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Wohin dein Herz mich ruft

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
SCM Hänsslererschienen am10.01.20191. Auflage
London 1881 - Die unabhängige Julia Bernay will Medizin studieren und Ärztin werden - ein Berufsfeld, das sich gerade erst für Frauen geöffnet hat. Der Rechtsanwalt Michael Stephenson hat es durch harte Arbeit geschafft, dem schlechten Ruf seiner Familie zu entkommen. Er ist auf dem Weg zu Reichtum und Anerkennung. Ein schicksalhafter Unfall in der Londoner U-Bahn führt die beiden zusammen. Julia rettet dem schwerverletzten Michael das Leben. Doch er könnte ihre Zukunftsträume mit einem Schlag zerstören. Werden die beiden trotz aller Hindernisse zueinander finden?

Jennifer Delamere arbeitet seit fast 20 Jahren als Lektorin für Sachbücher und Unterrichtsmaterialien. Sie ist leidenschaftliche Wintersportlerin und liebt es Romane zu schreiben. In den USA wurden ihre Bücher schon mehrfach ausgezeichnet. Sie ist verheiratet und lebt in North Carolina.
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Produkt

KlappentextLondon 1881 - Die unabhängige Julia Bernay will Medizin studieren und Ärztin werden - ein Berufsfeld, das sich gerade erst für Frauen geöffnet hat. Der Rechtsanwalt Michael Stephenson hat es durch harte Arbeit geschafft, dem schlechten Ruf seiner Familie zu entkommen. Er ist auf dem Weg zu Reichtum und Anerkennung. Ein schicksalhafter Unfall in der Londoner U-Bahn führt die beiden zusammen. Julia rettet dem schwerverletzten Michael das Leben. Doch er könnte ihre Zukunftsträume mit einem Schlag zerstören. Werden die beiden trotz aller Hindernisse zueinander finden?

Jennifer Delamere arbeitet seit fast 20 Jahren als Lektorin für Sachbücher und Unterrichtsmaterialien. Sie ist leidenschaftliche Wintersportlerin und liebt es Romane zu schreiben. In den USA wurden ihre Bücher schon mehrfach ausgezeichnet. Sie ist verheiratet und lebt in North Carolina.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783775174398
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum10.01.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.2
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3487 Kbytes
Artikel-Nr.4091396
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
2

Einen Augenblick lang herrschte ein beinahe gespenstisches Schweigen. Wie Julia waren auch die anderen Fahrgäste im ersten Moment völlig verdattert und versuchten zu begreifen, was eigentlich geschehen war. Dann wurde die Stille durch Schmerzlaute unterbrochen, während die Leute versuchten, sich aufzurappeln. Einer der Gentlemen stöhnte: »Ich glaube, mein Arm ist gebrochen!« Der Wagen war noch immer stark nach links geneigt. Julia vermutete, dass der Zug bei der plötzlichen heftigen Bremsung entgleist war.

»O nein, o nein«, kreischte die Blonde und starrte zu Tode erschrocken auf den am Boden liegenden blutenden Michael. Julia stolperte nach vorn, um ihm zu helfen, selbst entsetzt über die große Menge Blut, die unter seinem Kinn hervorquoll. Einer der anderen Männer kroch neben ihn, zog ein Taschentuch heraus und versuchte erfolglos, die Blutung zu stillen.

»So geht das nicht«, sagte Julia, streifte ihre Handschuhe ab und zog auch ihren Mantel aus, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. »Gehen Sie beiseite. Ich bin Krankenschwester.«

»Krankenschwester?« Er sah sie überrascht an, doch Julia wollte keine Zeit mit Erklärungen verschwenden. Die Fensterglasscherbe hatte einen tiefen Schnitt an Michaels Hals verursacht und dabei offenbar ein wichtiges Blutgefäß verletzt.

»Wollen Sie, dass er verblutet?«

Die Frage schüchterte den Mann so sehr ein, dass Julia ihn aus dem Weg schieben konnte. Sie nahm Michaels Hand. Mit der anderen Hand fügte sie den Schnitt zusammen und presste dann mit aller Kraft gegen die Wirbelsäule, um die Arterie abzudrücken. Blut lief über ihre Hände und ihr Kleid, während sie sich abmühte, den richtigen Griff zu finden.

»Ist er tot?«, weinte die blonde Frau und rang die Hände.

»Noch nicht«, antwortete Julia knapp. Sie war schon mehrfach bei Notfällen zugegen gewesen, doch diesmal war es so ernst, dass sogar sie beunruhigt war. Sie kämpfte um Fassung, während sie weiterhin versuchte, die Blutung unter Kontrolle zu bekommen.

