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Tief im Wald

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.05.2019
Alys ist sieben, als die Seelenesser eines nachts in ihr Dorf kommen. Am Morgen danach sind alle Erwachsenen tot. Alys und die anderen Kinder müssen fortan in einem Nachbardorf leben, wo die Menschen gläubig sind und das Biest fürchten, das tief im Wald lebt. Doch das Biest ist nicht das, was es zu sein scheint - ebenso wenig wie Alys. Das Mädchen spürt, dass es in seinem Inneren mit den Seelenessern verbunden ist. Als Alys älter und ihre geheime Gabe stärker wird, sehnt sie sich immer mehr nach der Freiheit jenseits des Dorfes. Da schlägt das Schicksal erneut zu, und Alys macht sich auf die gefährliche Reise in den dunkelsten Teil des Waldes ...

Peternelle van Arsdale arbeitet als Lektorin, und hätte nie gedacht, dass sie selbst ein Buch schreiben würde - bis sie eines Tages eine Idee hatte ... Tief im Wald ist ihr erster Roman. Sie lebt in New York City.
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Produkt

KlappentextAlys ist sieben, als die Seelenesser eines nachts in ihr Dorf kommen. Am Morgen danach sind alle Erwachsenen tot. Alys und die anderen Kinder müssen fortan in einem Nachbardorf leben, wo die Menschen gläubig sind und das Biest fürchten, das tief im Wald lebt. Doch das Biest ist nicht das, was es zu sein scheint - ebenso wenig wie Alys. Das Mädchen spürt, dass es in seinem Inneren mit den Seelenessern verbunden ist. Als Alys älter und ihre geheime Gabe stärker wird, sehnt sie sich immer mehr nach der Freiheit jenseits des Dorfes. Da schlägt das Schicksal erneut zu, und Alys macht sich auf die gefährliche Reise in den dunkelsten Teil des Waldes ...

Peternelle van Arsdale arbeitet als Lektorin, und hätte nie gedacht, dass sie selbst ein Buch schreiben würde - bis sie eines Tages eine Idee hatte ... Tief im Wald ist ihr erster Roman. Sie lebt in New York City.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641237776
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum13.05.2019
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1069 Kbytes
Artikel-Nr.4266940
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Die Geschichte beginnt so

Vor langer Zeit lebten zwei Schwestern. Sie wurden nur Minuten nacheinander geboren, jede mit samtschwarzem Haar auf dem wunderschönen Köpfchen. Die Mutter hatte volle zwei Tage in den Wehen gelegen, und dass sie überhaupt überlebte, glich einem Wunder. Mindestens einmal pro Stunde hatte die Hebamme befürchtet, sie zu verlieren, und die Kinder mit ihr. Aber die Kleinen begrüßten die Welt mit kräftigem Geschrei, und die Mutter weinte vor Erleichterung. Die Hebamme legte ihr die Mädchen in die erschöpften Arme, jedes auf eine Seite. Als der Mutter eines entglitt, fing die Hebamme es auf, gerade noch rechtzeitig, bevor es auf den harten Boden schlug. Damals dankte die Hebamme ihrem Glück noch. Wenige Monate später jedoch wünschte sie, sie hätte das böse Ding einfach fallen lassen.

Aber das war später. In der Zwischenzeit gab es andere Gründe, sich wegen der Kleinen Sorgen zu machen. Gesunde Zwillinge geschenkt zu bekommen, mag wie ein Segen erscheinen, aber in einem Dorf mit halb leeren Speisekammern und trockenen Feldern war die Geburt zweier Mädchen eher ein Grund für Beileidsbekundungen als zum Feiern. Die Dörfler schüttelten die Köpfe und hofften, das Pech der Mutter möge nicht ansteckend sein.

Der Vater wurde bedauert. Gewiss hatte er auf einen Sohn gehofft, auf zwei zusätzliche starke Hände zum Säen und Ernten. Ein Bauer brauchte einen geschickten Sohn, um die Zäune zu reparieren und die Ziegen vor den Wölfen zu beschützen.

Die Mutter wurde von niemandem bedauert. Statt zwei Mädchen zu gebären, hätte sie besser überhaupt keine Kinder in die Welt gesetzt. Manche sagten sogar, es wäre die reine Bosheit seitens der Mutter gewesen. Nur eine ungehorsame Frau könnte so etwas tun.

Die Mutter war schon immer eine stille Frau gewesen, die lieber für sich selbst blieb und, wenn überhaupt, nur in ihrem Kräutergarten gesehen wurde. Der Hof, auf dem sie mit ihrem Mann lebte, lag am weitesten von allen Höfen vom Dorfzentrum entfernt. Niemand kam dort vorbei, wenn er auf dem Weg irgendwohin war. Niemand kam je zum Plaudern. Wer den Hof besuchen wollte, musste absichtlich hingehen. Und diese Absicht hatte niemals jemand.

