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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
528 Seiten
Deutsch
Elster Verlagerschienen am28.01.20191. Auflage
Entführt, verkauft und missbraucht - Milena gerät als Jugendliche in die Fänge skrupelloser Menschenhändler. Mit beispielloser Grausamkeit zur Prostitution gezwungen, beginnt ihre Reise durch verschiedene Länder und Kontinente. Nur ihr eiserner Überlebenswille und die Geschichten, die sie heimlich in ihr Notizbuch schreibt, bewahren sie vor der endgültigen Kapitulation. Als Milena in Mexiko den Zeitungsverleger Rosendo Franco kennenlernt, scheint ein Ausweg aus der Gefangenschaft möglich. Doch sein plötzlicher Tod bringt sie in akute Gefahr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihre Peiniger sie finden - auch, um an das Notizbuch zu gelangen, das für viele gefährliche Informationen birgt. Wäre da nicht eine Gruppe alter Schulfreunde, die 'Blauen' genannt, die aus unterschiedlichen Gründen an Milenas Rettung interessiert sind ... In atemberaubendem Tempo und psychologisch subtil erzählt, exzellent recherchiert - eine Entdeckung!

Jorge Zepeda Patterson (* 1952 in Mazatlán, Sinaloa, Mexiko) ist Schriftsteller, Journalist und einer der führenden politischen Analysten Mexikos. Er studierte Politik und Ökonomie an der Pariser Sorbonne und Sozialwissenschaft in Guadalajara. Er schreibt Kolumnen für die spanische Zeitung El País und ist Chefredakteur der mexikanischen Onlinepublikation Sin Embargo. Zepedas Debütroman 'Los Corruptores' war 2013 Finalist des Dashiell-Hammet-Preises. Für 'Milena oder der schönste Oberschenkelknochen der Welt' wurde er 2014 als erster mexikanischer Autor mit dem Premio Planeta, dem bedeutenden Literaturpreis der spanischsprechenden Welt ausgezeichnet. 2016 ergänzte er die international erfolgreiche Trilogie um die Gruppe der 'Blauen' mit dem Roman 'Los Usurpadores'. Eine Verfilmung der Trilogie ist in Vorbereitung. Seine Romane sind in mehr als zehn Sprachen übersetzt. Der Elster Verlag präsentiert den Erfolgsautor zum ersten Mal auf Deutsch.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEntführt, verkauft und missbraucht - Milena gerät als Jugendliche in die Fänge skrupelloser Menschenhändler. Mit beispielloser Grausamkeit zur Prostitution gezwungen, beginnt ihre Reise durch verschiedene Länder und Kontinente. Nur ihr eiserner Überlebenswille und die Geschichten, die sie heimlich in ihr Notizbuch schreibt, bewahren sie vor der endgültigen Kapitulation. Als Milena in Mexiko den Zeitungsverleger Rosendo Franco kennenlernt, scheint ein Ausweg aus der Gefangenschaft möglich. Doch sein plötzlicher Tod bringt sie in akute Gefahr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihre Peiniger sie finden - auch, um an das Notizbuch zu gelangen, das für viele gefährliche Informationen birgt. Wäre da nicht eine Gruppe alter Schulfreunde, die 'Blauen' genannt, die aus unterschiedlichen Gründen an Milenas Rettung interessiert sind ... In atemberaubendem Tempo und psychologisch subtil erzählt, exzellent recherchiert - eine Entdeckung!

Jorge Zepeda Patterson (* 1952 in Mazatlán, Sinaloa, Mexiko) ist Schriftsteller, Journalist und einer der führenden politischen Analysten Mexikos. Er studierte Politik und Ökonomie an der Pariser Sorbonne und Sozialwissenschaft in Guadalajara. Er schreibt Kolumnen für die spanische Zeitung El País und ist Chefredakteur der mexikanischen Onlinepublikation Sin Embargo. Zepedas Debütroman 'Los Corruptores' war 2013 Finalist des Dashiell-Hammet-Preises. Für 'Milena oder der schönste Oberschenkelknochen der Welt' wurde er 2014 als erster mexikanischer Autor mit dem Premio Planeta, dem bedeutenden Literaturpreis der spanischsprechenden Welt ausgezeichnet. 2016 ergänzte er die international erfolgreiche Trilogie um die Gruppe der 'Blauen' mit dem Roman 'Los Usurpadores'. Eine Verfilmung der Trilogie ist in Vorbereitung. Seine Romane sind in mehr als zehn Sprachen übersetzt. Der Elster Verlag präsentiert den Erfolgsautor zum ersten Mal auf Deutsch.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783906903910
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum28.01.2019
Auflage1. Auflage
Seiten528 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1051 Kbytes
Artikel-Nr.4164567
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
3