Michaels Schwester war ebenso erschrocken, doch sie geriet nicht in Panik wie die andere Frau. Als sie sich neben Julia kniete, wäre sie fast auf den Scherben ausgerutscht. »Was tun Sie da? Sie erdrosseln ihn ja!«

»Nein, ich verhindere nur, dass er verblutet. Wir müssen Druck auf die Wunde ausüben, bis ein Arzt kommt.« Sie warf der Frau einen beschwörenden Blick zu. »Vertrauen Sie mir, sonst wird er sterben.«

Das war eine schockierende Aussage, doch sie musste so schonungslos sein. Es sprach für die Frau - Michael hatte sie Corinna genannt -, dass sie sich sofort beruhigte. Julia sah, wie sie mehrmals tief durchatmete, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Dann nickte sie. »Was tun wir als Nächstes?«

Julia hörte Geräusche außerhalb des Wagens. »Was ist da los? Wie weit sind wir von der nächsten Station entfernt? Wir brauchen so schnell wie möglich einen Arzt.«

Der junge Mann, der bei der letzten Haltestelle eingestiegen war, steckte den Kopf durch das zerbrochene Fenster. Seine Handschuhe und der dicke Mantel schützten ihn, als er sich hinausbeugte, um ihre Lage abzuschätzen. »Da ist ein schmaler Weg zwischen dem Zug und der Tunnelwand. Ganz da hinten sehe ich Lichter. Männer mit Laternen, glaube ich. Wir müssen näher an der Station sein, die wir gerade verlassen haben. Jedenfalls kommen sie aus dieser Richtung.«

»Hoffen wir, dass ein Arzt dabei ist«, sagte Julia.

»Wir werden nicht warten, bis sie da sind!«, rief Corinna. »Wir tragen ihnen meinen Bruder entgegen.«

»Nein! Wir dürfen ihn nicht bewegen. Der Druck muss konstant bleiben, damit das Blut gerinnen kann. Die Arterie muss unbedingt geschlossen werden.«

»Sie werden ihn nicht bewegen?« Es war Befehl und Frage zugleich.

Julia konnte sehen, dass Corinna förmlich zerrissen war zwischen ihrem Wunsch, bei ihrem Bruder zu bleiben, und dem Bedürfnis, Hilfe zu holen. »Ich bleibe hier«, sagte Julia. Sie würde sich nicht von der Stelle rühren, bis sie wusste, dass Michael in Sicherheit war.

Das reichte Corinna, um einen Entschluss zu fassen. »Ich suche einen Arzt.« Sie rappelte sich hoch und nahm die andere Frau am Arm. »Laura, komm mit.«

Laura weinte. Sie war noch immer wie erstarrt vor Schreck und konnte Michael nur anstarren.

Corinna gab ihr einen Schubs. »Komm schon«, befahl sie. Endlich setzte die junge Frau sich in Bewegung.

»Ich komme mit«, bot der Mann am Fenster an. »Die meisten haben ihre Wagen bereits verlassen. Es herrscht ein ziemliches Durcheinander da draußen, Sie werden jemanden brauchen, der Ihnen den Weg bahnt.«

Das Verlassen des Wagens war gleich die erst Hürde. Wegen der Neigung des Zuges konnten sie die Tür nur einen schmalen Spalt weit öffnen; weiter ging es nicht, weil der Absatz, der an der Tunnelwand entlanglief, im Weg war. Doch dem jungen Mann gelang es, sich hindurchzuquetschen und an der Mauer hinaufzuhangeln. Dann drehte er sich um und half Laura und Corinna heraus.

»Ich komme auch mit«, erklärte ein anderer Mann. Er hielt seinen linken Arm umklammert. »Ich brauche Hilfe.«

Julia konnte sehen, dass er Schmerzen hatte. Sie hätte ihm gern geholfen, doch sie konnte Michael nicht loslassen. Der Mann mit den Schmerzen streckte bereits seinen unverletzten Arm dem anderen Mann entgegen, der ihn aus dem Wagen herauszog.

Der Fahrgast, der ursprünglich versucht hatte, die Blutung zu stoppen, machte keine Anstalten, ebenfalls zu gehen. »Ich bleibe bei Ihnen, bis der Arzt kommt«, erklärte er.

»Danke, Mr ...?«

»Carter.«

»Können Sie mir sagen, ob die beiden Frauen vorankommen?« Julia, die neben Michael auf dem Boden kniete, konnte nicht sehen, was im Tunnel vor sich ging.