Von Anfang an fiel der Mutter etwas Interessantes an den Mädchen auf, aber sie erzählte niemandem davon, nicht einmal ihrem Mann. Die beiden glichen sich - sie hatten das gleiche schwarze Haar, die gleichen großen grauen Augen. Sie hatten sogar das gleiche Muttermal, einen mehr oder weniger sternförmigen Fleck auf der Wade. Einen einzigen Unterschied gab es allerdings: Die zwei Minuten ältere Tochter griff nach allem mit der linken Hand, die zwei Minuten jüngere nahm dazu die rechte. Die ältere hatte das Muttermal auf der linken Wade, die jüngere auf der rechten, und ihr Haar lockte sich auf exakt die gleiche Weise, nur in entgegengesetzter Richtung. Sie waren wie Spiegelbilder - gleich und doch nicht gleich.

Zu guten Zeiten, wenn die Ernten reich waren und es Essen im Überfluss gab, hätten derlei Dinge eine Mutter nicht beunruhigt. Doch wenn der Regen ausblieb und auf einen harten Winter ein trockener Sommer folgte, konnte alles, und sei es noch so unbedeutend, Furcht erwecken. Und die Zwillinge erschienen der Mutter seltsam genug, um ihr ein banges Flattern in der Brust zu bescheren.

Die Zwillinge gediehen, doch der Regen blieb aus. Wolken türmten sich auf - und mit ihnen die Hoffnungen der Dörfler. Aber nicht ein einziger Tropfen fiel vom Himmel. Als sich der Sommer dem Ende zuneigte und die Dörfler einen weiteren langen, kargen Winter auf sich zukommen sahen, wurde die Furcht zur Angst und die Angst zu einem Verdacht. Was, so fragten sie sich, hatte sich verändert, seit sie alle noch genug zu essen gehabt hatten?

Ein gesunder Instinkt zur Selbsterhaltung gab der Mutter ein, ihre Zwillinge vor den forschenden Blicken der anderen zu verstecken, und lange Zeit waren sie sicher. Doch dann kam eine Nachbarin mit einem Korb Eier, die sie im Dorf nicht hatte verkaufen können. Die Hühner der Mutter legten selten, und ihr Mann liebte Eier über alles, also nahm sie die Nachbarin mit in die Küche, um sich mit ihr auf den Preis zu einigen.

Die Nachbarin setzte sich an den Tisch und sah sich neugierig um. Nicht ohne Neid bemerkte sie den sauberen Boden, die weiße Schürze der Mutter und die prallen Wangen der Zwillinge. Sie waren kaum ein Jahr alt, und doch konnten sie schon laufen und plapperten allerlei Unsinn. Die Nachbarin sah, wie die ältere immer die linke Hand benutzte und die jüngere die rechte. Dann bemerkte sie die sternförmigen Muttermale an den wohlgeformten Waden. Ein Erkennen kitzelte ihren Nacken und verfestigte sich hinter ihrer Stirn. Dieses Muttermal war etwas anderes - etwas ganz anderes.

Die Nachbarin ging nicht sofort nach Hause, sondern zuerst zum Schmied, der sich gerade über den Zaun hinweg mit dem Wirt unterhielt. Nur wenige Minuten später kam die Frau des Hochältesten vorbei und konnte gar nicht anders, als das Gespräch zu belauschen. Normalerweise tat sie so etwas zwar nicht, aber dies hier waren wichtige Neuigkeiten: Eine Nachbarin hatte herausgefunden, was sich seit dem letzten Jahr im Dorf verändert hatte! Zwei spiegelbildliche Kinder waren geboren worden, und beide trugen das sternförmige Muttermal der Bestie - des Bösen, das den Regen abhielt.

Der Vater war eben erst von der Feldarbeit zurückgekehrt und setzte sich, um mit der Mutter zu Abend zu essen, da wurde das Mahl von einem lauten Klopfen an der Tür unterbrochen. Tatsächlich hatten die beiden das Dutzend Dorfbewohner schon lange vorher die Straße entlangkommen hören. Der Vater hatte seiner Frau einen fragenden Blick zugeworfen und dann zum Vorderfenster hinaus in die sommerliche Dämmerung geblickt. Ein Murmeln hatte sich über das Zirpen der Grillen erhoben. Die Mutter hatte schon zur Tür gehen wollen, doch der Vater hielt sie an der Schulter zurück. Dann warteten sie gemeinsam. Schritte scharrten über den Weg. Ein Zweierrhythmus löste sich von den anderen, und kurz darauf ertönte das Klopfen.