Milena

August 2005

Sie hieß Alka und war Kroatin, obwohl sie sich nach drei Tagen in dem dunklen Kleiderschrank, in den man sie gesperrt hatte, und ohne einen Bissen zu essen eher fühlte wie ein Tier ohne Namen und Herkunft. Ihre Nacktheit, gegen die auch die alte Decke, die man ihr hingeworfen hatte, nur wenig ausrichten konnte, verstärkte das Gefühl der Orientierungslosigkeit und Anonymität, als wäre jemand in ihr Innerstes eingedrungen und hätte alles, was sie bis vor einer Woche gewesen war, gegen einen primitiven Organismus ausgetauscht, der nur nach Wasser und Nahrung gierte. Am ersten Tag hatte sie stundenlang gegen das Holz gehämmert, mehr aus Empörung und Ärger als aus Furcht, in der ständigen Hoffnung, der schwache Lichtschein unter der Schranktür könnte jeden Moment von einem Schatten unterbrochen werden, der sie herausließ. Am zweiten Tag wurde sie von Selbstmitleid und Trauer überwältigt, und sie kauerte sich erschlagen in eine Ecke des Schranks. Am dritten Tag wurde jede andere Erwägung von dem verzweifelten Verlangen nach etwas zu trinken und zu essen verdrängt. Der Gedanke, vergewaltigt zu werden, der drei Tage vorher noch unerträglich gewesen war, erschien ihr dagegen wie eine läppische Kleinigkeit. Am vierten Tag begann sie an dem einzigen Gegenstand zu nagen, der ihr in dem dunklen Loch Gesellschaft leistete: einem hölzernen Haken, der auf Höhe ihres Kopfes von einer Metallstange hing. Das war der Tag, an dem man sie herausließ.

Alka hatte die ersten sechzehn Jahre ihres Lebens in Jastrebarsko verbracht, einem alten Dorf in der Nähe von Zagreb, in dem sechstausend Einwohner bei lebendigem Leib verfaulten, während die anderen dreißigtausend auf dem verfallenen Friedhof dahinkompostierten. Sie wohnte genau drei Häuserblocks hinter dem Kirchhof, und egal wohin sie ging, sie musste immer an den uralten Gräbern vorbei, von denen viele halb zerstört waren. In ihrer Kindheit hatten sie und ihre Spielkameraden die Oberschenkelknochen und Schienbeine als Schwerter benutzt, um zuerst D Artagnon und später Darth Vader auszurüsten. Als sie in die Pubertät kam und ihre langen, wohlgeformten Beine plötzlich Gegenstand der allgemeinen Bewunderung unter den Erwachsenen wurden, schwor sie sich, dass ihr Oberschenkelknochen niemals als Übungsflorett eines angehenden Fechtkünstlers enden würde.

Der Tag ihrer Flucht war der glücklichste ihres Lebens. Es war nicht das erste Mal, dass sie in den Zug stieg, aber doch das erste Mal mit der Absicht, nicht mehr zurückzukehren. Die Zukunft als Gemüseverpackerin und gelangweilte Ehefrau eines der wenigen jungen Männer, die nicht auf der Suche nach besseren Perspektiven nach Zagreb oder in andere europäische Länder abgewandert waren, ließ sie auf Nimmerwiedersehen hinter sich.