Mr Carter schaute aus dem zerbrochenen Fenster. »Da sind sehr viele Menschen, aber der Bursche hilft ihnen und bahnt ihnen den Weg.« Er drehte sich wieder zu Julia um. »Wenn ich Ihnen helfen, wenn ich irgendetwas tun kann ...«

»Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Julias Hände ermüdeten bereits. »Es ist unbedingt nötig, dass wir den Druck auf die Arterie fest und konstant halten. Glauben Sie, Sie könnten mir dabei helfen?«

Er kniete sich neben sie. »Sagen Sie mir, was ich tun soll.«

Er war ein großer Mann mit fleischigen Händen, die durchaus geeignet waren, den starken, stetigen Druck auszuüben, der nötig war, und er war bereit, ihre Anordnungen auszuführen. Doch auch als er ihren Platz eingenommen und sie das Gefühl hatte, loslassen zu können, hielt sie sich bereit, jederzeit einzugreifen, falls Mr Carters Griff nachlassen sollte. Es sickerte immer noch ein dünner Blutstrom aus der Wunde, doch die Menge war nicht mehr lebensbedrohlich.

Wunderbarerweise brannten die Laternen im Wagen noch, allerdings nur flackernd, als könnten sie jeden Moment ausgehen. Julia betete, dass das nicht geschehen möge.

Als sie sicher war, dass Mr Carter stark genug presste, untersuchte sie Michael genauer. Er hatte noch weitere Schnitte am Kopf und im Gesicht, die jedoch offenbar eher oberflächlich waren. Sie knöpfte seinen Mantel auf, durchsuchte seine Taschen und fand ein Taschentuch, mit dem sie das Blut von den kleineren Wunden tupfte. Sein dunkelbraunes Haar war dicht und doch seidig, als sie es ihm aus dem Gesicht strich. Über eine Wange lief eine kurze, blasse Narbe, fast verborgen von den Koteletten.

Rasch untersuchte sie seinen Körper, der den Gang fast ganz versperrte. Vor wenigen Minuten war er noch so stark und lebendig gewesen. Zwei Finger seiner rechten Hand schienen verrenkt oder gebrochen zu sein. Sie zog ihr eigenes Taschentuch heraus und band die Finger, so gut sie konnte, zusammen, um sie vor weiteren Verletzungen zu schützen. Dann richtete sie vorsichtig ein Bein gerade, das in einem seltsamen Winkel abgespreizt war. Die Knieverletzung würde ihm später mit Sicherheit noch Schmerzen bereiten.

»Ihr medizinisches Wissen scheint sehr fundiert für eine Krankenschwester«, sagte Mr Carter.

»Ich befinde mich in der Ausbildung zur Ärztin.«

Früher waren die Menschen dieser Aussage häufig mit Skepsis begegnet, doch Mr Carter sah sie beeindruckt an. »Wirklich? Erstaunlich.«

In diesem Moment gingen die Lampen aus.

Draußen strömten die Menschen noch immer am Wagen vorbei, in dem verzweifelten Versuch, der Dunkelheit zu entfliehen. Lange Minuten vergingen, dann hörte Julia Rufe. Die Leute von der U-Bahn waren da.

»Ruhe bewahren! Bewahren Sie Ruhe!«, versuchte einer der Männer den Lärm zu übertönen. »Es besteht keine unmittelbare Gefahr! Lassen Sie uns durch! Wir müssen die Verletzten herausholen!«

»Hierher! Er ist da drin!« Corinna stolperte in den Wagen. Mehrere Männer folgten ihr. »Ich habe einen Arzt mitgebracht. Wie geht es meinem Bruder?«

Julia zuckte vor dem hellen Licht der Laternen zurück, die von zwei Männer getragen wurden. »Wir konnten die Blutung in Schach halten«, sagte sie nicht nur zu Corinna, sondern auch zu dem Arzt, der sich neben sie kniete und sich rasch einen Überblick über die Lage verschaffte.

»Sie haben genau das Richtige getan«, sagte er dann zu Mr Carter.

»Die junge Dame hier hat mir gezeigt, was ich tun soll«, antwortete Mr Carter. »Sie studiert Medizin.«

»Wirklich?« Der Arzt warf Julia einen kurzen, anerkennenden Blick zu. »Dann war das eine gute Übung für Sie.«

Corinna sah Julia mit staunendem Unglauben an. »Sie studieren Medizin?«

»Ja.«

Der Arzt öffnete seine Tasche. »Ich habe Klammern dabei, die die Wunde geschlossen halten, bis wir ihn ins Krankenhaus geschafft...
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Autor

Jennifer Delamere arbeitet seit fast 20 Jahren als Lektorin für Sachbücher und Unterrichtsmaterialien. Sie ist leidenschaftliche Wintersportlerin und liebt es Romane zu schreiben. In den USA wurden ihre Bücher schon mehrfach ausgezeichnet. Sie ist verheiratet und lebt in North Carolina.