Der Vater ging zur Tür und hörte sich an, was die Dörfler zu sagen hatten. Sie sprachen recht vernünftig und gaben ihm keine Schuld, so sagten sie. Die Dürre war ganz offensichtlich das Werk einer Hexe und er ihr unschuldiges Opfer, so glaubten sie. Immerhin war es ganz gewiss nicht sein Wunsch gewesen, eine Tochter zu bekommen, geschweige denn zwei, die obendrein das Zeichen der Bestie trugen. Ganz bestimmt, so sagten sie, war seine Frau eine Hexe - und dann mussten die Zwillinge das Ergebnis ihres schändlichen Zusammenseins mit ihr sein. Der Bestie. Sie ließen dem Vater die Wahl: Er konnte die Hexe und die Kinder verbannen oder sich mit ihnen zusammen in die Verbannung begeben. Bei Anbruch des nächsten Tages würden sie wiederkommen, um seine Entscheidung zu hören.

Im ersten Augenblick war der Vater erleichtert. Die Dörfler hatten nichts davon gesagt, seine Frau und die Töchter zu verbrennen, totzuschlagen oder zu ertränken. Sein nächster Gedanke war schon düsterer: Wenn er gemeinsam mit ihnen in die Verbannung ging, würden sie alle hungern. Kein anderes Dorf würde sie aufnehmen, und er selbst hatte nicht die Mittel, um sie durch den Winter zu bringen - nicht ohne seinen Hof. Es wäre ein langsamerer Tod als das Verbrennen, auf seine Art aber noch schmerzvoller.

Als die Dörfler wieder fort waren, sagte der Vater zu seiner Frau, es gebe nur eines zu tun: Sie und die Mädchen mussten gehen. Sie sollten in den Wald, in dem - wie es hieß - alte, ruchlose Wesen hausten. Der Vater glaubte zwar nicht an solchen Unsinn, die aufgebrachten Nachbarn allerdings schon, und das bedeutete, dass sie ihnen nicht in den Wald folgen würden. Er versicherte seiner Frau, sie schon in wenigen Tagen zu besuchen. Er würde ihnen eine Hütte bauen und danach regelmäßig zu ihnen kommen, um ihnen Essen und Feuerholz zu bringen, bis seine Frau und die Kinder zurückkehren konnten. Mit etwas Glück, so sagte er, würde es schon lange vor dem ersten Frost Regen geben, die Nachbarn würden ihren Fehler dann einsehen und alles wäre vergessen.

Im Morgengrauen des nächsten Tages beobachteten die Dorfbewohner, wie der Vater seine Frau und die Töchter an den Rand der großen Wildnis begleitete. Die Schultern der Mutter waren gebeugt, denn sie schleppte so viel Essen und Kleidung mit sich, wie sie nur konnte, außerdem ein scharfes Messer und eine Axt. Die Hühner blieben auf dem Hof, doch führte sie eine Ziege an einem langen Seil. Der Vater wagte nicht, seine Frau oder die Kinder zum Abschied zu küssen. Er drehte ihnen den Rücken zu, als sie den Wald betraten, und einer der Dörfler schnappte laut nach Luft - später schwor er, er habe Mutter, Zwillinge und die Ziege direkt vor seinen Augen verschwinden sehen.

Im Wald war es sehr dunkel.

Die Mutter verbrachte die ersten Tage und Nächte in stiller Angst. Für Kleinkinder waren die Zwillinge bemerkenswert ruhig und folgsam, sie schienen zu spüren, dass jetzt nicht der Zeitpunkt war, um zu weinen und zu betteln. Die Mutter fand eine trockene Höhle, machte ein Feuer und schloss während der Nacht kein einziges Mal die Augen. Die Mädchen schliefen, während draußen die Wölfe heulten. Die Ziege schlief nicht.

Am fünften Tag, gerade als die Mutter schon die Hoffnung aufgegeben hatte, kam der Vater, schwer bepackt mit Nägeln und Vorräten. Der Rauch des Kochfeuers hatte ihm den Weg gewiesen. Vor dem Höhleneingang baute er ihnen eine zugige Hütte, danach sagte er zu seiner Frau, er müsse nun zurück zum Hof.

Aus Angst vor den Wölfen blieb die Mutter mit ihren Töchtern und der Ziege dauernd in der...

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Peternelle van Arsdale arbeitet als Lektorin, und hätte nie gedacht, dass sie selbst ein Buch schreiben würde - bis sie eines Tages eine Idee hatte ... Tief im Wald ist ihr erster Roman. Sie lebt in New York City.