Unterwegs in Richtung Hauptstadt, in Begleitung ihrer Freundin Sonjia, saß Alka eine ganze Weile versunken da und sah zu, wie der Rahmen des Abteilfensters die vertraute Landschaft verschlang. Doch sie verspürte kein Bedauern und keine Nostalgie. In Wahrheit betrachtete sie die Spiegelung ihrer großen blauen Augen und eines Gesichts, das die jugendlichen Rundungen noch nicht gänzlich verloren hatte. Sie konnte nicht wissen, dass die hohen Wangenknochen, die weit auseinander stehenden riesigen Augen, das entschlossene Kinn und die zarte Nase sie zur Greta Garbo unter den spanischen Prostituierten machen würden. Das würde sie erst später erfahren. Für den Moment dachte sie nur, wie unerwartet simpel es doch war, ihr altes Leben hinter sich zu lassen.

Zwei Wochen zuvor hatte Sonjia ihr erzählt, dass sie nach Berlin gehen würde. Ein Unternehmer aus Zagreb eröffnete dort eine Filiale seines erfolgreichen Balkanrestaurants und benötigte ein paar Kellnerinnen, die dem Ambiente etwas Authentizität verliehen. Für Alka war das ein Ruf des Schicksals. Dank ihres Großvaters, eines Uhrmachers und dezidierten Germanophilen - er war ein bedingungsloser Bewunderer der teutonischen Technologie -, sprach sie sogar ein wenig Deutsch. Alkas Mutter verdächtigte die Eltern ihres Schwiegervaters, während der deutschen Besetzung mit den Nationalsozialisten kollaboriert zu haben, wenngleich über dieses Thema nie gesprochen wurde.

Mehrere Tage lang bedrängte Alka ihre Freundin, sie nach Deutschland mitzunehmen, ohne größeren Erfolg. Sonjias Freund, ein ungarischer Einwanderer aus Zagreb, glaubte nicht, dass sie eine weitere Bedienung brauchten, da half es auch nicht, dass Alka vorgab, fließend Deutsch zu sprechen. Erst als sie ihm ein Ganzkörperfoto schickte, auf dem sie ihr Diskokleidchen trug, war er einverstanden, sie mitzunehmen. Mit diesem Aussehen, so seine Begründung, könne sie sich sogar für eine Stelle als Hostess bewerben, die noch viel besser bezahlt sei als der Kellnerjob.

Das Abenteuer endete bereits in einem Alptraum, bevor es überhaupt losging. Am Zagreber Bahnhof wurden sie von Sonjias Freund erwartet, einem gewissen Forkó. Er war von kleiner Statur, hatte schütteres Haar und angenehme Gesichtszüge. Alka fand seine Schmeicheleien etwas übertrieben und die Art, wie er sie musterte, entsetzlich. Doch wie elektrisiert von der Euphorie über ihre soeben gewonnene Freiheit, ignorierte sie alles, was diese hätte trüben können. Nach einem späten Frühstück fuhren sie in Forkós Auto los, einem blauen Peugeot mit bequemen Sitzen, die auf tröstliche Weise neu rochen, was das Mädchen als ein Zeichen des nahenden Wohlstands deutete.

Sie wollten die siebenhundert Kilometer bis Prag an einem Tag zurücklegen und dort bei einem Freund übernachten. Tatsächlich aber fuhren sie nur siebzig. Sie hatten gerade einmal Durmanec hinter sich gelassen, waren von der Grenze also immer noch weit entfernt, als Forkó ihnen mitteilte, dass er noch etwas bei einem Bekannten abholen müsse. Sie fuhren von der Autobahn ab und weiter auf einer Landstraße, dann über einen Schotterweg bis zu einem einsamen alten, ziemlich heruntergekommenen Haus. Beim Aussteigen lud er die Mädchen ein mitzukommen, um sich ein wenig die Beine zu vertreten, etwas zu trinken und auf die Toilette zu gehen.

Drei Männer begrüßten sie mit Umarmungen und Glückwünschen. Mit Forkó unterhielten sie sich in einer Sprache, die sie nicht verstand, vermutlich Griechisch. Der älteste der drei, ein korpulenter Typ um die fünfzig, zog aus seiner Gesäßtasche einen Umschlag und reichte ihn dem Ungarn. Der blätterte kurz durch die Geldscheine, die sich darin befanden, bedankte sich und ging, ohne die beiden Mädchen weiter zu beachten, zur Tür hinaus. Sonjia rief seinen Namen und wollte ihm nachlaufen, doch ein Schlaggegen das Ohr ließ sie zu Boden gehen. Die drei Männer lachten und betrachteten ihr Opfer in Erwartung einerweiteren Reaktion.

