig machte sich Luca daran, die Formalitäten zur erneuten Anforderung der KTU zu erledigen, da sprang Pia, die aufmerksam am Computer gearbeitet hatte, plötzlich auf.

»Ha, sagte sie, »schau dir mal an, wen wir da haben.«

Als Luca zu ihr an den Bildschirm trat, sah er eine INPOL-Maske mit Personendaten.

»Bakir Susic, genannt Bakki«, las Pia, die sich wieder gesetzt hatte, laut vor. »Geboren 1975 in Jugoslawien, heute Bosnien-Herzegowina. Ist als Kriegsflüchtling 1993 mit 18 Jahren nach Deutschland gekommen. Hat zumindest 2011 das Chapter der United Tribuns in Rottweil geleitet. Erste erkennungsdienstliche Behandlung war, weil er eine Massenkeilerei zwischen den Tribuns und den Black Jackets in Pforzheim angezettelt hat, und zwar über Facebook.«

Die United Tribuns und die Black Jackets galten als rockerähnliche Gangs, wie Luca wusste. Man musste bei denen nicht unbedingt Motorrad fahren. Man musste nur auf Krawall gebürstet sein.

»Da sind die mit Baseballschlägern und Messern aufeinander los. Ein Schwerverletzter und etliche Leichtverletzte, die sich aber verdrückt haben, als die Polizei kam. Ob Bakki da selbst dabei war, weiß keiner. Auf jeden Fall hat er aber ordentlich mitgemischt beim sogenannten Türsteherkrieg in Pforzheim. Da ging es eben auch um Schutzgeld. Wer die Türsteher stellt, bekommt Schutzgeld dafür, dass andere Gangs kein Schutzgeld erpressen können. Ne nette Übereinkunft - oder nicht? Sein Strafregister: Schwere Körperverletzung, illegaler Waffenbesitz und Schutzgelderpressung. Hat aber nur anderthalb Jahre gekriegt und war nach zehn Monaten wieder raus.«

Luca sah sich das Foto des Mannes an. Ein vierschrötiger Typ mit kurzgeschorenen Haaren. Sein Blick kaltblütig, aber nicht doof. Am Hals sah man Tätowierungen und Goldkettchen.

»Und der hat nun die Wohnung auf dem Fasanenhof gemietet. Gemeldet sind dort aber nur drei Frauen. Und jetzt pass auf ...« Pia war richtig in Fahrt gekommen, so kannte er sie noch gar nicht. »Der hat in diesem Häuserblock noch ne Wohnung gemietet. Bei dem Aufgang links von dem Block, wo die Mädels wohnen. Dort ist er nur selbst gemeldet.

Bloß glaub ich nicht, dass der dort wohnt. Weil er sich nämlich vor nem Jahr eine schicke, sündhaft teure Eigentumswohnung in Möhringen gekauft hat. Hab ich von der Grundbucheinsichtsstelle erfahren«, meinte sie triumphierend.

»Zwei Wohnungen«, so überlegte Luca. »Dann ist die Frage, wer in der zweiten wohnt. Nochmal zehn Frauen?«

»Ein ganzer Harem für das Serail«, meinte Pia sarkastisch.

Für Luca passte das nicht ganz. Er war bisher davon ausgegangen, dass das Serail in...
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Birgit Hummler, Jahrgang 1953, ist in Stuttgart aufgewachsen und lebt heute in Breisach am Rhein. Sie hat Sprach- und Literaturwissenschaften (Deutsch und Russisch) sowie Journalistik und Kommunikationswissenschaften studiert. Ihre Laufbahn als Journalistin führte sie bald zu Themen aus der Arbeits- und Wirtschaftswelt, in der es manchmal mörderisch zugeht. Ihr Krimidebüt "Stahlbeton" wurde 2011 mit dem Stuttgarter Krimipreis ausgezeichnet.