Alka stand wie angewurzelt da. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie nie als Kellnerin in einem kroatischen Restaurant in Berlin arbeiten würde. Sie blickte prüfend in die Gesichter der Männer und versuchte, Blickkontakt herzustellen, um ihre Solidarität, ihr Mitgefühl zu wecken. Mit ihren großen, ausdrucksstarken Augen war das bislang immer eine gute Strategie gewesen. Hier half ihr das nicht weiter; drei Krokodile hätten ihr mehr Hoffnung gemacht als diese gleichgültigen, stumpfen Gesichter, die sie angafften.

Jetzt galt die Aufmerksamkeit ihr. Sie war viel hübscher als Sonjia, und die drei betrachteten sie interessiert. Doch es war Habsucht, die aus ihren Gesichtern sprach, nicht so sehr Begierde. Der Älteste, zweifellos der Anführer, kam auf sie zu und befühlte ihre linke Brust, mit der anderen Hand umfasste er ihre Pobacken. Seine Gesten hatten nichts Laszives an sich, sie dienten nur der Überprüfung, so wie ein Koch die Qualität der angelieferten Ware kontrolliert. Mehr aus Angst als aus Verärgerung verpasste Alka ihm eine schallende Ohrfeige. Er lächelte, dann versetzte er ihr einen Hieb in die Magengrube. Ein unsäglicher Schmerz ließ sie zu Boden gehen. Sie krümmte sich, nach Luft ringend, glaubte das Bewusstsein zu verlieren, während sich der stechende Schmerz in die Brust, Leistengegend und in den Unterleib ausbreitete. Einer der Männer zerrte am Reißverschluss ihres Kleides, ein anderer zog ihr mit Gewalt das Höschen aus. Gleichgültig gegenüber den verzweifelten Versuchen des Mädchens, wieder Luft in ihre Lungen zu bekommen, zog einer der Männer sie an den Haaren in eine sitzende Position und riss ihr mit einem Ruck das Kleid vom Leib. Binnen Sekunden war sie nackt. Sie sank wieder zu Boden, während die drei Männer um sie herumschlichen, um ihren Körper aus allen Winkeln zu betrachten. Sie vernahm Gelächter und glaubte ein Abklatschen zu hören, wie es Basketballspieler nach einem gelungenen Korbwurf tun.

Sie nahm an, dass sie sie jetzt vergewaltigen würden, und schwor sich, lieber zu beißen und zu kratzen, und wenn es sie das Leben kosten sollte. Aber die Männer kehrten nur zu ihrer Flasche Wein zurück und schienen sie einfach zu vergessen. Als sie bemerkten, dass sie sich...
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Autor

Jorge Zepeda Patterson (* 1952 in Mazatlán, Sinaloa, Mexiko) ist Schriftsteller, Journalist und einer der führenden politischen Analysten Mexikos. Er studierte Politik und Ökonomie an der Pariser Sorbonne und Sozialwissenschaft in Guadalajara. Er schreibt Kolumnen für die spanische Zeitung El País und ist Chefredakteur der mexikanischen Onlinepublikation Sin Embargo. Zepedas Debütroman "Los Corruptores" war 2013 Finalist des Dashiell-Hammet-Preises. Für "Milena oder der schönste Oberschenkelknochen der Welt" wurde er 2014 als erster mexikanischer Autor mit dem Premio Planeta, dem bedeutenden Literaturpreis der spanischsprechenden Welt ausgezeichnet. 2016 ergänzte er die international erfolgreiche Trilogie um die Gruppe der "Blauen" mit dem Roman "Los Usurpadores". Eine Verfilmung der Trilogie ist in Vorbereitung. Seine Romane sind in mehr als zehn Sprachen übersetzt. Der Elster Verlag präsentiert den Erfolgsautor zum ersten Mal auf Deutsch.